Perry Rhodan Planetenroman 45/ 46 "Die Fischer des Universums"/"Ein Teil der Ewigkeit"

Perry Rhodan Planetenroman 45/46, H.G. Ewers, Rezension, Titelbild
H.G. Ewers

In seinen durchaus im Vorwege zu lesenden Nachwörtern zu den beiden hier zusammengefassten H.G. Ewers Romanen geht Rainer Nagel  nicht nur auf die lange schriftstellerische Kariere es Autoren ein, sondern befasst sich im zweiten Teil  mit dessen zahlreichen, sehr beliebten wie skurrilen Schöpfungen. Die beiden Abenteuer der LANCET mit den Fischern des Universums dagegen ragen nicht nur wegen ihrer kosmopolitischen Bedeutung, sondern dem eher von STAR TREK bekannten Sendungsbewusstsein selbst aus Ewers umfangreichen Schaffen deutlich heraus.

Der Ausgangspunkt ist dagegen klassisches Perry Rhodan Material. Während das zweite Abenteuer des LANCET „Ein Teil der Ewigkeit“ wie Rainer Nagel herausarbeitet Millimeter auch mit den bekannten Figuren wie Ras Tschubai oder Perry Rhodan in die laufende Serie eingearbeitet worden ist, konnte H.G. Ewers gleich zu Beginn mit „Die Fischer der Universums“    deutlich freier agieren. Wie auch das im vorangegangenen Doppelband von Hans Kneifel  den zukünftigen „Goldenen“ begegnende Superwesen verfügt Ewers mit seinen Fischern über eine Art Überintelligenz, die basierend auf einigen Pulpideen der Goldenen Ära der Science Fiction erst in erster Linie von den Menschen friedlich von ihrem Irrglauben abgebracht und zum Respekt auch gegenüber niederen Lebensformen aufgefordert werden muss. In Kombination mit der Perry Rhodan Chronik wäre es vielleicht auch sinnvoll, die inhaltlichen Übereinstimmungen dieser Geschichten mit der vor allem in den USA laufenden Raumschiff Enterprise Serie abzugleichen, da einige Idee anscheinend zeitgleich auf beiden Seiten des Atlantiks entwickelt und extrapoliert worden sind.

Zu Beginn spielt Ewers mit den Ideen dieser Machowelt.  Das private Forschungsschiff LANCET unter dem Kommando Aissa Bhugol will auf einem Erkundungsflug nahe des Perseus- Arms   die „Lücken“ der normalen vom Solaren Imperium betriebenen Forschung  schließen. Widerwillig nimmt er die Exo- Biologin Anna Pastuchaja mit an Bord. Alleine ihre Einstellung zeigt Ewers Wurzeln in der ehemaligen DDR, da er sich mit russischen Nachnamen auskennt und seine fiktive, aber bunt gemischte Crew diese Unwissenheit spüren lässt. Im Verlaufe des kurzweilig zu lesenden Romans schenkt er jedem Besatzungsmitglied ein oder zwei Szenen des Ruhms. Nach dem Ende der Linearetappe landen sie in der Nähe eines unbekannten Planeten. Genauere Ortungen ergeben, dass sich die LANCET und der Planet  mit 10- millionenfacher Lichtgeschwindigkeit bewegen und in 36 Stunden die LANCET so weit aus der Milchstraße getragen worden ist, dass eine Rückkehr aus eigener Kraft nicht mehr möglich ist.  Damit sind die Protagonisten schon einmal unter Druck. Auf dem Planeten hat sich eine durchaus hochstehende Zivilisation entwickelt, die über moderne Technik verfügt.  An Bord des gelandeten Raumschiffs werden Lebensmittel gestohlen.

Ins Absurde gleitet die Handlung ab, wenn Anna Pastuchaja einem Gnom an Bord des Raumschiffes begegnet, der in Interkosmos und ist der Ansicht, dass die Terraner für die Blockade von bestimmten Impulsen verantwortlich sind. Es sind diese kleinen Missverständnisse, aus denen H.G. Ewers heraus seine Handlungsverläufe so gut entwickelt.   Die Gesellschaft der Thutas mit ihren abnormen Körpern – sie sind groß und fett – sowie dem Frauenmangel ist eine ideale Spielwiese für Ewers.  Die Thutas leiden dabei nicht nur unter dem Männerüberschuss, sondern auch durch die Tatsache, dass ihr Planet im Rahmen der Raumblase von den unbekannten Kräften aus der Bahn gerissen worden ist. Die LANCET macht sich auf die Suche nach den Ursachen. 

Am Ende entwickelt wie eingangs erwähnt Ewers nicht nur mit den Fischern des Universums diese überlegende Lebensform, sondern auch die Idee der Spielzeugstadt für ein übergeordnetes Wesen weiter. Die Handlung verläuft sehr rasant, wobei Ewers eher auf eine innere Spannung mit immer neuen Fakten baut als Konflikte gar mit militärischer Gewalt zu lösen.  Die Terraner dienen ihm trotz oder vielleicht auch wegen ihrer verzweifelten Situation als klassische Kommunikatoren.  Wie Algis Budrys oder Alfred Bester überspannt Ewers aber auch den Bogen. Auf der Methanwelt wird zum Beispiel der Sendbote- ein Extra geschaffener Androind – mehrfach zerstört, bis schließlich der Kontakt zur lokalen Rasse den Uum hergestellt wird. Die Auflösung ist konsequent, wobei einige Terraner sich zu opfern bereit sind. Am Ende zeigt Ewers, wie überlegen die eine Rasse ist. Aus heutiger Sicht ist es keine gänzlich neue Idee, aber die Ausführung und vor allem die Komplexität der Handlung überrascht rückblickend.

In der Fortsetzung „Ein Teil der Ewigkeit“ nimmt H.G. Ewers nicht nur viele Grundideen seines ersten Bandes auf, sondern zieht die bislang eher passiven und ausschließlich sammelnden Fischer mehr in den Mittelpunkt der Handlung.  Vielleicht wäre der ganze Roman noch effektiver gewesen, wenn sich Ewers wie im ersten Teil auf von ihm erschaffene Nebenfiguren konzentriert hätte. Spätestens mit dem Auftauchen von Perry Rhodan oder Ras Tschubai werden die spärlichen Gefahrenmomente angesichts der komplexen Überlegenheit der Fischer relativiert.   Wieder werden verschiedene Schauplätze des ersten Romans besucht, wobei sich jetzt unter der verbliebenen Crew der LANCET eher Misstrauen aufbaut.  Zum Teil hängt es damit zusammen, dass der Sucher sich nicht mehr um das Wohlergehen des „eingefangenen“ Planeten kümmert und Stürme in der Atmosphäre gefährlich werden.  Später finden sie heraus, dass dieser allmächtige Sucher auch so etwas wie Angst oder Verwirrung empfinden kann. Diese komplexen Kommunikationen fasst Ewers ausgesprochen gut und lesenswert, wenn auch aus menschlicher Sicht auch ein wenig zu belehrend zusammen.  Später taucht Rhodan zusammen mit einer Handvoll Mutanten dank der Nutzung eines violetten Energierings gleichzeitig mit einem Teil der LANCET Crew in einem bizarren Wald auf. Tatsächlich wird der Sucher von einem fremden Raumschiff bedroht. Die Lösung mit dem Teleporter Ras Tschubai und einer Arkonbombe widerspricht dem bisherigen pazifistischen Verlauf dieses Doppelbandes.  Auch in einem weiteren wichtigen, die bisherigen Verletzungen der Raumdimensionen korrigierenden Vorgang wieder mit dem teleportierenden Ras  Tschubai macht es sich H.G. Ewers zu leicht. Kritisch gesprochen verlagert der Autor jegliche Verantwortung von seinen bisher dreidimensionalen Charakteren ohne Not auf die bekannten Handlungsträger.  So werden teilweise vom vermutenden Perry Rhodan in einer Art Nachgang den Mitgliedern der LANCET die Zusammenhänge erklärt.    In einer Art Happy End greift der inzwischen reformierte Sucher positiv in den Handlungsverlauf ein und setzt die inzwischen gereiften Protagonisten quasi auf gute Ausgangspunkte. Das ist zwar konsequent und schließt das Kapitel um die LANCET zufriedenstellend ab, aber gerade angesichts des Potentials des Suchers, die verschiedenen Wesen von den gnomenhaften Thutas bis zu den UUMs wirkt diese Relativierung des komplexen Kosmos  auch ein wenig zu glatt.  

Zusammengefasst zeigen aber die zahlreichen fremden Rassen, die Ewers in einem sehr bizarren Kosmos immer mit Spitzen gegen die menschliche Gesellschaft wie den Frauenmangel erschaffen hat, die überfließende Phantasie des Autoren. Die Dialoge sind doppeldeutig und pointiert. Die Beschreibungen dreidimensional, aber trotzdem nicht ausufernd.  Obwohl die grundlegende Idee des Missverständnisses und der Missachtung dem Schwächeren gegenüber zeitlos ist, hat sie Ewers in diesen beiden vor allem für die Frühzeit der Perry Rhodan Serie ungewöhnlichen Werken nicht nur originell erzählt, sondern farbenprächtig extrapoliert. Weil der Fischer nicht zu Ewers bekannteren Schöpfungen zählt, ist diese Neuveröffentlichung doppelt wertvoll.

Zaubermond Verlag

www.zaubermond.de

Paperback, 345 Seiten

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