Heliosphere 2265- Band 20 "Im Zentrum der Dunkelheit"

Andreas Suchanek

In der ersten Miniserie erfolgte die Auflösung des hinter dem Geschehen stehenden Plans erst im abschließenden zwölften Band. Auch wenn Andreas Suchanek teilweise der Struktur der ersten Miniserie im vorliegenden Zyklus gefolgt ist, gehört "Im Zentrum der Dunkelheit" ohne Frage der Titel Schlüsselroman. Die verabreichten Informationen hemmen zwar den Lauf der Handlung, reichen aber an den Ursprung der Serie zurück und vielleicht in einer der möglichen Zeitlinien darüber hinaus. Das offene, auf den ersten Blick dunkle Ende verspricht viel Spannung für die folgenden vier Romane, in denen es anscheinend weniger um die Aufdeckung des Plans geht, sondern die Auseinandersetzung mit einem dunklen alten Feind nicht unbedingt der Menschheit. Dabei hat der Leser unbewusst den Eindruck, als schaue aus seinem Gefängnis eine Mischung aus Lovecrafts Alten - der Name suggeriert es- und den Feinden "Supermans" auf die Chance, in dieses Universum wieder vorzustoßen und dessen Vernichtung abzuschließen. 

Positiv konzentriert sich Andreas Suchanek im folgenden Roman wieder auf eine Zeitlinie, wobei im nächsten Band die Handlung wieder aufgesplittert werden soll. Captain Jayden Cross und die HYPERION erreichen den dunklen Wanderer. Zu ihrer Überraschung werden sie erwartet. In "Star Trek" Manier betritt der Captain mit einer Handvoll Vertrauter den Planetoiden, wo zwei fremde Rassen sich einen blutigen Kampf liefern. Dabei bewegt sich der Autor allerdings auch auf einem schmalen Grad. Nicht selten haben sich derartig konzentriert vermittelte Informationen als teilweise absichtlich falsch oder Variation eines größeren Gesamtbildes herausgestellt. Hier erfährt der Leser auf Augenhöhe mit den Protagonisten wichtige Informationen über den Schlund und die darin schlummernde Gefahr. Kaum hat er diese verarbeitet, wird das Schlundgefängnis brüchig. Die Herkunft des TRION Artefakts spielt dabei fast eine untergeordnete Rolle. Interessant ist noch der Zusammenhang zwischen Sjöberg und Meridian. Die fünf Zeitreisenden, von denen sich ja teilweise sich gegenseitig nicht kennend, zumindest zwei an Bord der HYPERION befinden und die einer dritten Person begegnen werden dabei mit einer gänzlich anderen Facette in die laufende Handlung intrigiert.

 Negativ gesehen ist es aber auch ein schmaler Grad, auf dem sich Andreas Suchanek bewegt. Bislang blieben zwar viele Fragen offen, aber aufgrund des zynischen Plans der Zeitreisenden und die Versuche, nach der Macht zu greifen, bewegte sich vieles auf eine zugänglichen Sphäre. Die Idee eines uralten Konfliktes, der natürlich jetzt wieder aufflammt und die Möglichkeit, durch das Überschreiben von Zeitebenen - der erschreckende Gedanken, das eine Handvoll von Wesen/ Menschen bewusst dieser Gefahr ins Auge sehen müssen, wird dagegen überdurchschnittlich gut beschrieben - eine zweite/ dritte oder vierte Chance unter der Prämisse einer Beibehaltung der entsprechenden Ausgangsposition zu erhalten, ist verführerisch. Alleine das in den ersten zwölf Romanen etablierte Grundgerüst mit der Erweiterung der HYPERION Reise in die Zukunft hätte ausgereicht, um diese zweite Miniserie interessant zu machen. Jetzt erscheint durch die Integration dieses ominösen "Feindwesens"  eine Art Overkillsituation eingesetzt zu haben. Sjöberg oder Meridian als Teil der kleinen Gruppe von Zeitreisenden zu bekämpfen ist eine für den Leser aufgrund der bisherigen futuristisch aber technologisch interessanten Konstruktion ist für den Leser griffige Handlungsebene. Wenn aber wie im vorliegenden Band die Aktionen des Ketaria Bundes ebenfalls hinterfragt werden müssen und ihre Absichten im Kampf um den Schlund und damit eine Zeitlinie vielleicht zu stark differenziert erscheinen, dann wirkt manche Erklärung rückwirkend bemüht. Es ist zu früh, den Stab über "Im Zentrum der Dunkelheit" zu brechen. Andreas Suchanek bemüht sich immer über die emotionale Ebene kommend und den kosmischen Konflikt sich auch in seinen gut gezeichneten Figuren wiederspiegelnd zu beschreiben. Die nächsten vier Romane werden zeigen, in welche Richtung sich der in diesem Schlüsselroman weiter aufgefächerte und mit hoffentlich Fakten und nicht wieder Ablenkungen versehene Handlungsbogen entwickeln wird. Positiv tritt die Action hinter die Informationsflut zurrück und das Bild konkretisiert sich. Ein lesenswerter, nur vordergründig viele Fragen beantwortender Roman, der auf der einen Seite die stetig von Andreas Suchanek ausgebaute Komplexität seines Universums in positiver Hinsicht unterstreicht, der auf der anderen Seite auch das Risiko bürgt, inhaltlich zu den Last Minute Rettungsaktionen zu greifen. Es bleibt abzuwarten, ob Andreas Suchanek vielleicht sogar den Mut hat, am Ende des 24. Roman alles auf Null zu stellen, während er am Ende des 12. Bandes der Serie ja eindrucksvoll gezeigt hat, das nichts so ist wie es erscheint. 

 Sehr positiv ist, dass Andreas Suchanek auch die Stammleser immer wieder mit den zahlreichen Informationen füttert, sie auf fast unauffällig diskret auf wichtige Ereignisse aus den vorangegangenen Romanen noch einmal hinweist und vor allem Neulesern mit den guten Zusammenfassungen zu Beginn des E- Books eine kleine Chance gibt, eine der momentan besten monatlichen Science Fiction Serien kennenzulernen.           

 

 

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 4150 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 121 Seiten
  • Verlag: Greenlight Press; Auflage: 1 (15. Juli 2014)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch