Das Haus Zamis 58: Pforte zur Hölle

Michael Marcus Thurner & Logan Dee

In „Pforte zur Hölle“ agieren wieder Michael Marcus Thurner mit seinem Gespür für das dunkle Wien und Logan Dee zusammen. Im Mittelpunkt steht weiterhin die böse Coco Zamis, deren Pläne immer ambitionierter werden. Bislang haben sich die meisten Auseinandersetzungen zwischen den Zamis und Asmodis bzw. seinen Helfern auf die Herrschaft in und um Wien konzentriert.

Außerhalb der österreichischen Hauptstadt gab es zu viele andere Dämonen mit ihren kulturellen Hintergründen, als das es bis eben auf Asmodi Sinn gemacht hätte, dort zu operieren oder gar eine neue Machtbasis zu erschaffen. Wie angedeutet ist die böse Coco Zamis ambitionierter, wobei die Autoren noch nicht abschließend herausgearbeitet haben, wie weit die Veränderung ihrer Persönlichkeit von außen reicht und ab welchem Punkt der eigene Ehrgeiz einsetzt.

Im vorliegenden Band verkauft sie zusätzlich ihr Cafe, bislang ein eigenartiger wie exzentrischer Ruhepol der Serie. Im Science Fiction Genre mit Callahan´s Bar oder in der Fantasy mit Arthur C. Clarkes „Geschichten aus dem weißen Hirschen“ sind vergleichbare exotische und doch genretypisch genutzte Plätze entstanden. Daher ist diese abrupte, aber der Persönlichkeitsveränderung geschuldete Wechsel unglücklich. Hoffentlich kehrt die Protagonistin an diesen Ort zurück, dessen Potential bei weitem noch nicht ausgeschöpft worden ist.

Ein weiterer schwieriger Aspekt ist weniger das Hintergehen der eigenen Familie, sondern das konsequente Zerstören von Freundschaften. Natürlich können es sich die Autoren um den Expokraten Uwe Voehl abschließend einfach machen und alles auf die zwangsweise Persönlichkeitsveränderung der jungen Hexe schieben. Aber damit wird man dem vielschichtigen Plot auch nicht gerecht und könnte die gerade vor allem im Vergleich zur Hauptserie Dorian Hunter absichtlich eingerissenen Brücken allerhöchstens notdürftig kitten. Es bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich die Serie entwickelt, bevor ein Urteil gefällt werden sollte. Zumindest haben die Autoren die bisherigen Schemata sehr gut durchbrochen.

Michael Marcus Thurner hat in seinem sehr guten, vor allem vom Wiener Charme lebenden Teilroman zusätzlich mit der Kriminalbeamtin Mirka wie auch der Domina Callas interessante, ausbaufähige normale Protagonisten eingeführt. Im bisherigen Handlungsverlauf sind derartige Figuren irgendwann geopfert worden. Aber die Erdung des fortlaufenden Plots könnte vor allem Coco Zamis zu Gute kommen, in dem sie erstens nicht immer im Mittelpunkt steht und zweitens der stringenten Handlung auf diese Art und Weise ein wenig Fleisch beigemischt wird.

Die Idee einer Pforte zur Hölle ist ein zweischneidiges Schwert. Grundsätzlich ist sie fast einmal zu oft verwandt worden. Weniger ausschließlich in den Coco Zamis Romanen, sondern dem Genre selbst. Diesem Katalysator wirklich neue Impulse abzugewinnen ist eine literarische Herausforderung. Da nutzt es auch wenig, wenn mit Georg und Juna mindestens vorläufig zwei relevante Figuren aus diesem Machtspiel genommen werden. Da wirkt es schon bizarr, wie mit dem ehemaligen Schiedsrichter und jetzigen Gefangenen der Zamis umgegangen wird. Es sind diese kleinen Anekdoten, welche teilweise mehr unterhalten als Coco Zamis konsequentes Umsetzen ihrer Machtpläne.     

 Während Michael Marcus Thurner vor allem weiterhin durch die anscheinend unzähligen kleinen Geschichten und Geschichtchen der Wiener Hauptstadt besticht, überzeugt Logan Dee durch eine stringentere Handlungsführung und vor allem auch einer Reihe kleiner dunkler Triumphe. Wie in den ersten Romanen steht das Dämonische wieder mehr im Mittelpunkt, wobei es sich jetzt wieder in erster Linie um Auseinandersetzungen zwischen diesen dunklen Mächten handelt, während vor allem in den zwanziger und dreißiger Bänden sehr viele normale Menschen unter den Zamis im Allgemeinen, aber niemals Coco im Besonderen leiden mussten.

Es bleibt abzuwarten, wie die Autoren diesen Subzyklus abschließen, aber in der Aufbauphase des Handlungsarms haben sie ein sichtlich oder besser fast körperlich spürbares Vergnügen, wirklich viele altgediente, aber nicht in Ehren gealterte Zöpfe abzuschneiden.  

 

Cover Das Haus Zamis 58

Taschenbuch, 210 Seiten

www.zaubermond.de 

Kategorie: