Perry Rhodan Neo 111 - Seid ihr wahres Leben ?

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Oliver Fröhlich

Oliver Fröhlich beginnt mit „Seid ihr wahres Leben? “ den Minizyklus um die Posbis. Wieder muss dem Neueinsteiger klar sein, dass es im „Neo“ Universum keine Zyklentrennung mehr gibt und die Handlung unmittelbar an den letzten Taschenband anschließt. Nur runde Nummern wie Ausgabe 50 oder 100 stellen einen zumindest kleinen Bruch in der fortlaufenden Handlung da. Der Staffelstab wird gleich übernommen, so dass auf zwei Handlungsebenen einmal die Suche nach der Unsterblichkeit vorangetrieben, bzw. die Crest nach der Begegnung mit den Posbis weiter in die Tiefen des Alls vordringen kann.

Deutlich mehr als in den letzten Taschenheften steht Eric Leyden mit seinen Leuten im Vordergrund. Sie untersuchen auf dem Trapeza Planeten Sede einen Gebäudekomplex, in dem sich die Kontrollstation des Sonnentransmitters befindet.  Oliver Fröhlich orientiert sich dabei ein wenig an den Indiana Jones Abenteuern. Ein wenig Ausprobieren, ein wenig Anschauen, möglichst wenig anfassen und schließlich viel philosophieren. Das Ganze ist nur leidlich spannend, aber zumindest landen sie in einem Saal mit einem Wassertropfenkugelraumer, welcher ein Dienstraumer der Sternenbotschafterin sein. Eine Graphik zeigt ihnen, wie der ebenfalls zur Verfügung gestellte Transmitter funktionieren könnte. Sie landen schließlich in einem Zweisonnensystem mit einem einzigen tropischen wie unbewohnten Planeten.  Kaum dort gelandet, kann sich auch Tiure an verschiedene Sachen erinnern. Oliver Fröhlich geht mit dieser kurzen Rückblende auf Punkte aus der alten Serie wie dem Physiotron und dem Pulsschwinger ein, die unter anderen Namen ja auch in der Erstauflage bekannt sind. Die Zerstörung des Physiotrons durch Zeitbomben wirkt allerdings aufgesetzt. Anscheinend holen die Autoren jetzt ein Waffenarsenal aus dem Schrank, für das die „Neo“ Serie eher unvorbereitet erscheint. Vor allem sollen Zeitfrakturen sowie Störungen im normalen Zeitablauf verursacht werden, ohne dass der Autor wirklich auf diese Idee eingeht- er schmeißt ordentlich mit Begriffen um sich. In der Hoffnung, das er schon jemanden treffen wird. Natürlich haben diese Bomben Auswirkungen auf die Truppe. Kampfanzüge und Strahler funktionieren nicht. Also muss per Hand oder im Notfall mittels Projektilfeuer – wie gut, dass umgestellt werden kann – verteidigt werden.  Der Cliffhanger ist, dass Eric Leyden einen Zahlencode in Sudokoform anscheinend löäsen muss, während sich die Gleitraubtiere schon sammeln. 

Die Abenteuerjagd wird zumindest solide beschrieben. Aber Oliver Fröhlich schafft es nicht, die Handlung wirklich flüssig erscheinen zu lassen. Er bemüht die selten überzeugend gezeichneten Figuren viel zu stark und während andere Science Fiction Autoren angesichts des Potentials der Entdeckungen nicht nur atmosphärisch auftrumpfen, sondern vor allem eine spannende Geschichte erzählen, verfängt sich Oliver Fröhlich in einer schwerfälligen Konstruktion, die im wichtigen Moment auf eine plötzlich aus dem Nichts wiederkehrende Erinnerung zurückgreifen muss.

 Die zweite Handlungsebene beginnt noch schwieriger.  Da keine Spuren von Eric Leydens Mannschaft gefunden werden und die P´Kong immer aufdringlicher werden, zieht man sich vorerst zurück. Professor Oyley und Crest grübeln über den rätselhaften Spruch, der den Schlüssel zum Sonnentransmitter darstellen soll. Diese Art der Rätsel kennt der Leser dank der Eric Leyden Handlung schon seit vielen „Neo“ Romanen. Anstatt sich einer Sache einmal technisch zu nähern, verklausulieren die Autoren gerne Dinge.  Einmal oder zweimal ist diese Vorgehensweise akzeptabel, spätestens beim dritten Mal wird es langweilig. Hinzu kommt, dass die Traumbilder aus der Gedankenfalle Schriftsymbole sein könnten, mit denen auch noch ein Programm gefüttert werden kann, dass sich an Bord der CREST befindet, als dieses sich als Liduuri Schiff getarnt hat. Scheers Terraner mussten wenigstens für die Erkenntnisse arbeiten. Der Transmittter öffnet sich und Perry Rhodan beschließt aufgrund der plötzlich wieder näher rückenden Feindverbände, einfach durch zu fliegen. Man befindet sich plötzlich im intergalaktischen Leeraum mit einem aus zwei Sonnen und einem Planeten bestehenden System.  Aus dem Nichts kommt ein würfelförmiges Raumschiff mit 2000 Meter Kantenlänge, das sie anfunkt.  Wieder ist es so, dass Perry Rhodan auf Secondhand Informationen – in diesem Fall der Bericht der Mehandor – zurückgreifen kann.  Oxley als eine Art Wunderhirn identifiziert aufgrund der mitgeschickten Translater Vorlage und kann so die entsprechende Antwort senden. Kurze Zeit später verschwinden die Posbis aus der laufenden Handlung zumindest dieses Taschenheftes bis zum offensichtlich Epilog.

Oliver Fröhlich versucht sehr viele Informationen in diesen Roman zu packen. Das wäre die Begegnung mit den POSBIs. Ohne Frage ist es schwierig, die richtige Balance zwischen der alten und der neuen Serie zu finden. Natürlich versucht “Neo“ einen anderen Weg zu gehen. Aber genauso unstrittig ist es, dass Rüdiger Schäfer und Michael Buchholz ja keine eigenständige Serie entwickeln, sondern wie die Fragmentraumer der Posbis die Stücke der Erstauflage nehmen, sie leicht umgestalten und in Form der Minizyklen wieder zusammensetzen.  Aber derartig einfach darf es doch nicht sein. Neben dem Flug durch den Sonnentransmitter, zu dem am Ende des Heftes noch einige weitergehende und ausbaufähige Informationen gegeben werden, die Begegnung mit den Posbis und schließlich die Landung auf dem einzig in Frage kommenden Planeten, wo Perry Rhodan auch noch zu einem Helfer kommt. Die Befreiung/ Rettung Amanda Reikinnens durch einen aus dem Nichts auftauchenden schwarzen Roboter, der vor seinen drei entarteten Brüdern warnt, ist der Katalysator für eine weitere in Form eines verbalen Berichts vorgetragene Informationsflut. Oliver Fröhlich hetzt von einem kleinen Höhepunkt zum nächsten. Anscheinend haben Schäfer, Buchholz und auch Fröhlich das Gefühl verloren, einen Handlungsbogen auch über mehrere Taschenhefte hinweg kontinuierlich aufzubauen. Dabei wird auch noch in letzter Sekunde eine ganze Korvette „gerettet“. Auch in dieser Szene wirken die waffentechnischen Kräfteverhältnisse eher wie Wunschdenken. Drei Roboter gegen ein durchaus ansehnlich bewaffnetes Raumschiff. Es spielt auch im Grunde keine entscheidende Rolle. Die Rettung kommt aus dem Nichts heraus.  Dazu einige wichtige Informationen.

Schwach ist bei diesem Handlungsbogen, dass Oliver Fröhlich auch die Dialogebene so gut wie nicht im Griff hat. Viele der Gespräche wirken bemüht und gestelzt. Der Autor versucht Perry Rhodan wieder in eine Entscheiderposition zu ziehen, aber hinsichtlich der Beschreibungen wirkt das Bemühen dann wieder verkrampft und schwerfällig.  Dann wieder die „Deus Ex Machina“ Lösungen, welche ohne Frage den Plot vorantreiben, aber spannungstechnisch eher ernüchternd erscheinen.  Zu oft greifen die Autoren im Allgemeinen und Oliver Fröhlich im vorliegenden Roman auf Versatzstücke zurück. Zwar sind die Nebenfiguren beginnend mit Amanda Reikinnen solide bis dreidimensional beschrieben, aber wie angesprochen die Schwäche bei der Zeichnung von Perry Rhodan bis zum „guten“ Roboter, der gleich alle Informationen parat hat und natürlich den Menschen gegen die bösen Produktionsgenossen zur Seite steht wirkt nicht überzeugend. Hinzu kommt, dass das zu hohe Tempo kontraproduktiv ist. Bei Scheer wurde nur selten ein Mann oder gar ein ganzes Team ohne Suchaktionen bis zur letzten Sekunde zurück gelassen. Im Notfall haben sich die Terraner immer etwas einfallen lassen. Da die Parallelhandlung Leydens Abenteuer ausführlich beschreibt,  sahen die Autoren vielleicht keine echte Notwendigkeit. Da sie im Gegensatz zu einigen auch sympathisch beschriebenen Nebenfiguren auf keinen Fall Eric Leyden töten würden, ist diese hektische Vorgehensweise nachvollziehbar. Aber das so wichtige Element der Menschlichkeit fehlt in diesen Augenblicken. Vielleicht liegt darin auch das Flair der alten Serie, denn sowohl K.H. Scheer als auch Walter Ernsting haben diese Fähigkeit gehabt, auf eine sehr unterschiedliche Art und Weise den Menschen in den Weiten des Universums zu etablieren, während Rüdiger Schäfer und Michael Buchholz, sowie Frank Borsch und viele der „Neo“ Autoren nur selten echte Menschen, auch kein wahres Leben erschaffen haben. Eine der schwächeren Zyklusauftaktromane, was weniger am Stoff, denn der Erzählweise liegt.  

 

Pabel Verlag, Taschenheft 160 Seiten

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