Gerry Haynaly legt mit seinem PR Fanroman "Opus Erawan" eine Tatcher a Hainu und Dalaimov Rovic Geschichte vor, welche im Groben nicht nur einen weißen Fleck in der Originalserie schließen soll, sondern im Feinen auch eine faire Behandlung des exzentrischen Mutantenduos darstellt und nicht in den absurden Quatsch der späten Hainu/ Rovic Texte abdriftet.
"Opus Earawan" spielt im Jahr 448 NGZ. Hainu und Rovic werden quasi von ES aufgeweckt und in ihre Körper zurückverfrachtet, um Perry Rhodan viele Jahrzehnte später den Weg zu Evolux zu bahnen, der Welt, auf der die Raumschiffe des Kosmokraten in feinster "Handarbeit" entstehen. Die erste Hälfte des Romans besteht aus zwei Handlungsebenen, die etwas gewollt miteinander verbunden werden. Auf der einen Handlungsebene verfolgt der Leser das Erwachen der beiden Mutanten und ihre verballen Kraftakte an Bord ihrer Space Jet "Butterfly", die mit einer Reihe technischer Aussetzer gezwungen ist, den nächsten bewohnbaren Planeten anzusteuern. Gerry Haynaly hat sichtliches Vergnügen, aus der ich- Perspektive Tatcher a Hainus diese Aufwärmphase zu beschreiben, in welcher Neulesern diese beiden nicht unumstrittenen Mutanten näher gebracht werden. Auch wenn im Verlaufe des Romans mehrfach die berühmte Kaffeekanne geschwungen wird, sie trifft niemals ihr Ziel. Die Dialoge sind teilweise trotz des Hangs zur Übertreibung lustig und pointiert, aber nicht albern. Der Auftrag, welcher die beiden erreicht, ist im Grunde aus logischer Sicht nicht durchführbar. Wie sie es schließlich im allerdings zu überstürzten Ende trotzdem schaffen, Perry Rhodan in der Zukunft den Weg zu bereiten, wird vom Autoren interessant und für den Leser gut nachvollziehbar beschrieben.
Die zweite Handlungsebene spielt auf einem Dschungelplaneten, wo sich der junge Yakonto Calixo Palladio auf seinem persönlichen "Walkabout" befindet. Er muss mit karger Ausrüstung eine Strecke durch den gefährlichen Dschungel zurücklegen, um wie seine älteren Geschwister gereift zu seinem Volk zurückzukehren. Die Idee des "Walkabout" ist nicht neu. Die Hintergrundinformationen eher spärlich. Unabhängig von der aufwendigen Effektivität eines Rituals erscheint es in der auf Zehntelsekunden getrimmten Zivilisation der Erbauer der „blauen Walzen“ archaisch. Trotzdem baut der Autor neben einer Reihe von Flüchen der verwöhnten Teenager angesichts der primitiven Verhältnisse ein oder zwei latent spannende Situationen ein, um die „Gefahren“ der Welt eher symbolisch dem Leser vor Augen zu halten. Dieser fragt sich aber unwillkürlich, warum bei einem durch mehrere Millionen Wesen umfassenden Volk nur Palladio diese ehemalige Ritter der Tiefe Welt sich ausgesucht hat. Wahrscheinlicher wäre es, wenn mehrere Yakontos sich gleichzeitig auf diesen beschwerlichen Weg durchaus auf unterschiedlichen Routen gemacht hätten. Um die beiden Handlungsebenen zu verbinden und seinen Mutanten aber indirekt einen Weg zum Ziel anzubieten, benötigt der Autor diese zweite, anfänglich deutlich schwächere Handlungsebene als eine Art Türöffner für die positive Erfüllung der zumindest auf den ersten Blick unmöglichen Mission, die nur von den Instinktmutanten bewältigt werden kann. Hainu und Rovic müssen schließlich auf diesem erdähnlichen Planeten mit einer Konzentration von technischen Zeugnissen an zwei Stellen des großen Kontinents notlanden und treffen auf Palladio, der sowohl die Space Jet als auch die Mutanten trotz der Schutzschirme instinktiv spüren konnte. Auf der Welt befindet sich eine Anlage des Igsorian von Veylt, einem vor einigen hundert Jahren unter nicht ganz würdigen Umständen gestorbenen Ritters der Tiefe. Während sich Palladio dem Vorwurf ausgesetzt sieht, das Männlichkeitsritual nicht ohne fremde Hilfe - wobei das Eingreifen a Hainus mehr Schaden als Nutzen gebracht hat - überlebt zu haben, setzt sich der Marsianer auch bei den Yakonto in die Nesseln. Um Perry Rhodan den Weg zu ebnen, müssen die Mutanten den Sequenzrat der Yakonto vor der Werftbusse retten, da in dieser Sekunde ein anderer Ritter der Tiefe eine Erhöhung der Produktivität auf der Werft verlangt. Gerry Haynaly beschreibt Evolux aus der wissenden Perspektive der Mutanten und führt gleichzeitig die Leser in eine - aus heutiger Sicht - Handlungszeit zurück, als mit den Kosmokraten die Antagonisten noch greifbarer gewesen sind. Die kurzen präzisen Hintergrundinformationen geben auch Neueinsteigern einen guten Überblick. Handlungstechnisch lösen Rovic und Haina allerdings das Dilema der Yakonto im Handumdrehen. Nicht einmal drei Seiten braucht es, bis sich die Erbauer der blauen Walze mittels eines einfachen Tricks von der Werftbuße entbunden haben und in Dankbarkeit auf Perry Rhodan warten werden. Das geht viel zu schnell. Natürlich verfügen Rovic und Hainu über ambivalente und nicht wirklich zuzuordnende Mutantenfähigkeiten, die Situationen lösen, welche sie selbst, geschweige denn der Leser erkennen können. Aber angesichts der sehr langen ersten Hälfte des Romans, in der Spannung auf der Planetenoberfläche während des "Walkabouts" und Komik - Rovic und Hainu - sich gut gegenüberstehen, beschleunigt Haynaly mit dem Betreten Evolux die Handlung zu sehr und schließt den Roman fast zu brutal ab.
Stilistisch überzeugend geschrieben unterhält die Geschichte trotz des bekannten Endes als Ganzes gesehen gut. Wie schon angesprochen sind Rovic und Hainu mehr als nur Qutaschfiguren. Zusätzlich kennt sich der Autor mit dem im Grunde untrennbaren Mutantenpaar überdurchschnittlich gut aus, so dass er aus der subjektiven Perspektive Hainus auf verschiedene gelungene Streiche der Beiden zurückgreift und sie dem Leser mit kurzen, prägnanten Worten vor Augen führt. Der Hintergrund - sei es die Festung des machthungrigen Ritters der Tiefe, die gigantische Werft auf Evolux - ist ausreichend erläutert und wird überzeugend in die laufende, stringente Handlung integriert. Es ist keine Überraschung, dass sich nach "Opus Erawan" die "Sternenfaust" und "PR Neo" Tore für Gerry Haynaly geöffnet haben.
Heftroman, 85 Seiten
Mitte 2012 erschienen
bestellbar bei der Perry Rhodan Fanzentrale