Der wüste Planet

Frank und Herbert

Der Apex Verlag legt mit „Der wüste Planet“ eine der beiden markanten Parodien auf wichtige Werke des Genres als E Book, aber auch als Taschenbuch wieder auf. Ursprünglich ist der von „Frank und Herbert“ geschriebene Text als Taschenbuch im Goldmann Verlag publiziert worden. Veteran Ellis Weiner verbirgt sich hinter dem lustig erscheinenden, aber die ambivalente Qualität der ganzen Arbeit nur unterstreichenden Pseudonym.

Die Geschichte hinter „Der wüste Planet“ ist wahrscheinlich interessanter als das Buch selbst. Im Original heißt die Geschichte „National Lampoon´s Doon“ und verweist nicht nur auf die das Collegeleben verunglimpfenden Filme der siebziger und achtziger Jahre aus Hollywood, sondern unterstreicht, welche Popularität Frank Herberts Epos unter den Stundeten hatte. Auf Augenhöhe  mit J.R.R. Tolkiens „Herr der Ringe“, der 1969 mit dem ebenfalls übersetzen „Herr der Augenringe“ seine eigene Parodie von „The Havard Lampoon“ erhalten hat.

Obwohl zu diesem Zeitpunkt Frank Herbert noch am Leben und dessen Fortsetzungen zumindest im Gegensatz zu den literarischen Exzessen seines Sohnes in Zusammenarbeit mit Kevin J. Anderson mit dem Original noch etwas zu tun hatten, nimmt Ellis Weiner die endlosen Variationen der Serie mit dem „spektakulären“ Ausblick auf weitere Teile vorweg. Die Titel hören sich interessant an, die Vorlagen sind klar zu erkennen. Aber nach der Lektüre dieses schmalen Büchleins ist auch klar zu erkennen, das der Plot nicht einmal für eine zufriedenstellende Parodie ausreichend ist. 

Auch wenn die deutsche Übersetzung vor allem auch Frank Herberts getragenen nicht immer leicht zu lesenden Stil imitiert, ist es sinnvoll, den Text im Original zu lesen. Einigte sprachliche Wendungen lassen sich nur imitieren, aber nicht exakt parodieren. Es ist auf jeden Fall wichtig, mehr als nur die kurze Zusammenfassung des Textes zu kennen, um die nicht immer simplen Anspielungen zu verstehen. Eine Kenntnis der beiden Adaptionen von David Lynch bzw. als Fernsehserie reicht nicht aus.

Die politischen Konstellationen werden gleich zu Beginn von Ellis Weiner derartig quer erzählt, das der Leser zu diesem Zeitpunkt noch schmunzeln kann. Mit Arruckus besser bekannt als „Doon“ beginnt der Text allerdings zu rutschen. Der Planet ist unter dem Beinamen „The Dessert Planet“ bekannt, weil die Oberfläche ausschließlich aus Zucker besteht. Natürlich ist die Oberfläche wie beim Original herausfordernd. Die Einheimischen leben allerdings von Importen, der Verarbeitung der gewaltigen Massen an Zucker und schließlich in einer eher schrägen Exkursion auch von Soja Proteinen.  Der Exportschlager der Welt ist dann allerdings Bier, das basierend auf einer Zuckerlösung anscheinend nur auf diesem Planeten gebraut werden kann, wobei der Autor weder auf die Brautechnik noch die Hintergründe eingeht. Es ist die erste große und unglaubwürdige Abweichung von der Vorlage, in welcher ja Frank Herbert klar gemacht hat, das sie nur riesigen Würmer für das Spice verantwortlich sind.  Natürlich muss Ellis Weiner anschließend wieder den Bogen schlagen und neben der Einzigartigkeit der Welt auch die Schleppergarde in Position bringen.  

Duke Lotto übernimmt natürlich die Mission auf dem Planeten, obwohl er ahnt, dass die Welt eine Todesfalle für seine Familie und sich selbst darstellen könnte.   Mit der Landung der Lottos auf dem Planeten folgt Ellis Weiner anschließend den Korsettstangen des ursprünglichen Plots.

Der Anfang ist immer schwierig. Aber der Autor macht es clever, in dem er sich erstmal auf die zahllosen Namen konzentriert und vor allem Fans der Bücher anspricht. Die Verballhornungen sind respektvoll, wenn auch nicht immer nachvollziehbar. Der Autor muss ja nicht nur die Namen ändern, sondern ihnen neue, aber nicht zu exzentrische Positionen oder Funktionen geben.  Unabhängig von der Kürze des Buches ist die Einführung überzeugend. Im Laufe des Plots erweitert der Autor zwar diesen Ansatz noch, wirkt aber ausgeschrieben und kann nur ermüdende Ergänzungen liefern.

„Dune“ selbst ist unabhängig von der minutiös ausgearbeiteten Ökosphäre des Planeten Arakis ein hochkomplexes politisches Buch, dessen Märttyrerreichweite im Grunde bis zu Mohammed und dem Islam zurückreicht. Diese Komplexität kann eine Parodie nicht erreichen und der Autor zielt auch nicht in diese Richtung.

Die politischen Intrigen kumulieren in einem Kochwettstreit. Damit nimmt der Autor aber Frank Herberts Intention ihre Schärfe. Vor allem, weil ihm das Gefühl für einen derartigen Wettkampf fehlt. Es ist schwer, eine derartige Show in Worte zu fassen. Rex Stout hat es vor vielen Jahren in dem berühmten  Nero Wolfe Roman „Zu viele Köche“ versucht. Aber auch hier ist der Autor über das Ziel hinausgeschossen.  Wenn nur der Geist, aber nicht die anderen Sinne angesprochen werden, kommt es schon auf die Phantasie der Leser an, damit ein solcher Plot funktionieren kann. Das ist hier leider nicht der Fall.

Auch die Idee, die Religion auf Nahrungsmitteln aufzubauen und sich damit dem Planeten anzupassen, wirkt wenig überzeugend. In „Dune“ funktionierrt der Plot, weil die Einheimischen sich dem Wüstenplaneten mit Intelligenz und vor allem der Nutzung alter Technik angepasst haben. Sie können dort nicht nur überleben, sie können auf Arakis leben. Ihr Glaube ist nicht Mittel zum Zweck, sondern ein Teil dieses Prozesses. In „Der wüste Planet“ ragt die absurde religiöse Grundidee zu sehr aus dem Plot heraus und lenkt von wichtigen Aspekten ab.

Es ist immer schwer, eine gute Parodie zu machen. Die besten Parodien funktionieren als eigenständige Geschichten vor bekannten und wiedererkennbaren Hintergründen. Die Verfremdung darf nicht zu weit gehen, aber die Geschichte muss die Stärken der Vorlage respektieren. Sonst wirkt eine Parodie eher wie eine Slapstickvariation und verliert vor allem die Leser, die Anhänger der ursprünglichen Texte aus den Augen. Sowohl „Der wüste Planet“ als auch „Der Herr der augenringe“ zielten in den späten sechziger und frühen achtziger Jahren genau auf die Zielgruppe der Studenten, welche die dicken Wälzer liebten, aber auch zu überdreht und die Grenzen austestend waren, um anderen Stoff zu lesen. Das erinnert an die klassischen Collegezeit mit den langen Zeiten, in denen vor allem gelernt werden musste und die kurzen Perioden zwischen den Semestern, in denen ausgelassen dass Erreicht gefeiert und das vor einem Stehende begrüßt worden ist. Wer diesen Spagat zwischen lernen und feiern nicht hinbekommen hat, war spätestens bei der Abschlussprüfung verloren. Diese schwierige Balance versucht auch „Der wüste Planet“ zu erreichen. Im günstigsten Fall ist es eine inzwischen in Ehren ergraute Parodie aus den „Mad“ Magazine Zeiten der achtziger Jahre, die genau diese Mischung aus Hommage und Verarschung in ihren Heften überzeugend hinbekommen haben. Im ungünstigsten Fall wird es „Dune“ Fans verärgern. Am besten ist noch, wenn die Lektüre dieses wirklich dünnen Bändchens die Leser wieder auf „Dune“ aufmerksam macht und dem ursprünglichen Text vor allem hinsichtlich einer weiteren cineastischen Adaption den Respekt verschafft, den dieser nicht fehlerfreie, aber in vielen Punkten für das Genre bahnbrechende epochale Roman verdient hätte.            

FRANZ UND HERBERT: Der wüste Planet - Die Parodie auf DER WÜSTENPLANET - Ellis Weiner

Sprache: Deutsch

ISBN: 9783752972467

Format: Parodie

Seiten: 228

Altersempfehlung: keine Altersbeschränkung (1 - 99 Jahre) (1 - 99)

Erscheinungsdatum:

Schlagworte: Apex-Verlag, Science Fiction, Parodie, Humor, Roman

Buch melden