Coco Zamis 42 "Rebeccas Baby"

Coco Zamis, Rebeccas Baby, Rezension, Thomas Harbach
Uwe Voehl, Logan Dee, Michael Marcus Thurner

Zu den stärksten Doppelromanen der ganzen Serie gehörten die Wanderbücher, in denen Coco Zamis an exotischen  Plätzen der Erde sich mit aggressiven, exzentrischen Dämonen auseinandersetzen musste.  Auch wenn das Konzept schließlich in die großen Handlungsbögen um die Auseinandersetzung mit Asmodis und die nicht weniger faszinierende Erkundung der Vergangenheit der Zamis- Familie übergegangen ist, freut  es den Leser, dass Uwe Voehl, Logan Dee und wieder Michael Marcus Thurner mit „Rebeccas Baby“ auf Madeira und in New York spielend einen derartigen Wanderroman wieder veröffentlicht haben.  Dabei hat Michael Marcus Thurner es in seinem Teilroman deutlich leichter. Logan Dees Hälfte leidet trotz einer brutalen und unangenehm detaillierten Szene im Schlachthaus nicht nur unter dem sehr offenen, fast brutal zum Erwerb des nächsten Bandes einladenden Endes, sondern vor allem an der Schwierigkeit, aus der Idee der Schwangerschaft noch neue Impulse zu ziehen. Viele Aspekte hat schon Coco Zamis eigene, abrupt abgebrochene Schwangerschaft abgedeckt und so richtig wird der Leser aus der Charakterisierung Rebeccas auch nicht schlau. Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, den Reiseplot weiter auszubauen und einige Szenen aus der zweiten Romanhälfte mit den Alptraumsequenzen in den ersten Teil zu verlegen und einen einzigen in sich geschlossenen Band zu präsentieren, bevor im nächsten Abenteuer das Thema mit Rebeccas Schwangerschaft, den geheimnisvollen Antagonisten und schließlich der Voodoo Zeremonie ausreichend gewürdigt worden wäre.  Auch hier bietet sich mit der Fledermausarmee, dem geheimnisvollen Vater des Kindes, der Verbindung New Yorks mit dem Übernatürlichen und schließlich dem allerdings bislang auch einem Klischee entsprechenden Ende sehr viel Potential, um gut zu unterhalten. In der vorliegenden Struktur wird zu viel Potential  verschenkt und vor allem hetzt Coco Zamis manchmal durch die Handlung, während der zweite Teil dann wieder gedehnt und phlegmatisch nach einem unheimlichen und unter die Haut gehenden Auftakt erscheint.

Nach den Ereignissen um das Bernsteinzimmer und vor allem die verschiedenen Fallen/ Aufgaben, die Asmodis ihr zugewiesen hat, wird sie von Rebecca nach New York eingeladen.  Auf dem Weg dahin soll sie auf Madeira ein Paket abholen. Dabei gerät sie in den Konflikt der örtlichen Familien. Michael Marcus Thurner hat bewiesen, dass er vor allem mit seinen in der Heimat Wien spielenden Geschichten touristische Fakten, eine beklemmende Atmosphäre und Spannung miteinander verbinden kann. Während die Informationen über Madeira eher spärlich sind, obwohl Coco Zamis über einen perfekten Taxifahrer mit einem interessanten Nebenjob verfügt, baut sich die Spannung routiniert, aber nicht immer nachhaltig inspiriert auf. Dass es sich bei dem Päckchen nicht um gewöhnliche „Fracht“ handeln kann, ist Coco Zamis schon sehr schnell klar. Zusätzlich kommt hinzu, dass sie in einen Konflikt zwischen den verschiedenen Familien gerät, aber auch als Zamis aufgrund ihres Widerstands gegen Asmodi einen besonderen Heldenstatus auf der Insel hat. Immer mittendrin und nicht nebenbei erkennt sie, dass einige übernatürlich begabte Wesen nach den dämonischen Weltherrschaft über die Insel hinaus greifen wollen und dabei etwas Altes beschwören, was nicht mehr geweckt werden kann. Fast zu sehr an H.P. Lovecraft anlehnend leidet der Roman abschließend unter der Tatsache, dass der Weg zum Finale interessanter und vor allem vielschichtiger ist als die eigentliche Auseinandersetzung. Zu Thurners eingesetzten Stärken gehört die Erschaffung und vor allem Belebung von bizarren emotionalen Kreaturen.  Wie sein letzter Beitrag zur Serie lebt die Handlung in dieser Hinsicht förmlich auf und Thurner setzt seine Protagonisten egal auf welcher Seite stehend auch effektiv ein, um eine spürbare Spannung zu erzeugen und am Ende auch aufrecht zu erhalten. Es ist nur schade, dass der Grundplot nicht gänzlich überzeugend ist.

Mit dem Sprung zu Logan Dees Hälfte hat der Leser anfänglich durch den Einsatz einer Traumsequenz das unbestimmte Gefühl, wieder in einen der vorangegangenen Romanen zurück katapultiert zu werden. Die Szene ist atmosphärisch gut geschrieben, irritiert aber. Mit der Ankunft in New York wird Coco Zamis erkannt und ihn ein Schlachthaus gebracht. Mit einer Kapuze über dem Kopf werden ihre Fähigkeiten lahm gelegt. Die morbide Bedrohlichkeit des Schlachthauses und die beiden sadistischen Folterknechte beschreibt der Autor ausgesprochen intensiv und unangenehm realistisch, bevor mit der nicht überraschenden Rettung in letzter Minute ein neuer Handlungsbogen beginnt.  Coco Zamis ist irritiert, dass ihre Gastgeberin sie eigentlich nicht wirklich eingeladen hat und vor allem sich an vieles nicht erinnern kann. Dieser Aspekt des Plots wird zu wenig intensiv abgehandelt. Natürlich vermutet Coco nicht zuletzt aufgrund von Rebeccas Schwangerschaft dunkle Machenschaften, aber ihre Argumente sind genauso halbherzig wie ihre Handlungen. In diesem Abschnitt hat Logan Dee Schwierigkeiten, den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten und scheint sich zu sehr in Kleinigkeiten zu verrennen. 

Auch kann er die New Yorker Atmosphäre nicht zu intensiv beschreiben und eine entsprechende Stimmung aufbauen wie es Michael Marcus Thurner in seinem Teilband gelungen ist. Da reichen Hinweise auf verschiedene vor Ort gedrehte  Filme bei einem derartig mit Geschichte überfrachteten Viertel leider nicht aus. Da der Handlungsbogen sehr abrupt mit einem Cliffhanger endet, ist es zu früh, ein abschließendes Fazit zu bilden, aber neben dem Rückgriff auf Strukturen der ersten Bände ist festzustellen, das vor allem die New Yorker Handlungsebene noch über viel  nicht gehobenes Potential verfügt, weil vor allem im Leser immer mehr Fragen entstehen und vor allem die einzelnen Figuren zwar außergewöhnlich beschrieben, aber nicht mit so viel Leben wie in der ersten Hälfte dieses durchschnittlichen, aber nicht langweiligen Coco Zamis erfüllt worden sind.            

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Taschenbuch, 209 Seiten

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