Sun Koh 9 "Atlantis"

Paul Alfred Müller

Mit „Atlantis“ liegt pünktlich der neunte und letzte Band der „Sun Koh“ Edition in Rahmen des Verlages Dieter von Reeken vor. Am Ende spricht Mitherausgeber Heinz J. Galle davon, dass seit nunmehr neunzig Jahren „Sun Koh“ in unterschiedlichen Variationen immer wieder neu veröffentlicht wird und der Nachdruck der in den fünfziger Jahren publizierten Leihbücher durch Heinz Mohlberg weiterhin läuft. Wie oft und wie unterschiedlich einzelne Hefte der Originalausgabe veröffentlicht worden sind lässt sich unabhängig von Paul Alfred Müllers Ideenrecycling im statischen Anhang dieser Ausgabe eindrucksvoll nachvollziehen. Es gibt auch Hinweise und Anmerkungen zur schon publizierten „Jan Mayen“ Serie. Wie bei der Reproduktion der Titelbilder sowie den inhaltlichen Querverweisen auf Quellen/ Inspirationen zeigt diese umfangreiche Statistik die detaillierte Mühe, die sich die beiden Herausgeber Dieter von Reeken und Heinz J. Galle gemacht haben, um nach dem ersten, mit einem Band gescheiterten Versuch im Schweitzer SSI Verlag den Erben von Atlantis für das 21. Jahrhundert allerdings in inhaltlich unveränderter Pracht vorzubereiten.

 Den Auftakt bilden die letzten drei Romane „Die Stunde der Kameradschaft“, „Mammutjäger“ und „Alles Böse trägt seinen Stachel in sich“  (Abenteuer 134 bis 136) des im letzten Sammelband begonnenen Nordpolabenteuers. Sun Koh, Hal, Nimba und die Besatzung des Forschungs- U- Bootes sind von einem nervenschwachen Besatzungsmitglied im ewigen Eis zurück gelassen worden. Sie versuchen sich nach Süden durchzuschlagen. Auch wenn Heinz J. Galle es in seinem Nachwort nicht expliziert erwähnt, erreichen diese Szenen die Authentizität einer Reihe von Berichten gestrandeter Nordpolexpeditionen. Der alltägliche Überlebenskampf in der Kälte – Sun Koh belehrt stellvertretend für den Leser die Kameraden über die Erfordernisse und Gefahren - , der Verlust von einigen Expeditionsteilnehmer durch tragische Unglücke und schließlich das Erreichen des besiedelten Raumes bilden ein packendes, ausgesprochen intensives und kompaktes Abenteuer, das in seiner Mischung aus informativen Hintergrund und dramaturgisch sehr gut beschriebenen Szenen trotz Paul Alfred Müllers teilweise stark belehrend, Spannung eher verfehlenden Auftaktkapitels zu den besten naturalistischen Szenarien der ganzen Serie gehört.  Neben der langen historischen Exkursion – Paul Alfred Müller impliziert eine interessante These zum plötzlichen Aussterben der Mammuts, deren Kadaver aber gut erhalten und dank des Elfenbeins begehrt im Eis gefunden werden, die er aber nicht mehr im Verlaufe der Handlung aufgreift – beschreibt der Autor den Konflikt zwischen den allen Klischees wie trunk- und streitsüchtig erscheinenden Russen und den Ureinwohnern. Zwischen den Fronten befindet sich Sun Koh mit seiner Handvoll Männer. Es ist aber erstaunlich, wie passiv sich Sun Koh verhält und für den ganzen Roman ist die Auflösung des Grundkonflikts im Vorübergehen nach der „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ Mentalität  sowie das Zusammenfassen der Ereignisse während Kohs Überlebenskampf im Eis überraschend. Dadurch wird der in der ersten Hälfte atmosphärisch dichte „Mammutjäger“ eher zu einem Füllstoff, bevor sich Sun Koh in der Rachgeschichte mit dem Opportunisten Mallin und vor allem dem feigen Verräter und Flüchtling Patson auseinandersetzt, der Koh und die anderen Überlebenden nicht nur im Eis zurück gelassen hat, sondern die Öffentlichkeit hinsichtlich ihres Schicksals täuschte. Interessant ist, dass Sun Koh in diesem Band keine echte Rolle spielt. Vielmehr wird wieder die Geschichte eines Mannes gezeichnet, der aufgrund der verschmähten Liebe der reichen, aber auch für die damalige Zeit entschlossenen Tochter seines Chefs zu einem Verbrecher wird und deren Vermögen unterschlägt. Zusammen mit dem feigen Flüchtling kommt es schließlich zu einem menschlichen Drama und einer Dreiecksbeziehung auf den Galapagosinseln, das passend durch ein Erdbeben und das Versinken der Insel aufgelöst wird, während Sun Koh am Ende nur noch die Fakten präsentieren muss. Auch wenn dieser Perspektivwechsel im letzten Roman ein wenig überrascht, schließt dieses Wechselspiel die im ewigen Eis beginnende Geschichte zufriedenstellend ab.

Der nächste Vierteiler ist nicht nur inhaltlich durch Nimbas opfervollen Tod am Ende interessant. „Mordpalaver“ , „Das rotgefederte Ei“, schließlich „Nimbas Tod“ sowie „Der große Unbekannte“ spielen nicht nur in Liberia und damit zum zweiten Mal nach dem Kaiser von Afrika auf dem schwarzen Kontinent, sondern mit einer selbstironischen Verzerrung der weißen Apartheidpolitik – es gibt sehr reiche Farbige, die Weißen dürfen keinen Grundbesitz erwerben und verfügen über keine echten Bürgerrechte – präsentiert Paul Alfred Müller in dieser braunen Zeit ein erstaunlich liberales, mit Einschränkungen die Fähigkeiten der Farbigen bestärkendes und nicht rassistisch diskriminierendes Bild Afrikas.  Dialogtechnisch bewegt sich Paul Alfred Müller neben den kulturellen Exkursen auf Karl May Niveau mit Sun Koh als westeuropäischer „Übermann“, der vor allem die Einheimischen mit pointierten Dialogen und doppeltem Hinterfragen in die Enge treibt. Neben dem als tödliche Warnung zu verstehenden „Ei“ – ein heidnisches Ritual – bestimmt Nimbas Heimkehr und in Visionen vorher gesehener Tod den dritten Teilroman. So tragisch aufopfernd dessen Tod auch ist, so sehr bemüht sich der Autor, das Abschiednehmen auch als etwas Tröstliches, einen Neubeginn zu beschreiben. Vor allem schlägt er nach der etwas kitschigen Sterbeszene den Bogen relativ schnell zur laufenden Handlung zurück und kann direkt im Anschluss an das Afrika Abenteuer mit den handlungstechnischen „Resten“ – so sind Sun Kohs Unterlagen kopiert und an fünf unterschiedliche Menschen in Europa mittels Wertbrief geschickt worden – relativ schnell im Folgenden nur lose mit der „Afrika“ Trilogie verbundenen „Der große Unbekannte“  aufräumen, bevor er sich dann wieder technischen Aspekten des Auftauchens von Atlantis zuwendet. Am Ende ist der große Unbekannte nicht wirklich ein großer Unbekannter und der Verlust der gestohlenen Unterlagen kann trotz einiger netter Anekdoten relativ schnell verschmerzt werden.

Mit „Zwischenfall“ (Band 141) und „Tarnung“ (142) steuert Paul Alfred Müller direkt auf das Finale zu. Wie so oft benutzt er entweder die Presse direkt durch das ausführliche Zitieren von sensationellen Berichten oder greift auf die Figur eines meistens freischaffenden Reporters als Augenzeuge zurück, um wichtige wie monumentale Ereignisse zusammenzufassen. Durch falsche Informationen gesteuert glaubt die Presse, das sich Sun Koh mit seinem wirtschaftlichen, monetären und vor allem auch kriegstechnisch wichtigen Materialen zum König der Azoren aufschwingen und die alte von der neuen Welt trennen möchte. Gleichzeitig explodiert in der Nähe der Azoren die Maschine eines Passagierdampfers und zwingt Sun Kohs Männer an Bord eines neuartigen, auf Magnetfelder basierenden Schiffszeppelin zu einer spektakulären Rettungsaktion, die aber auch zur Enttarnung führt. Im zweiten Teil dieser interessanten und deutlich den bisherigen Rahmen aufsprengen Miniserie versucht Sun Koh zwischen den absichtlich falsch gestreuten Informationen, dem offensichtlich mit Juan Garcia im Zusammenhang stehenden Hintermann und vor allem dem politischen Druck hin und her zu springen, ohne seine Pläne gänzlich zu offenbaren, während im Atlantik einige Forscher feststellen, dass das Meer nicht mehr um die viertausend, sondern nur noch um die neunzig Meter tief ist. Hinsichtlich des Endes der ganzen Serie muss der Leser aber Paul Alfred Müller den Vorwurf machen, sich in den letzten fünfundzwanzig Heften weniger auf die spektakulären, im Gebiet von Yucatan  getätigten technischen Entwicklungen außerhalb der bekannten Käufe von Erfindungen zu konzentrieren, sondern reine Abenteuerstoffe zu präsentieren. Dadurch wirkt der Bruch im Fluss zu abrupt. Auf der anderen Seite lässt Paul Alfred Müller seiner Phantasie mit Magnetfeldern, gigantischen Zeppelinen oder der Tarnkappe aus der Nibelungensaga modernisiert viele Freiheiten, so dass insbesondere „Zwischenfall“ ein später Höhepunkt der Serie ist. Zusätzlich baut Paul Alfred Müller aber auch einige amüsante Episoden ein, wenn Manuel Garcia eine Handvoll arroganter Besucher wirklich in die Irre geführt wird.

Im nächsten Dreiteiler „Der Falsche“, „ Robert Dunn verkauft“ und „ Der Schatten des Größeren“ wird zwar das Atlantis Thema und der Einfluss auf die Azoren und ihre Bewohner angedeutet, ansonsten geht es in erster Linie um eine Erfindergeschichte mit Querverweisen zu einer Liebelei und einigen Verwechselungen. Seit zwei Jahren kauft ein Mister Winter im Auftrag von Sun Koh Land auf den Azoren, lässt aber die Besitzer darauf weiter leben. Ein Erfinder Robert Dunn hat die Teleenergie entwickelt. Die Grundidee des Übertragens von Starkstrom ohne Leitungen und Gefährdung der Umwelt inklusiv der potentiellen Nutzung als Waffe ist weder neu für die Serie noch für Sun Koh. Dieser hat die Erfindung von einem anderen Mann vor einigen Jahren gekauft. Jetzt hat Dunn die gleiche Erfindung gemacht und will sie eigentlich an Sun Koh verkaufen, verwechselt aber Mister Winter mit Mister Wynner, der durch Landkäufe und wahrscheinlich im Auftrag Garcias versucht, dessen Pläne zu durchkreuzen. Kaum ist einer der störrischen Landbesitzer durch einen Unfall verstorben, entwickeln die beiden Handlungsebenen eine eigene Dynamik. Neben Erpressung, Einbruch und versuchte Nötigung kommt es am Ende in „Der Schatten des Größeren“ sogar zur obligatorischen Entführung der beiden sich mehr und mehr liebenden jungen Menschen. Sun Koh muss eingreifen und erfährt, dass die ganze Welt nicht nur auf seine Pläne schaut, sondern sich wegen Dunns Erfindung die Flotten vor der Küste der Azoren sammeln. Bis auf diesen abschließenden Exkurs inklusive Nebeltarnung verläuft der Plot eher mechanisch und erstaunlich gesittet. Die Schurken sind eindimensional gezeichnet und wie schon angedeutet ist die Erfindung nicht neu und Sun Koh kauft sie bewusst, um potentielle Konkurrenten der von ihm in Form eines elektrischen Handstrahlers perfektionierten Idee abzuhalten.

Auch in dem mit „Hammer und Amboss“ beginnenden Zweiteiler – „Die Masken fallen“ schließt den Plot endgültig ab - greift Paul Alfred Müller auf keine neue Idee zurück. Juan Garcia versucht sie als Handlanger einer mächtigen Organisation in Sun Kohs Firmenkonglomerat auf Yucatan einzuschleichen und die Rolle seines Bruders Manuel Garcia zu übernehmen. Schon in der ersten Hälfte der Serie hat Paul Alfred Müller das Doppelgänger- Motiv allerdings ohne die konsequente Infiltration von innen bei den Garcias durchgespielt.  Müller spielt nicht nur mit Garcia, sondern auch den Lesern.  Tollpatschig bewegt sich Garcia in der fremden Sonnenstadt und alle Leser wundern sich, warum das niemanden auffällt.  Die Lösung ist verblüffend und führt in „Die Masken fallen“ zu einem neben Reportern/ Reportagen zu einem weiteren Lieblingsthema Müllers: die Auseinandersetzung an der Börse allerdings in diesem Fall mit interessanten Rechenfehlern hinsichtlich möglicher Gewinne oder Verluste, was auf fehlendes Lektorat der Erstauflage hindeutet. Der Abschluss der Garcia Handlung wirkt ein wenig abrupt, aber Garcia und die Leser erhalten einen Einblick in das friedvolle, absolut demokratische ohne Hierarchieebenen und auf völliger Kostenfreiheit aufgebaute Leben und Arbeiten in der Sonnenstadt. Hinsichtlich des Atlantis- Komplexes erhält der Leser weitere Informationen. Vor 25 Jahren hat Garcia als eine seine ersten Verbrecheraktionen die Ziehväter Sun Kohs – zwei alte Mayas – ermordet. Sun Koh wurde von einem Amerikaner gerettet. Da Sun Kohs „Geburtstag“ ausgerechnet aus der Tag der mythologisch wichtigen Sommersonnenwende ist, stand seine Bestimmung fest und wird im abschließenden Heft „Atlantis“ noch einmal überbetont. Die Wiederbegegnung mit seinen Ziehvätern sowie der Hinweis in „Das letzte Zeichen“ auf die Prophezeiungen der Mayas hätten besser ausgearbeitet werden können, bereiten aber solide den Boden für den fulminanten Abschluss vor. Interessant ist auch, dass Sun Koh in seiner Beziehung zu Joan Martini deutlich zugänglicher wird und sich Heirat/ Familie auf dem neuen Kontinent vorstellen kann.  Auf der anderen Seite begnügt sich Paul Alfred Müller hinsichtlich des Mayas Erbes allerdings auch mit einigen Andeutungen und „verzichtet“ im heißen Finale von „Das letzte Zeichen“ auf die Bergung der alten Dokumente, die Sun Kohs Weg endgültig vorgezeichnet hätten.  Die letzten beiden Romane "Vulkane im Atlantik" und "Atlantis" gehen im Grunde ineinander über. Am Sommersonnenwendentag wird sich nach einigen Erdbeben und Vulkanausbrüchen, die beinahe auch Sun Koh das Leben gekostet haben, Atlantis vom Meeresboden erheben. Im ersten Teil beschreibt Paul Alfred Müller die heraufdämmernde Naturkatstrophe trotz aller Warnungen für die Schifffahrt und die Küstenregionen aus Sicht eines in diesem Seegebiet sich aufhaltenden kleinen Dampfers, während nach der erfolgreichen Rettung in "Atlantis" der Leser zusammen mit Sun Koh aufbricht, um den neuen, jungfräulichen und durch die verschiedenen, im Laufe der Serie von Humusanreicherung bis zu Fertighäusern Techniken zu besiedeln. Dabei wirken die Beschreibungen in "Vulkane im Atlantik" intensiver, während der Leser insbesondere nach einigen voran gegangenen Exzessen die politischen Implikationen genauso vermisst wie einen intensiveren Spannungsaufbau, den Paul Alfred Müller im Verlaufe dieser Serie immer wieder in kleinen klassisch abenteuerlichen oder eher technologisch orientierten Episoden aufbauen konnte. Zumindest bewegt sich erst am Rande der  angeblich neuen Lebensraum für das deutsche Volk schaffenden braunen Politik und lässt Sun Koh eher indirekt die Hoffnung, den wenigen Überlebenden der Mayas, seinen Vorfahren eine neue friedliche Heimat zu schaffen. Obwohl das Ziel erreicht worden ist, wirkt rückblickend Pal Alfred Müllers langer Ausflug in den Bereich der Abenteuerliteratur - die fünf im modernen Western spielenden Bände, der Ausflug nach Afrika - als Prolog zur Hektik der letzten fünf/ sechs Hefte eher kontraproduktiv. Kein klassischer Spannungsaufbau, als Vorbereitung nur aus Garcias staunender Perspektive ein Blick in die getarnten Wunder der Sonnenstadt. Dazu eine Mischung aus alter Kultur und modernem Zeitgeist, sowie Hal Marvins wieder kindischer werdenden Humor. Als Vorbereitung für das große Finale etwas zu wenig angesichts der Erhabenheit, die dieses Ereignis rückblickend über einhundertfünfzig Hefte ausstrahlen soll. 

 In seinem Nachwort argumentiert Heinz J. Galle hinsichtlich der politischen Veränderungen, die Paul Alfred Müller entgegen der ursprünglichen, schon in Band fünfzig angelegten Konzeption der Serie durch die nationalsozialistische Herrschaft vornehmen musste. Von seiner frühzeitigen Schere im Kopf und den rassistischen Entgleisungen voran gegangener Romane ist nicht mehr die Rede. Die Idee, Atlantis von Nachkommen der Mayas und Indeos besiedeln zu lassen anstatt mittels deutscher Technik deutschen Lebensraum allerdings unter der Herrschaft eines nur bedingt Prototyp Arier entstehen zu lassen, umschifft Paul Alfred Müller in den vorliegenden letzten Bänden inklusiv des wirklich enttäuschenden Abschlussromans elegant und beschränkt sich auf Plattitüden, geäußert von Sun Koh langjähriger Verlobten und Mutter einer „neuen“ Rasse. Diese Argumentationskette wäre schlüssig und sogar nachvollziehbar, wenn es nicht die „Jan Mayen“ Serie gäbe. Dieter von Reeken hat die 120 Nachfolgerhefte schon vorher in zwölf empfehlenswerten Bänden publiziert. Sie ist unter dem Hackenkreuz konzipiert worden und entstanden. Auch die Idee, ausgerechnet in Grönland als Thule neuen Lebensraum überwiegend durch die Nutzung moderner Technik für eine offensichtlich europäische, impliziert Arier Rasse um das Nordwerk herum zu erschaffen, entspricht natürlich dem nationalsozialistischen Gedankengut sehr viel mehr. Aber warum ist das Ende der „Jan Mayen“ Serie entstanden schon in einem politischen Ungeist genauso schwach und enttäuschend wie der Abschlussband der „Sun Koh“ Serie? Die dramatischen Ereignisse finden im vorletzten „Jan Mayen“ Band ihren Höhepunkt, bevor sich Paul Alfred Müller sowohl in „Sun Koh“ als auch „Jan Mayen“ gedanklich von seiner Schöpfung – Grünland und Atlantis – jeweils verabschiedet hat. Kritisch gesprochen muss wieder auf Galles Begriff vom Handwerker des Wortes zurückgegriffen werden. Paul Alfred Müller ist ein Ideenschriftsteller, dem nicht selten das Konzept, die Idee oder Erfindung wichtiger gewesen ist als die abschließende Ausführung, die nicht selten in stereotypen und teilweise selbst für die dreißiger Jahre antiquierten Plots gipfelte. Diese Version soll Paul Alfred Müllers grandiose Leistung, zwei Serien über 150 und 120 Heftromane alleine geschrieben zu haben, nicht schmälern, aber sie dient eher als Erklärung denn der ein wenig bemühte Versuch Galles, Paul Alfred Müller jetzt als Opfer der Nazis darzustellen, nachdem er vorher ihren rassistischen Thesen teilweise beschämend nach dem Mund geschrieben hat.  Ohne Frage ist der Tod Nimbas als einzigem wichtigen Sun Koh Begleiter politischem Druck geschuldet, aber in den Heften davor nicht zuletzt dank der Rückkehr in die Heimat darf der farbige Begleiter, zwischenzeitliche Diener und im Grunde treue Gefährte noch einige Sekunden des Ruhms ernten. Zusammenfassend ist die exemplarische Neuauflage der ganzen „Sun Koh“ Serie aufgrund der gehobenen Qualität der von Dieter von Reeken liebevoll und Layout technisch zufriedenstellend hinsichtlich auch eines akzeptablen Preisleistungsverhältnisses zusammengestellten Bände, den zahlreichen Bildquellen und den ausführlichen Nachworten – Heinz J. Galle geht nicht nur auf Müllers Inspirationen ein, sondern spannt den Bogen mehr und mehr zum in den zwanziger/ dreißiger Jahren wieder populären Atlantis Mythos mit einigen empfehlenswerten Querverweisen und Leseempfehlungen -   eine der wichtigsten, lange auch erwarteteten Wiederveröffentlichungen der phantastischen Literatur , die den unverfälschten, aber auch an wichtigen Punkten kritisch kommentierten Blick auf einen der Urväter der deutschen Science Fiction Heftromanserienkultur öffnet.     

Band 9: Atlantis (Hefte 134–150, 477 S., 75 Abb.) ISBN 978-3-940679-86-4 - Februar 2015
Inhalt: 134 Die Stunde der Kameradschaft | 135 Mammutjäger | 136 Alles Böse trägt seinen Stachel in sich | 137 Mordpalaver | 138 Das rotgefederte Ei | 139 Nimbas Tod | 140 Der große Unbekannte | 141 Zwischenfall | 142 Tarnung | 143 Der Falsche | 144 Robert Dunn verkauft | 145 Der Schatten des Größeren | 146 Hammer oder Amboß | 147 Die Masken fallen | 148 Das letzte Zeichen | 149 Vulkane im Atlantik | 150 Atlantis!

Anhang 1: Dokumentation zu den Sun-Koh-Heften 134–150
Anhang 2: Sun-Koh-Heft-Titelverzeichnis 1–150
Anhang 3: Sun-Koh-Leihbuch-Titelverzeichnis 1–37
Anhang 4: Sun-Koh-Synopse mit sämtlichen Ausgaben seit 1933
Anhang 5: Sun-Koh-Taschenbuch-Titelverzeichnis 1–37
Anhang 6: Jan Mayen. Die Sun-Koh-Nachfolgeserie
Anhang 7: Jan-Mayen-Titelverzeichnis 1–120 (1936–1938)
Anhang 8: Bibliografie der serienunabhängige utopisch-technischen Romane von P. A. Müller alias Lok Myler, Freder van Holk und Werner Keyen