Perry Rhodan Arkon 10 "Hort der Gedanken"

Perry Rhodan Planetenroman 51/52 Titelbild, Rezension
Verena Themsen

Verena Themsen gehört sicherlich inzwischen zu den „Arkon“ Spezialisten, die mit Romanen wie der vorliegenden Arbeit mehr und mehr die immer noch vorhandenen Lücken in der arkonidischen Geschichte aufzufüllen sucht. In „Hüter der Gedanken“ geht es um die Entstehung des Extrasinns. Eine Frage, die lange schon die Fans beschäftigt hat. Aber auch ein Thema, das die „Perry Rhodan Neo“ Serie ebenfalls angerissen und für seinen immer wieder zitierten eigenen Kosmos anders, deutlich weniger überzeugend beantwortet hat. Das macht aus „Hüter der Gedanken“ grundsätzlich keinen besseren Roman. Wie viele der Arkoniden unter dem Impuls leiden, hinterlässt „Hüter der Gedanken“ einen zwiespältigen Eindruck. Um die Handlung der Miniserie in der entscheidenden Phase voran zu treiben, benötigt der Roman vielleicht drei bis vier Seiten, um wichtige Informationen Perry Rhodan und damit stellvertretend auch dem Leser zu geben. Angesichts der Mischung aus Actionorientierten Versatzstücken und einigem Zufallsgetriebenen Leerlauf in den letzten Heften hätten diese Informationen auch in die bisher vorhandenen Romane eingebaut werden können. Stattdessen erhält der Leser einen ohne Frage solide geschriebenen Roman, der aber wie die ganze Serie nach einem starken Start unter zu vielen nicht überzeugend konstruierten Passagen leidet. Herrschte bislang nur ein zufälliges Treffen an markanten Punkten im All inklusiv entsprechender Last Minute Rettungsaktionen, so konzentriert sich Verena Themsen auf die Geschichte der Früharkoniden. Und damit sind wirklich die Wurzeln dieses Volkes gemeint. Eckpunkte sind die drei Völker auf Iprasa und die immer weitere Kreise ziehenden Mehandor Nomanden. Dabei bleibt die Autorin manchmal zu sehr in den Details hängen, während andere Zusammenhänge – sie spricht immerhin vom Zusammenbruch ganzer Zivilisation und teilweise einem Rückfall auf vortechnische Zustände – eher plakativ skizziert, aber nicht überzeugend extrapoliert worden sind. Die Rückblicke nicht nur in der Erstauflage, sondern teilweise auch der „Neo“ Serie sind immer kompakt geschrieben und in dieser Hinsicht kann der Leser sich vor allem in den notwendigen Zwischenkapiteln durch eine archaisch bizarre Zeitreise unterhalten lassen.

Das größere Problem ist die Hauptfigur Sidhar. Als Hirtenjunge bewegt er sich außerhalb seiner Kaste. Ihm gelingt es schließlich, die Vergangenheit dem Vergessen zu entreißen. Bis dahin skizziert die Autorin ihn nach allen Regeln der Klischees. Neben den exzessiven Beschreibungen der Viehzucht bis zur Kalbung folgen in dieser klischeehaften „Coming of Age“ Geschichte so viele erzieherische Ratschläge, dass der Leser willkürlich sich irgendwo zwischen „Karate Kid“ und den unzähligen, teilweise verqueren phantastischen Jugendbüchern der Gegenwart gefangen fühlt. Das Besiedeln von archaischen Welten ist ohne Frage ein faszinierendes Thema. Dann muss aber auch der Kern entsprechend gestaltet werden. Hier fühlt sich der Leser wie bei einem Heimatroman. Nicht schlecht, schon ordentlich detailliert recherchiert und solide geschrieben. Aber als Teil einer Miniserie mit einem begrenzten Handlungsraum vollkommen verschenkt. Die Motivation der einzelnen Figuren mit dem Getriebenen und Außenseiter Sidhar folgt ebenfalls den Leitlinien dieses besonderen Subgenres. Immer wieder bewegt sich die Autorin dabei auch am Rande der Belehrung und überschreitet den schmalen Grat zwischen positiver Unterhaltung sowie negativer Manipulation leider in die falsche Richtung. Viele Dinge wären ja noch zu verstehen, wenn der grundlegende Plot wenigstens interessant gewesen wäre. Aber auch hier werden wie bei einer Merkliste alle wichtigen Punkte abgearbeitet.

„Hüter der Gedanken“ hätte aufgrund der Intention Marc A. Herren und mit einer so guten Autorin wie Verena Themsen ein Meilenstein dieses Zyklus werden können und wahrscheinlich auch werden müssen. Es ist schwer zu sagen, wo und wie der Roman aus der Spur geraten ist, aber trotz einer stilistischen Überlegenheit gegenüber den anderen Autoren und vor allem einem zu deutlich vielschichtiger gestalteten Hintergrund kommt relativ schnell Langeweile auf, bevor wie eingangs erwähnt die wichtigen Fakten in so kurzer Form präsentiert werden, dass sie alleine den langsam sich entwickelnden, nur vordergründig moralisch schwergewichtigen Handlungsbogen Ad Absurdum führen.      

Pabel Verlag, 64 Seiten

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