Robots & Dragons: Unsere Filmhighlights 2023

Traditionell nutzen wir die Tage zwischen den Jahren bei Robots & Dragons für einen kleinen Jahresrückblick. Zum Auftakt dreht sich alles um die Filme, die uns in diesem Jahr besonders viel Spaß gemacht haben.

Florian Rinke

Beginnen wir die Liste mit etwas Überraschendem: Nimona. Von der Comicvorlage hatte ich bis dahin nur gehört und über den Animationsfilm bin ich nur per Zufall gestolpert. Nimona spielt in einer Fantasywelt, in der sich die moderne Stadtlandschaft perfekt mit den phantastischen Elementen vermischt. Der Film ist zeichnerisch sehr schön in Szene gesetzt. Die Geschichte von dem Ritter, der durch eine Intrige unfreiwillig zum Bösewicht der Stadt wird und sich mit den Mädchen Nimona anfreundet, die gerne sein Sidekick werden will, ist über weiten Strecken sehr komisch und rührt den Zuschauer am Ende zu Tränen.

Lustig und sehr unterhaltsam ist auch Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben geraten. Wenn auf der einen Seite des Genres die epische und mystisch aufgeladene Herr-der-Ringe-Trilogie von Peter Jackson steht, befindet sich der Fantasyfilm von John Francis Daley und Jonathan Goldstein genau am anderen Ende. Es macht einfach nur Spaß, den Gefährten rund um Chris Pine und Michelle Rodriguez bei ihren Abenteuern zuzuschauen – und Hugh Grant scheint mit zunehmendem Alter immer besser zu werden. Der Film transportiert all die Leichtigkeit, Action und das Gespür für Humor, die man in den letzten Marvel-Filmen vermisste.

Gar nicht komisch hingegen ist Leave the World Behind von Sam Esmail. Bei dem Film, weiß man zu Beginn gar nicht, was auf einen als Zuschauer zukommt – ein Home-Invasion-Thriller, ein Familiendrama, ein Horrorfilm über Rassismus oder doch Endzeit-Science-Fiction? Ein Ehepaar mietet sich mit ihren beiden Kindern in einem Ferienhaus in Long Island ein. In der ersten Nacht stehen plötzlich der Besitzer und seine Tochter vor der Tür und berichten von einem Stromausfall in New York. Dann wäre da noch der Tanker, der auf den Strand zufährt, Flamingos im Pool, viele selbstfahrende Autos und immer wieder jede Menge Hirsche. Mehr zu verraten wäre nicht fair. Der Thriller lebt von seiner unheimlichen Stimmung und dem perfekten Zusammenspiel von Julia Roberts, Ethan Hawke, Myha'la Herrold und Mahershala Ali.

Da es sich nicht um Fantasy-, Horror- oder Science-Fiction-Filme handelt, seien die letzten beiden Film-Highlights nur noch kurz der Vollständigkeit halber erwähnt. Mit Operation Fortune hat Guy Ritchie nach ein paar eher durchwachsenen Werken wieder einen sehr guten Actionfilm gedreht. Jason Statham zeigt, dass er mehr kann als gegen Riesenhaie kämpfen, während Aubrey Plaza beweist, dass sie seit Legion nichts von ihrer Schauspielkunst verlernt hat. Und Hugh Grant scheint, wie oben bereits erwähnt, gerade einen Lauf zu haben. Mit A Haunting in Venice hat Kenneth Branagh seine bisher beste Agatha-Christie-Verfilmung abgeliefert. Der Halloween-Krimi ist so düster geraten, dass man lange Zeit durchaus denken kann, einen Horrorfilm zu schauen.

Stefan Turiak

Ich war selbst etwas überrascht, dass mir The Killer sehr gut gefallen hat. Normalerweise bin ich ein Fan von David Finchers Filmen, hatte aber aus irgendeinem Grund keine große Hoffnung für diese kleine Profikiller-Saga. Ich lag komplett daneben und Michael Fassbender spielt überzeugend einen unterkühlten, stoischen und namenlosen Auftragsmörder. Sein Alltag ist von einer fast mönchartigen Disziplin und einem strengen Regelwerk geprägt, die er sich selbst und den Zuschauern immer wieder vorbetet. Dennoch stolpert er von einem kleinen Fehler zum nächsten, und vielleicht ist er gar nicht so gut in seinem Job, wie er glaubt zu sein. Fincher unterfüttert die Handlung mit einem leicht satirischen Unterton, mit dem er die sogenannte Gig Economy kommentiert. Herausgekommen ist eine Mischung aus Jean-Pierre-Melville-Thriller und John-Wick-Action ohne den mythologischen Überbau.

Apropos John Wick, nachdem mich der dritte Teil der Saga ein wenig enttäuscht hat, konnte mich der vierte und vielleicht letzte Film wieder vollständig abholen, trotz seiner exorbitanten Laufzeit. Die Actionsequenzen sind spannender und interessanter konzipiert als die Vorgänger – knallharte Action trifft auf Buster-Keaton-Slapstick und eine Videospielästhetik, die sogar mir als Videospielmuffel zusagt. Nicht zuletzt ist der einzigartige Kampfkünstler Donnie Yen ein echter Gewinn und eine willkommene frische Brise für diesen möglichen Abschluss.

Über Mission: Impossible – Dead Reakoning Teil Eins habe ich bereits an anderer Stelle ausführlich geschrieben. Bis auf ein paar Schwachpunkte, ein starkes Actionhighlight über das eingespielte Agententeam, das gegen eine künstliche Inteligenz kämpft. Spektakuläre Stunts, Humor, Drama – alles, was ein Blockbuster benötigt, auch wenn es sich im Grunde nur um einen halben Film handelt.

Dungeons & Dragons – Ehre unter Dieben habe ich als jemand erlebt, der nie das Rollenspiel gespielt hat. Ich habe oft nur Schöpfer der Serien Community und Rick & Morty Dan Harmon und seinen Freunden dabei zugehört, wie sie dieses kreative Spiel im nicht mehr existierenden Podcast Harmontown gespielt haben. So gesehen, hat die selbstironische und herzlich alberne Adaption dank einer gehörigen Portion Wortwitz und gut aufgelegter Hauptdarsteller genau meine Erwartungen erfüllt. Die Verfilmung hebt sich außerdem wohltuend von vielen aktuellen bierernsten Auswüchsen des Fantasy-Genres ab. Diese mag ich zwar auch, aber es war eine nette Abwechslung, wieder ein wenig mehr Die-Braut-des-Prinzen- oder Terry-Pratchett- und weniger Game-of-Thrones-Stimmung zu erhalten.

Ein weiterer Film, der sich wohltuend von seinem Genre abhob, war Spider-Man: Across the Spiderverse. Ein Animationsblockbuster, der noch mehr als sein Vorgänger jeden Quadratmillimeter der Leinwand beziehungsweise des Bildschirms nutzt, um die Comic-Panels zum Leben zu erwecken. Dabei kommen sprühende und überwältigende Farben, spritziger Humor und eine atemlose Dynamik zum Einsatz. Da die Marvel-Realverfilmungen, aber auch alle anderen Superheldenfilme für mich mit ihren ausgewaschenen Farben und geplanten kreativen Langeweile leider schon lange keine Relevanz mehr besitzen, handelte es sich um ein Aufbäumen des Superheldenkinos, bei dem ich wieder gerne mit an Bord war.

Ob man es wollte oder nicht, weder an Oppenheimer noch an Barbie gab es irgendein Vorbeikommen. So als wäre Hollywood über eine der erfolgreichsten Marketingkampagnen gestolpert, indem man zwei Filme miteinander verknüpfte, die kaum unterschiedlicher hätte sein können. Ironischerweise, so habe ich es zumindest in Erinnerung, waren es Tom Cruise und Mission-Impossible-Regisseur Christopher McQuarrie, die sich für ein leidenschaftliches Pladoyer für die Kino-Erfahrung mit Karten für beide Filme ablichten ließen, das Ganze lostraten, davon selbst aber nicht wirklich profitieren konnten. In meinen Augen schafft es Oppenheimer, auf interessantere und dynamischere Weise als das typische Biopic das Leben des Vaters der Atombombe zusammenzufassen, auch wenn das Drehbuch kaum alle Aspekte zusammenhalten konnte. Was Barbie angeht, bin ich zwar ein größerer Fan von Greta Gerwigs Little-Woman-Adaption, ihre Puppen-Verfilmung hat dennoch großen Spaß gemacht – nicht mehr und nicht weniger.

Hannes Könitzer

Auf der Liste meiner diesjährigen Topfilme stehen zwei Animationswerke ganz oben. Im Kino war zweifellos Spider-Man: Across the Spider-Verse mein absolutes Highlight. Nach dem ohnehin schon sehr guten ersten Teil legt die Fortsetzung in allen Bereichen noch einmal eine Schippe drauf. Auch wenn es in den Action-Szenen manchmal etwas unübersichtlich und chaotisch wird, gerade bei Story und den Figuren hat der Film eigentlich keine Schwächen. Selbst der Bösewicht, der zunächst wie ein alberner Clown wirkt, machte eine interessante Entwicklung durch und wird auf nachvollziehbare Weise zu einer echten Gefahr. Hoffentlich lässt Teil 3 nicht zu lange auf sich warten.

Nimona ist einer dieser Filme, den ich überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Nur durch Zufall habe ich auf YouTube eine positive Kritik gesehen und daraufhin dem Ganzen mal eine Chance gegeben. Ich wurde definitiv nicht enttäuscht. Nimona spielt für mich in einer ähnlichen Liga wie Spider-Man: Across the Spider-Verse und hatte zudem den Vorteil, dass man hier eine komplett neue Welt präsentiert bekommt und nicht wieder irgendeine Version eines bereits bekannte Superheldenvorlage. Auch hier sind es zudem wieder die emotionalen Momente, die ähnlich wie bei Spider-Man einen ohnehin schon gute Filme zu einem sehr guten Film machen.

Ein Film, der zwar nicht zum Besten gehört, was in diesem Jahr erschienen ist, aber mich irgendwie verdammt gut unterhalten konnte, war Gran Turismo. Selbst als jemand, der Sport-Underdog-Filme eigentlich ganz gern mag, habe ich nicht wirklich viel erwartet und wurde positiv überrascht. Gran Turismo konnte mich von der ersten Minute abholen und bis zum Ende durchweg unterhalten. Definitiv die größte Überraschung des Jahres.

Katrin Hemmerling

Aus verschiedenen Gründen hat 2023 wenig Kinobesuche für mich parat gehalten. Somit kann ich - rein im Bezug aufs Genre - lediglich einen Film mit auf die Top-Liste setzen: Barbie. Der Anfang des Films weckte lang vergessene Erinnerung an die Zeit, als ich als Knirpsin selbst noch mit Barbies gespielt hatte. Wohfühlfaktor. Passt. Und dann entwickelte sich die Geschichte zu einer Gesellschaftskritik, die ich so nicht auf dem Schirm hatte. Verpackt mit feiner Ironie und gutem Timing. Am Ende habe ich doch ein paar Tränchen verdrückt und bekam "I'm just Ken" für ein paar Tage nicht mehr aus dem Ohr.

(Ich würde gerne Dungeons & Dragons mit auf die Liste setzen. Allerdings muss ich den Film noch schauen. Dennoch erwähne ich ihn schon einmal, da mir mein Umfeld versichert hat, dass sich Anschauen lohnt).

Genre-untypisch möchte ich noch Wochenendrebellen auf die Top-Liste setzen. Zugegeben, ich hab eine Schwäche für Florian David Fitz. Und eine für Fußball. Dass beide so gelungen aufeinander trifft, hatte ich gehofft. Und bin froh, dass meine Hoffnung nicht enttäuscht worden ist.

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