Serenity - Flucht in neue Welten

Originaltitel: 
Serenity
Land: 
USA
Laufzeit: 
119 min
Regie: 
Joss Whedon
Drehbuch: 
Joss Whedon
Darsteller: 
Nathan Fillion, Gina Torres, Alan Tudyk, Morena Baccarin, Adam Baldwin, Jewel Staite, Sean Maher, Summer Glau
Kinostart: 
24.11.05

Nachdem sie die Erde ihrer Resourcen beraubt hat, brach die Menschheit ins All auf und fand neue Planeten und Monde, die sie durch Terraforming bewohnbar machten. Die zentralen Welten formten die Allianz, unter deren Herrschaft sich die Randwelten jedoch nicht begeben wollten. Ein blutiger Bürgerkrieg entschied sich zu Gunsten der Allianz - aber einige Widerstandskämpfer - die sogenannten Browncoats - entschieden sich auch nach dem Krieg für ein von der Allianz unabhängiges Leben.

Zu ihnen gehört auch Malcolm Reynolds und sein kleines Transportschiff Serenity. Zusammen mit Zoë, die im Bürgerkrieg an seiner Seite kämpfte, hat er eine bunte Crew angeheuert und versucht, durch halblegale Jobs über die Runden zu kommen.

Ebenfalls an Bord ist die junge River. Aufgrund ihrer erstaunlichen Intelligenz, wurde sie von der Allianz für geheime Experimente missbraucht. Von ihrem Bruder Simon gerettet, fanden beide Zuflucht auf der Serenity.

Malcolm Reynolds bekam damit jedoch mehr, als man River zunächst ansehen konnte, denn in der jungen Frau schlummert nicht nur eine gnadenlose Kampfmaschine, sondern ein von der Allianz lang gehütetes Geheimnis. Kein Wunder, dass die Allianz einen Agenten aussendet, um River zu fassen. Um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, muss die Serenity mitten hinein ins Territorium der Reaver fliegen - grausame, kannibalische Menschen, die alles Menschliche verloren haben.


Filmkritik:
von Mario Rössel (für SF-Radio.net)

Mit "Firefly" startete im Herbst 2002 nicht nur eine neue TV-Serie des "Buffy"- und "Angel"-Machers Joss Whedon, sondern auch ein Phänomen. Zunächst forderte das Network FOX eine neue Pilotepisode an. Dann zeigte der Sender die Episoden in nahezu beliebiger Reihenfolge, wunderte sich, dass die Einschaltquoten nicht so recht steigen wollen, und setzte die Serie schließlich nach zwölf Episoden ab - drei Episoden wurden in den USA nie ausgestrahlt.

Trotz alledem bildete sich in dieser kurzen Zeit überall, wo die Serie gezeigt wurde, eine gewaltige Fangemeinde. Das Internet tat sein Übriges und so wurde "Firefly" auch hierzulande unter Genrefans zu einem Begriff. Als man die Serie dann auf DVD veröffentlichte, gingen die Silberlinge weg, wie warme Semmeln. Joss Whedon gab dies nur weiteren Rückenwind in seinen Bemühungen, die Serie auf irgendeine Weise fortzuführen. Die Rettung nahte mit Universal Studios. Das Filmstudio ermöglichte es Whedon, seine Geschichte in "Firefly" auf der großen Leinwand fortzusetzen - mit "Serenity".

"Serenity" ist somit auch ein Verdienst der Fangemeinde, denn ohne die erfolgreichen DVD-Verkäufe wäre Universal vermutlich nicht das Risiko eingegangen, den Stoff für die große Leinwand zu verfilmen. Aus einer TV-Serie einen Kinofilm zu machen, bringt Probleme mit sich, denn man muss sich fragen: Können auch die Leute den Film verstehen, die die Serie nicht gesehen haben. Diese Frage mit einem klaren Ja zu beantworten, fällt dem Autor dieser Kritik schwer, denn er ist mit der Serie wohl vertraut. Ebenso darf man die eingefleischten Fans nicht mit bereits Bekanntem langweilen. Joss Whedon schafft meiner Meinung nach einen guten Kompromiss. Ähnlich wie im Vorspann der Serie stellt er uns zuerst das Universum vor, reist dann kurz Rivers und Simons Geschichte an um schließlich die Crew und ihr Schiff kennenzulernen. Diese Szene gehört mit zu den schönsten des ganzen Filmes, denn wir folgen Malcolm Reynolds von der Brücke aus durch das gesamte Schiff - und das alles ohne einen Schnitt. All diese "Vorstellungsszenen" enthalten dabei stets auch neue Kleinigkeiten für die Fans.

Dennoch kann man jedem raten, sich vor dem Film auch die Serie anzuschauen, nur dann wird man die Charaktere und ihre Motive im Film wirklich verstehen, denn "Serenity" ist im Herzen immer noch "Firefly" - eine Charakter-Show. Whedon schafft es dabei auch, fast allen Charakteren genügend Zeit im Film zu verschaffen. Kaylees Bemühungen, endlich Simons Herz zu gewinnen, Jaynes Angst vor Rivers Fähigkeiten, Zoës und Washs Ehe aber auch Malcolms schwieriges Verhältnis zu Inara - all das greift der Film auf und entwickelt es zum Teil weiter. Nur Shepherd Book kommt ein wenig zu kurz.

Einige Charaktere haben sich dabei auch verändert. So ist Malcolm nicht nur entschlossener als in der Serie, sondern auch düsterer. Hier wird sichtbar, dass Whedon freie Hand hatte und sich keinen Studiovorgaben unterordnen musste. Jayne kommt ebenfalls düsterer und aufsässiger herüber. Nicht immer sind diese Veränderungen aber eine logische Weiterentwicklung der Serie. Im Film erlebt man in einem Rückblick einen völlig gegensätzlichen Simon als den, den wir zu Beginn der Serie kennengelernt haben. Anstatt des schüchternen und zurückhaltenden, vom Wohlstand verwöhnten Doktors sehen wir einen Fäuste schwingenden, entschlossenen Actionhelden. Dies mag so gar nicht zu dem Bild passen, das man von Simon nach der Serie hatte.

Neu sind auch die Charaktere in der Serie, die das Leben von Mal und seiner Crew schwerer und leichter machen. Keiner der bekannten Bösewichte aus der Serie wie Badger oder Saffron taucht im Film auf, dafür der Agent der Allianz, der nur The Operative genannt wird. Er wird hervorragend eiskalt von Chiwetel Ejiofor gespielt. Neben ihm gibt es zwei weitere Darsteller, die durch ihre schauspielerische Leistung hervorstechen. Zum einen ist es Nathan Fillion, der seinem Malcolm ein paar neue Akzente verpasste, und zum anderen ist es Summer Glau, die mit River den zentralen Charakter des Filmes stellt. Für beide könnte dieser Film ein Sprungbrett in Hollywood bedeuten. Zu den "netten" Charakteren zählt Mr. Universe - ein Geek, der versucht, auf seine Weise die Welt zu verändern. Er ist meiner Meinung auch ein kleiner Wink an die Fans.

Einen Hauptdarsteller darf man aber bei all den Schauspielern nicht vergessen - die Serenity, das Raumschiff von Malcolm Reynolds. Wer die Serie kennt, ist ziemlich gut vertraut mit der Inneneinrichtung und dem Aufbau des Schiffes. Im Film wirkt das Innenleben aber leider wesentlich heller, aufgeräumter, moderner und sauberer, als man es aus der Serie her kennt. Hier bot die Serie eine bedrückendere Stimmung als der Film.

Äußerlich hat die Serenity deutlich an vielen kleinen Details gewonnen, was ihr keineswegs schadet. Das ist nur eines von vielen Beispielen, an denen man das weitaus höhere Budget erkennen kann. So besuchen wir bereits bekannte Welten, die nun mit viel Liebe zum Detail gestaltet wurden. Nicht nur das Schiff, sondern auch der Rest des Firefly-Universums muten nun technologisch fortschrittlicher an. Wer sich in der Serie an den Western-Elementen gestört hat, darf sich ebenfalls beruhigt den Film anschauen. Denn weder ist man zu Pferd unterwegs, noch treibt man Kuhherden durch die Gegend. Selbst die Waffen wirken nicht mehr so antik. Für jemanden, der die Serie nicht kennt, fallen diese Punkte aber sowieso nicht ins Gewicht.

Denn dies sind alles Zugeständnisse, die den Film für die breite Masse interessant machen sollen, und es schadet dem Universum nicht wirklich. Ein Scifi-Kinofilm braucht aber noch etwas - rasante Action und den ein oder anderen Effekt fürs Auge. Keine Angst, beides gibt es genügend in "Serenity". Der Film legt gegenüber der Serie kräftig an Tempo zu und bietet nur wenige, wirkliche Verschnaufpausen. Gnadenlos peitscht Whedon die Handlung voran, treibt wie in seinen Serien die Charaktere ans Äußerste, sodass man zum Schluss mit allem rechnet und erst beim Abspann endlich durchatmen kann.

Interessant hierbei ist auch der Einsatz der Spezialeffekte und CGI. Wenn auch deutlich präsenter als in der Serie, sind sie in diesem Film glücklicherweise nur Mittel zum Zweck. Aufgrund der spannenden Handlung nimmt man sie nur am Rande wahr. Wer sich Scifi-Filme wegen solcher Effekte anschaut, bekommt aber immer noch genügend zu sehen, denn eine rasante Raumschlacht fehlt ebenfalls nicht.

Joss Whedon konnte sich aber auch auf anderer Ebene beweisen. Wie in der TV-Serie verpasste er seinen Charakteren wieder spritzige Dialoge, die sehr viel trockenen Humor enthalten. Wer den Trailer zum Film kennt, hat bereits einen Vorgeschmack gesehen. Glücklicherweise verrät der Trailer diesesmal nicht die besten Zeilen und verrät nicht zu viel vom Film - wie es meist üblich ist.

Für "Firefly"-Fans ist der Film damit die Erfüllung eines lang gehegten Wunsches, und sie werden nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil. Beruhigend ist dabei, dass man die Kinokarriere der Serenity von Anfang an auf einen Dreiteiler ausgelegt hat. Sollte der Film also ebenso erfolgreich Besucher in die Kinos locken, wie sich einst die DVDs verkauften, steht zwei Fortsetzungen nichts mehr im Wege. Längst wurde nicht alles aufgeklärt und die Geschichte hat das Potential, fortgesetzt zu werden. Und selbst wenn es nicht dazu kommen sollte, so schafft der Film endlich eines: "Firefly" auch in Deutschland einer breiteren Masse zugänglich zu machen, denn die hiesigen Sender scheinen es noch immer nicht für nötig zu halten, eine Serie, die viel Potential aber nie eine Chance hatte, im deutschen Fernsehen zu zeigen.

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