Troja

Originaltitel: 
Troy
Land: 
USA / GB / Malta
Laufzeit: 
163 min
Regie: 
Wolfgang Petersen
Drehbuch: 
David Benioff
Darsteller: 
Eric Bana, Brad Pitt, Orlando Bloom, Diane Kruger, Brian Cox, Sean Bean, Peter O'Toole, Brendan Gleeson
zusätzliche Infos: 
nach einer Vorlage von Homer
Kinostart: 
13.05.04

Die trojanischen Prinzen Hektor und Paris sind zu Gast in Sparta, um den Frieden zwischen Troja und Sparta zu besiegeln. Die Stadt wird von Menelaos und seiner Frau Helena regiert, letztere gilt als schönste Frau der bekannten Welt. Paris verliebt sich in die Ehefrau seines Gastgebers und entscheidet sich, Helena zu entführen. Erst auf dem Heimweg gesteht er seinem Bruder Hektor die Tat, doch dann ist es bereits zu spät.

Als Menelaos den Raub Helenas entdeckt, rufen er und sein Bruder Agamemnon die Griechen zum Krieg gegen Troja auf. Die größten Helden der Zeit werden zu den Waffen gegen die bis dahin unbesiegte Stadt gerufen – Achilles, Odysseus, Ajax und viele mehr. Für Menelaos ist es nur der Weg sich Helena zurückzuholen und sich an ihr zu rächen. Für Agamemnon ist es das Mittel zum Zweck, um seine Machtstellung in der Ägäis zu stärken.

Hunderte Schiffe sind bald auf dem Weg, der Krieg um Troja beginnt und wird nicht eher enden, ehe nicht eine Seite vernichtet ist…


Filmkritik
von Susi Feistel (für SF-Radio.net)

Seit mehr als 2000 Jahren sind die klassischen, griechischen Sagen um Götter und Helden bekannt. Schon bei den alten Griechen Jahrhunderte vor Christus’ Geburt gab es unzählige Theaterstücke, die sich einzig und allein um Homers legendäres Werk drehten.

Nachdem „Gladiator“ den Sandalenfilm nach Jahrzehnten wieder salonfähig gemacht hat, wagte sich nun auch Wolfgang Petersen daran, das Thema weiter zu entstauben. Dabei hat er sich gleich das größte Epos, das die Antike zu bieten hat, als Vorbild ausgewählt - den Trojanischen Krieg. Es geht um all die großen Themen - Liebe, Verrat, Hoffnung, Macht, Gewalt, Krieg, Zerstörung und so viel mehr.

Nun denn, heraus kam ein Popcorn-Film – Gratulation! Von Homers Epos ist allerdings nur wenig übrig geblieben. Petersen hat sich lediglich die Eckpunkte – Troja, die Griechen und Helena – genommen, ein paar der Hauptcharaktere und besten Szenen herausgesucht und dann alles anders und stark verkürzt neu zusammengestrickt. Ein trojanischer Kurzfilm, bei dem alles Tiefgründige auf der Strecke bleibt.

Die zehn Jahre Krieg um Troja wurden zu ca. 16 Tagen. Die griechischen Götter wurden komplett weggelassen, nur um ab und zu am Rande erwähnt zu werden. Priamos’ Söhne wurden von 50 auf zwei reduziert. Die vier Wegstunden zwischen Troja und dem griechischen Lager waren auch jedes Mal sehr schnell überwunden. Das, um nur einige Punkte zu nennen.

Die Hauptcharaktere der Ilias sind auch nicht mehr alle die Gleichen. Um die fehlenden Götter auszugleichen, wurden einige Charaktere fast vollständig umgeschrieben. So haben Patroklos und Äneas so gut wie nichts mit ihren Vorbildern gemeinsam. Ihre Figuren waren, wenn man nach dem Buch geht, völlig fehlbesetzt. Agamemnon, Menelaos, Achilles und andere sind ebenfalls sehr stark abgewandelt worden.

Auch die Tode der Helden sind neu ausgewürfelt worden – wer wen tötet und wann – alles neu. Das macht den Film tatsächlich spannender, da man sich nicht daran festhalten kann, was im Buch steht.

Das Ergebnis ist einigermaßen zusammenhängend und logisch, so dass der Film hinreichend spannend ist. Es bleibt eine Geschichte um Liebe und Macht, um Ruhm, Ehre und Unsterblichkeit. Beide Seiten sind ordentlich ausgeleuchtet und verständlich. Ein neuer Sandalenfilm, der aber keine Standards setzen wird. Man wird für knapp drei Stunden gut unterhalten.

Es fragt sich allerdings, wo die Abermillionen Produktionskosten hin sind. Effekte gab es nicht sonderlich viele oder beeindruckende, die Massenszenen hielten sich in Grenzen. Von Troja sieht man auch nicht viel. Da hatte man in „Gladiator“ mehr vom alten Rom geboten bekommen, als hier von Troja.

Richtig, die Besetzung – da wird das Geld hin sein. Sie liest sich aber auch sehr beeindruckend und gut gewählt: Brad Pitt als Achilles und Eric Bana („Hulk“) als Hektor. Des Weiteren Orlando Bloom (Paris), Sean Bean (Odysseus) und Peter O’Toole (Priamos). Julie Christies Rolle als Achilles Mutter Thetis ist leider so klein ausgelegt, dass man sie kaum erwähnen kann.

Besonders Brad Pitt und Eric Bana mussten, wie es aussah, heftig für ihre Rollen trainieren – sei es, um sich die nötigen Muskeln anzutrainieren oder um ihren Zweikampf möglichst echt aussehen zu lassen. Dieser ist einer der Höhepunkte im Film und sieht fantastisch aus. Man wünschte sich nur, auch die großen Schlachtszenen wären mit so viel Choreographie und Spannung gedreht worden. Diese wirken nicht durchdacht und ohne Gefühl für Timing inszeniert. Der Standard, den „Herr der Ringe“ gesetzt hat, wird lange nicht erreicht.

Einer der besten Charaktere war Odysseus - witzig, intelligent und charismatisch. Seine Szenen und die von Hektor sind die Anker für Normalbürger. Die beiden Figuren scheinen als einzige vernünftig denken zu können.

Wie schon im Buch, ist Paris das genaue Gegenteil – ein hormongesteuertes Bürschchen – eine undankbare Rolle für Orlando Bloom, aber er füllt sie perfekt aus. Peter O’Toole bringt den Kultfaktor mit. Sein Priamos ist aber manchmal zu überzogen, so dass er nicht allzu viele Sympathien bekommt. Diane Kruger als Kriegsgrund Helena hat nicht viel zu tun, außer gut auszusehen und zu weinen. Simpel und eindimensional.

Über die Echtheit kann man sich kaum beschweren, über Kostüme und Sets hat man sich offenbar einige Gedanken gemacht. Waffen, Schilde, Rüstungen, alles wirkt recht authentisch und beeindruckend. Nur bei den Kämpfen hat die historische Genauigkeit dann sehr schnell abgenommen. Die Hauptwaffe Lanze war noch zu erkennen, aber es gab nicht eine ordentliche Phalanx zu sehen. Schade.

Am Ende kann man sagen, dass Wolfgang Petersen eine stark vereinfachte Version der „Ilias“ abgeliefert hat. Ein Popcorn-Film, der an das Grandiose der Vorlage nicht heranreicht. Wer die Sagen kennt, wird ein wenig enttäuscht werden, wer sie nicht kennt kann sich auf solide Unterhaltung freuen.

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