The Time Machine

Originaltitel: 
The Time Machine
Land: 
USA
Laufzeit: 
92 min
Regie: 
Simon Wells
Drehbuch: 
David Duncan
Darsteller: 
Guy Pearce, Samantha Mumba, Orlando Jones, Mark Addy, Jeremy Irons, Omero Mumba, Sienna Guillory
zusätzliche Infos: 
nach einer Vorlage von H. G. Wells
Kinostart: 
21.03.02

Vier Jahre nach dem Unfalltod seiner Frau vollendet Alexander seine Zeitmaschine und unternimmt einen Trip in die Vergangenheit, um das Schicksal zum Guten zu wenden. Aber es kommt anders als erwartet. Kaum vor dem tödlichen Schuss in Sicherheit gebracht, fällt Emma einer führerlosen Dampfkutsche zum Opfer...


Filmkritik:
von Heinz Westerweller (für sf-radio.net)

Die Zeit der Remakes alter Klassiker ist in vollem Gange. So versuchte sich Dreamworks auch an einer Neuauflage des H.G. Wells Klassikers "Die Zeitmaschine", der erstmals 1895 veröffentlicht und 1960 von George Pal für das Kinopublikum in Szene gesetzt wurde.

Pal lehnte sich dabei an die Romanvorlage an, nahm sich aber für seine Version einige Freiheiten heraus, indem er das aktuelle Thema der atomaren Bedrohung einbaute und den anspruchsvoll theoretisierenden Wells stimmungsvoll in eine leicht verdauliche Kost für das Publikum der 60er verwandelte.

Dreamworks war die Pläne für "The Time Machine" (In der deutschen Fassung verzichtete man auf eine Übersetzung des Titels) schon mehrfach angegangen und hatte sie wieder verworfen. Diesmal hoffte man unter der Regie von Simon Wells (Urenkel des großen H.G.), der zuvor schon Regie bei den Dreamworks-Animationsfilmen "Balto" und "Der Prinz von Ägypten" führte und dem Drehbuch von John Logan (Gladiator), auf dem richtigen Wege zu sein.

Zuerst einmal verlegte man die Handlung aus dem viktorianischen London in das New York der Jahrhundertwende. Der im Roman namenlose Zeitreisende wurde Alexander Hartdegen (Guy Pearce) getauft und bekam anstelle einer auf Pioniergeist und Neugier beruhenden Motivation den Kummer über seine bei einem Überfall ums Leben gekommene Liebe Emma (Sienna Guillory) als Antrieb für den Bau seiner Zeitmaschine verpasst.

Vier Jahre nach dem Unglück vollendet Alexander sein Werk und unternimmt einen Trip in die Vergangenheit, um das Schicksal zum Guten zu wenden. Aber es kommt anders als erwartet. Kaum vor dem tödlichen Schuss in Sicherheit gebracht, fällt Emma einer führerlosen Dampfkutsche zum Opfer. Aus unnachvollziehbaren Gründen überzeugt von der Aussichtslosigkeit eines weiteren Versuchs begibt sich Hartdegen auf die Reise in die Zukunft, wo er sich eine Antwort auf die Frage nach der Unausweichlichkeit des Schicksals erhofft.

Als tricktechnisches Schmankerl kann man die eindrucksvolle Darstellung der Zeitreise bezeichnen. Auch das Design der Zeitmaschine fand ich sehr ansprechend. Diesem wunderschönen Ding aus Messing und Glas kauft man seine Fähigkeiten wirklich ab.

Schon im Jahre 2030 hält Alexander wieder an und sucht Informationen in einem High Tech Museum, wo er auf ein virtuelles Auskunftssystem namens Vox (Orlando Jones) trifft, das zwar Hartdegens Namen und auch dessen wissenschaftliche Theorien kennt, aber die Möglichkeit von Zeitreisen an sich verneint.

Ganz am Rande wird auch die neueste Bedrohung der Welt (Atomkrieg ist out !) präsentiert. Der Mensch baut einen gigantischen Freizeitpark auf dem Mond ! Dafür notwendige Sprengungen lassen den Erdtrabanten sieben Jahre später zerbersten und die katastrophalen Folgen veranlassen den Zeitreisenden erneut zu einem Zwischenstop. Das eben noch erblühte New York liegt nun in Schutt und Asche, Mondtrümmer regnen herab und Polizeitrupps evakuieren umherirrende Menschen.
Nur die Weiterfahrt rettet Alex vor dem sicheren Tod.

Von Explosionen durchgeschüttelt, verliert er das Bewusstsein und lässt das Zeitgefährt mit Höchstgeschwingikeit dahinjagen. In eine leuchtende Kugel gehüllt, gleitet die Maschine lautlos durch die Jahrtausende, wird von wogenden Hügeln und eiszeitlichen Gletschern wie ein ruhender Fels im Meer umspült und erlebt einen neuen Sonnenaufgang der Welt.
Also, ihr Wissenschaftler, falls ihr das Zeitreisen einmal wirklich erfinden solltet, will ich, dass es genauso schön ist, wie in diesen großartigen Szenen.

Leider ist der Höhepunkt des Films somit auch erreicht, denn die nachfolgende Story sackt sowohl in Bezug auf Spannung als auch Originalität in die Bedeutungslosigkeit ab. Hatte ich schon in der ersten Hälfte mit der oberflächlichen Erzählweise zu kämpfen, gelang es mir nun kaum noch in die Handlung und ihre Charaktere einzutauchen.

Alexander erwacht im Jahre 802701 in der Hütte von Mara (Samantha Mumba) und deren Sohn Kalen (Omero Mumba). Sie gehören zum Volk der Eloi, die entgegen der kindlich verspielten Vorlage in Wells' Roman eine einfache Kultur entwickelt haben. Mara spricht sogar perfektes englisch. Sie nennt es "Steinsprache", erlernt aus Schrifttafeln, Gravuren und Strassenschildern aus den Überbleibseln des alten New York.

Somit ist das Kommunikationsproblem in ferner Zukunft rasch geklärt. Mara führt Alexander zu einer Totenkultstätte der Eloi und dem nahegelegenen Fundort der Zeitmaschine. Dort wird das pazifistische Volk von den menschenfressenden Morlocks überfallen, die unter anderem auch Mara gefangennehmen und in ihre unterirdische Welt entführen. Das wohlige Gruseln, das sich meinerseits zumindest beim Lesen des Romans und dem Betrachten der George Pal Verfilmung einstellte, blieb hier leider aus. Viel zu hastig erzählt und mit actionlastiger Wendung nimmt die Story ihren oberflächlichen Lauf.

Unfähig, die restlichen Eloi zum Kampf zu überreden, klettert Hartdegen in die Katakomben der alten Stadt hinab, in denen er den auch nach 800000 Jahren immer noch funktionierenden Vox findet. Kurz erklärt ihm dieser den Grund für die Spaltung der menschlichen Rasse in Morlocks und Eloi, schon geht’s weiter in den sprichwörtlichen Abgrund, wo es zu einem Smalltalk zwischen Hartdegen und dem Ober – Morlock (Jeremy Irons) kommt. Spätestens hier wollte mir ein Seufzer entfahren, denn zu sehr inszeniert wirkt diese Figur, nur dazu gedacht, nochmal die Schicksalsdiskussion zum Abschluss zu bringen. Das erheblich an einen Comic-Bösewicht erinnernde mentale Überwesen steht mit den Jägern seiner Rasse telepathisch in Verbindung und kann sich auch in Alexanders Gedanken einklinken.

So lässt sich ohne zusätzliche Verschwendung von Dialogen sofort zur Sache kommen. Dennoch gipfelt diese Konfrontation lediglich in einem Faustkampf, der Böse zerfällt dank Zeitreise zu Staub und unser Held schießt dahin in die Dämmerung der Welt. Hier findet er sich in einer von Morlocks bevölkerten Wüste wieder und beschließt, die Rückkehr zu Mara, befreit diese und zerstört die unterirdische Welt der Menschenfresser, indem er seine Zeitmaschine zur Explosion bringt und sich so den Rückweg in seine Zeit abschneidet.

Eine schöne Idee ist die Schlusszene, eine effektvolle Überblendung zwischen Alexanders Labor nach seiner Abreise im Jahre 1900 und der fernen Zukunft. Das und die wenigen Sehenswürdigkeiten des Films retten meine Meinung über das misslungene Remake aber nicht. So bleibt mir nur zu vermuten, dass die Schwächen der Produktion aus den anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Drehbuch (Änderungen mussten nachgedreht werden) resultieren. Auch wurde zuvor von offiziellen Quellen verlautet, dass der Regisseur Simon Wells aus Krankheitsgründen nicht bis zum Ende der Dreharbeiten am Set bleiben konnte.

Für mich als Fan bleibt zum Trost die immer noch sehenswerte Ur–Version und die Hoffnung auf einen neuen Versuch in einer fernen Zukunft....

 

Filmkategorie: