Rettungskreuzer Ikarus 75: Der Fall Portoklif

Sylke Brandt

Sylke Brandt liefert bei „Der Fall Portoklif“ im kleinen Jubiläumsband der „Rettungskreuzer Ikarus“  Reihe ein lesenswertes Kleinod ab, dessen bizarrer Hintergrund wunderbar zum politischen Motiv passt. Weiterhin liest sich der Roman in sich abgeschlossen, der Fall Portoklif wird aufgeklärt, auch wenn der zweite Teil dieses Doppelbandes noch einige Fragen vor allem aus den Auftaktkapiteln beantworten könnte.

Direktor Portoklif braucht die Hilfe des „Rettungskreuzer Ikarus“ Teams. Portoklif ist ein Schluttnick. Das Volk ist in den früheren Bänden schon einmal ausführlicher vorgestellt worden. Sylke Brandt fasst aber die Wichtigkeit der Schluttnicks für die bekannte Galaxis dank der Artefaktemaschinen genauso zusammen mit das Eigenbild dieser einzigartig exzentrischen Rasse.

Portoklif nimmt ab. Trotz der verschiedenen Mahlzeiten mit zweistelligen Gängen. Trotz der Bemühungen, sich möglichst wenig zu bewegen. Er kann sogar seinen Bauch umfassen. Eine unerhörte Tatsache, die auf eine ernste Krankheit hindeutet. Den Gewicht ist bei diesem Volk wichtig. So wird  DiMersi zusammen mit Anande abkommandiert, den Schluttnick im Allgemeinen und Portoklif im Besonderen zu helfen. Denn inzwischen ist ein zweiter Fall aufgetreten.

Sylke Brandt nimmt sich positiv gesprochen viel Zeit, um die Leser mit diesem einzigartigen Volk wieder vertraut zu machen. Die Charaktere sind mit einer spitzen Feder gezeichnet und ihr arrogantes selbstverliebtes Vorgehen durchzieht den Roman mit einem satirischen, aber auch bizarren Flair. Bevor der Plot aber in den Bereich der Komödie oder noch schlimmer der Farce abdriftet, zieht die Autorin den Spannungsfaden deutlich an. Portoklif ist tatsächlich auf eine hinterhältige Art und Weise ermordet worden. Ein zweiter Schluttnick schwebt in Lebensgefahr und während eines reichhaltigen Dieners kommt es zu einem weiteren tödlichen Mordanschlag.

DiMersi verbündet sich fast widerwillig mit einer älteren Dame, die über einen kriminalistischen Instinkt zu verfügen scheint. Nur hat sie ebenfalls ein Motiv, Portoklif zu töten. Wie eine Reihe von anderen beim Bankett Anwesender. In klassischer Nero Wolfe oder Agatha Christie Manier werden ohne viel Action, aber dank Befragungen und Hintergrundinformationen – manchmal wenig subtil den Hobbydetektivin überreicht – nach und nach einzelne Verdächtige ausgeschlossen.  Am Ende in einer wirklich bizarren Wendung überschreitet Sylke Brandt mit einer neu eingeführten Organisation, deren Abkürzung eine Art Synonym ist, eine neue Stufe des Falls.

Aber deren Erklärungen sind aus Sicht der Schluttnicks im Gegensatz zur Auffassung raumfahrender Menschen sogar verständlich. Damit der Fall geklärt wird, braucht die kleine Gruppe nicht nur die indirekte Hilfe einer künstlichen Intelligenz, konsequenterweise müssen die „Helden“ auch Lügen, um ihr Ziel zu erreichen.

Der Kriminalfall ist für den Leser nicht vorhersehbar. Das liegt aber auch in der Tatsache gegründet, dass Sylke Brandt den oder die Täter abschließend nicht aus der Gruppe der auf den ersten Blick motivtechnisch  Verdächtigen auswählt, sondern auf den bislang sowohl den Protagonisten als auch den Lesern verborgene Konzerninformationen zurückgreift. Unabhängig von diesem fehlenden Miträtseleffekt ist die Handlung sehr stringent erzählt.

Aber die seltsame Kultur der Schluttnicks alleine macht den vorliegenden Roman „Der Fall Portoklif“ zu einem Lesevergnügen und weckt bei einigen Langzeitlesern Erinnerungen an die bisherigen, deutlich längeren Handlungsbögen dieser Serie. Sylke Brandt unterstreicht nachdrücklich, wie umfangreich und unterhaltsame der „Rettungskreuzer Ikarus“ Kosmos inzwischen geworden ist. Auch wenn Neueinsteiger vielleicht nicht alle Fakten dieser Serie richtig einordnen oder die zwischenmenschlichen bzw. zwischenaußerirdischen Beziehungen umfänglich verstehen, eignet sich dieser kleine Jubiläumsband auch ideal, um den natürlich krallenbesetzten kleinen Zeh in dieses so liebevoll und detailliert über fast zwanzig Jahre aufgebaut Universum zu stecken. Es lohnt sich auf jeden Fall.      

Rettungskreuzer Ikarus 75: Der Fall Portoklif

  • ASIN ‏ : ‎ B07QCBWL1W
  • Herausgeber ‏ : ‎ Atlantis Verlag Guido Latz (15. April 2019)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Dateigröße ‏ : ‎ 26660 KB
  • Gleichzeitige Verwendung von Geräten ‏ : ‎ Keine Einschränkung
  • Text-to-Speech (Vorlesemodus) ‏ : ‎ Aktiviert
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  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 96 Seiten