Perry Rhodan Planetenroman 51/52 "Die Fremden aus dem Mikrokosmos"/ "Bomben auf Karson"

Perry Rhodan Planetenroman 51/52 Titelbild, Rezension
Kurt Mahr

Mit „Die Fremden aus dem Mikronebel“ und „Bomben auf Karson“ veröffentlich der Zaubermond Verlag zwei frühe, aber nicht die ersten Perry Rhodan Planetenromane des lange Zeit als Techniker unter den Perry Rhodan Autoren geltenden Kurt Mahr. Mit dem Begriff der Agentenabenteuer werden in dieser Reihenfolge durch die ZBV Serie K.H. Scheer und vor allem H.G. Francis durch seine Tekener Taschenbücher verbunden, aber Kurt Mahr hat wie Rainer Nagel in seinen ausführlichen Nachwörtern deutlich aufzeigt, ebenfalls eine Reihe dieser besonders für die Frühzeit der Perry Rhodan Serie so markanten Geschichten veröffentlicht.

In der Grundstruktur ähneln sich die beiden Abenteuer und sind doch grundverschieden. In beiden Geschichten werden abgelegen gelegene, von Menschen noch zu besiedelnde bzw. besiedelte Planeten von einer unbekannten offensichtlich außerirdischen Gefahr bedroht. Isoliert mit nur bedingten Rückhalt – in „Die Fremden aus dem Mikronebel“ zeigt schließlich die Solare Flotte ihre Präsenz in der so typischen zehntausender Zahl – durch starke Kräfte. Die einzelnen „Agenten“ – im ersten Band ist es Julian Tifflor mit dem menschlich aussehenden Androiden Meech Hannigan , im zweiten Band der Staragant der Solaren Abwehr Stoke Derringer – müssen sich allerdings nicht nur mit der Bedrohung auseinandersetzen, in fast klassischer Karl May Manier sind es auch die Menschen, welche einer erfolgreichen Aufklärung im Weg stehen.

„Die Fremden aus dem Mikronebel“ ist dabei eine Art Kammerspiel. Nur eine Handvoll Menschen – interessant ist dabei, dass es ein verheiratetes Paar gibt, während die anderen frühen Kolonisten allein stehende Männer sind – leben auf dem Planeten Filchner. Sie sollen diese Welt für eine weitere Besiedelung vorbereiten, wobei Kurt Mahr dieses Thema ausgesprochen ambivalent angeht. Auf der einen Seite verfügen die Menschen über eine entsprechend hoch stehende Technik, auf der anderen Seite wären sie nicht in der Lage, sich gegen einen Überfall jeglicher Art nachhaltig zu verteidigen. Julia Tifflor anfänglich inkognito und sein Begleiter Meech Hannigan sind auf dem Planeten gelandet, weil eine nicht kleine Mikrowolke mit gigantischer Geschwindigkeit und anscheinend künstlich gesteuert den Planeten anvisiert hat. Kurt Mahr baut dabei die Spannung klassisch auf. Erst taucht ein Fremder auf dieser Welt auf. Die Siedler misstrauen ihm. Dann wird die Bedrohung mit dem Mikronebel eingeführt. Es kommt während sich die Wolke stetig nähert zu zwischenmenschlichen Spannungen. Julian Tifflor gibt sich zu erkennen, steuert schließlich das Phänomen selbst an und erkennt, dass hinter dieser Tarnung eine fremde Invasionsflotte steckt, die er im Grunde nicht alleine besiegen kann. Während sich das emotionale Drama auf dem Siedlungsplaneten zuspitzt, ordnet die Solare Flotte allerdings positiv ohne einen Schusswechsel die Situation im All. Wie im zweiten Roman dieser Sammlung erfährt der Leser nichts über die Fremden. Sie haben auch keinen weiteren Auftritt in der Serie. Vor allem liest sich der Plot durch seine Stringenz und seine ausgesprochen gute und für die Serie in der Frühzeit überdurchschnittliche Charakterisierung der Nebenfiguren sehr gut. Kurt Mahr gibt sich Mühe, die Menschen als Pioniere zu beschreiben, die aber nicht nur ihre ohne Frage herausfordernden Aufgaben angehen, sondern genauso gut auf der Erde in der Jetztzeit leben könnten. Julian Tifflor dazwischen agiert zwar teilweise wie ein Katalysator, um erstens manche Brandherde zu entfachen, er ist aber auch der Mittler zum Leser. Die Idee des Mikronebels als Tarnung ist wissenschaftlich fundiert von Kurt Mahr entwickelt worden, aber der Leser stellt sich unwillkürlich mehrere Fragen. Es sind nur wenige Menschen auf diesem abgeschieden gelegenen Planeten. Wäre es nicht effektiver gewesen, die Technik mit einem Handstreich zu stehlen und keine Überlebenden zurück zu lassen. Julian Tifflor nimmt sich zu viel Zeit, um weitere Kräfte einzuschalten. Alleine ein fremdes Phänomen auf dem Weg zu einem zumindest strategisch nicht unwichtigen Planeten auf eigene Faust zu untersuchen, nachdem er ja zusammen mit Meech Hanningan dorthin geschickt worden ist, wirkt nicht logisch und gut genug geplant. Und die letzte Frage stellt sich unwillkürlich. Warum für einen anscheinend ohne Probleme bewohnbaren Planeten in einer der Phase der Expansion nur eine Handvoll Menschen mit viel Technik ausschicken, statt gleich eine „überlebensfähige“ und vor allem expandierende Gruppe von Siedlern zu schicken. Der Aufwand wäre nicht viel mehr, aber das Ergebnis effektiver.

Viel interessanter ist der zweite Roman. Karson ist eine nicht unbedingt dicht bevölkerte, aber besiedelte Welt. Auf der Planetenoberfläche tauchen aus dem Nichts Hyperfelder auf, die Teile der Planetenoberfläche abdecken. Stoke Derringer soll das Phänomen untersuchen, ohne sich gleich zu erkennen zu geben. Dabei stößt er auf einen Konflikt, der den Western Karl Mays entsprechen könnte. Die Welt ist zwar sehr locker besiedelt und die meisten Menschen leben in einer kleinen Stadt, aber ansonsten ließen sich die einzelnen Facetten der Handlung ohne Frage auch in einen Western übertragen. Es gibt nur wenige Fahrzeuge, so dass der Einsatzradius vor allem des Agenten Derringer begrenzt ist. Es gibt eine gewählte Gemeinschaft, der ein reicher und brutal mit seinen Angestellten/ Gang agierender Großgrundbesitzer gegenüber steht. Er kauft das Land der von den Hyperfeldern betroffenen Siedler auf und drängt sie so, den Planeten zu verlassen. Was weiß dieser Mann, was die anderen Siedler nicht ahnen können? Die Erklärung ist phantastisch und für die Perry Rhodan Serie ohne Frage auch ungewöhnlich. Der Wissensvorsprung basiert allerdings alleine auf Vermutungen. Derringer stößt mit seinen Ermittlungen in ein Wespennest und wird schließlich von beiden Seiten bedroht. Er mit der Aufdeckung seiner Identität und vor allem seines Auftrags dreht sich der Plot relativ schnell. Auch die friedliche einseitige Lösung ist auf der einen Seite originell, auf der anderen Seite erinnert sie ein wenig an die populären STAR TREK Geschichten der sechziger Jahre, in denen die Besatzung der „Enterprise“ stellvertretend für die Menschen immer wieder überlegenen, aber auch fehlerhaften Intelligenzen begegnet ist. Während die überirdische Bedrohung auch wieder friedlich „beseitigt“ werden kann, muss der brutale kapitalistische Opportunist von den Siedlern selbst beseitigt werden. Interessant ist, dass auch die Besiedelung dieser Welt sehr stark an die Westen angelegt worden ist. Jeder Siedler kann eintausend Quadratkilometer von der Regierung – dabei ist nicht ganz klar, warum das Solare Imperium auf einer entdeckten Welt Land „verkaufen kann“; obwohl es in ihrem ureigenen Interesse liegt, die Planeten bewohnbar zu machen und diese Idee in fast allen anderen Kolonialstorys nicht wieder auftritt – kaufen und dort Viehzucht bzw. Landwirtschaft betreiben. Als das Phänomen auftritt, wird das Land natürlich wertlos und sie sind dankbar, den Planeten zu verlassen. Dabei scheint die Welt erstens über ausreichend Land zu verfügen und zweitens zu wenige Siedler zur Verfügung zu stehen. Kurt Mahr entwickelt in beiden Agentenabenteuern den Hintergrund der Besiedelung eher spärlich und handlungstechnisch ausschließlich opportunistisch. Es geht ihm um die unterschiedlichen Bedrohungen und die mutigen Aktionen der einzelnen Figuren. Sowohl Meech Hannigan als auch Stoke Derringer werden noch in einigen vor allem Heftromanen eingreifen, wobei im Falle von Meech Hannigan es zusammen mit Julian Tifflor der einzige Einsatz außerhalb der Abteilung III ist, die später von K.H. Scheer mit der neu geründeten USO verschmolzen worden ist.

Das Frauenbild – im zweiten Roman taucht keine Frau in einer relevanten Rolle auf – ist dabei für die Zeit anscheinend typisch, kritisch gesprochen aber auch unmodern. Von ihrem Ehemann abhängig, die eigenen Wünsche unterdrückend schenkt Kurt Mahr ihr einen Augenblick der kitschig romantischen Aufmerksamkeit, in dem einige nicht unbedingt schmeichelhafte Worte fallen. Die Agenten sind körperlich kräftig – wobei Meech Hannigan als Robotsergeant sowieso einiges einstecken kann und muss, während Stoke Derringer in James Bond Manier ernst drangsaliert wird, bevor er mehr mit überlegenen Verstand als körperlicher Dominanz zurückschlagen kann – und auf ihre Aufgaben fokussiert. Mit den nicht unbedingt exotischen Hintergründen, aber interessanten sehr unterschiedlichen Bedrohungen lassen sich die beiden Bände kurzweilig, aber mehr als andere Abenteuer auch in ihrer Veröffentlichungszeit verankert lassen. Wie eingangs erwähnt betten die interessanten, sachlich ausführlich recherchierten Nachwörter sie sehr gut in ihre Zeit ein.           

Zaubermond Verlag

320 Seiten, Taschenbuch

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