Sun Koh 8 "4000 Meter unter dem Meer"

Paul Alfred Müller

Heinz J. Galle spricht in seinem Nachwort zum achten "Sun Koh" Sammelband der Hefte 117 bis 133 davon, dass im Zuge der nationalsozialistischen Einflussnahme sich Paul Alfred Müller allerdings auch opportunistisch selbst zensierte. Die Themen insbesondere der ersten beiden Mehrteiler dieser Sammlung griffen auf Karl May mit einem modernen Westen und Robert Kraft zurück, andere Passagen erinnern an die Abenteuer Jules Vernes. Auch wenn ein Teil der Faszination Sun Kohs immer in den exotischen Schauplätzen gelegen hat, wirkt diese Reduktion der phantastischen Abenteuer in die Nähe vergleichbarer Heftromanunterhaltung auf den ersten Blick enttäuschend. Auf der anderen Seite ist Paul Alfred Müller immer ein Autor gewesen, der zumindest bizarre und ungewöhnliche Szenarien - der Krater, in den Manitou den Mond geworfen hat oder die Stadt der Blinden - entwickeln und auf diesem Fundament stringente Plots aufbauen konnte. In dieser Hinsicht befriedigt die vorliegende Sammlung ohne Frage. Mit der Rückkehr alt bekannter Schurken wie Garcia oder der Liebe zu seiner ewig schmachtenden Verlobten wird der Bogen zu den ersten Heftromanen geschlagen, auch wenn Sun Koh hinsichtlich seines Erbes und des Auftauchen von Atlantis bis auf den Abstecher in die Tiefsee in Heft 117 keinen echten Schritt weiterkommt. Was die Vernachlässigung Nimbas zu Gunsten einer Beförderung Hals angeht, hat zumindest Paul Alfred Müller in einer amüsanten Szene das letzte Wort. Auf dem Weg zur Sprechdose - dem Vorläufer der Handys - liefern sich der ansonsten eher als einfacher "Arbeiter" degradierte Nimba und Hal ein Laufduell, das angesichts des politischen Drucks für den "Arier" im Kampf gegen den wilden Farbigen unentschieden endet. Das Nachwort Galles geht intensiver auf die cineastischen Einflüsse Müllers bei seinen Arbeiten ein und erweitert auch angesichts der beiden Wilden Westen inklusive Handlungsbögen in der vorliegenden Sammlung ansprechend das Spektrum. Vielleicht liegt es an den eingängieren Themen, dass Paul Alfred Müller auf die rassistischen Exkurse verzichtet, wobei das Erhaltungsprogramm der Indianer - drei Familien jedes Stammes werden in einem Tal vor den Weißen geschützt - des Don Fernando vielleicht grenzwertig, aber nicht rassistisch einzuordnen ist. Neben den Hinweisen auf das Recycling von Ideen durch Müller sowie seine Quellenangaben sind es wieder die Titelbilder der verschiedenen Auflagen, welche den vorliegenden vorletzten Band auch visuell zu einem Vergnügen machen.    

 „4000 Meter unter dem Meer“ ( Sun Koh 117) schließt den vorangegangenen Mehrteiler nur bedingt ab, gehört aber trotz der Mechanismen des Plot zu den spannenden Romanen dieser Sammlung. In fast viertausend Meter Tiefe finden Sun Koh, Hal und eine Handvoll Forscher Spuren einer untergegangenen Zivilisation. Möglicherweise das Atlantis, das Sun Koh zukünftig erben wird. Beim Tauchvorgang wird die Kugel verschüttet und eine Ersatzkette muss geholt werden. Paul Alfred Müller spult dabei routiniert, technisch aber souverän das bekannte Pensum dieser Ar von Spannungsroman ab. Die Zeit und damit auch der Sauerstoff wird knapp, ein Sturm zieht auf und in dem Hacken verfängt sich beim vorletzten Versuch ein Fisch und blockiert die Vorrichtung. In keiner Sekunde wir der Leser glauben, das ausgerechnet Hal und Sun Koh ums Leben kommen, aber dank gut recherchierter Technik hat Paul Alfred Müller ein faszinierendes Garn um die Erforschung der Tiefsee gesponnen, das selbst heute noch in Teilen aktuell ist.

Es folgt der in einem modernen und doch so antiquiert wirkenden  Wilden Westen spielende Mehrteiler. Die fünf Hefte „Der Feigling“, „Die Felsbogen Ranch“, „Indianer am Wege“, „Der steinerne Wald“ und „Der Schatz aus dem Weltraum“ (Heft 118 bis 122) orientieren sich teilweise ein wenig übertrieben an der Struktur der Cliffhangar Episoden, welche die Serials zu dieser Zeit in die Kino um die Ecke spülten. Über weite Strecken verzichtet der stringente Plot auf Sun Koh und Hal Marvin. Mit exzentrischen, aber auch bedauernswert sympathischen Figuren eröffnet Paul Alfred Müller den Plot um einen Krater, in dem anscheinend ein Meteroit vor vielen Jahren abgestürzt ist und der von den Indianern verehrt wird. Dr. Canthorpe ist der letzte Nachkomme eines Indianerstammes. Immer wenn er Alkohol trinkt, verwandelt er sich mit Jekyll in Mr. Hyde und sein Hass auf die Weißen dringt durch. Als eines Abends Freunde nach einer seltenen Lederkarte in seinem Haus fragen, offenbart er die Möglichkeit, dass ein Indianerschatz durch die Hieroglyphen gefunden werden kann. Betrunken erschlägt Canthorpe einen der nächtlichen Einbrecher und flieht in den Westen. Jack Flaming durchstreift das auf der Karte verzeichnete Gebiet als Weidereiter. In Wirklichkeit sucht er eine Idee seinerseits zu verifizieren und sammelt seltenes Gestein. Dabei muss er zur Tarnung sich auf der Farm des reichsten Mannes der Gegend verdingen, verliebt sich in dessen selbstbewusste attraktive Tochter und verdirbt durch sein ehrliches Auftreten die feststehende Verlobung mit dem aggressiven Holland, der wiederum in einer Verbindung zu Dr. Canthorpe steht. Flaming sucht Hilfe bei einem Freund, der am Ende des ersten Heftes aus Zeitgründen seinen „Vertreter“ Sun Koh in die Gegend schickt. Neben dem emotionalen Dreiecksverhältnis mit einem allerdings zu eindimensional, zu offensichtlich falsch und verschlagenen gezeichneten Holland, der bei seiner Vorgehensweise eher die Klischees eines schwächeren Karl May Romans bemüht, sind es der bodenständige Flaming und Dr. Canthorpe, die in dem ruhig entwickelten Plot Akzente setzen. Flaming als Stimme der Vernunft und Dr. Canthorpe als kranker, zerrissener Mann, der verzweifelt versucht, das Erbe des Stammes aufrechtzuerhalten. Zu den schönsten Szenen gehört ein Überfall auf Hal Marvin von einer Gruppe durch die Wildnis streifender „Indianer“, die von Sun Koh souverän aufgelöst wird. Die Chance, eine allerdings auch einfache und politisch akzeptable Geschichte über fünf Hefte zu erzählen, schenkt Paul Alfred Müller sehr viel Raum, die Hintergründe zu erläutern, eine moderne und doch so typische Westernatmosphäre zu erzeugen und die Figuren ausreichend in Position zu bringen. Mit dem dritten Heft liegen alle „Fakten“ auf dem Tisch, wobei das Ziel der Begierde dem Leser offensichtlicher erscheint als den Charakteren. Die obligatorischen Entführungen – ein Versuch und eine abgeschlossene Aktion -  sind nur kurz eingesetztes Mittel zum Zweck und stören den kontinuierlich an Tempo aufnehmenden Handlungsstrom nicht weiter.  Gegen Ende greift Paul Alfred Müller allerdings zu sehr in die Klischeekiste und setzt auf Mechanismen, die Karl May schon auszeichnete. Das zynische Ende – der Schurke bereitet sein die geistige Gesundheit betreffendes Ende selbst vor – ist dagegen nicht nur originell, sondern in dem abgeschiedenen Krater mit den Hinterlassenschaften nicht nur der ausgestorbenen Indianer baut der Autor eine intensive, nihilistische Atmosphäre auf. Das sehr aufgesetzte Happy End mit der Liebe, die über das Geld siegt, wirkt dagegen kitschig und ist vom Autoren in verschiedenen Mehrteilern immer wieder eingesetzt worden, um wirklich noch selbst jugendliche Leser zu begeistern.

Der nachfolgende Vierteiler greift nicht nur Ideen aus Robert Krafts „Atalanta“ auf. Ein Haus verbirgt ein Tal, in dem allerdings im Vergleich zur Vorlage originell, positiv eine Art Reservat für Mensch und Tier eingerichtet worden ist. Banditen dringen in das Tal ein, weil sie dort Schätze vermuten. Auch wenn Heinz Galle richtig herausstellt, dass Paul Alfred Müller aus dem Steinbruch Robert Krafts sich bedient hat, ist der Abschluss des Mehrteilers – „Die Stadt der Blinden“, „Dr Crage spielt aus“, „Und Zipp atmet“ sowie „Kampf ums Tal“ – ein passendes Ende für eine spannende Geschichte, in der neben der Rückkehr von Juan Garcia und Joan Martini Paul Alfred Müller geschickt phantastische Fakten spekulativ aufbereitet mit einer geradlinigen Abenteuergeschichte verbindet.  Am Ende relativiert Sun Koh bei einem allerdings romantischen Essen seine Beziehung zu seiner Verlobten Joan Martini, als diese in dem abgeschiedenen Hotel in Mexiko nicht nur ihre alten Freundin aus London trifft, sondern vor allem auch in der Verkleidung eines berühmten Augenarztes Dr. Crage ihrem Erzfeind Juan Garcia begegnen, der aus dem Gefängnis in Australien entkommen ist.  Hintergrund der Geschichte ist ein bekanntes Tal in Mexiko, in dem die Menschen erblinden. Dieses Thema wurde in den siebziger Jahren noch einmal aufgenommen und die Ursache gefunden. Paul Alfred Müllers Spekulation hinsichtlich einer Übertragung durch Moskitos ist dabei nicht weit von der Wahrheit entfernt und zeigt, wie gut der Autor die damalige Presse nutzte und entsprechende Informationen recherchierte. Garcias Plan ist es gewesen, dem erblindeten reichen Mentor Don Fernando vorzugaukeln, er wäre der berühmte Augenarzt, der in von dieser Erblindung heilen kann. Als Sun Koh und Joan Martini ihn erkennen, sieht er seine Pläne gefährdet. Er lässt Joan Martini und ihre Freundin entführen. Sun Koh setzt er in dem Tal aus, so dass er kurze Zeit später wirklich erblindet. Dramaturgisch überzeugend baut Paul Alfred Müller wie im ersten Fünfteiler dieser Sammlung das Szenario auf. Neben der Liebesgeschichte und einer Handvoll von Missverständnissen ist der Plot sehr gut entwickelt und Garcias Rache überzeugend. Anstatt seinen Feind, der einen Moment hilflos ist, gleich zu töten, lässt er ihn erblinden und später sogar in die Wüste führen. Bevor die einzelnen Gruppen in das exotische Tal – die Regeln sind streng und ein wenig schwingt gegenüber den Indianern auch ein rassistischer Unterton mit  - eindringen, leidet der Mittelteil der Geschichte unter einigen mechanischen Komponenten wie einer weiteren Entführung, der Denunziation Don Fernandos treuen Helfer und schließlich dem Eintreffen einer bewaffneten Banditengruppe. Im Tal selbst mit seinen archaischen Regeln – nur Jagd mit Pfeil und Bogen; bis auf Fernandos Hilfslieferungen Selbstversorgung; wer heiraten will, muss als Weißer das Tal wieder verlassen; Erhalt potentiell ausgestorbener Arten und Indianerstämmen – wird dann ein packender und Robert Krafts Vorlage durchaus entsprechender Showdown präsentiert.    

Im nächsten Dreiteiler ( „Männer unter Masken“, „Die Räuber vom Pfirsichblütenberg und „Die Nacht der Befreiung“)  geht es nach China. Auffällig ist, dass der verbindende rote Faden die Jagd nach dem Phantom Juan Garcia ist,  der sich in kürzester Zeit bei einem chinesischen Regional- und Bandenchef in die zweite Hierarchieebene gekämpft hat.  Interessant ist, dass Hal Marvin und an seiner Seite der aus dem "Westen" mit gebrachte Priester Zipp die Verfolgung alleine aufnehmen und Sun Koh im Grunde nicht stattfindet. Beim Zugüberfall auf den  Peking- Hongkong Express wird Hal Marvin mit den anderen Gästen entführt. Lösegelder sollen erpresst werden und einer der Untergruppenführer mit dem Spitznamen weißer Taifun verliebt sich in einer der Geißeln und will sie durch eine Zwangsheirat vor den zudringlicher werdenden Banditen schützen. Das Ende ist eher pragmatisch und ausgesprochen abrupt. Ein Eingreifen von Sun Koh wird impliziert, aber es gibt keinen Beweis. Dass drei Hefte hintereinander auf den Erben von Atlantis verzichten, ist ohne Frage ungewöhnlich. Eine Besonderheit stellt aber auch der Inhalt dieser Trilogie dar. Während der eher ambivalente Charakter Zipp insbesondere im vorangestellten Vierteiler mit seinem leider nicht lehrenden, sondern belehrenden Tonfall zwischen Persiflage und Karikatur hin und her schwenkte, hat Paul Alfred Müller hintergrundtechnisch ein China erschaffen, das trotz oder gerade wegen der zahlreichen historischen Erläuterungen irgendwie surrealistisch erscheint. Neben den absichtlich überzeichneten und übertrieben blumig wirkenden Dialogen sind es die ausführlichen Beschreibungen, die Wendungen innerhalb der Gangsterorganisation und die leider zu komplizierten Erpressungsversuche, die den Dreiteiler auch lesetechnisch ein schwerfällig erscheinen lassen. Die eigentliche Handlung hätte in der vorliegenden Form in einem Band erzählt werden können. Die meisten Figuren sind nicht unbedingt sympathisch gezeichnet. Das wäre bei einer packenden Handlung kein Hinderungsgrund, aber bis der Plot mit dem Überfall ins Laufen kommt, dauert erstens zu lange und Garcias Reaktionen auf Hal Marvin und damit die Gefährdung seines Verstecks wird zu oberflächlich beschrieben, sowie der im Mehrteiler so „außerweltlich“ beschriebene Zipp zu mechanisch beschrieben und damit als „Helfer“ auf einen Staffage reduziert.  Bis auf den angesprochene Befreiung am Ende des Romans und den Zugüberfall konzentriert sich Paul Alfred Müller wie oben angedeutet auf Dialoge und versucht die zwischenmenschlichen Beziehungen dreidimensional zu beschreiben. Da bis auf Zipp und Hal Marvin sowie auf der anderen Seite Juan Garcia alle Protagonisten dem Leser unbekannt sind, kann sich der Autor weiter aus dem Fenster lehnen und kehrt doch zu den oft verwandten Wurzeln mit einer romantischen Liebe über die Stände hinaus zurück.         

 Die Trilogie "Die goldene Kassette", "Die Insel des Unheils" und schließlich "Diamanten oder Dynamit" ist ohne Frage der Höhepunkt dieser Sammlung. Bis auf wenige kitschige Momente entwickelt Paul Alfred Müller in seiner Mischung aus Alexandre "Der Graf von Monte Christo" Dumas und Agatha "Poriot" Christie ein packendes Garn mit einem dramaturgisch perfekten wie auch perfiden Schluss; exzentrischen Figuren und einer stets sich wandelnden Handlung. Zusammen mit Hal Marvin besucht Sun Koh eine kleine Insel mit einem schlechten ERuf vor Kubas Küste, auf der Überreste einer Maya Kultur gefunden worden sind. Eine Handvoll teilweise weltfremder Wissenschaftler mit ihrer eigenen Geschichte hält sich auf der Insel auf. Dazu kommen gelangweilte Reporter auf der Suche nach einem Pokeropfer. Kurze Zeit später findet Sun Koh eine goldene, wertvolle Kassette, die in den Tagen zuvor durch die meisten Hände der Wissenschaftler gegangen und vorher in den USA gestohlen worden ist. In der gleichen Nacht wird ein Mann auf der Insel ermordet. Die Suche nach dem Täter offenbart überraschende Wendungen und ist nicht zuletzt durch Nimbas Aussage und die auf einem Schiff vor der Insel "gefangene" Tochter eines reichen Lebemanns interessant wie spannend beschrieben worden. Da die unterschiedlichen Charaktere sich in erster Linie selbst dem Leser vorstellen und der Detektiv auch eher ambivalent zwischen den Fronten agiert, während Sun Koh verzweifelt nach einer Lösung sucht, kann der Leser keinen objektiven Eindruck des Geschehens erkennen. Der Hintergrund dieser einsamen, melancholisch deprimierenden Insel ist sehr gut ausgemalt und das Drama mit dem Höhepunkt am Ende des zweiten Romans hinsichtlich des angesprochenen Dumas Faktors ist sehr gut entwickelt.  Auf die Spitze treibt Paul Alfred Müller das perfide Spiel neben der persönlichen Komponente mit der mißverständlichen Botschaft, was sich wirklich in der goldenen Kassette befindet, die zu einer Art Heiligen Schrein wird. Anstatt hier in die Klischeekiste zu greifen, gibt es wechselnde Fronten und selbst die abschließende Meuterei ist in dieser Konstellation nachvollziehbar. Wie schon angesprochen gibt es eine bitterböse und doch auch weise Schlußpointe, die einen der besten Mehrteiler der Serie sehr zufriedenstellend abschließt und die Geschichte zu einem Höhepunkt der Serie, nicht nur dieser Sammlung macht. Wie sorgfältig Paul Alfred Müller auch kriminalistische Handlungen mit ein wenig Ruhe und Geduld aufbauen kann - ein Vorgriff auf seine späteren "Komissar X" Abenteuer - zeigt "Die goldene Kassette" nachhaltig.  

 Der abschließende Roman „Die Männer unter dem Eis“ ist nicht nur eine Hommage an Kapitän Nemo und seine Nautilus, sondern nimmt die Expedition des amerikanischen Atom U- Boots unter dem Eis des Nordpols vorweg. Durch einen Zufall fängt Sun Koh die Botschaft der Besatzung eines U- Bootes auf, das als private Expedition finanziert unter dem Eis auf der Rückreise gestrandet ist. Sun Koh muss erst die zurück gebliebenen „Hintermänner“ besuchen, was für den ganzen Roman sehr viel Zeit einnimmt und im Grunde nicht unbedingt hinsichtlich der Rettung relevant ist. Mit Strom bringt er schließlich das Eis über dem Boot zum Schmelzen, kommt aber im offenen Ende des Romans buchstäblich vom Regen in die Traufe. Da es sich um einen Mehrteiler handelt, ist es schwer, die abschließende Handlung zu beurteilen, aber die Mischung aus Abenteuerromantik und technisch detaillierter Beschreibung mit allerdings Sun Kohs wieder einzigartigen Methoden und seiner etwas anarchistischen Vorgehensweise – warum fliegt er nicht gleich mit ausreichend Männern und Maschinen dahin, da sein Flugzeug ja nicht mehr einzigartig im Stall ist – funktioniert sehr gut und führt die Serie nach den insgesamt Abstechern in den Bereich der eher klassischen Abenteuerliteratur in die technokratische Gegenwart des frühen zwanzigsten Jahrhunderts zurück.

In seinem Nachwort geht Heinz J. Galle neben dem Abdruck einer veränderten Zweitauflage der „Sun Koh“ Reihe ja nicht nur auf die Vorlagen/ Vorbilder Paul Alfred Müllers ein, sondern schreibt auch darüber, wie breit das historisch thematisch Spektrum Müllers wirklich gewesen ist. Von den Sitten – eher fiktiv – der Chinesen über das Aussterben der Indianer, eine Exkursion in die Pfadfinderbewegung und eine Affinität für Technik mit einem Schwerpunkt auf Fernsehen bzw. visuelle Kommunikation spannt sich alleine der Bogen in dieser Sammlung. Während Paul Alfred Müller als neutraler Erzähler eher lehrt, muss er sich aber auch den Vorwurf gefallen lassen, mittels seiner Protagonisten stellenweise sehr stark zu belehren und/ oder auch ein wenig zu manipulieren. Zumindest fehlen die rassistischen Exzesse und positiv wird Nimba zwar aus einer niedrigen Position, aber spürbarer in die laufende Handlung wieder eingebunden. Ein breiter Strauß kurzweiliger Abenteuer in bewährter, routinierter  Manier mit allerdings nur wenigen technischen Exkursionen, von denen  beide in die Unwägbarkeiten der Weltmeere führen. Hinsichtlich des Atlantis- Mythos werden Ansätze in „4000 Meter unter dem Meer“ und der auf der Insel vor Kuba spielenden Trilogie allerdings erstaunlich oberflächlich gestreift.     

 

Band 8: 4000 Meter unter dem Meer (Hefte 117–133, Nachauflage der Nr. 28 als Anhang, 485 S., 44 Abb.) Verlag Dieter von Reeken  — ISBN 978-3-940679-85-7 -
Inhalt: 117 4000 Meter unter dem Meer | 118 Der Feigling | 119 Die Felsbogen Ranch | 120 Indianer am Wege | 121 Der steinerne Wald | 122 Der Schatz aus dem Weltenraum | 123 Die Stadt der Blinden | 124 Dr. Crage spielt aus | 125 Und Zipp atmet | 126 Kampf ums Tal | 127 Männer unter Masken | 128 Die Räuber vom Pfirsichblütenberg | 129 Die Nacht der Befreiung | 130 Die goldene Kassette | 131 Die Insel des Unheils | 132 Diamanten oder Dynamit | 133 Männer unter dem Eis

Anhang 1: Brennende Luft (Neufassung des Heftes 28 ab der 2. Auflage)
Anhang 2: Dokumentation zu den Sun-Koh-Heften 117–133
Anhang 3: Sun-Koh-Heft-Titelverzeichnis 1–150
Anhang 4: Sun-Koh-Leihbuch-Titelverzeichnis 1–37
Anhang 5: Sun-Koh-Taschenbuch-Titelverzeichnis 1–37