Angesiedelt in einem alten, mystischen Japan handelt es vom gutherzigen Kubo, der in einem verschlafenen Küstendorf versucht über die Runden zu kommen und sich dabei hingebungsvoll um seine Mutter kümmert. Es ist ein ruhiges Dasein, bis ein Geist der Vergangenheit ihn einholt, um eine jahrhundertealte Blutrache auszuüben. Plötzlich findet sich Kubo auf der Flucht vor Göttern und Monstern wieder, um zu überleben muss er eine magische Rüstung finden, die einst von seinem gefallenen Vater - der größte Samurai, den die Welt je kannte - getragen wurde.
Kubo - Der tapfere Samurai ist eine familienfreundliche Abenteuergeschichte, die von mutigen Freunden und heldenhaften Reisen erzählt. Produziert hat das innovative Animationsstudio LAIKA, das bereits für Coraline (2009) oder Die Boxtrolls (2014) bekannt ist.
Der Film ist eine Kombination innovativer 3D Stop-Motion und CG-Hybrid-Technik. In der Originalversion leihen namhafte Schauspieler wie etwa George Takei, Matthew McConaughey, Charlize Theron, Rooney Mara, Ralph Fiennes und Brenda Vaccaro den Figuren ihre Stimmen. Titelrolle Kubo wird von Art Parkinson gesprochen, der Rickon Stark in Game of Thrones spielt.
Kritik
von Johannes Hahn
Der Junge Kubo pflegt seine Mutter in einer kleinen Höhle am Meer, tagsüber verdient er sein Geld als Geschichtenerzähler in einem Dorf. Eines Tages kehrt Kubo nicht vor Sonnenuntergang zurück und wird deshalb von seinem Großvater, dem Mondkönig, gejagt. Kubos Mutter kann noch in letzter Sekunde eingreifen und ihn retten. Am nächsten Tag wacht der Junge in Gesellschaft eines Affen auf, der sich als sein Schutzgeist herausstellt. Gemeinsam mit dem Samurai-Käfer Beetle macht sich die Truppe auf, drei legendäre Gegenstände zu finden, um den Kampf mit dem Mondkönig zu wagen.
Alte Technik, neues Gewand
Das Filmstudio Laika ist eigentlich ein Relikt aus alten Hollywoodtagen. Anstatt ihre Filme mit Computergrafik zu animieren, setzt das Studio aus Oregon auf Stop-Motion-Technik. Genau, diese Sache mit Puppen und Einzelbildaufnahmen, wie man sie aus den beiden Tim-Burton-Filmen Nightmare Before Christmas oder Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche kennt (letzterer übrigens der erste Spielfilm von Laika). Das Verfahren ist zeitaufwendig: Jede Bewegung der Puppe ist ein einzelnes Bild, für eine Sekunde Film benötigt man 24 Bilder. Diese Form von Animationsfilm braucht also eine eigene Art von Geduld und Leidenschaft.
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Gerade diese Leidenschaft merkt man Kubo – Der tapfere Samurai an. Es ist ein Film, der sich mit dem Geschichtenerzählen befasst. Ein Film, der versucht, die Magie des Zuhörens und Erzählens einzufangen. Magie ist hier ganz wörtlich zu verstehen: Kubo kann mit seiner Shamisen (einem japanischen Saiteninstrument) kleine Origamifiguren zum Leben erwecken – fast so wie die Animatoren, welche den Puppen Geist einhauchen.
Humor, der nicht immer zündet
Kubo – Der tapfere Samurai erzählt dabei seine Geschichte manchmal etwas holprig. Der zugrundeliegende Ton ist eigentlich ernst: Kubo wird verfolgt von seinem Großvater, dem Mondkönig, der ihm bereits ein Auge gestohlen hat. Der Junge muss sich sowohl den Gefahren der Reise stellen, als auch seinen Tanten, die ihn unerbittlich verfolgen. Später entdeckt er das Geheimnis seiner Eltern und muss sich auch mit Verlust auseinandersetzen. Durch immer wieder eingestreute Witze versucht der Film, seine Grundstimmung etwas aufzulockern, was aber nicht immer gelingt. Teilweise wirkt der Humor zu aufgesetzt, zu erzwungen, um wirklich zu zünden.
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Auch wird die Geschichte nicht immer clever erzählt. So trifft Kubo ziemlich zufällig auf Beetle, neben Monkey sein wichtigster Begleiter – da wäre eine erzählerisch bessere Herleitung viel wirkungsvoller gewesen. Eine Wendung gegen Ende des Films ist ebenfalls vorhersehbar, allerdings wird sie mit genug Konsequenz zu Ende geführt. Während die Mitte des Films erzählerisch etwas durchhängt, bietet er gegen Ende wieder genug Spannung und Emotionen, um wirklich zu fesseln.
Animation wie aus dem Computer
Einen großen Teil zur emotionalen Fassbarkeit der Figuren trägt die hervorragende Animation bei. Wer sich noch an die etwas hakeligen Puppen von Nightmare Before Christmas erinnert, wird von den sehr weichen Bewegungen von Kubo überrascht sein. Es gibt Momente, in denen nicht völlig klar ist, ob die Bilder am Computer entstanden sind oder nicht. Klar ist natürlich, dass der Film beide Techniken – Computer- und Stop-Motion-Animation – nutzt, aber gerade der fast haptische Eindruck der Szenen verleihen dem Film einen eigenen Stil. Hinzu kommt die sehr stilsichere Gestaltung der Umgebung, welche die im wortwörtlichen Sinne fantastische Stimmung der Geschichte gut unterstützt.
Und dann ist da noch der Soundtrack, der überzeugend zwischen traditionellen japanischen Klängen von Taiko und Shamisen sowie moderner Filmorchestrierung wechselt. Insgesamt hilft es beim Film schauen, ein kleines Faible für Japan zu haben, vor allem, was die Musik angeht.
Fazit
Kubo – der tapfere Samurai erzählt eine schöne Geschichte, allerdings erzählt er sie nicht immer richtig schön. Trotzdem bietet der Film durch seine Technik und den Kern seiner Handlung sehr gute Unterhaltung, abseits der bekannten Pfade von Pixar und Dreamworks.