Supergirl: Kritik zum Piloten

Mit Supergirl startete am gestrigen Abend in den USA eine weitere Serie, die auf den Comics des DC-Verlages basiert. Trotz der Tatsache, dass hinter dem Format die Produzenten von Arrow und The Flash stecken, spielt Supergirl (zumindest vorerst) in einer eigenen Welt. Wirklich abgrenzen kann sich das Format dadurch jedoch nicht.

Die Handlung von Supergirl beginnt zunächst einmal mit der Zerstörung von Supermans Heimat Kypton. So erfährt der Zuschauer, dass nicht nur das Kal-El als Baby auf die Erde geschickt wurde, sondern auch dessen Cousine Kara. Diese befindet sich bereits im Teenageralter und sollte eigentlich auf Kal-El achtgeben. Aufgrund eines Zwischenfalls steckt Kara jedoch für viele Jahre in der Phantom Zone fest und kommt erst auf die Erde, als Superman bereits erwachsen ist und schon im roten Umhang durch die Gegend fliegt. Dieser bringt die immer noch 13-jährige Kara daraufhin zu der Familie Danvers, wo sie gemeinsam mit ihrer neuen Stiefschwester Alex unbeschwert aufwachsen kann. 11 Jahre später lebt Kara in National City und arbeitet für die erfolgreiche aber nicht unbedingt nette Geschäftsfrau Cat Grant. Noch immer unschlüssig über ihre wahre Bestimmung zwingt sie eine Flugzeugkatastrophe dazu, ihre übermenschlichen Kräfte zu nutzen und schließlich die Identität von Supergirl anzunehmen.

Der Pilot zu Supergirl hat zunächst einmal die Aufgabe alle relevanten Informationen an die Zuschauer zu vermitteln und offensichtlich wollte man in den ersten 20 Minuten wirklich nichts aus der Hintergrundgeschichte unerwähnt lassen. Praktisch jeder zweite Satz dient der Exposition und es wird ein sehr hohes Erzähltempo angeschlagen. Man bekommt beinah das Gefühl, dass der Sender CBS, der ja eher eine ältere Zielgruppe anspricht, davon ausgeht, dass die eigene Zuschauerschaft noch nie etwas von Superman oder Supergirl gehört hat. Apropo Superman, dessen Auftreten in der Serie wirkt generell sehr komisch. Zu sehen ist der Held lediglich kurz in der Eröffnungsszene und dabei auch nur von hinten. Dies ist auch das einzige Mal, dass der Name Superman per Off-Text erwähnt wird. In der ganzen Folge selbst ist tatsächlich kein Charakter einmal dabei zu sehen, wie er das Wort Superman ausspricht. Gleichzeitig ist die Figur aber trotzdem omnipräsent und wird ständig erwähnt. Statt Superman gibt es jede Menge my/your Cousin, Big Guy, Guy in Blue oder Him zu hören. Was genau das Konzept dahinter ist, wissen wohl nur die Produzenten. Wenn die Zuschauer sich nicht fragen sollen, warum Kal-El nicht einmal persönlich mit seiner einzigen lebenden Verwandten spricht, wäre es vielleicht klug, ihn nicht ständig zum Gesprächsgegenstand zu machen.

Ob einem Supergirl am Ende gefällt, dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit daran hängen, wie sehr einem die Charaktere und dabei speziell Melissa Benoist zusagen. Rein inhaltlich gibt es wie gesagt jede Menge Exposition und ein Monster der Woche. Erzähltechnisch reißt der Pilot sich also keine Beine aus. Durch die sympathische Hauptfigur und einiger unterhaltsamer Szenen, ist die Geschichte jedoch auch nicht langweilig. Allerdings wird die Handlung so aufgebaut, dass wohl auch in den kommenden Wochen regelmäßig neue Monster auftauchen werden, um Kara das Leben schwer zu machen. Hier erinnert der Aufbau an das, was man früher in Smallville oder zu Beginn von The Flash zu sehen bekam. Generell ähnelt Supergirl The Flash deutlich mehr als Arrow. Melissa Benoists Kara kann durchaus als Mischung aus Barry Allen und Peter Parker angesehen werden. Allerdings ist sie eben auch ähnlich sympathisch wie ein Grant Gustin, was ein großer Pluspunkt der Serie ist.

Der Rest des Casts bekommt zu Beginn noch nicht wirklich viel zu tun, muss sich aber auch The-Flash-Vergleiche gefallen lassen. Jeremy Jordan als Winslow "Winn" Schott ist eine Art Cisco, Chyler Leigh als Alex Danvers ähnelt Caitlin und David Harewood als Hank Henshaw ist praktisch ein weniger netter Joe West. Wobei die Darsteller ihre Rollen durchaus gut ausfüllen und hoffentlich in den kommenden Wochen mehr zu tun bekommen. Mit Mehcad Brooks als James Olsen gibt es zudem eine weitere Anspielung auf Superman, die es ebenfalls nicht unbedingt gebraucht hätte. Vor allem auch, weil der Charakter praktisch nichts mit der Comicvorlage zu tun hat. Die veränderte Hautfarbe ist dabei vollkommen egal. In der Serie Supergirl ist Jimmy, der nun James genannt werden möchte, Olsen ein durchtrainierter, höchst selbstbewusster Fotograf, unter dessen Blick Kara dahinschmelzen darf. Warum die Charakter unbedingt diese Comicwurzel haben musste, ist nicht ganz verständlich. Letztendlich ist es die typische Love-Interest für die Hauptfigur, die praktisch jeden Namen tragen könnte.

Fazit
Supergirl startet mit einer sympathischen Hauptfigur und jeder Menge Dinge, die man schon oft in anderen Serien gesehen hat. Gerade als Comicserie bietet das Abenteuer von Kara bisher kaum etwas Neues. Dazu legt der Pilot den Grundstein für ein typisches Monster-der-Woche-Format. Um mit der DC-eigenen Konkurrenz von Arrow, The Flash und auch Gotham mithalten zu können, muss da in den kommenden Episoden deutlich mehr kommen. Wer allerdings von den genannten Serien absolut nicht genug bekommen kann und unbedingt mehr Comicware im TV sehen möchte, der dürfte auch bei Supergirl gut unterhalten werden.

Supergirl

Originaltitel: Supergirl (2015)
Erstaustrahlung am
26.10.2015
Darsteller:
Melissa Benoist (Kara Zor-El/Kara Danvers/Supergirl), Mehcad Brooks ( James Olsen), Jeremy Jordan (Winslow "Winn" Schott, Jr.), David Harewood ( Hank Henshaw/J'onn J'onzz/Martian Manhunter), Chyler Leigh (Alex Danvers)
Produzenten: Sarah Schechter, Ali Adler, Andrew Kreisberg, Greg Berlanti
Idee: Greg Berlanti, Ali Adler, Andrew Kreisberg
Staffeln: 3
Anzahl der Episoden: 56

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