Perry Rhodan Stardust 12- TALIN erwacht

uwe Anton

 Exposeautor Uwe Anton bringt die zwölfteilige Miniserie leider nicht einmal zu einem versöhnlichen Abschluss. Entgegen der Ankündigungen, das STARDUST System dem Leser näher zu bringen, konzentrieren sich die zwölft Heftromane wieder auf eine Auseinandersetzung mit einer Superintelligenz inklusiv einiger Raumschlachten mit im Grunde nicht besiegbaren Feinden, einigen wenigen  Emotionen und Aktionen, die bei logischer wie konsequenter Ausführung die grundlegende Bedrohung im Keim erstickt hätten. 

Schon der Anfang des Romans ist eine typische Variation bekannter Prämissen der Rhodan- Reaktion, die anscheinend das grundlegende Exposekonzept Uwe Antons aus der Erstauflage nur wenig variiert übernommen haben. Natürlich übersteht im Gegensatz zu Anthur Eritrea Kush die Explosion, weil sie selbstverständlich in weiser Voraussicht einen besonders gesicherten Quarantäne- SERUN getragen hat, der extra für diese Herausforderungen gebaut worden ist. Natürlich leidet sie weiterhin an dem HMI Virus und zumindest in der Theorie wäre es an der Zeit, diese anfänglich sympathisch charakterisierte Figur sterben zu lassen. Aber es kommt anders. Trotz der wiederholten Betonung ihrer ablaufenden Uhr wird dieses Mal mittels Experimenten am Gefangenen Jaroc ein Gegenmittel am Ende gefunden, das nicht alle Menschen retten kann, aber Eritrea Kush heilt und verjüngt. Wenn sie am Ende noch eine Nacht bei und vielleicht mit Perry Rhodan verbringen darf, wird die niemals wirklich komplexe oder glaubwürdige Beziehung auf einem gemeinsamen Nenner abgeschlossen. Wie das ambivalente Verhältnis zwischen Eritrea Kush und Perry Rhodan ist auch die Beziehung zu ihrem Sohn eine Art Stimmungsbachometer. In den ersten beiden Heften hat sie mit Perry Rhodan gegen jegliche Sicherheitsvorschriften verstoßen, um ihn zu suchen und retten.  Jetzt will Anthur sie töten und der Leser wird an keiner Stelle wirklich berührt. Vielleicht kann man fairerweise der Nachwuchsgarde, die in einigen Romanen solide aber selten überdurchschnittlich gearbeitet hat, in emotionaler Hinsicht noch Nachholpotential bescheinigen, aber Uwe Anton als Autor des ersten und letzten Romans hätte in dieser Hinsicht mehr präsentieren können und müssen.  Dagegen hat Anthur auf seinem klischeehaften Weg zum Größenwahn immer wieder hinsichtlich seiner Abstammung geschwiegen. Da auf der Kush Handlungsebene keine Zweifel geheckt worden sind, wirkt dieses Verhalten ein wenig albern bis langweilig. Vor allem ist es nicht notwendig, da die persönliche Beziehung zwischen Anthur und Kush für die eigentliche Handlung keine Rolle spielt. Allerhöchstens in dem Augenblick, in dem er sich mit seiner Mutter in die Luft sprengen möchte. Perry Rhodan in normaler Form wäre in dieser aussichtslosen Situation als potentielles Opfer sehr viel effektiver gewesen. Aber die Serie hätte wie "Neo" auf Perry Rhodan verzichten können. Vielleicht wäre sie dann sogar spannender gewesen, denn eine Nebenfigur kann sterben oder sich wie mehrfach in der Miniserie auch geschehen für das Wohl der Übrigen opfern. Perry Rhodan hetzt mit dem Leser anfänglich in einer fast peinlichen Art und Weise Anthur hinterher, nachdem er auf einem unglaublich komplizierten und dem Zufall geschuldeten Weg Anthur den Eintritt unter die STARDUST Felsennadel ermöglicht hat. In der zweiten Hälfte versucht Perry Rhodan bis zu seiner einzigen aktiven Aktion in der ganzen Miniserie im vorliegenden letzten Band das Zepter in die Hand zu nehmen. Der Logik folgend hätte er sich irgendwann fragen müssen, warum erstens die Geschehnisse natürlich in dem Augenblick abzulaufen beginnen, in dem der im STARDUST System weilt und zweitens, warum insbesondere Whistler nicht viel früher ohne unzählige Menschen und Welten zu opfern die Bedrohung beseitigt hat. 

Viel schlimmer ist, das der vorliegende Roman eher wie ein Expose wirkt. Neben der unglücklichen Struktur mit einer rückblickend wichtigen, aber langweiligen Nebenhandlung sind es die ablaufenden Ereignisse, die den Leser verärgern. Die Amböbenraumschiffe waren anfänglich unbesiegbar wie exotisch fremdartig. Durch die Übernahme der Kontrollnetze haben die Menschen schon in den letzten Heftromanen einen unglaubwürdigen Vorteil gewonnen. Wie in "Mission Farpoint" ist die Basis auf dem Planeten nicht das, was sie zu sein scheint. Sondern eine natürlich mächtige Entität, die in einem dramatisch überzeichneten Moment der Handlung der Menschheit endgültig zeigt, wie die Superintelligenzenhammer hängen. Am Ende werden Perry Rhodan und seine intelligenten Helfer natürlich nicht verraten, so dass der unbesiegbare Feind am eigenen Ego scheitert. Die Amöbenraumer werden in Lebenssporen umgewandelt, die leider nicht mehr die Stimmung dieser Miniserie heben. Zumindest wird ihnen das Schicksal erspart, noch einmal in der Erstauflage vertreten zu sein. Perry Rhodan erhält gegen Übergabe eines der beiden in dem System versteckten Zellaktivatoren eine Beförderung. Ein weiterer Schurke fühlt sich betrogen und stirbt schließlich eher an der Handlung denn gebrochenem Herzen. 

Es ist unglaublich, wie schlecht Uwe Anton und sein Team das STARDUST System behandeln und nicht den Mut haben, einmal handlungstechnisch etwas Neues oder wenigstens Originelles zu präsentieren. Stattdessen kaut Uwe Anton seine Exposes der alten Serie zwischen 2500 und 2599 wieder. Bedenkt man, dass insbesondere Christian Montillon und Wim Vandemaan der Perry Rhodan Serie mit ihren Exposes ein neues, stärkeres und die Vergangenheit außerhalb der Superintelligenzen respektierendes Gesicht geben wollen, ist dieser Rückfall in eine der schwächsten Phasen der Perry Rhodan Serie nicht entschuldbar. Die ursprünglichen Expose hätten aufgrund des Todes von Robert Feldhoff und der schnelle Übernahme dieser Aufgabe durch Uwe Anton noch verziehen oder zumindest entschuldigt werden können, aber wenn Uwe Anton sie auf eine derartig freche Art und Weise mit sich gegenseitig beseitigenden, im Grunde eindimensionalen und langweiligen Schurken recycelt, dann muss er gegen alle Logik von seiner damaligen Arbeit überzeugt gewesen sein. Schlimm ist, dass die Autoren selbst über zwölf Hefte es nicht geschafft haben, eine spannende und intensive Geschichte zu erzählen. Schon ab dem zweiten Roman kommt Langeweile auf, die leider aufgrund der Anhäufung von bekannten Situationen und viel schlimmer den schon mehrfach angesprochenen logischen Fehlern sowie auf der Schurkenseite antiquierten Klischees kein Zufall sind, sondern leider Methode. Viele interessante Ansätze aus der ersten Erwähnung der STARDUST Siedler im Vergleich zum Superintelligenzentheater mit den die Menschen entweder liebenden oder hassenden Über- Ichs, die sonst nicht viel zu tun haben, hätten einfach nur extrapoliert oder vielleicht variiert werden müssen, um den Leser Zufrieden zu stellen und/ oder vielleicht neue Leser anzulocken. Es ist schade, dass dieses Potential durch Uwe Antons lustloses Expose nicht nur verschenkt, sondern das STARDUST System im Grunde verbrannt worden ist.       

 

Perry Rhodan Heftroman 64 Seiten

Erschienen November 2014

Pabel Verlag

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