Strip for Murder

Max Allan Collins

„Strip for Murder“ ist er zweite Band der schließlich als Trilogie endenden Serie um Maggie und Jack Starr. Wie die anderen beiden Romane spielt die Geschichte in und um das kreative Milieu der Comicschaffenden.

Aber Max Allan Collins will mehr. Sein Roman soll eine Geschichte des Broadways werden. Eines Broadways, den selbst der Autor nur aus der zweiten oder dritten Hand kennt.  Die Story spielt einige Jahre nach dem ersten Abenteuer „A Killing in Comics“ im Jahre 1953, als die Musical sich auszubreiten begonnen haben und die Kinos den Rückzug antraten. Eine Entwicklung, die sich in den sechziger und siebziger Jahren mit den „Grindhouses“ umkehrte, bevor spätestens mit den neunziger Jahren endgültig die Eleganz Einzug in diese legendäre Straße gehalten hat.

Aber im Grunde steht der Broadway eher im Hintergrund. Natürlich ist die Idee, aus einem populären Comic ein Musical zu machen wahrscheinlich Katalysator einer Reihe von Ereignissen.  Maggie Starr sieht die Chance, wieder für kurze Zeit in einer kleinen Rolle ins Rampenlicht zu treten. Ihr Stiefsohn darf ihren Schreibtisch während ihrer Abwesenheit kurzzeitig verwüsten, aber im Grunde muss sie in den Pausen zusammen mit Starr den Fall lösen und lässt ihn nur kurz von der Leine.

Zu Beginn des Buches muss Jack Starr den Streit zwischen zwei exzentrischen Comickünstlern lösen. Hal Rapp, dessen Comic adaptiert wird, hat einige Jahre für Sam Fizer gearbeitet. Dessen Daily MUG O MALLEY ist immer noch ein erfolgreicher Dauerbrenner der Starrs, auch wenn die politischen Untertöne immer wieder Zeitungen verstören.

Jack Starr hat die schwierige Aufgabe, Sam Fizer wieder in die Unterhaltungsspur zu bringen, ihm aber gleichzeitig beizubringen, dass Hal Rapp den Stars ebenfalls eine neue Serie verkaufen möchte. Diese beiden Fakten werden in Rückblenden präsentiert, denn ausgerechnet an Halloween im Waldorf Astoria, dem wichtigen Schauplatz des ersten Bandes, wird Sam Fizer tot in seinem Atelier aufgefunden. Angeblich hat er sich als Rechtshänder mit der linken Hand erschossen. Während Hall Rapp eine Etage höher eine Halloweenparty auch für die Starrs gegeben hat.

Wie in allen drei Fällen ermitteln die Starrs in erster Linie zusammen mit Chandler aus eigenen Interessen. Ihnen droht angesichts des offensichtlichen Falls der direkte Verlust ihrer beiden wichtigsten bzw. potentiellen Zugpferde. Fizer ist tot und bei einer Verurteilung Rapps könnte diese schwerlich aus dem Gefängnis heraus einen täglichen Strip zeichnen.

Die Vorgehensweise ist allerdings direkter als in den beiden anderen Romanen.  Die verschiedenen Konflikte werden zwischen der Tat und dem Eintreffen der Polizei in den angesprochenen Rückblenden erläutert.  Es geht dabei um einen Streit zwischen dem Opfer und dem einzigen auf den ersten Blick Verdächtigen, um eine Feindschaft, die mehr als zwanzig Jahre und anscheinend eine Handvoll von Rechtsstreitigkeiten andauert. Max Allan Collins nutzt diesen Hintergrund, um sowohl die Ausnutzung der anonymen Zeichner anzusprechen als auch die komplizierten, die Verlage oder Syndikate bevorzugenden vertraglichen Situationen ausführlich, aber auf Augenhöhe und nicht belehrend zu erläutern.

Dabei minimiert der Autor ein wenig die Spannung, weil die Starrs zwar mittendrin, aber niemals wirklich dabei sind. Sie fallen schnell aus dem Täterkreis heraus und selbst bei einem schwierigen Fall wie dem vorliegenden mit wichtigen und weitreichenden Geschäftsbeziehungen gibt es gleich eine Rückversicherungsklausel, die ihre gute Position im Falle Sam Fizers Todes relativiert und ihnen so die Möglichkeit gibt, sehr viel freier zu ermitteln. Einfacher kann man die Seiten nicht abgleichen.

Wieder tauschen sich zwar Chandler und Jack Starr hinsichtlich der Informationen aus, aber der Privatdetektiv hält einige Fakten mit nur einem leicht schlechten Gewissen vor dem in diesem Punkt sehr ehrlichen Polizisten zurück. Zwar spricht Jack Starr im Off direkt zu den Lesern und versucht ihnen seine Position zu vermitteln, gänzlich überzeugend und vor allem zu dieser Zeit und mit dem Wissensstand ist dieses aktive Verschweigen nicht.    

Auch die Struktur ähnelt zu sehr im Grunde rückblickend allen Romanen der Serie. Es gibt zwei Morde, die entweder mittelbar wie im ersten und dritten Buch oder nur bedingt zufällig wie im vorliegenden zweiten Teil miteinander zu tun haben.

Der Täter muss sich selbst überführen. Im ersten und später folgenden dritten Buch durch ein Treffen in Maggies Stars Restaurant, in dem die Fakten dargelegt werden. In „Strip for Murder“ erfolgt es auf eine intimere Art und Weise, wobei in allen drei Fällen die Polizei in Person Chandlers die abschließenden Geständnisse aufzeichnet und erst ab diesem Moment schlagkräftige Beweise hat.

Jack Starr muss wie schon erwähnt alle Verdächtigen abklappern. Jeder hat ein unterschiedliches Motiv. Alle stehen entweder in intimen oder geschäftlichen Verbindungen. Ein überzeugendes Alibi wird durch die Verbindung der Zeugin mit dem Opfer unterminiert.

Bei den Gesprächen geht es nicht nur um den Mord, sondern in allen drei Büchern zeichnet Max Allan Collins ein personifiziertes, aber auch überzeugendes Portrait der Comic oder besser Tageszeitungsstripkünstler und ihre Attitüde. Dabei sind es oft die Sklaven im Hintergrund, die unterbezahlten Zeichner, welche der Serie bzw. den Serien ihr Flair geben. Ausnahmen sind der klar zu erkennende „Flash Gordon“ Künstler Alex Raymond und  die Anspielung auf Hal „Prinz Eisenherz“ Foster.

Der Selbstmord/ Mord ist ein wenig komplizierter, weil Max Allan Collins quasi auf einen Vorgriff auf das dominante Thema des abschließenden Romans nimmt. Die freiwillige Selbstkontrolle der Künstler, aber auch der immer stärker werdende politische Druck von McCarthy und  die aufkommende Verhetzung von Comics im Allgemeinen, aber besonders Horrorcomics im Besonderen als jugendgefährdete Literatur. Dabei versuchen die Produzenten noch auf dem schmalen Grat der Selbstkontrolle zu wandeln und wollen vor allem populistische und lügnerische Hetzer ausschließen.

Es ist vielleicht der tragische und deswegen in der ganzen Serie überzeugende Höhepunkt, dass Menschen auf dem Gipfel des Ruhm an den eigenen Schwächen scheitern. Das kann Jahrzehnte dauern, wie der Epilog zeigt oder auch sehr schnell gehen, wie es beim Opfer abschließend erkennbar wird. 

Das Motiv ist ambivalent herausgearbeitet. Damit hebt sich der Roman von den anderen beiden Büchern ab. Es ist trotz ein Mord, wobei es mindere Umstände gibt. Die Ermittlungen von Maggie und Jack Starr sind überzeugend und der Leser kann bis zu Terry Beattys den Stand und vor allem alle verdächtigen zusammenfassenden Comicbildern auf Augenhöhe folgen.  Erst anschließend bauen Maggie und jack Starr ein mögliches Szenario zusammen und präsentieren es den in Frage kommenden Personen live, um ihre Reaktionen abzuwarten und darauf zu hoffen, dass sie sich verraten.

Das unterscheidet diese positiv gesprochen klassischen Privatdetektivgeschichten von den Vorbildern wie Nero Wolfe. Hinzu kommt, dass sich Max Allan Collins in dem Hintergrundmilieu nicht nur als Profi, sondern auch als bekennender Fan sehr gut auskennt und deswegen einen derartig lebendigen Hintergrund erschaffen hat, dass die eigentlichen Fälle manchmal ein wenig in Vergessenheit geraten.  

Strip for Murder (Dover Mystery Classics) (English Edition)

  • Format: Kindle Ausgabe
  • Dateigröße: 7509 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 292 Seiten
  • ISBN-Quelle für Seitenzahl: 0425221393
  • Verlag: Dover Publications; Auflage: Reissue (2. März 2015)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Englisch
  • ASIN: B00UCLON6E
Kategorie: