Dust- die vierte Dynastie

Martin Kay

Mit „Dust- die vierte Dynastie“ legt der Atlantis Verlag nicht zum ersten Mal eine der frühsten Arbeiten Martin Kays mit sehr ansprechenden Titelbildern neu auf. Ursprünglich erschienen die Heftvorlagen in den Jahren 2001 bis 2004 im Eigenverlag, bevor der Atlantis Verlag sie in drei Sammelbänden zusammengefasst. Neben den neuen Titelbildern sind die Bücher vom Lektor Andre Piotrowski noch einmal sorgfältig durchgesehen worden. Wobei im Gegensatz zu den ersten Sammelbänden nur drei Romane – „Die Legion von Scardeen“, „Die viere Dynastie“ und „Mazone- die verbotene Welt“ – statt vier Bände den Inhalt darstellen.

 Aus heutiger Sicht wirken vor allem die ersten Kapitel des Buches vertraut. Simon Thomas McLaird ist eine so typische Überfigur. Er hat einen schlechten Tag und der Tag wird nicht unbedingt schlechter, aber durch die Begegnung mit den Außerirdischen aufregender. Er fährt normalerweise Motocross Rennen. An seiner Seite findet der Leser den treuen, ein wenig naiven Sidekick. In diesem Roman heißt er Calvin Nash. Sie werden Zeuge einer eher unfreiwilligen UFO Landung in unmittelbarer Nähe. Die Anführerin der humanoiden Aliens ist wie es sich gehört eine wunderschöne Frau, die auch noch direkt zu den beiden verblüfften jungen sportlichen Männern „sprechen“ kann. Bevor Martin Kay wie auch in seinen futuristischen Gegenwartsthrillern das Tempo anzieht und sich auf eine Reihe von alternierenden, aber teilweise auch ein wenig verwirrend geschriebenen Actionszenen konzentriert, lässt der Autor den Lesern stellvertretend durch die erwähnten Charaktere den nicht unbedingt unvertrauten Hintergrund erläutern. So sind die gelandeten gelandeten Drahusem ein kleines Volk innerhalb eines gigantischen intergalaktischen Reiches, das aber von den schurkischen und aggressiven Scardeen kontrolliert wird. Die Scarden sind nicht nur aufgrund ihrer Fokussierung auf Technik, Wissenschaft und im Grunde auch die Tyrannei über die nicht nur zahlenmäßig unterlegenen anderen Völker die dominierende Rasse. Die Drahuser werden eher wie eine Gruppe religiöser Abweichler, die ihren Glauben vor die gnadenlose Technik stellen. Wie in vielen Pulp Geschichten ist nicht nur ein Konflikt vorprogrammiert, sondern die Chancen, das die Drahuser sich mit den vorhandenen Mitteln überhaupt durchsetzen können, sind gering. Natürlich versucht die Drahuser die Sardeen von der Richtigkeit ihres Wegs zu überzeugen. Auf einem geheimnisvollen wie abgeschiedenen Planeten namens DUST soll es einen Kristall mit göttlichen Fähigkeiten geben, der die Scardeen von der Richtigkeit des anderen Wegs überzeugen soll.  Die beiden Drahuser an Bord des über der Erde gelandeten Raumschiffs Lee A. Maro und Ken Dra gehörten zu den Forschungsgruppen, die den Kristall suchen. Auf ihrer Flucht landen sie natürlich auf der Erde, die ebenso natürlich auf keiner Sternenkarte durch ihre Abgeschiedenheit verzeichnet worden ist. Da sie auch verfolgt werden, gerät die Erde direkt in den Bannstrahl der Scardeen, während auf der anderen Seite die Geheimdienste sich für das UFO und vor allem dessen Insassen zu interessieren beginnen.

 Keiner der in diesem ersten Sammelband präsentierten Aspekte ist wirklich originell oder neu. Nicht selten sind die einzelnen Versatzstücke klar zu erkennen. Dabei reicht das Spektrum von einer Variation der „Star Wars“ Saga ohne Todesstern über Filme wie Luc Bessons „Das fünfte Elemente“ bis zu den First Contact Geschichten, in denen vor allem die Fremden mit Hilfe einiger weniger Menschen über den Planeten gejagt werden. Wie eingangs erwähnt reiht Martin Kay auf mehreren Ebenen einige Actionszenen aneinander. Diese sind gut beschrieben worden und bauen sogar eine überzeugende Spannung auf. Ein wenig archaisch und auch an die Jedis erinnernd agiert Lee A. Maro mit ihrem Schwert. Kaum hat sich der Leser an das Tempo gewöhnt und versucht den Hintergrund zu ordnen, springt Martin Kay positiv von der Erde weg und verlegt den Plot auf einen Planeten mit Amazonen. Diese sind nicht unbedingt gänzlich männerfeindlich. Martin Kay gelingen einige doppeldeutige wie ironische Dialoge. Leider beginnt er anschließend wieder diese Amazonen Gesellschaft in zwei Lager aufzuspalten und einen entsprechenden Konflikt aufzubauen, der aber stärker bemüht erscheint. Das hohe Tempo überdeckt einige zu starke Sprünge und nach der anfänglichen Erklärung des Hintergrunds versucht der Autor seine Figuren zu schnell und ein wenig zu leicht durch die Galaxis zu jagen.

 Bei der Struktur der ursprünglich als Heftromane veröffentlichten Einzelabenteuer geht aber die individuelle Charakterisierung der Protagonisten verloren. Martin Kay nimmt sich sehr wenig Zeit, die Figuren miteinander bekannt zu machen. Vor allem die beiden jungen Motocross Fahrer gewöhnen sich begleitet von lakonischen Kommentaren sehr schnell an ihre neue Rolle als mögliche intergalaktische Retter in einem Team. Nichts überrascht sie mehr als ein paar Zeilen und schnell übernehmen sie teilweise das Kommando, während die beiden anfänglich gut gezeichneten, aber später an Tiefe verlierenden Außerirdischen zu schnell in den Hintergrund gedrängt werden. Diese Vorgehensweise funktioniert wahrscheinlich in einem Kinofilm mit entsprechenden Trickeffekten sehr viel besser als in einem Roman, in dem der Leser seine eigene Lesegeschwindigkeit bestimmen und deswegen auch oberflächlich abgehandelte Aspekte länger hinterfragen kann.

 Zusammengefasst mit den angesprochenen Schwächen im Fokus, aber einer Reihe von Actionorientierten über den Roman verteilt gut verfassten Szenen als besondere Stärke ist „Dust- die vierte Dynastie“ erstaunlich gut gealtert. Den hier zusammengefassten Werken merkt man ihr Alter kaum an.   Natürlich lassen sich die Inspirationen deutlich erkennen, aber wie Roger Corman macht Martin Kay aus diesen Vorlagen einen lesenswerten Text und keinen billigen, schnell herunter geschriebenen Abklatsch.          

Atlantis Verlag

Titelbild: Dirk Berger
Paperback, ca. 180 Seiten, ISBN 978-3-86402-421-4.