Stardust 6- "Whistlers Weg"

Rüdiger Schäfer

Rüdiger Schäfer bildet mit seinem Doppelroman die Mitte, aber nicht den Mittelpunkt der „Stardust“ Serie ab.

Als erstes müssen Rhodan und Tinga in einer eher theatralischen Szene gerettet werden. Whistler erscheint den Jaroc und hebt die Beiden mit einer leuchtenden Sphäre in die Höhe, so dass sie unangreifbar sind. Anschließend offenbart er sich ihnen in einer Kombination aus Rückblicken und Vorausschauen. Zu den Rückblicken gehört, dass er im Gegensatz zu Anthur TALINs Bote ist. In einem der wenigen, die Schwäche der augenblicklich erscheinenden Perry Rhodan  Produkte gut darstellenden Dialoge greift Rhodan sichtlich genervt und damit vielen Lesern aus dem Gewissen sprechend Whistler an. Dieser redet eher um den heißen Brei herum, schiebt Antworten auf und verweist auf die höheren, im Hintergrund operierenden Mächte. Aber damit hat es sich auch schon. Wenige Seiten später verfällt das Expose in die üblichen Mechanismen zurück. Schon die Grundidee, dass wieder Superintelligenzen und ihre Helfershelfer auch im STARDUST System agieren ist im Grunde eine Enttäuschung. In der Erstauflage haben die Autoren mit mehr Not und Mühe als inhaltlicher Eleganz diese Klippen noch umschiffen können, in der vorliegenden Miniserie zeigt sich, dass die Einfaltslosigkeit und vor allem der Rückgriff auf bewährte Handlungsmuster im Vordergrund steht. Es ist schade, dass Klaus N. Frick den Verlag und wahrscheinlich sich selbst nicht überzeugen konnte, eine innovative Perry Rhodan Serie zu initiieren, die niveautechnisch allerdings über dem „Perry Rhodan Action“ Fehlgriff steht.

Da Perry Rhodan ein Mann ist, der überzeugt werden muss – kommt reichlich spät angesichts der bisherigen Ereignisse -, bleibt nur ein zweites immer wieder gerne eingesetztes Mittel. Die Rückblende aus der persönlichen Sicht eines betroffenen. Whistler berichtet ihm also, was ihm seit dem Verlust des menschlichen Körpers und seinem Verschwinden widerfahren ist.  Der Zustand eines „Körperlosen“ zieht Whistler mehr und mehr in Mitleidenschaft. Er fürchtet sich, durch den Robotkörper sich von seinen Mitmenschen zu entfremden. Diesen inneren Konflikt beschreibt Rüdiger Schäfer sehr authentisch und emotional auch überzeugend. Whistler beschließt, mit einem Gleiter aufs Meer hinaus zu fliegen und seinem Leben ein Ende zu setzen. Es erscheint ein goldener Funkenregen und Whistler findet sich in einem neutralen Raum wieder. Allerdings nicht mehr in einem Roboterkörper, sondern als dreißigjähriger gesunder Mensch. Ein alter Mann mit einem weißen Bart – mehr Symbolik geht wohl nicht – tritt vor ihn, stellt sich als TALIN vor und bittet Whistler um Hilfe. Anscheinend schläft ein Teil seiner Entität noch und nur in den immateriellen Städten kann sich TALIN gänzlich regenerieren. Whistler soll die drei beschädigten Stätten reparieren und erhält dafür ein Angebot, dass er im Grunde nicht mehr ablehnen kann. 

Während sich TALIN in der Gegenwart eher umständlich an den einzigen in Frage kommenden Unsterblichen wendet – die mentale Sperre kann nur von einem Zellaktivatorträger  aufgehoben werden – ist die Zwangsverpflichtung von Whistler zumindest folgerichtig. Nicht umsonst haben die Whistler sein Generationen ein technisches Händchen. Der nächste Schritt ist also folgerichtig und Rüdiger Schäfer präsentiert diese Szenen im Vergleich zu den voran gegangenen Längen der Miniserie ausgesprochen kompakt und bodenständig pragmatisch. Nur übernimmt er einen Fehler. Whistler hat Perry Rhodan nicht kontaktiert. Es sei denn, die Idee, dass Anthur Rhodan unwissend hinsichtlich der verschiedenen Verbindungen in die Felsennadel locken sollte, damit Whistler dann auf Umwegen Kontakt aufnehmen könnte, wäre Teil eines Plans, den ohne Frage niemand richtig versteht. Es spielt auch keine Rolle. Whistler und Rhodan können das Rätsel/ die Problematik nur zusammen lösen. Das sie dazu aber durch den ausgeschickten Yashildag in die Vergangenheit reisen müssen ist genauso widersprüchlich wie das Ausschicken Rhodans zu der sich plötzlich siebzigtausend Lichtjahre entfernt materialisierenden immateriellen Stadt. Das Rhodan sich in Feindesgebiet in Gefahr bringt, dass Whistler plötzlich unter fadenscheinigen Gründen nicht mehr mitfliegen kann und der Roman mit einem Cliffhangar endet, entwertet die anfänglich solide Leistung Rüdiger Schäfers deutlich. Zwei andere Aspekte ragen ebenfalls negativ heraus. Inzwischen haben die Autoren nur noch wenig Zeitgefühl. Manches dauert zwanzig Jahre, dann haben sie nur drei Tage Zeit, um eine Situation aufzulösen. Die Entfernungen sind gigantisch und das Stardust System ist inzwischen geographisch in Vergessenheit geraten. In einem Teil des Romans wird ausführlich über die vergangenen Ereignisse berichtet und jeglicher Druck spannungstechnisch negiert, in der zweiten Hälfte muss alles schnell gehen. Diese differenzierte, teilweise chaotische Struktur der Serie drückt neben dem umständlichen, wieder die alten Klischees bedienenden Plot auf die Spannung, so dass Rüdiger Schäfer quasi die Längen insbesondere der beiden letzten beiden Stardust Romane teilweise ausgleicht und dann wieder nach der Hälfte des Weges ausdehnt.  

 


 


 
 

 

Pabel- Verlag, 64 Seiten, Heftroman

Erschienen September 2014

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