Vier Freunde feiern ihren Abschluss und die Tatsache, endlich bald aus dem Provinznest wegziehen zu können. Doch nach der Party, betrunken und mit zu hoher Geschwindigkeit unterwegs, töten sie einen plötzlich auftauchenden Passanten. Anstatt die Polizei zu rufen werden die Jugendlichen panisch und werfen die Leiche ins Meer.
Ein Jahr später bekommt jeder von ihnen mysteriöse Drohungen. Gab es doch einen Zeugen?
Filmkritik:
von Holger Lodahl (für SF-Radio.net)
Nachdem "Scream" das zu Unrecht verteufelte Genre Horrorfilm wieder belebt hat, schob Drehbuchautor Kevin Williamson "Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast" nach. Damit lieferte er jedoch keine ironische und augenzwinkernde Arbeit ab, sondern hält sich an die Regeln, die in "Scream" so ausufernd parodiert und persifliert wurden. Auf diese Weise wird der Film zu einem jener Werke, die er in seinem Erstling parodiert, und schafft es dennoch, einen hochspannenden Film zu präsentieren.
Auf den ersten Blick scheint allerdings das Buch voller logischer Lücken zu sein. Es stellt sich beispielsweise die Frage nach der Reihenfolge der Übergriffe: Warum muss ein recht unbeteiligter Zeuge sterben, der weder an dem Unfall beteiligt noch mit den Tätern eng befreundet war? Jedoch ist dies mit der Grausamkeit des Fischers mit dem Haken zu erklären, der den Jungen dazu benutzt, mit den vier Tätern zu spielen und sie darüber nachdenken lässt, was sie getan haben - bevor sie selber am Haken hängen. Über die Frage, wie dann die Leiche mitsamt den Ekel vergrößernden Krabben und Würmern verschwindet, muss der Zuschauer zugunsten der Unterhaltung hinwegschauen.
Für große Begeisterung sorgte der Film bei seinem Filmstart wegen der frischen Gesichter seiner Schauspieler, die ihre Aufgaben glänzend bewältigten und nach diesem Film groß heraus kamen:
Sarah Michelle Gellar wirkt in der Szene, in der sie zur Schönsten des Dorfes gewählt wurde, so atemberaubend, dass sie auf diese Weise die jugendliche Unschuld verkörpert, die kurze Zeit später zerstört wird. Gellar mit Blumen und Diadem im Haar erinnert stark an Stephen Kings "Carrie", bei der eine gleiche Szene auch Anlass zu einer dramatische Story wurde.
Die etwas schlichter wirkende Jennifer Love Hewitt überzeugt ebenso. Sie scheint in den letzten Szenen, in denen sie sich im knappen weißen Hemdchen gegen den Angreifer wehrt, einen Hommage an Jamie Lee Curtis in "Halloween" zu sein.
Ryan Phillippe setzt in diesem Film seinem Typ den Grundstein: In einigen weiteren Filmen wurde er für die unsympathische und gemeine Figur eingesetzt, da er hier in diesem Fach durchaus überzeugt. Er ist es auch, der mit seinem Alkoholproblem seine Freunde ins Unglück zieht und dafür sterben muss.
Freddie Prinze jr. spielt den ehrlichen und gutmütigen Part, was seinem Typ durchaus zu entsprechen scheint. Als seine Freunde ratlos vor dem vermeintlich Toten stehen, ist er es, der Zweifel an dem Plan hegt, die Tat zu vertuschen. Diese Rolle bestätigt die Spielregeln des Genres, dass die Guten und Mutigen überleben dürfen.
Ganz anders als "Scream" ist "Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast" frei von makaberen Scherzen, und Regisseur Jim Gillespie gelingt es, den Zuschauer immer wieder von Schrecken zu Schrecken zu jagen, und lässt ihm - je näher das Ende kommt - immer weniger Zeit, sich von einem Schockmoment zu erholen. Trotzdem ist der Film mehr als ein kurzweiliges Schreckspektakel, denn bei näherem Hinsehen dreht sich der Plot um Schuld und Verantwortung in der Zeit des Erwachsenwerdens. Da ist es auch schlüssig, dass Julie, Ray, Helen und Barry selber Schuld an der Rache des Hakenmannes sind - schließlich haben sie noch vor der Leiche stehend ihre eigenen, nun gefährdeten Pläne diskutiert.
"Wenn Ihr einen Mann für tot haltet, vergewissert Euch, dass er wirklich tot ist" sagt der mordende Fischer vor dem atemberaubenden Finale - und gibt den Überlebenden keine Chance, seinen Tipp am Ende zu befolgen.
Und so war es schon bei der Premiere von "Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast" keine Überraschung, dass der Film eine Fortsetzung findet - und warum auch nicht?