Perry Rhodan Planetenroman 81/82 "Kreuzzug des Bösen"/ "Luminia ruft"

Perry Rhodan Planetenroman 81/82 , Horst Hoffmann
Horst Hoffmann

Mit den beiden Planetenromanen “Kreuzzug des Bösen” und “Luminia Ruft” veröffentlicht der Zaubermond Verlag aus der Feder Horst Hoffmanns zwei frühe Abenteuer der Explorerflotte, den Forschungsschiffen der Menschheit.  K.H. Scheer greift dabei der bekannten Prämisse der „Star Trek“ Serie vorweg, wobei Rainer Nagel vor allem auch im zweiten Nachwort erläutert, welche Ideen Scheer hinsichtlich der Defensivbewaffnung, der nur impliziert erkundenden und damit auch Frieden stiftenden Missionen und schließlich der einzelnen Besatzung hatte. Im Laufe der fortlaufenden Serie blieb nur selten Platz, den im Gesamtrahmen nur kleine Nebenrollen einnehmenden Helden des interplanetarischen Alltags eine Bühne zu schaffen. Oft befruchteten Andeutungen später ganze einzeln stehende Planetenromane. Horst Hoffmann hat zusammen mit Kurt Mahr eine ganze Reihe dieser Abenteuer verfasst.

Interessant ist, dass in „Kreuzzug des Bösen“ Horst Hoffmann vielleicht auch gegen die „Anweisungen“ des Expokraten einen Bogen zum Ende des „Meister der Insel“ Zyklus geschlagen hat.  Rimoan könnte als angebliche akonische Agentin mit ihrer Willensstärke, ihrer überdurchschnittlichen Intelligenz, natürlich dem attraktiven Aussehen, aber auch ihrer kaltblütigen Art eine Duplo Schablone einer ganz anderen Frau sein.  Diesen Faden nimmt Rainer Nagel im ersten Vorwort des Doppelromans auf und extrapoliert diese mögliche Verbindung, wobei dann im „Meister der Insel“ Zyklus irgendwann irgendjemand einmal hinsichtlich der  Vorlagen für die Duplos die Wahrheit sehr stark gebogen haben muss.

Die Welt, welche der Explorer EX- 46117 untersuchen muss, ist auf jeden Fall faszinierend. Anscheinend ist die Flora und Fauna maximal 20.000 Jahre alt, was auf eine künstliche Entstehung hindeuten könnte. Auf der Planetenoberfläche finden sich immer wieder pentagrammförmig angeordnet jeweils 1200 Meter tiefe Löcher. Horst Hoffmann nimmt sich sehr viel Zeit, durch die Augen der Biologin Shoy Druganow Wonder den Planeten zu beschreiben.

Spannungstechnisch hat der Kommandant des Explorers noch eine zusätzlichen Auftrag der Solaren Abwehr erhalten und wie eingangs erwähnt befindet sich mit Rimoan auch eine akonische Agentin an Bord.

Nach dem sehr interessanten Auftakt versandet allerdings die Handlung in bekannten Mustern. So werden die Wissenschaftler bei der Erforschung der einzelnen Löcher von einer fremden Intelligenz übernommen.  Die fremde Macht will sie zu Sklaven machen, mit deren Hilfe sowie dem ja defensiv bewaffneten  Explorer sie gegen die „Sternenteufel“ vorgehen wollen, welche anscheinend von ungefähr zwanzigtausend Jahren den Planeten überfallen und die Urbevölkerung unter die Oberfläche getrieben haben.

Anfangs führt die Ex- 46117 einen Feldzug vor allem gegen terranische Schiffe und Stützpunkte, bevor sie mittels Paralysestrahlen weitere Schiffe übernehmen. Natürlich fallen die Angriffe in eine politisch heikle Zeit und die angespannte Stimmung zwischen den einzelnen Völkern mit den Terranern als Zünglein an der Waage droht zu eskalieren. 

Ein großes spannungstechnisches Problem liegt im Aufbau des Romans. Erfahrene Leser sind nicht zum ersten Mal den Protagonisten vor allem außerhalb der Haupthandlungslinie – als Beispiel sei hier Reginald Bull genannt – deutlich voraus. Es geht weniger um das Warum, sondern die Frage, wie die Bedrohung abschließend aufgehalten werden kann.

Am Ende ist es Rimoan, die mit ihrem Vorstoß in die Löcher versucht, die bedrohliche Situation zu entschärfen. Ihre Vorgehensweise ist unabhängig von ihren Empfinden relativ pragmatisch, so dass am Ende nur eine finale Lösung bleibt. Andere Autoren haben in dieser Epoche – nicht chronologisch, sondern bezugnehmend auf das Veröffentlichungsdatum des Planetenromans -  versucht, andere Wege zu gehen und zumindest ein potentielles Happy End herbei zu führen. Horst Hoffmann ist positiv in dieser Hinsicht konsequenter und zeigt mahnend auf, das blinder Hass vor allem gegenüber unspezifischen Feinden nur zu einem Ende führen kann. Auf den letzten Seiten zieht das Tempo des Plots wieder deutlich an. 

Mit Rimoan verfügt der Roman in mehrfacher Hinsicht über einen charismatischen Charakter, der vor allem den Ideen/ Thesen Rainer Nagels folgend eine besondere Note erhalten hat. In der Erstauflage ging diese Möglichkeit aufgrund des drohenden Zyklusendes trotz aller Tragik zu schnell unter. 

Auch wenn der grundlegende Plot nicht besonders neu ist und Horst Hoffmann sich im Mittelteil auch schwer tut, spannungstechnisch aufzuholen, liest sich die Geschichte relativ flott und das ein wenig zynische, aber konsequente Ende entschädigt für die Schwächen.

Während in „Kreuzzug des Bösen“  die Fremden ja Helfer suchen, erscheinen in „Luminia ruft“ unbekannte Raumschiffe über verschiedenen Planeten. Sie scheinen einer hochstehenden Zivilisation zu entstammen, wobei sie keinen Kontakt zu den Menschen suchen.  Vor allem über der erst vor  kurzem erschlossenen, sehr ökologisch orientierten Welt Traazam finden sich immer wieder fremde Raumschiffe. Der Explorer EX- 3135 begegnet einem dieser Schiffe. Horst Hoffmann spielt wahrscheinlich augenzwinkernd absichtlich mit dem UFO Mythos. Es handelt sich um eine 700 Meter durchmessende Scheibe, die von innen leuchtet. Menschen empfinden diese Erscheinung subjektiv als schön. Die Raumschiffe sind rasend schnell und daher ist eine Verfolgung sinnlos.

Die Neuauflage des Zaubermond Verlages zeigt diese fremden Raumschiffe auf dem schönen Titelbild, während Alfred Kelsners Doppeldiskus eher schwerfällig das Titelbild der ursprünglichen Veröffentlichung ziert.

Auch in einigen folgenden Plotpunkten folgt Horst Hoffmann fast  augenzwinkernd den UFO Phänomenen, wobei diese Begegnung der dritten Art natürlich in der Science Fiction Serie Perry Rhodan alltäglich ist.           

Mit dem Verschwinden des fremden Schiffs bricht Captain Dara Slow an Bord des Explorers zusammen. Sie wird in ein Hospital eingeliefert und spricht während ihrer Wachphasen in einer fremden Sprache. Anscheinend ist sie eine Art geistige Symbiose mit den Fremden ohne ihr Wissen eingegangen.

In der zweiten Hälfte wird der Plot deutlich eigenständiger und damit auch origineller. Horst Hoffmann entwirft das Bild einer Zivilisation, die sich vor jeglicher Technik fürchtet, aber irgendwie und irgendwo auch über ein raumfahrttechnisches Wissen verfügen. Diesen Widerspruch erläutert Horst Hoffmann nicht.

Aufgrund von Komplikationen auf der persönlichen Ebene sieht sich die Explorerbesatzung gezwungen, nach der Ursprungswelt der Fremden – Luminen genannt – zu suchen.   

Nach diesem guten Mittelteil bis zum interessanten, ambivalenten oder aus Perspektive der Fremden auch fatalistischen Ende folgt der Plot wieder aus der Serie bekannten Handlungsmustern,  in denen die Luminen von einer anderen Rasse mit roten Raumschiffen in ihrem System bedroht werden.  

Es ist schade, dass Horst Hoffmann die originelle Ausgangslage mit den Verweisen auf UFOs abschließend wieder relativiert.

Zusammengefasst zeigen die beiden Planetenromane aber die ganze Stärke dieser begleitenden Taschenbuchreihe. Es handelt sich um zwei farbenprächtige, kurzweilige Weltraumabenteuer, in denen die Ideen aus der laufenden Serie – im speziellen Fall dieses Mal die Explorerflotte -  vor neuen Hintergründen extrapoliert werden. Vor allem ist der Verzicht auf die Haupthandlungsträger der Heftromanserie nicht nur in diesen beiden Romanen, sondern immer wieder positiv. Am Ende von „Kreuzzug des Bösen“ impliziert Horst Hoffmann, das ein Sympathieträger und Identifikationsfigur des Romans wahrscheinlich die Ereignisse nicht überlebt hat. Spannungstechnisch kommt zusätzlich hinzu, dass vor diesem Hintergrund alles möglich ist. Die beiden Planeten sind exotisch, wenn auch in diesem Doppelband auch sehr konträr.  Die  ökologische Siedlung als interessanter Gegenentwurf zu der ansonsten sehr stringenten, technokratischen Besiedelung der neuen Welten durch Perry Rhodans Terraner hätte noch ausgebaut werden können, aber es ist ein kleines Manko in zwei soliden Explorerabenteuern, deren Feinheiten aber auch ein wenig aus der bekannten Trickkiste des Genres herausgesucht, vorsichtig aufpoliert und als Planetenroman neu präsentiert worden sind.   

www.zaubermond.de

302 Seiten

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