Robots & Dragons: Die Highlights der Redaktion 2022

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Top Gun 2

Das Jahr neigt sich wieder einmal dem Ende zu und das bedeutet, es ist erneut an der Zeit für einen Blick zurück. Im ersten Teil unseres Jahresrückblicks küren wir wie in jedem Jahr unsere Highlights. Egal, ob Filme, Serien, Spiele, Comics oder Hörbücher: Hier ein Überblick über die Dinge, die uns im Jahr 2022 begeistern konnten.

Florian Rinke

Die beste Serie des Jahres war ganz klar und mit Abstand Andor. Selten war die weit, weit entfernte Galaxis mit zwiespältigeren und düsteren Helden bevölkert und kein Droide guckt trauriger als Bee-two. Richtiges Star-Wars-Flair kommt selten in Andor auf. Der Überfall auf Aldhani und die Episoden im Gefängnis sind nicht gerade typisch für Star Wars, wirken aber wie eine gelungene Frischzellenkur für das gesamte Franchise. Obi-Wan Kenobi war 2022 emotionaler und nostalgischer – aber leider nicht die bessere Star-Wars-Serie.

Sehr gut gefallen haben mir dieses Jahr auch zwei Netflix-Serien mit Helden und Heldinnen, die mit Vorliebe schwarz tragen. Sandman hat die Andersartigkeit von Neil Gaimans Comicvorlage perfekt umgesetzt. Eine Überraschung war Wednesday. In dem Ableger der Addams Family wollte ich eigentlich nur kurz einmal reinschauen. Aber mit der ersten Einstellung und dem aus dem Off gesprochenen Satz der Heldin hat die Serie mich gewonnen – was besonders an der Leistung Jenna Ortega liegt.

Da das Jahr viele weitere Höhepunkte zu bieten hatte, hier noch einige Serien, Comics und Hörspiele im Schnelldurchlauf: Ms. Marvel war 2023 der unterhaltsame kunterbunte Lichtblick im Marvel Cinematic Universe. In ihrem Comic Tenebrae erzählen Mallié und Hubert zunächst von einen Ritter, der eine Prinzessin aus dem Klauen eines Ungeheuers rettet. Nach dem Kampf macht die Geschichte aber eine Kehrtwende zeigt eine mutige Prinzessin, die gar nicht von einem heruntergekommenen Ritter gerettet werden musste.

Das beste Hörspiel des Jahres war Miami Punk: The complete DLC. Die Geschichte erzählt von einer dystopischen Zukunft, die immer wieder von den Gesprächen einer Rollenspielgruppe unterbrochen wird, welche am Tisch drei Abenteuer in der Welt von Miami Punk spielt. Mein persönliches Highlight war das Live-Hörspiel Die drei ??? und der dunkle Taipan, welches nach der Corona-Pause 2022 nun endlich stattfinden konnte.

Stefan Turiak

Top Gun 2: Maverick ist mehr Tom-Cruise-Propaganda als Militärpropaganda — ob das unbedingt besser ist, bleibt jedem Zuschauenden selbst überlassen. Cruise übergibt jedenfalls den Staffelstab an sich selbst und eine jüngere Generation darf immerhin auch anwesend sein. Wer das mit der gebührlichen ironischen Distanz sieht, kann einen fein getunten Actionfilm erleben, dessen Flugszenen alles aus dem vorangegangenen Film aus dem Himmel blasen — bei allem gebührenden Respekt für den legendären Action-Regisseur Tony Scott (R.I.P.). Ein weiterer, nicht zuletzt finanzieller Erfolg für Cruise, Regisseur Joseph Kosinski und Tom-Cruise-Flüsterer Christopher McQuarrie, die anscheinend alle gemeinsam an einem großen Gesamtprojekt arbeiten, nämlich den effizientesten und technisch optimiertesten Actionfilm aller Zeiten zu produzieren (demnächst wieder mit den neuen Mission: Impossible-Filmen und irgendwann soll es wohl auch ins Weltall gehen, weil warum nicht?).

The English ist altmodischer und gleichzeitig auch stylischer Western, der romantisch-episch eine wendungsreiche und überraschende Geschichte in einem skurrilen, brutalen und absurden Wilden Westen erzählt. Dieser basiert auf Mord, Raub, Genozid und nur selten auf Heldentaten. Emily Blunt spielt eine Tochter aus reichem Hause, die nach dem Tod ihres Sohnes von England nach Amerika reist, um Rache zu üben. Dabei trifft sie auf den ehemaligen Army-Scout Eli Whipp (Chase Spencer), der nach seinem Militärdienst nur ein kleines Stück Land im Norden des Kontinents für sich beanspruchen möchte und nach seinem eigenen Pfad der Erlösung sucht. Sie begeben sich gemeinsam auf die Reise, um die Verantwortlichen für diverse Missetaten zur Rechenschaft zu ziehen und treffen auf bizarre Persönlichkeiten und Feinde. Serienschöpfer Hugo Blick entwirft mit seiner Mini-Serie eine interessante Genre-Mischung, die klassische Western-Tropen untermauert und zur selben Zeit unterwandert, sodass selbst die Mission der Protagonistin andere Gründe hat, als es zunächst den Anschein hat.

Espionage-Drama trifft Star Wars — Andor ist im Grunde das, was ich mir von Rogue One erhofft hatte. Umso größer war die Überraschung, weil ich insbesondere mit den neueren Star-Wars-Serien wenig bis gar nichts anfangen kann. Serienschöpfer Tony Gilroy, der bereits an vier von fünf Bourne-Filmen mitarbeitete und mit Michael Clayton einer meiner Lieblingsfilme schrieb und inszenierte, konzentriert sich auf das Entstehen der Rebellion und erzählt parallel dazu auch das Middle-Management des Imperiums, das die gesamte Maschinerie am Laufen hält und zumindest für mich in ihrem fanatischen gnadenlosen Eifer, "Ordnung" in die Galaxis zu bringen, furchteinflößender wirkt als jeder Imperator oder Darth Vader. Dabei merzt es kulturelle Vielfalt aus, verhaftet willkürlich Passanten auf der Straße, steckt sie in bedrückend-dystopische Gefängnisse und lässt sie Zwangsarbeit verrichten sowie viele unangenehme Dinge mehr. Gilroy bedient sich dabei nicht unbedingt am aktuellen Zeitgeschehen, sondern vielmehr an mehreren hundert Jahren Menschheitsgeschichte, die durch eine ewigen Kreislauf aus Unterdrückung und Auflehnung geprägt ist, was eventuell noch ein wenig deprimierender ist. Die weit, weit entfernte Galaxis wirkt somit gar nicht mehr so fern.

Wahrscheinlich träumen viele davon, den Arbeitsalltag zu Feierabend einfach hinter sich zu lassen. Severance macht diesen Traum wahr und entwirft ein Science-Fiction-Szenario, in dem Mitarbeitende eines Großkonzerns dank eines implantierten Chips ihr Arbeits-Ich von ihrem Privat-Ich trennen, letztendlich hat keine der beiden Hälften wirklich etwas gewonnen und für das Arbeits-Ich handelt es sich um eine fluoreszierend beleuchtete Hamsterrad-Hölle, aus der es scheinbar kein Entkommen gibt.

Katrin Hemmerling

Puh. Highlights in 2022 - also in einem gefühlt nicht ganz so tollem Jahr? Schwierig, wie sich herausstellt. Einige Filme habe ich (noch) nicht gesehen. Aber kurz vor Jahresende gibt es doch ein Highlight: Glass Onion! Mir gefiel schon Knives Out ausnehmend gut, sodass ich sehr gespannt auf den weiteren Film im Franchise war. Die Ruhe des 1. Weihnachtsfeiertags wussten meine Mutter und ich dann auch zu nutzen. Ein überzeugender Cast mit einer zwar etwas vorhersehbaren Handlung ... aber dennoch. Ein kurzweiliger Spaß, der uns bestens die Zeit vertrieben hat.

Ein Evergreen in den Serienhighlights wird wohl Cobra Kai werden. Auch in Staffel 5 geht der Serie nicht die Luft aus. Die nostalgischen Momente sind weiterhin so gut eingebunden, dass sie immer noch nicht wie Fanservice erscheinen. Und sogar für einen akzeptablen Handlungsbogen reicht es weiterhin aus. Das 80er-Kind in mir ist glücklich. Mehr braucht es manchmal nicht. Und wenn wir gerade von Nostalgie sprechen: Wie für Stefan gehört auch Top Gun: Maverick zu meinen Highlights. Warum? Dazu hat Stefan genug gesagt!

Zugegeben. Ich war skeptisch, was Wednesday betrifft. Immerhin bin ich die Generation, die von Christina Ricci in der Rolle geprägt wurde. Außerdem gehöre ich seit Jahren zur „Heute trage ich fröhliches Schwarz"-Fraktion. Da ist die Skepsis gegenüber allem, was tendenziell von Gothic inspiriert ist, noch höher. Aber wie unterhaltsam ist diese Serie bitte? Der Look stimmt. Die Atmosphäre stimmt. Der Humor stimmt. Und eventuell habe ich mich für zwei Sekunden in Gwendoline Christie in diesen sehr gelungenen Outfits verknallt. Außerdem: Apocalyptica! Endlich bekommen sie das breitere Publikum, das sie verdienen (ja, Fangirl. Ich steh dazu)! Den Ohrwurm, den TikTok dann losgetreten hat, bin ich immer noch nicht richtig los ...

Dürfen es übrigens auch persönliche Highlights sein? NFL in Deutschland. Hannes und ich waren in München dabei - und es war ein grandioses Erlebnis (Country Rooooads, take me hoooome ... to the place ... I BELOOOOONG!). Außerdem durfte ich im Oktober in Berlin an der Pressekonferenz von Depeche Mode teilnehmen. Ich liebe diese Band. Schon sehr lange. Und war mehr als happy, dass ich kurzfristig die Reise nach Berlin antreten durfte. Deswegen spoiler ich auch schon mal ein Highlight im kommenden Jahr: Depeche Mode live. Endlich wieder!

Anne Jerratsch

Auch mich hat das Jahr 2022 kinotechnisch nicht unbedingt umgehauen - viel eher Egales war dabei, wo eher die Idee als die Ausführung mich ins Kino beziehzungsweise. vor den Fernseher trieb, mich aber selten dabeihalten konnte. Stattdessen bin ich desöfteren bei Serienklassikern wie The Office hängen geblieben - höchst unterhaltsam und mit viel Herz, aber dem Robots-&-Dragons-Publikum doch thematisch eher fern. Drei Empfehlungen habe ich aber dennoch zusammengesucht, die mich noch eine Weile nach dem Schauen beschäftigt haben.

Ein zwielichtiger Jahrmarkt, eine Hauptfigur mit einem mysteriösen Geheimnis, eine wundervolle Kulisse und nicht zuletzt eine absolute Starbesetzung haben mich in die Nightmare Alley gelockt. Guillermo del Toros gutausgestatteter Mystery-Thriller bietet was fürs Auge und zieht den Zuschauer schnell in seine düstere Welt zwischen Schaustellerei, Scharlatanerie und Leidenschaft. Auch wenn der Film trotz guter Kritiken weitgehend von den großen Filmfestivals ignoriert wurde - allein wegen Toni Collette und Cate Blanchett ist del Toros neuestes Werk definitiv einen Blick wert.

Der Nicht-mehr-ganz-so-Geheimtipp in Sachen Serie in diesem Jahr war für mich, genau wie für Kollege Stefan, die unwirtliche Meta-Büroserie Severance aus der Feder von Ben Stiller. Wer sich in Zeiten von Homeoffice und zunehmend wichtiger werdender Work-Life-Balance noch nicht genug vor Firmenphilosophien mit Maximalleistungsprinzip gruselt, wird bei Lumon Industries gut beraten sein. Hier wird in bester Black-Mirror-Manier mit den moralischen Grenzen der Leistungsgesellschaft gespielt und philosophisch-beklemmende Fragen a la Orwell gestellt. Mit Patricia Arquette, Christopher Walken, John Turturro und Adam Scott, die in der beklemmenden, minimalistischen Atmosphäre ganz besonders aufblühen.

Bleiben wir bei vorgeblich trockenen Themen. In meinem Film des Jahres, Everything, Everywhere, All At Once, geht es vor allem um ... eine Steuerprüfung. Ja, ganz recht. Evelyn Quan (Michelle Yeoh), in mehrerer Hinsicht erfolglose Waschsalonbetreiberin, die aus China in die USA eingewandert ist, hat schon vieles versucht, um ihr frustrierendes Leben erfüllender zu gestalten. So recht wollte es nie klappen - also arrangierte sie sich irgendwann mit ihrem Schicksal zwischen Entfremdung von der Tochter und einer unglücklichen Ehe. Bis sie eines Tages entdeckt, dass sie Zugang zu einem Multiversum hat, in dem sie mit dem Wissen aus anderen Versionen von sich selbst, die andere Leben gelebt haben, die Welt retten muss. Das Regieduo The Daniels (Dan Kwan und Daniel Scheinert), die bereits 2016 mit dem ebenso abgedrehten Swiss Army Man Erfolge feierten, haben mit Everything, Everywhere, All At Once ein massives, schnelles, nicht unanstrengendes Werk geschaffen, das von Tempo, Humor und Herzlichkeit nur so sprüht. Unbedingte Guckempfehlung, nicht nur für Multiversumfans!

Hannes Könitzer

Da nehme ich doch einfach direkt den Faden von Anne auf, denn auch für mich war Everything, Everywhere, All At Once das Filmhighlight des Jahres. Mit keinem anderen Film hatte ich so viel Spaß, auch wenn ich ihn leider nicht im Kino sehen konnte. Auch wenn die Geschichte am Ende vielleicht ein paar Minuten zu lang geraten ist, wird man während der Laufzeit einfach mit so vielen abstrus witzigen Ideen bombardiert, dass es eine echte Freude ist. Die Guckempfehlung von Anne kann ich nur unterstreichen.

Serientechnisch ist es ja mittlerweile so, dass jede Woche so viele neue Formate erscheinen, dass man gar nicht mehr richtig mitkommt. So rutscht dann auch gern einmal ein Serienstart durch, den man dann irgendwie ein paar Jahre später entdeckt und sich fragt, warum man die Serie erst jetzt schaut. Bei mir war dies in diesem Jahr bei What We Do in the Shadows der Fall. Den Film fand ich seinerzeit in Ordnung, er hinterließ aber auch nicht so einen Eindruck, dass ich direkt Lust auf die Serie hatte. Als ich in diesem Jahr dann aber doch einmal hineingeschaut habe, war ich direkt Feuer und Flamme. Die verrückte Vampir-WG wuchs mir sofort ans Herz und ich hoffe, dass es noch einige Staffeln weitergeht.

Während das Filmjahr 2022 gefühlt nicht so wirklich in die Geschichte eingehen wird, hatte das Spielejahr 2022 so einiges zu bieten. Vor allem als Fan von storylastigen Singleplayer-Spielen kam man auf seine Kosten. Für mich war das große Highlight Horizon: Forbidden West. Als großer Fan des ersten Teils war die Fortsetzung mein heiß erwartetes Spiel des Jahres und die Entwickler haben mich nicht enttäuscht. Dann folgte zum Jahresende mit God of War Ragnarök gleich noch ein weiterer Brecher, der ebenfalls seinen hervorragenden Vorgänger würdig fortsetzte.

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