Love, Death & Robots: Kritik zu Volume 2

Inspiriert vom französischen Kult-Comic Metal Hurlant und dessen Zeichentrick-Adaption “Heavy Metal” erfüllte sich das Hollywood-Wunderkind und Perfektionist David Fincher (Sieben, The Social Network, Mank) mit Love, Death & Robots sein Traumprojekt.

Hinter dem Namen verbirgt sich eine animierte Anthologie-Serie, die sich dabei vollkommen dem Science-Fiction-Gerne (mit einigen Ausnahmen auch Fantasy) verschrieben hat und sich zudem auch noch an ein erwachsenes Publikum richtet. Das Besondere: Nicht nur das jede Episode eine in sich abgeschlossene Geschichte erzählt, auch wird jede Episode optisch anders umgesetzt.  

Mit Tim Miller fand Fincher einen passenden Mitstreiter, der nicht nur selbst als Regisseur (Deadpool), sondern auch als Animator (Die Titelsequenz zu Finchers Verblendung) tätig ist und mit Blur Studio auch noch ein Oscar-prämiertes Animationsstudio hinter sich hat. Ergänzt wurde das Team bei Volume 2 von Jennifer Yuh Nelson (Kung Fu Panda 3), die den Posten des Showrunner übernahm. 

Am 14. Mai feierte nun Volume 2 und dessen acht Episoden ihre Premiere.

Roboter mit (Fehl)funktionen, merkwürdige Geschenkebringer, Leben & Sterben + Unsterblichkeit

Automatisierter Kundenservice (Regie: Meat Dept / Drehbuch: John Scalzi & Meat Dept / Atoll Studio): In einer futuristischen Seniorenstadt umsorgen Roboter die Bewohner, welche jede nur so kleine Aufgabe für die betagte Bevölkerung erledigen. Eines Tages müssen Jeanette und ihr Hund feststellen, dass bei ihrem Haushaltsroboter eine Störung aufgetreten ist. Hilfe, um den "Purge Mode“ zu deaktivieren, sucht sie beim automatisierten Kundenservice, dessen Anweisungen nicht sehr kundenorientiert sind.

Eis (Regie: Robert Valley / Drehbuch: Philip Gelatt & Rich Larson / Passion Animation Studios): Zwei Brüder ziehen mit ihrer Familie auf eine Koloniewelt, auf dem fast die gesamte Bevölkerung genetisch verändert ist, um den Widrigkeiten des Eis-bedeckten Planetens zu überstehen. Der ältere Bruder Sedgewick ist jedoch nicht modifiziert und hat große Probleme, sich an die neue Situation anzupassen. Eines Tages beschließt er, seinem Bruder Fletcher und dessen Freunden bei deren Ausflug außerhalb der Kolonie zu begleiten, um die gigantischen Frostwale zu sehen.

Jäger und Gejagte (Regie: Jennifer Yuh Nelson / Drehbuch: Philip Gelatt & Paolo Bacigalupi / Blur Studio): In einer durch Überbevölkerung dystopischen Zukunft tauschen die Menschen ihr Recht auf Fortpflanzung gegen eine Drogen-induzierte biologische Unsterblichkeit. Das "Züchten“ ist strengsten verboten, und gefundene Kinder werden von der Polizei kurzerhand hingerichtet. Nach seiner letzten Hinrichtung meldet sich das Gewissen von Detective Briggs, sodass er beschließt, dem nächsten Fall ohne seine Partnerin nachzugehen.

Snow in der Wüste (Regie: Leon Berelle, Dominique Boidin, Remi Kozyra & Maxime Luere / Drehbuch: Philip Gelatt & Neal Asher / Unit Image Studio): Der Albino Snow ist dank der einzigartigen Regenerationsfähigkeiten seines Körpers unsterblich und versteckt sich auf einem kargen Planeten. Einmal mehr von Kopfgeldjägern aufgespürt, bekommt er diesmal unerwartete Hilfe von Hirald, die sich als Erdagentin herausstellt und ebenfalls Interesse an seiner Unsterblichkeit beziehungsweise am einsamen Snow selbst hat.

Im hohen Gras (Regie: Simon Otto / Drehbuch: Philip Gelatt & Joe Lansdale / Axis Animation): Während eines unplanmäßigen Halts des Zugs beschließt ein Passagier, die Zeit zu nutzen und zündet sich eine Zigarette an. Im hohen Gras neben den Gleisen erscheinen seltsame Lichter und Geräusche. Der Passagier entscheidet in seiner kurzen Zeit den Erscheinungen nachzugehen.

Bescherung (Regie: Elliot Dear / Drehbuch: Philip Gelatt & Joachim Heijndermans / Blink Industries): An Heiligabend weckt ein Rascheln die Geschwister. Sie glauben, es sei der Weihnachtsmann und schleichen sich nach unten, um einen Blick auf ihn erhaschen zu können. Doch was sie zu Gesicht bekommen, sieht überhaupt nicht wie der bekannte Weihnachtsmann mit langem Rauschebart und rot-weißem Gewand aus.

Rettungskapsel (Regie: Alex Beaty / Drehbuch: Philip Gelatt & Harlan Ellison / Blur Studio): Während einer Weltraumschlacht gegen einen namenlosen außerirdischen Feind wird der Pilot eines Schiffes getroffen und setzt beim nächstgelegenen Planeten zur Notlandung an. Verletzt und mit nur noch wenig Sauerstoff begibt es sich zum nächsten Schutzraum. Aktiviert zeigt sich jedoch, dass der Wartungsroboter eine Fehlfunktion hat und alles zerstört was sich bewegt und einen Ton von sich gibt.

Der ertrunkene Riese (Regie Tim Miller / Drehbuch: Tim Miller & J.G. Ballard / Blur Studio): Nach einem Sturm wird die nackte Leiche eines männlichen Riesen an das Ufer angespült. Eine Gruppe von Forschern soll den Körper und dessen Verfall zu dokumentieren.

Wie auch schon bei der 1. Staffel basieren auch die Drehbücher der neuen Episoden wieder auf Kurzgeschichten der verschiedensten Autoren. Neben bereits alten Bekannten wie etwa John Scalzi (Als der Joghurt die Kontrolle übernahm) oder Joe R. Lansdale (Die Müllhalde) sind nun auch Namen wie Paolo Bacigalupi, Neal Asher, James Graham Ballard und Harlan Ellison dazu gekommen. Doch auch Werke unbekannterer Namen wie die des Niederländers Joachim Heijndermans oder der in Prag lebende Rich Larson wurden diesmal herangezogen. Auch das unter dem Namen Meat Dept auftretende 3-Freunde-Gespann Kevin Dan Ver Meiren, David Nicolas, Laurent Nicolas lieferte für die Auftaktepisode das Drehbuch und inszenierten dieses auch.

Rein technisch sind auch die neuen Episoden wieder auf hohem Niveau, allerdings gibt sich Volume 2 nicht mehr ganz so divers. Dies bezieht sich sowohl auf die optischen Umsetzungen der einzelnen Episoden als auch auf den Inhalt. So ist diesmal bis auf eine Ausnahme immer Computeranimation das bevorzugte Stilmittel.

Der Grund dafür dürfte wohl an der deutlich reduzierten 2. Staffel (nur noch 8 statt 18 Episoden) liegen. So übernahm Blur Studio gleich bei drei Episoden die optische Aufarbeitung, während bei Staffel 1 noch deutlich mehr Studios involviert waren und so für mehr Vielfalt sorgten. Auch die neuen Episoden unterscheiden sich deutlich und zeigen damit das breite Spektrum von Animationen, was auch eines der Aushängeschilde der Serie ist. Von Teils fotorealistischen CGI-Grafiken bis hin zu 2D sowie Einflüsse diverser europäischer Comics bis hin zum Look klassischer Animes in der 1. Staffel wirkt Volume 2 nun etwas einheitlicher.

Dies setzt sich auch inhaltlich fort, sodass bei die Themen der einzelnen Episoden immer zwischen der Unsterblichkeit des Menschen und den Grenzen beziehungsweise dem Schrecken von künstlicher Intelligenz wechseln. Auch fehlt im Vergleich zur 1. Staffel die überraschende Wendung, der Hauch von The Twilight Zone und The Outer Limits, der Mindfuck. Sofort fällt hier “Zima Blue” ein, dessen Ende überhaupt nicht vorhersehbar war, ebenso wie die letzten Sekunden von “Drei Roboter”, die noch mit einer überraschenden Wendung aufwartet.

Fazit

Nichtsdestotrotz gibt sich Volume 2 genauso wie dessen Vorgänger und das auch nicht wirklich schlechter; nur eben etwas weniger. Ein Highlight ist neben dem Auftakt “Automatisierter Kundenservice” mit dessen zynischem und schwarzen Humor auch die Episode “Rettungskapsel”. Neben den realistisch aussehenden Animationen, sodass man denkt Schauspieler Michael B. Jordan (Black Panther) stand wirklich vor einer Kamera, handelt es sich auf um eine Umsetzung einer Kurzgeschichte von Harlan Ellison, welche zeigt, das dem Einfallsreichtum des Menschen keine Grenzen gesetzt sind. 

Bereits für 2022 ist der Start von Volume 3 mit acht Folgen angekündigt, welche vielleicht dann hoffentlich für die nötige Vielfältigkeit sorgen wird.

Love, Death + Robots: Ausgabe 2 | Offizieller Trailer | Netflix

Love, Death + Robots

Originaltitel: Love, Death + Robots (2019)
Erstaustrahlung am 15.03.2019
Darsteller: Mary Elizabeth Winstead, Topher Grace, Gary Cole, Samira Wiley, Stefan Kapičić
Produzenten: Tim Miller, David Fincher, Joshua Donen, Jennifer Miller
Staffeln: 2+
Anzahl der Episoden: 18+


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