Der Jungfernflug der GOOD LUCK

Roland Triankowski

Roland Triankowski legt mit “Der Jungfernflug der GOOD Luck” den kleinen Jubiläumsband - die Nummer 25 - der Perry Rhodan Fan Edition vor. Von den bislang vertretenen Autoren steht es auch im Grunde niemand anderem zu. Mit  “Die galaktischen Söldner” aus seiner Feder begann diese kleine Reihe von die Heftromanserie begleitenden Abenteuern. Das Heft erschien 1999 und damit feiert die Reihe auch ein zweites Jubiläum: 25 Jahre Fan Edition. 

 Mit Michael Marcus Thurner, Joachim Stahl , Gerry Haynaly ( beide bei Miniserien oder Neo vertreten) und natürlich dem neuen Expokraten Ben Calvin Harry haben es vier Autoren auch in das Profilager geschafft.  

Mit jetzt drei Romanen  schließt Roland Triankowski zu Jörg Isenberg auf. Jörg Isenberg ist allerdings weiterhin der einzige Autor, der zwei aufeinander folgende Fanromane publizieren konnte. 

Wie Kurt Kobler Jerry Cotton/ Perry Rhodan Crossover spielt Roland Triankowskis Geschichte überwiegend im frühen 21. Jahrhundert, als die Erde als vernichtet galt. Ganz bewusst hatte Perry Rhodan angesichts der außerirdischen Bedrohungen sich für diesen Weg entschieden.

Eine der ersten Gefahren waren die Individualverformer, die Persönlichkeiten übernehmen konnten. Mit  Hilfe der Mutanten konnte  der Feind besiegt werden und nur eine kleine Gruppe der abgekürzt IVs von der Erde im August 1972 fliehen. Zu ihnen gehört Rix- Kalin, deren Weg durch ein nicht mehr funktionierendes Antriebsteil nur zur Wega und damit den Ferronen führt. Dort gelingt ihr eine Art Symbiose mit Rakhtor, der die fremde Identität wissentlich und partnerschaftlich aufnimmt. Die Gruppe wird angeführt von Vartox, der nicht nur seine Rache an den Terranern plant – wenn sie irgendwann die Wega Planeten verlassen könnten -, sondern auch den terranischen Bluff um die Vernichtung der Erde öffentlich machen möchte.

Diese Informationen erhält der Leser vor allem auch der Ich- Perspektive Rix- Kalin, die einen deutlich ambivalenteren Blick auf das eigene Volk und deren aggressive Politik hat. Rückblickend hat Roland Triankowski im gesamten Serienkosmos eine zugängliche Individualverformerin erschaffen. Die Symbiose zwischen Rakhtor und ihr gehören zu den besten Passagen des Romans.  Ihre Selbstzweifel, ihre Sorge im Grunde auch um das Überleben der restlichen Individualverformer und schließlich auch ihre Abscheu vor Vartox werden emotional, aber nicht kitschig ausführlich beschrieben. Der Leser kann ihre finalen Handlungen nachvollziehen und hinsichtlich ihres Kontakts mit den Menschen hat sich der Autor einige gute Ideen einfallen lassen.

Die eigentliche Handlung der menschlichen Geschichte beginnt sechs Jahre später. Am 18. Geburtstag seines Sohns schenkt Edward Cardiff ihm einen Antigravgleiter, mit dem Waren durch die Wüste in Perry Rhodans neue Hauptstadt transportiert werden können. Die Begründung eines lange Zeit erst auf der Erde, später im Sonnensystem agierenden Logistikunternehmens, das die Cardiffs reich und einflussreich machen sollte.

Einer der Söhne will der neuen Raumflotte beitreten. Er wird später ums Leben kommen, wobei Roland Triankowski in einem schließlich in der Luft hängenden Handlungsteil Zweifel an der offiziellen Darstellung säht.

Der eigentliche Plot setzt mit dem 18. Geburtstag der Enkelin Anna Cardiff ein. Der Tradition folgend bekommt sie zu diesem Ehrentag ebenfalls etwas geschenkt: eine Kaulquappe. Später stellt sich heraus, dass dieser kleinste Kugelraumtyp sogar eines der Transitionstriebwerke hat. Am gleichen Tag unterschreiben die Cardiffs einer Vereinbarung mit Homer G. Adams CCC Handelskonglomerat, das ihnen einen begrenzten Zugang zu den Sternen schenkt.

Der Jungfernflug der GOOD LUCK soll zur Wega führen. Später soll noch das Wrack der GOOD HOPE besichtigt werden. Für die IVs ist die GOOD LUCK das fehlende Puzzlestück, um den Racheplan umzusetzen.

Roland Triankowski arbeitet im vorliegenden Roman nicht nur mit einer Ich- Erzähler (Rix-Kalin), sondern zwei. Anna Cardiff ist in ihrer jugendlichen, pragmatischen und doch für eine derartig reiche Familie auch bodenständigen Art die zweite Identifikationsfigur der Leser. Es ist kein Zufall, dass es sich um zwei Frauen handelt, welche während des Finals die Initiative ergreifen.

Die Exposition der Geschichte mit der nicht unbedingt chronologisch erzählten Geschichte der Cardiffs und Rix- Klains Schicksal unter der Wega nimmt für den kurzen Roman deutlich mehr Raum ein als es Roland Triankowski vielleicht eingeplant hat. Deswegen wirkt das Finale auch ein wenig hektisch und zu stark komprimiert.

Rix- Kalin muss versuchen, sich den Menschen zu offenbaren, ohne ihren unwissenden Wirt Rahktor zu gefährden. Anna Cardiff wird mit einer doppelten Aufgabe konfrontiert. Sie muss nicht nur indirekt die Menschheit retten, in dem ihr Geheimnis nicht offenbart wird. Viel mehr hängt auch die Existenz der Cardiffs an ihren Entscheidungen, denn ein Entzug der Handelslizenz würde angesichts der exorbitanten Vorlaufkosten den Ruin der Reederei zwischen den Sternen bedeuten.

Beide Frauen sind während des Showdowns auf sich alleine gestellt. Anna Cardiff wird von ihrer Cousine Sabrina eher behindert, während Rix- Kalin verhindern muss, dass Vartox „erwacht“ und die Kontrolle über einen Verbindungsoffizier der Flotte übernehmen kann. Der Konflikt ist gut beschrieben. Die wechselnden kurzzeitigen Fronten sind klar voneinander getrennt, auch wenn der Leser angesichts der bekannten Perry Rhodan Historie keine Sekunde am Erfolg der Menschen zweifelt. Unter dieser spannungstechnischen Einschränkung litten ja auch schon die beiden von Kurt Kobler geschriebenen Jerry Cotton/ Perry Rhodan Crossover. Trotzdem überzeugt das Ende der Geschichte und damit auch ein neuer Anfang in den intergalaktischen Handelsbeziehungen.

Auch wenn die grundlegende Handlung des Romans sehr stringent, vielleicht bis zum Finale hin ein wenig zu nackt konzipiert worden ist, baut Roland Triankowski mit den Auswirkungen des ersten Sprungs ausgerechnet während einer Stehparty an Bord der GOOD LUCK; der ersten Begegnung Anna Cardiff mit einem sehr attraktiven Ferronen und der verführerischen Patina der ersten Perry Rhodan Romane und ihrem partisanenartigen Kampf gegen die verschiedenen außerirdischen Mächte – die Topsider und die Arkoniden werden kurz erwähnt – ausreichend Szenen ein, um insbesondere ältere Stammleser der Serie in Erinnerungen schwelgen zu lassen.

Die Charaktere überzeugen in der Breite, wobei angesichts der Vielzahl der Protagonisten – alleine die verschiedenen Cardiffs und ihre Verwandten hätten einen Roman ganz für sich alleine benötigt, um ihre Geschichten kennenzulernen – Roland Triankowski sich sichtlich Mühe gibt, über die Klischees hinaus seine Figuren pragmatisch  zugänglich zu entwickeln. Schon angesprochen worden ist die erste dreidimensionale und vor allem auch hinsichtlich ihrer jeweiligen Motivationen nachhaltige Darstellung eines IVs in Form Rix- Kalin, welcher mit Anna Cardiff eine entschlossene, resolute und intelligente Frau gegenüber steht. Gemeinsam könnten sie Welten aus den Angeln heben und würden sich trotzdem in ihrem Inneren treu bleiben. Die Zeichnung der beiden Hauptfiguren ist die größte Stärke dieses lesenswerten und im Rahmen der Gesetzmäßigkeiten der Perry Rhodan Serie auch spannenden, stringenten, vielleicht angesichts der Komplexität des Themas zu kurzen Perry Rhodan Fan Romans. Ein würdiger Jubiläumsband nach einigen schwächeren Romanen in der näheren Vergangenheit.                 

Heftroman 70 Seiten

Din A 5

direkt bestellbar bei der Perry Rhodan Fanzentrale

www.prfz.info

Kategorie: