Marie Erikson präsentiert den fünften Band der Miniserie Androiden. Bei Perry Rhodan hat sie nach einem Besuch der Perry Rhodan Tage in Braunschweig als Stellaris
Kurzgeschichten Autorin debütiert. In der Aphilie Staffel schrieb sie für Perry Rhodan Neo in Zusammenarbeit mit Robert Corvus den Roman „Stumm“. Es folgte ein Doppelband für „Neo“ mit Lucy Guth, bevor sie mit „Der Schlammplanet“ zum ersten Mal einen Soloroman hinlegt. Die „Nekropole der Chenno“ ist ihr Debüt im Heftromanformat.
Die Handlung setzt unmittelbar ein. Die Androiden greifen trotz ihrer gegenteiligen Behauptungen weitere von Menschen bewohnte Welten an. Sie verfügen über erhebliche
Ressourcen. Verteidigungsminister Icho Tolot- für einen aktiven Haluter eine eher undankbare Aufgabe- hofft, dass Aurelia Bina bald notwendige und relevante
Informationen von ihren Agenten erhält. Ihr gelang es, nicht nur eine Familie vor den Androiden zu retten, sondern viel wichtiger, wichtiger eine der Silberkugel in
Besitz zu nehmen, mit derdenen ein Zugang zu den Raumschiffen der Androiden möglich wäre. Bislang sind diese Kugel immer zerstört worden oder haben sich selbst
zerstört.
Diese Zufälle öffnen nicht nur in dieser Miniserie, sondern immer wieder im Perry Rhodan Kosmos den Menschen die Türen zu überlegener Technik, gegen die sie im freien
Raumkampf keine Chance haben. Neben der Infiltration ein gängiges Stilmittel der Autoren. Marie Erikson schafft es zumindest, diesen Zufall überzeugend zu beschreiben, auch
wenn bis zu diesem Moment die Situation der von Menschen bewohnten Welten angesichts der Androiden aussichtslos zu nennen ist.
Auf einer zweiten Handlungsebene konzentriert sie sich auf den Siganesen Johann Aspra, der früher auf der MUNGO Park seine Nebeneinnahmen unfreiwillig mit dem
Kommandanten des Raumschiffs teilen musste. Aspra wird entführt und findet sich auf der MUNGO Park wieder. Marie Erikson schließt auf dieser Ebene eine offene Flanke aus dem
ersten Roman. Chentap ist mit den Chennos die einzige Welt, bewohnt von einer nichtmenschlichen Spezis, die von den Androiden gleich zu Beginn angegriffen
worden ist. Diesen überraschenden Angriff hat Kai Hirdt im ersten Roman ausführlich beschrieben. Aspra muss offenbaren, dass es auf dem Planeten eine
Unterwasser Zivilisation gibt, welche den Forschern bislang verborgen geblieben ist. Erst nach dem Angriff der Androiden haben die Reste des Explorerteams
durch einen Zufall diese Stadt unter dem Meer gefunden. Auch hier nimmt Marie Erikson den Fanden aus dem ersten Heft wieder auf.
Im Laufe der Handlung gelingt den Menschen unter der Führung von Aurelia Bina der erste entscheidende Schlag gegen die Androiden. Die Silberkugel ist der Türöffner, mit einem
gekaperten Schiff können sie sich einschleichen und entsprechenden Schaden anrichten. Das wird von Marie Erikson zwar spannend und dynamisch beschrieben, birgt aber
inhaltlich zu wenige überraschende Wendungen. Die Miniserie ist fast zur Hälfte vorbei, da wird es für die Menschen Zeit, das Heft des Handelns wieder zu übernehmen,
damit auch die Serien Kontinuität erhalten bleibt.
Marie Erikson beginnt ihren Roman ja mit dem beschriebenen Androiden Angriff. Die Szene endet im Nichts, der rote Faden wird im anschließenden Kapitel von Bina stellvertretend den
Lesern erzählt. Auch Kai Hirdt hat seinen Roman mit dem vernichtenden ersten Angriff der Androiden begonnen. Sicherlich sollte deren Gefährlich- und Rücksichtslosigkeit den
Lesern noch einmal vor Augen geführt werden. Aber es ist nicht unbedingt notwendig. Die Vorgänge auf Chenno spielen angeblich ein Jahr nach dem ersten Angriff. Auch wenn
im All die Zeit relativ ist, überrascht diese Zeitspanne. Ein Jahr haben die Menschen wenig bis gar nichts erreicht. Ein Jahr konnten die Androiden ihren Feldzug fortführen
und vor allem auf den eroberten Planeten neue Städte bauen, ohne dass für die Menschen ein über die Botschaften hinaus erkennbares Konzept zu erkennen ist.
Die Androiden agieren ja nicht als Piraten, die immer wieder Angriffe fahren und sich dann in die Tiefen des Alls zurückziehen. Sie sind schon sehr präsent
und agieren aggressiv. Ihre Technik müsste in diesem Fall den Terranern derart überlegen sein, dass sich die Frage stellt, warum nicht mehr und vor allem
intensiver nach den Ursachen gesucht wird. Da Chenno die erste Welt gewesen ist, auf welcher die Androiden eine menschliche Stadt etablieren wollten, wäre
es noch akzeptabel, wenn die Statistiker diesen Versuch als Übung ansehen und nicht nach den Unterschieden zwischen Chenno und den anderen angegriffenen Welten
fragen. Das wäre akzeptabel. Unwahrscheinlicher erscheint, dass nach dieser Frist ausgerechnet der seinen dominanten, herrischen Kommandanten ablösende Tatsuo
nachfragt und sich von seiner eigenen Besatzung nicht länger auf der Nase herumtanzen lässt.
Zu Beginn des Romans beschrieb Kai Hirdt die Spannungen zwischen dem Kommandanten, unter dessen Kommando Tatsuo der Erste Offizier gewesen ist und seiner
auf dem Planeten ausgesetzten Crew. Eine mutige Rettung sieht anders aus und nur das Auftauchen von Perry Rhodan/ Gucky hat die Ereignisse in die richtige Richtung gelenkt.
Aus diesen Fakten ergeben sich eigentlich zwei Möglichkeiten. Der Kommandant wird für sein Verhalten bestraft und muss versetzt werden. Immerhin lässt er
seine Crew feige im Stich. Angesichts der katastrophalen Situation innerhalb der Galaxis mit immer mehr angegriffenen Welten erscheint es unwahrscheinlich,
dass die Terraner noch einmal ein Raumschiff zu einem Planeten schicken, der verloren erscheint. Das brauchen sie auch gar nicht, denn das Raumschiff
befindet sich lange Zeit auf dem Planeten. Anscheinend vergessen- anschließend entführen sie den Siganesen und wollen von ihm die Geheimnisse dieser Welt
erfahren. Andersherum haben die Forscher durch einen Zufall die Unterwasserstädte entdeckt und die ganze Zeit geschwiegen. Auch wenn sie vielleicht die unter dem Meer
lebenden Wesen schützen wollen, dann stellt sich die Frage, vor wem? Immerhin sind die Androiden die Aggressoren und töten alles Lebendige. Die Menschen reagieren
ausschließlich und hoffentlich wollen Kai Hirdt zusammen mit Marie Erikson nicht wieder die Menschen als Plünderer darstellen? Sinn hätte diese ganze Sequenz noch gemacht, wenn
die MUNGO PARK kein offizielles terranisches Raumschiff gewesen wäre, sondern ein Piratenschiff. Ein Teil der Crew wäre mit der brutalen Vorgehensweise des Kommandanten
nicht einverstanden und versucht die Retter vor seiner Brutalität zu schützen. Aber an Bord eines offiziellen EXPLORER Raumschiff angesichts der Bedrohung auch für die Bewohner
der Unterwasserstädte das Geheimnis nicht einmal dem zu Beginn anwesenden Perry Rhodan mitzuteilen, ist inhaltlich höflich gesprochen dreist, unlogisch und schwach.
Marie Erikson muss schon sehr viel konstruieren, um diese Rückkehr zu den Anfängen plausibel zu beschreiben und viel schlimmer, den Konflikt zwischen dem Siganesen auf der
einen Seite, dem plötzlich aus der Stasis erwachenden und passiv forschenden Tatsuo sowie möglichen weiteren Geheimnisse der eigenen zurückhaltenden Crew glaubhaft
aufzulösen. Das gelingt ihr nur mäßig, was aber weniger an ihren schriftstellerischen Fähigkeiten, sondern an der Konzeption des Exposes liegt.
Viel schlimmer ist, dass Marie Erikson keinen wirklichen Zugriff auf die einzelnen Protagonisten erhält. Bis auf die – basierend auf den beschriebenen Zufällen - weiterhin
entschlossen agierende Aurelia Bina wirken alle Figuren eher ambivalent gezeichnet. Ihre Handlungen sind wie Butter in der Sonne. Eine Gruppe von Wendehälsen, wobei
insbesondere beim Siganesen seine Motive höflich gesprochen schwankend sind. Die Nebengeschäfte und der Hang zum Luxus sowie die finale Abkehr von einer Art Retterstatus
sind alle nachvollziehbar, aber insbesondere im direkten Gespräch mit Tatsuo agiert er eher seltsam. Immerhin könnte er seine Geheimnisse gewinnbringend verkaufen und es gibt in
dem ganzen Roman kein Argument, warum er es unabhängig von den Androiden Angriffen nicht gemacht hat. Diese können aber nicht so schlimm sein, wenn die Androiden sogar
ein terranisches Schiff wie die MUNGO PARK auf einer der von ihnen für Menschen, für echte Menschen vorbereiteten Welten dulden. Dass die Androiden das
Raumschiff einfach übersehen haben, ist unwahrscheinlich.
Auch wenn Marie Erikson die Haupthandlung mit den Silberkugel und dem ersten Erfolg gegen die Androiden zielführend fortschreibt, gibt es in ihrem Roman zu viele Zufälligkeiten,
zu viele unglaubwürdige Situationen, als das von einem guten Roman gesprochen werden kann.
Heft Roman
64 Seiten
Pabel Verlag