Cotton Reloaded 29 "Heimkehr in den Tod"

Peter Mennigen

Peter Mennigen hat mit „Heimkehr in den Tod“  wieder einen seiner inzwischen typischen, nicht gänzlich befriedigenden „Cotton Reloaded“ geschrieben.  Während der Kriminalplot aufgrund der stereotypen Struktur – alles deutet in eine Richtung, also muss es natürlich anders sein – und vor allem des zu abrupten Endes inklusiv des auf den ersten Blick dramaturgisch geschickt platzierten, aber später spielenden Prologs eher durchschnittlich daher kommt, konzentriert sich Peter Mennigen positiv und dem Trend seiner letzten Romane folgend auf das Innenverhältnis zwischen Decker und Cotton, bereichert um einen weiteren Blick in Jeremiah Cottons Vergangenheit.

Während die ersten Romane den 11. September und den Verlust der Familie in den Mittelpunkt der Geschichte gerückt haben, geht Peter Mennigen jetzt in die Zeit der Halbstarken zurück, als Cotton in seinem Heimatort Grinell – Iowa – nicht nur ein zerbrochenes Herz erleidet, sondern seine stoische und fatalistische Entschlossenheit in jungen Jahren ausprobiert.  Cotton wird zur Beerdigung seines alten Schulfreundes Alan „Blacky“ Colbert von dessen Witwe eingeladen. Colbert und Cotton sind – wie es so schön heißt – als Freunde untrennbar gewesen, bis sich die erste große Liebe Peggy Lee gegen Cotton und für Colbert entschieden hat.  Colbert ist Zeit seines Lebens ein Kleinkrimineller gewesen, der mit dem Handeln von Dealerwaren, Einbrüchen oder Autodiebstählen sich über Wasser gehalten hat. Er ist Mitglied einer kleinen Gang, die immer wieder zwischen Freiheit und Gefängnis hin und her pendelnd früher den Ort mehr als heute tyrannisiert haben. Natürlich ist Colbert bei einem geheimnisvollen Autounfall ums Leben kommen. Vielleicht auf der Spur zum ganz großen Ding? Peggy Lee macht Cotton zumindest schöne Augen, während dieser seine alten Wunden nicht wieder aufgerissen haben möchte. Cotton macht sich auf eigene Faust auf, den Tod seines ehemaligen Freundes zu untersuchen.

Spätestens mit Deckers Auftreten in der kleinen Siedlung – der Leser kann dem Prolog entnehmen, dass sie nachreisen muss – ändert sich die Personenkonstellation. Weniger eifersüchtig auf Peggy Lee als neugierig sieht sie eine gänzlich andere Seite ihrer Draufgänger Kollegen, der aus einer eher unbegründeten schweren Kindheit kommend den Weg auf die richtige Seite des Gesetzes geschafft hat. Zum ersten Mal äußert sich Decker natürlich einer Frau gegenüber, dass sie Sympathien wie Erdbeerkuchen für Cotton hat, während dieser nicht mehr wissen möchte, warum sich Peggy Lee für Colbert, aber gegen Cotton vor so vielen Jahren entschieden hat.  Die Dialoge sind insbesondere zwischen Cotton und Decker weiterhin pointiert bis doppeldeutig. Im Verhältnis zwischen Peggy Lee und Cotton kommt nicht unbedingt die notwendige Wärme auf und Cottons Herzensleid muss eher erläutert als gefühlt werden, aber das Dreiecksverhältnis ist die größte Stärke des vorliegenden Romans.

Zum eigentlichen Plot. Bis auf die Auseinandersetzung mit den ehemaligen Freunden Cottons deutet zu viel darauf hin, dass diese wilden Kerle nichts mit dem Tod Colberts – zu gut geplant – zu tun haben könnten und das Bombenattentat auf Cottons Wagen wirkt auch zu glatt für ihre eher hinterwäldlerischen Fähigkeiten im Bereich des Schnapsbrennens. Auch ein wenig konstruiert erscheint, dass ausgerechnet ein psychopathisches Pärchen Cotton den Wagen mit den entsprechenden Folgen stiehlt. Da Verdächtige in den meisten „Cotton Reloaded“ Romanen schon am Platz sein müssen, bleibt nur einer im Grunde übrig. Auch dessen Motiv lässt sich zwischen den Zeilen relativ schnell ablesen, so dass der Showdown keine nachhaltige Überraschung mehr darstellt, aber actiontechnisch ein solides Gegengewicht zum Prolog bildet. Selbst die Auflösung dieser dramatischen Szene geht im eigentlichen Textabschnitt relativ glatt, so dass nachhaltig keine echte Spannung aufgebaut werden kann.

In erster Linie ein aus „historischer“ Sicht lesenswerter, inhaltlich eher durchschnittlicher „Cotton Reloaded“, der sich aufgrund von Peter Mennigens Stärke auf der Dialogebene sehr flüssig lesen lässt. 

 

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 2460 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 104 Seiten
  • Verlag: Bastei Entertainment (12. Februar 2015)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B00S55ZBHY
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