Die Schlacht am Apachen-Pass

Originaltitel: 
The Battle at Apache Pass
Land: 
USA
Laufzeit: 
81 min
Regie: 
George Sherman
Drehbuch: 
Gerald Drayson Adams
Darsteller: 
John Lund, Jeff Chandler, Beverly Tyler
Kinostart: 
05.12.52

 „Die Schlacht am Apachen- Pass“ ist nicht nur thematisch die Fortsetzung von „Der gebrochene Pfeil“, der ebenfalls im Rahmen der Koch Media Classic Western Collection erschienen ist, sondern basiert auch auf historischen Fakten. Der Kampf in den Bergen fand wirklich statt. Am 15. Juli 1862 sind amerikanische Truppen von fünfhundert Apachen in dem bergigen Gebiet angegriffen worden. Nur mit Hilfe ihrer Kanonen – ein Novum für die verblüfften Indianer – konnten sie sich verteidigen. Insgesamt starben 11 Menschen bei dieser kriegerischen Auseinandersetzung, zwei Soldaten und neun Indianer.


Filmkritik:
von Thomas Harbach

„Die Schlacht am Apachen- Pass“ ist nicht nur thematisch die Fortsetzung von „Der gebrochene Pfeil“, der ebenfalls im Rahmen der Koch Media Classic Western Collection erschienen ist, sondern basiert auch auf historischen Fakten. Der Kampf in den Bergen fand wirklich statt. Am 15. Juli 1862 sind amerikanische Truppen von fünfhundert Apachen in dem bergigen Gebiet angegriffen worden. Nur mit Hilfe ihrer Kanonen – ein Novum für die verblüfften Indianer – konnten sie sich verteidigen. Insgesamt starben 11 Menschen bei dieser kriegerischen Auseinandersetzung, zwei Soldaten und neun Indianer. Auf Seiten der Indianer führte Cochise alleine den Angriff und ein Kind ist ebenfalls nicht geboren worden. Das Drehbuch des vorliegenden Westerns mischt zum Teil mit naiver Simplizität Fakten und Fiktion, um eine Indianerfreundliche Geschichte zu erzählen, die näher Karl May als dem amerikanischen Western steht. Nicht nur die Indianerfreundlichkeit schlägt die Brücke zu den Erzählungen des populären Sachsen. Es gibt gute und böse Weiße, gute und böse Indianer und am Ende siegt das Gute, wenn auch unter großen Opfern. Die erfahrenen Westmänner beiderlei Hautfarben können mit Mühe den brüchigen Frieden bewahren und wenn am Ende der Geschichte das ganze Geschehen auch unglaubwürdig und leicht kitschig daherkommt, schließt dieser Handlungsbogen einen farbenprächtig inszenierten und gut geschriebenen Western ab.

Jeff Chandler wiederholt seine Rolle aus „Der gebrochene Pfeil“ als Cochise. Gleich zu Beginn des Films tritt er aus seinem Wigwam, streichelt einem Kind über die Haare, schmust mit seiner Frau, die seinen Sohn erwartet und bestraft schließlich einen jungen Krieger für seine Ungeduld. Dieser muss jetzt das Korn mahlen, Frauenarbeit. Das er ausgerechnet auch noch von den weißen Soldaten später aufgezogen wird, macht die Strafe noch demütigender. Wie in „Der gebrochene Pfeil“ lebt Jeff Chandlers Portrait des edlen Indianerhäuptlings von seinem Charisma. Er ist ein geborener Führer, der es sich mit seinen Entscheidungen nicht leicht macht. Das ihn ausgerechnet zwei weiße Schurken und der aufmüpfige Geronimo in einer schwierige, fast aussichtslose Situation bringen, fordert ihn heraus. Er ist ein Krieger der alten Schule, der Probleme zwar auch diskutieren kann, aber am liebsten den Zweikampf sucht. Im vorliegenden Film befreit er einmal die Frau mit den Kupferhaaren Beverly Tyler aus der Gefangenschaft eines der Krieger und stellt sich am Ende des Films dem obligatorischen Zweikampf mit Geronimo. In beiden Fällen bleibt er natürlich Sieger, in beiden Situationen tötet er allerdings entgegen den Traditionen seinen Opponenten nicht. Zumindest nach dem zweiten Kampf weiß er, dass er sich in Person Geronimos nicht nur einen Feind geschaffen hat, sondern vor allem Unbill über sein Volk bringen wird. Sein Sieg ist ein Pyrrhussieg. Wenn er dann auch noch seinem weißen Gegenüber verspricht, nachdem das Blut getrocknet ist, wieder über den Frieden sprechen zu wollen, wirkt diese Ankündigung eher pathetisch als authentisch. Auch wenn die weißen Soldaten in Person John Lunds anerkennen, dass sie die Eindringlinge sind und den Apachen ihr Land rauben, blicken alle Protagonisten melancholisch bis traurig in eine dunkle Zukunft. Stolz zeigt Cochise dem neuen Vertreter der Weißen – dessen Rolle bleibt während des ganzen Films unklar – die Gebeine spanischer Soldaten quasi im Nachbarzelt, um seine Macht zu demonstrieren. Die Idee für diese Szene ist sicherlich großartig gewesen, die Umsetzung unglaubwürdig. John Lund als Indianer freundlicher Kommandeur hat eine undankbare Aufgabe. So sehr er sich auch bemüht, über das Image des braven Stichwortgebers kommt er nicht hinaus. Wie in einigen anderen seiner Filme überzeugt er eher durch seine körperliche Erscheinung als seine Mimik.

George Sherman hat mehrmals mit einem jungen John Wayne zusammengearbeitet. Sein Werk umfasst mehr B- Filme als wirklich Klassiker, die Qualität seiner Filme ist sehr stark schwankend. Im vorliegenden „Die Schlacht am Apachen- Pass“ liefert er eine solide, teilweise brillante Arbeit ab. Im Gegensatz zu John Fords epochalen Western stellt die einzigartige Felsenlandschaft einen originären Teil der Handlung dar. Er muss nicht mit weiten Schwenks unterlegt mit bombastischer Musik betont werden. Wenn die Apachen eine kleine Gruppe von Soldaten isolieren und unter Sonne braten lassen, bis sie reif zum Abschlachten sind, verdeutlicht Sherman diese für Weiße unerträgliche Hitze mit kleinen Gesten. Die Schlacht schließlich am Apachen-Pass ist ordentlich inszeniert, aber handwerklich schlecht geplant worden. Die Kanonen können aufgrund ihrer Ausrichtung ihre Kugeln nicht in die Berge schießen, die sich ergebenden Flugbahnen sind zu niedrig. Hier wäre es auch aus Spannungsgründen sinnvoll gewesen, eine neue Taktik zu entwickeln und die Geschütze gänzlich anders auszurichten. Sherman greift nicht auf aus frühen Western vorhandenes Material zurück, sondern bemüht sich, den ganzen Film sehr kompakt zu entwickeln. Zu den sehr schönen Kulissen gehören die Backsteingebäude, gegen den blauen Himmel gefilmt und die Idylle des Indianerdorfes.

Was den politischen Ton des Films angeht, so bleibt George Sherman im Grunde ambivalent. Natürlich werden die Indianer nicht mehr nur als kriegswütige, brutale Wilde, die weiße Kinder rauben – auch wenn sie es ausgerechnet in diesem Film wieder machen – und Frauen vergewaltigen – so weit ließ es die amerikanische Selbstzensur zumindest in den vierziger und fünfziger Jahre nicht kommen - und die Weißen als idealistische Helden dargestellt. Jeff Chadler als Cochise lenkt genauso wie John Lund als den Indianern vertrauender Soldat vordergründig von den Klischees der B- Western ab. Und doch sind die vorhanden. Da sind zum einen die skrupellosen Weißen, die den Indianern Alkohol und Waffen verkaufen. Ihr Ziel ist es, dass sich die Armee und die Indianer bekriegen. Die Armee selbst ist – wie der Zuschauer gleich zu Beginn erfährt – in den amerikanischen Bürgerkrieg verstrickt. Ein Thema, das John Lund eher beschämt mit dem natürlich neugierig fragenden Jeff Chandler bespricht. Insbesondere die Schurken kommen im vorliegenden Film nicht über das Klischee hinaus und werden spät, aber zumindest nicht zu spät für ihre Lügen bestraft. Auf der indianischen Seite findet sich mit Geronimo der Heißsporn, der für Waffen alles macht. Gleich zu Beginn des Films wird er für einen Raubzug von den Indianern unter der Führung Cochise ausgestoßen, als Geronimo mit seinem Hass auf allen Weißen scheinbar recht hat – eine drehbuchtechnisch eher naive Plotwendung - , wird er wieder als Blutsbruder aufgenommen, später bricht er den Waffenstillstand unter der weißen Fahne und wird wieder ausgestoßen. Spätestens diese zweite Verbannung wirkt nicht mehr überzeugend, da das Drehbuch dem Indianer aber einen derartig großen Namen gegeben hat, wollte man auch nicht gänzlich gegen die Geschichte agieren. So blieb nicht der ehrenhafte Tod im Zweikampf über, sondern die Verbannung in die Berge. Die Liebesgeschichte schließlich zwischen Lund und Tyler wird so zwischen die einzelnen Kampfszenen integriert, dass man sie am besten gleich wieder weg geschnitten hätte. Zuerst verliebt sich ein einfacher Farmer in die schöne rothaarige Frau, dann wird sie von den Indianern befreit in die Hände des Majors gegeben, der sich auf den Rat von Cochise Gedanken über ein Leben zu zweit macht. Bis kurz vor den Kuss philosophieren Lund und Tyler über das harte Leben draußen in der Wüste, die langen Dienstzeiten und die ständige Bedrohung durch weiße Schurken und mörderische Indianer. Als schließlich nur noch der Kuss auf die Lippen übrig bleibt, „rettet“ sie die Patrouille. Nicht zuletzt aufgrund dieser unnötigen Kompromisse gegenüber der Erwartungshaltung des Publikums ist „Die Schlacht am Apachen- Pass“ ein zwiespältiger, aber unterhaltsamer Film. Für jede innovative Idee wird leider auch ein entsprechendes Klischee geliefert. Auch die beschworene politische Aufbruchstimmung, die insbesondere den Vorgänger „Der gebrochene Pfeil“ auszeichnet, wird hier wieder zurückgefahren. Zwischen den Zeilen ist es der besonnene John Lund – ein weißer Soldat -, der ein weiteres Eskalieren der Gewalt zu verhindern sucht und schließlich Cochise wieder den Arm der Freundschaft reicht, als dessen schwangere Frau verletzt worden ist. Lund ist weder von seinem neuen Ratgeber/Vorgesetzten/Opportunisten begeistert noch von dessen Begleiter. Diesen hat er vor einigen Jahren aus dem Fort gewiesen, weil er Waffen an die Indianer verkauft hat. Lunds überforderter Untergebener lässt den Konflikt mit den Indianern durch seine Kurzsichtigkeit eskalieren, während Lund selbst verzweifelt versucht, die Lunten wieder zu löschen. Jeff Chandler in der Rolle des Cochise bleibt oft nur die Reaktion auf die Ereignisse und nicht selten wirkt sein stolzes Gehabe seltsam distanziert bis arrogant. „Der gebrochene Pfeil“ ist der progressivere der beiden Western, insbesondere James Stewart hat eine besser herausgearbeitete Rolle und Jeff Chandler darf sein Publikum in einigen Szenen überraschen. Als Protagonist hat er im zweiten Film deutlich mehr zu tun, seine Handlungen beschränken sich allerdings auf die Bestrafung der Sünder und Schurken egal welche Hautfarbe sie haben und auf typisch indianische Aktionen wie Messerzweikämpfe. Darum hinterlässt „Die Schlacht am Apachen- Pass“ aus weniger das Gefühl der Aufbruchstimmung eines Genres, sondern eine gewisse Leere. Der Plot des Films ist im Vergleich zu seinem Vorgänger ein bedauernswerter Rückschritt, wenn auch der Streifen an sich noch zu den besseren Indianerwestern der fünfziger Jahre gehört.

Neben dem informativen Booklet aus der Feder Hank Schraudolphs hat Koch Media die obligatorische Galerie mit seltenem Werbematerial und Aushangfotos beigefügt. Zu den Highlights gehört allerdings nicht fürs Auge die schwarzweiße Super 8 Fassung des Films. Das Bild ist verwackelt und unscharf. Der Film natürlich bis zum Unverständnis zusammengekürzt. Wie bei fast allen Titeln ihrer Western Collection hat Koch Media den Film in satten Farben erstrahlen lassen, die wahrscheinlich nicht einmal bei der Erstaufführung zu bewundern gewesen sind. Das Bild ist scharf, die Kontraste stimmig. Die deutsche Tonspur ist teilweise etwas sehr dumpf, das erfordert vor allem in Kombination mit der schönen Musik des Komponisten Hans J. Salter erhöhte Aufmerksamkeit. Die englische Tonreihe ist dagegen untergefiltert und klingt ein wenig blechern. Die deutsche Synchronisation ist im Allgemeinen akzeptabel für einen Film dieses Alters.

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