Die Ufo Akten 9 "Dorf der Frauen"

Logan Dee

Uwe Voehls zweiter Beitrag zu „Die Ufo Akten“ ist lange Zeit einer der interessantesten Beitrage zu dieser Serie. Mit dem Hintergrund des „Dorfes der Frauen“ hat er ein atmosphärisch dichtes, durchaus eher unheimliches als außerirdisches Szenario erschaffen. Ursprünglich als sechstes Taschenbuch der Serie erschienen, trägt der ebenfalls jetzt unter dem gängigen Pseudonym veröffentlichte Roman die Nummer 9

Die größte Schwäche des Buches ist das überstürzte Ende. Von außen steht Conloy unter extremen Zeitdruck, den auch sein größter Fürsprecher – der im Hintergrund agierende Senator – nur ein wenig strecken, aber nicht verhindern kann. Dadurch löst Uwe Voehl den Handlungsbogen ein wenig pragmatisch auf und die einzelnen Mosaikstücke fallen zu schnell zusammen, zumal die Idee des an den Vorgängen und den Roosevelt Akten interessierten hochrangigen amerikanischen Politikers am Ende zur Seite geschoben wird. Zumindest in diesem sechsten Abenteuer.

Im Gegensatz zu den bisherigen Romanen zieht sich der die Mission auslösende Katalysator weiter in den Roman hinein und wird auf einer zweiten von lange Zeit drei Handlungsebenen erzählt. Auch hier weiß der Leser abschließend nicht, ob sich die frisch verheiratete junge Frau Teile der Visionen nicht doch eingebildet hat. Es gibt Hinweise in beide Richtungen.

„Das Dorf der Frauen“ ist aber der interessanteste, aber nur abschließend zufriedenstellend entwickelte Aspekt des ganzen Romans. Immer weniger Männer werden  in dem kleinen Dorf im amerikanischen Hinterland geboren. Der Senator trennt die beiden Ermittler Cliff Conroy und Judy Davenport auf. Cliff fährt zuerst mit seinem Wohnmobil in den Ort und eckt schnellt bei der dominanten Gesetzeshüterin an. Conroy findet auch heraus, dass die wenigen Männer nichts mehr zu sagen haben. Unter diesen erschwerten Bedingungen muss er nach seinem Informanten oder seiner Informantin suchen. Judy Davenport tritt erst nach der Hälfte des Plots in Erscheinung. Sie nimmt die Rolle einer modernen Literaturwissenschaftlerin ein, die in dem Bundesstaat nach modernen Mythen für eine Buchveröffentlichung sucht. Die Frauen nehmen sie schnell in ihren Kreis auf.

Aber die Untersuchung verläuft für beide nicht unbedingt rund. Vor dem effektiven, aber auch ein wenig schematisch erzählten Finale muss Uwe Voehl eher aufgesetzt Bezüge zu den Ufo Akten im Allgemeinen und den Besonderheiten um den Brunnen und das Rathaus im Speziellen in die Handlung einbauen. Der bisherige mystische Aufbau hätte auch für mehr als eine Handvoll anderer Erklärungen gerecht, welche das Szenario befriedigender und vor allem auch schlüssiger abgeschlossen hätten.

Es ist nicht immer notwendig, wie auch bei dem bislang anderen Uwe Voehl Roman „Der Tunnel“  einen direkten Bezug zu den Außerirdischen herzustellen und damit den Plot direkt in den Bereich der Ghost Rider Akten zu rücken. Der Senator hat von Beginn an erklärt, dass Judy Davenport und Cliff Conroy sich in ihrer Rolle als getarnte frei arbeitende Bundesagenten um übernatürliche Phänomene genauso kümmern sollen wie um die möglichen UFO Akten. Die „X- Files“ haben in dieser Hinsicht einen besseren Kompromiss gefunden.  Es gab die aus heutiger Sicht stereotypen „Monster der Woche“ Episoden und die Paranoia Hintergrundhandlung mit der großen Verschwörungstheorie, das Mulder und Scully den Geheimnissen der Regierung auf der Spur sind. Die ersten Hefte der „Ufo Akten“ versuchen dem Titel der Serie zu sehr gerecht zu werden, was in einzelnen Fällen zu Lasten der gut inszenierten Plots geht.

Zusammengefasst ist über weite Strecken „Das Dorf der Frauen“ auch wegen der Seitenhiebe auf die ewigen Konflikte zwischen Männern und Frauen ein trotzdem lesenswerter, über eine Reihe unheimlicher Szenen verfügender und spannender Beitrag zu Serie, der gegen Ende aufgrund der angesprochenen Rückgriffe auf bekannte Schemata ein wenig an Reiz verliert. 

Cover art

Bastei Heftroman

64 Seiten