Gnade - Kritik zu Star Trek: Picard 2.08

SPOILER

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Die 2. Staffel von Star Trek: Picard biegt langsam auf die Zielgerade ein und tatsächlich nimmt die Handlung in "Gnade" wieder etwas mehr an Fahrt auf. Ob dies allerdings ausreicht, um die Staffel noch zu retten, wird sich zeigen. Gefühlt scheint das Kind doch bereits wieder arg in den Brunnen gefallen zu sein.

Bereits in der vergangenen Woche hatten wir angesprochen, dass die Autoren von Star Trek: Picard anscheinend ein ziemliches Problem damit hatten, ihren geplanten Plot auf die insgesamt zehn Episoden zu strecken. In "Gnade" wird dies dann noch einmal deutlich. Wer geglaubt hat, dass es sich bei dem FBI-Agenten vielleicht um eine wichtige Figur oder einen Q handeln könnte, der wird enttäuscht. Stattdessen führen die Autoren tatsächlich in der achten von zehn Folgen eine vollkommen unbedeutende Nebenfigur ein, die kaum einen Beitrag zum Gesamthandlung beisteuert und obendrein sich auch direkt wieder verabschiedet. Die Handlung rund um FBI-Agent Martin Wells fühlt sich von Anfang bis Ende wie Füllmaterial an. Ein Vorwurf, den sich die Autoren nicht zum ersten Mal in der Staffel gefallen lassen müssen.

Darüber hinaus bildet "Gnade" auch einen guten Anlass, um die Frage in den Raum zu werfen, ob den Produzenten von Star Trek: Picard für die 2. Staffel das Budget zusammengestrichen wurde. Nicht nur die Tatsache, dass ein Großteil der Staffelhandlung in den Straßen des fast zeitgenössischen Los Angeles spielt, lassen diese Vermutung aufkommen. Auch Szenen wie das Verhör von Picard und Guinan sorgen für hochgezogene Augenbrauen. Dass hier als Kulisse irgendeine beliebige Abstellkammer gewählt wurde, wirkt schon sehr befremdlich. Selbst eine Außenaufnahme oder Statisten für weitere FBI-Mitarbeiter hat man sich gespart. Gerade im Vergleich zu Star Trek: Discovery, das optisch immer noch einiges zu bieten hat, stellt sich zunehmend die Frage, was bei Star Trek: Picard in diesem Bereich passiert ist.

Die alte Garde liefert Antworten

Immerhin brachte die Verhaftung von Picard und Guinan aber die Rückkehr von Q und ein paar Antworten. So bestätigt das einst übermächtige Wesen, das es tatsächlich im Sterben liegt. Sobald es aber um seine Motivation geht, wird die Sache deutlich unklarer. Während Q zunächst erfreut über das neue Abenteuer Tod war, ist es nun aus irgendeinem Grund nicht mehr. Gleichzeitig geht es ihm wohl irgendwie um Wiedergutmachung und auch die Tatsache, dass die Menschen anscheinend alle immer von ihrer Vergangenheit bestimmt werden, spielt eine Rolle. Wie gesagt, wirklich konkret wird Q hier nicht, dafür macht das Schauspiel von John de Lancie aber wieder richtig viel Spaß.

Gleiches kann man auch über Brent Spiner sagen. Dessen Adam Soong muss zunächst damit klarkommen, dass seine geklonte Tochter das Geheimnis ihrer Herkunft herausgefunden hat und nun nichts mehr mit ihm zu tun haben möchte. Doch lange bleibt Soong nicht allein, denn kurz darauf taucht die Borg-Königin auf. Diese enthüllt nun auch, was genau die Veränderung in der Zeitlinie auslöst. So soll eine Entdeckung von Renée Picard der Menschheit dabei helfen, den Planeten vor der Klimakrise zu retten. Würde man den Start der Europa Mission dagegen verhindern, würden die Menschen sich an Soong wenden, der dadurch in die Geschichte eingeht.

Leckere Batterien, Liebesgeschichten und Söldnertruppen

Bevor die Borg-Königin und Soong jedoch ihren Pakt schließen können, gibt es "Gnade" wieder einmal eine ganze Reihe von Ereignissen, die mittlerweile typisch für die Autoren von Star Trek sind. Der Zuschauer muss einfach jede Menge Dinge hinnehmen und sollte keinesfalls nachfragen. Dinge wie, dass Soong plötzlich ganze Söldnertruppen anheuern kann oder wenn die Borg-Königin anfängt, Autobatterien zu trinken, werden dem Zuschauer einfach hingeworfen, im besten Falle noch mit ein oder zwei Nebensätzen erklärt, aber wirklich darüber nachdenken darf man nicht.

Auch der Nebenplot rund um Rios und die Ärztin Teresa Ramirez wirkt extrem gewollt und an dieser Stelle der Geschichte irgendwie sehr deplatziert. Als hätte Rios aktuell nicht wichtigere Dinge im Kopf, als sich um die Frau und ihren Sohn zu kümmern und zwischenzeitlich noch eine Schifftour zu geben. Auch kann die Story eigentlich nur mit einem Happy End enden, wenn die beiden mit Rios in die Zukunft kommen. Zwar scheint es so, als würden die Verantwortlichen einen Verbleib von Rios in der Vergangenheit aufbauen, aber das wäre aus seiner Sicht kompletter Irrsinn, schließlich beginnt auf der Erde in zwei Jahren der Dritte Weltkrieg, zumindest wenn Picard und seine Crew Erfolg haben.

Das Duo Raffi und Seven ist währenddessen etwas produktiver und kann die Spur der Borg-Königin aufnehmen. Dabei scheinen die Autoren Raffi langsam aber sicher zu einer der unsympathischsten Figuren machen zu wollen. Mit dem Manipulationsthema will man zunächst erklären, warum Raffi so betroffen ist von Elnors Tod. Das macht ihr Verhalten nach dem Tod allerdings überhaupt nicht besser, da sich ja anscheinend nichts geändert hat. Anstatt etwas Demut zu zeigen und agiert sie wie die Axt im Walde. Im Gegenzug bleibt Seven weiterhin nur die Rolle der Stichtwortgeberin. Hier kann man nur offen, dass Darstellerin vielleicht in Staffel 3 wieder etwas mehr zu tun bekommt.

Fazit

In "Gnade" geben die Autoren von Star Trek: Picard tatsächlich ein paar Antworten und auch der Plot kommt langsam wieder in Bewegung. Eine inhaltliche Steigerung macht die Episode dabei zwar besser als seine beiden Vorgänger, von wirklich gut kann aber auch nicht die Rede sein. Dafür ist das Gesamtkonstrukt gefühlt mittlerweile zu verfahren, was auch für die beiden finalen Folgen wenig Hoffnung macht.

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