Heliopshere 2265- Band 26 "Wir sind Legende"

Andreas Suchanek

Zu einer Art Running Gag entwickelt sich inzwischen in „Heliosphere 2265“ der Verschleiß an HYPERION Raumschiff durch die Crew. Immer an den Brennpunkten der Galaxis kann zu einem Verschleiß führen, aber wenn das Schiff wie im vorliegenden Band erst ordentlich generell überholt und der Leser in die neusten technischen Errungenschaften der HYPERION eingeführt wird, um am Ende wieder nach einer militärischen Auseinandersetzung mit dem Schiff ins Dock zu humpeln. Was sonst eher zwölf Monate – von den Vorgesetzten berechnet – dauert, wird dieses Mal auf einen Einsatz eingedampft. Zumindest erhält die Crew der HYPERION keinen neuen Urlaub, sondern wird im nächsten Band quasi ohne Schiff auf spezielle Missionen los gelassen.

Im Vergleich zu den letzten Romanen fokussiert Andreas Suchanek allerdings die Handlung einen interessanten Hauptstrang, der wirklich an die Anfänge der „Heliosphere 2265“ Serie mit dem ersten Aufeinandertreffen mit den Parliden und der Entführung/ Umwandlung diverser Menschen zurückgeht. In ihrer Verzweiflung hinsichtlich des Angriffs der  Ash’Gul’Kon  versucht die Menschheit auch ungewöhnliche Verbündete zu gewinnen und schlägt den Parliden einen ungewöhnlichen Pakt vor. Neuen seltenen Lebensraum gegen eine Allianz.  Andreas Suchanek macht es aber seinem Verhandlungsführer Jaydon Cross nicht einfach. Offenes Misstrauen schlägt ihm nicht nur entgegen, er kann bis auf eine in Frage kommende Alternativwelt den Parliden keine echte Alternative anbieten und der Kampf gegen die mächtigen, aus der tiefsten Vergangenheit kommenden Feinde ist bislang eher ein Thema für die Menschen, die als Zielobjekt Nummer eins auserkoren worden sind.   Die Gespräche und das gegenseitige Abtasten nehmen einen breiten Raum ein, wobei Andreas Suchanek Jaydon Cross nicht als klassischen Diplomaten, sondern vor allem als Menschen präsentiert, der eher am Schicksal der seit Jahren gefangenen und umgewandelten Menschen – den Sklaven – als den Parliden als Volk Interesse zu haben scheint.  Dieser schmale Pfad zwischen Abscheu und Partnerschaft ist ein wichtiger Gradmesser des vorliegenden Bandes und in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit löst der Autor diese Herausforderungen auf eine für den Leser nachvollziehbare Art und Weise, wobei das euphorische Ende inklusiv der Möglichkeit einer Beförderung Jaydon Cross ein wenig zu rosig gemalt worden ist. Bedenkt man, dass Cross immer ein Kritiker seiner Vorgesetzten ist und die Problematiken offensiver als vielleicht erwünscht angesprochen hat, wirkt diese kurzzeitige innere Wandlung aufgesetzt. Unabhängig von dem Ende ist die Frage, ob diese Allianz überhaupt ein Bollwerk gegen die bislang übermächtig agierenden  Ash’Gul’Kon steht noch auf einem anderen Papier. Vielleicht wird der brüchige Kompromiss bei einer kritischen Betrachtung des Handlungsablaufs zu schnell erreicht, aber insgesamt ist der Versuch, die Geschwindigkeit der „Heliosphere“ Serie ein wenig zu bremsen und das Szenario breiter allerdings mit einem Konflikt im Fokus zu gestalten deutlich zu begrüßen. Die Ash’Gul’Kon sind schwer einzuschätzen. Als archaische Gefahr voller Aggressionen werden sie ambivalent beschrieben. Wie schon mehrfach erwähnt erinnern sie momentan weiterhin an H.P. Lovecrafts mystische Figuren mit ihren ominösen, aber technisch erfassbaren Kräften. Das dieses Volk schon in den Kolonien einen Vernichtungskrieg begonnen hat, soll die Gefährlichkeit unterstreichen, aber richtig greifbar hinsichtlich ihrer Ausdehnungsmöglichkeiten und vor allem ihrer verbrannten Erde Taktik sind sie noch nicht ausreichend. Die verschiedenen Putsche und selbst die futuristische Zeitlinie waren in den ersten beiden Zyklen ein wenig griffiger und faszinierender.

Neben den Parliden spielen mit insbesondere im vorliegenden Roman weitere Völker wichtige Rollen. Hier bemüht sich Andreas Suchanek überzeugend, unterschiedliche Signaturen zu vergeben und vor allem den Kosmos exotischer erscheinen zu lassen, nachdem in erster Linie die Menschen/ Zukunftsmenschen und die sechs Träger weite Teile der „Heliosphere 2265“ Handlung bestimmt haben.

Neben dem Verhandlungsführer Cross spielt Noriko Ishida eine wichtige Rolle. Diese Figur mit vielen Stärken, aber nur wenigen Schwächen entwickelt der Autor konsequent weiter. Nur baut Andreas Suchanek wieder eine quasi tödliche Situation ein, in welcher der Leser einen Moment den Eindruck haben muss, dass sie es nicht überlebt. Stammleser wissen inzwischen, dass sich der Autor nicht zu schade ist, auch relevante Figuren der zweiten Reihe zu töten und Charaktere der ersten Garnitur meistens „umzuwandeln“, aber ansonsten spielt er ein wenig zu oft mit diesem markanten, aber auch leicht zum Klischee werdenden Szenario, so dass er im vorliegenden, mit „Wir sind Legende“ ein wenig zu euphorisch betitelten Roman keine Spannung aufbauen kann, sondern eine interessante Szene unterminiert. Zusammengefasst ist „Wir sind Legende“ für das Ausbilden des weiteren Fundaments dieser Miniserie wichtig, wobei sich der Autor auf die politischen Hintergründe konzentriert, aber mit einer interessanten kleineren Raumschlacht zufriedenstellend abschließt.    

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 4261 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 128 Seiten
  • Verlag: Greenlight Press; Auflage: 1 (12. Februar 2015)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B00TKHNXJ4
  • Greenlight Press Verlag