2.14 There All The Honor Lies / Minbari lügen nicht

Kurzinhalt

Captain John Sheridan wird verdächtigt einen Minbari ermordet zu haben. Dafür gibt es auch noch einen Minbari als Zeugen, der dies bestätigt, und jeder weiß: Minbari lügen nicht.
Darüber hinaus soll Babylon 5 durch den Verkauf von Merchandising-Artikeln finanziell unabhängiger gemacht werden .

Inhalt

Sheridan informiert Ivanova darüber, das ein Merchandising-Shop auf der Station eröffnet wurde, um die finanzielle Situation von Babylon 5 zu verbessern. Umfragen hätten ergeben, dass man mit dem Verkauf von Babylon 5 bezogenen Artikeln bis zu zwei Millionen Credits verdienen könne, die dem Etat der Station sehr zugute kommen würden. Ivanova ist alles andere als begeistert von der Idee, da diese ihrer Meinung nach entwürdigend sei. Genau aus diesem Grund beauftragt Captain Sheridan sie den Laden zu begutachten, da er sich noch in einer Probefase befinde. Der Captain scheint also ebenfalls dieser Idee nichts abgewinnen zu können. Doch bittet er Susan, nach einer Baseball Mütze Ausschau zu halten.

Der Captain macht sich auf den Weg zu einem Treffen mit Botschafter Kosh. Dabei wird er von jemand angerempelt, der ihm seinen Kommunikator stielt. Bei der anschließenden Verfolgungsjagd, rennt Sheridan in einen Minbari. Dieser greift den Captain sofort an. Doch als Sheridan zu Boden geschleudert wird, findet er neben sich eine PPG. Er hebt sie auf und befiehlt dem Minbari, sich zu ergeben. Doch dieser stürzt auf den Captain zu, und ein Schuss löst sich. Der Angreifer bricht auf der Stelle tot zusammen. Da bemerkt Sheridan einen anderen Minbari, der alles gesehen hat und den Tatort fluchtartig verlässt.

In der Zwischenzeit begutachtet Susan Ivanova den Shop. Dort gibt es T-Shirts, Teddybären, Modelle von Babylon 5 und Starfury Modelle. Außerdem Plastikfiguren der Botschafter und des Führungspersonals. Gerade als Ivanova nichts findet das sie beunruhigt, dreht sich ein vermeintlicher Drazi zu ihr um, und sie fragt, ob sie mit ihm gesprochen hätte. Dabei nimmt er seine Maske ab, es ist ein Mensch. Geschockt wendet sie sich ab, doch sie wird von dem Menschen mit Drazi-Maske nach dem Preis derselben gefragt.

Währenddessen diskutieren Delenn, Garibaldi, Lennier und der Captain den Überfall. Dabei gibt die Botschafterin der Minbari bekannt, dass sie von ihrer Regierung beauftragt worden sei, eine unabhängige Untersuchung des Falls vorzunehmen. Bei den nachfolgenden Untersuchungen trifft Garibaldi immer auf Lennier, der gerade ebenfalls denselben Minbari vernehmen will.

Was den Sicherheitschef besonders verwundert ist, dass niemand etwas mit dem gestohlenen Kommunikator anfangen könne, da jede Benutzung registriert wird. Des Weiteren erscheint es merkwürdig, dass der Captain eine auf dem Boden liegende PPG findet. Das Ganze scheint ein abgekartertes Spiel zu sein.

Kritik

von Sven Bösking. Minbari versuchen durch falsche Beschuldigungen den aktuellen Kommandanten von Babylon 5 in Misskredit zu bringen. Das kommt einem bekannt vor. Zum Beispiel aus dem Pilotfilm, mit dem Unterschied, dass wir da die Charaktere noch nicht richtig kannten. Wir kennen Sheridan, wir wissen was wirklich passiert ist. Noch wichtiger: wir kennen Delenn, wissen dass sie versuchen wird, mit allen Mitteln dem Captain zu helfen, das steht außer Frage.

Wo im Pilotfilm die unbekannten Vorlonen waren, wo wir Sinclair noch nicht kannten, wo es viele neue Personen mit unterschiedlichen Agenden gab, da konnte eine derartige Konstruktion Spannung hervorrufen. Man war sich ja bei niemandem hundertprozentig sicher, wer will was, warum, was war Wirklich was nicht? In der 2. Staffel sind die Hauptcharaktere vertraut. Sheridan ist bekannt, sein Ruf als "Sternenkiller" und daraus resultierende Probleme ebenfalls. Das einzige das von der A-Handlung bleibt, ist ein tieferer Einblick in die Moral der Minbari.

Es ist zwar ganz schön Caitlin Brown, die in der ersten Staffel Na´Toth spielte, als Sheridans Anwältin wieder zu sehen. Doch fragt man sich ob jemals eine Anwältin weniger zu tun gehabt hat.

Was diese Folge aber vor dem Mittelmaß rettet ist die B-Story um die Merchandising Artikel. Diese ist einfach klasse, und unglaublich witzig. Die Idee Merchandising der eigenen Serie in einer Folge zu veralbern, und die dahinter stehende Motivation offen anzuprangern ist einfach einmalig.

Ivanova: "Welcome to Babylon 5, the last best hope for a quick buck."

Dabei sollte man anmerken, dass es diese oder ähnliche Artikel zum Zeitpunkt der Ausstrahlung nicht zu kaufen gab. Es handelte sich also nicht um versteckte Schleichwerbung. Erst durch Fan-Briefe konnte JMS dazu überredet werden, Merchandising für B5 zuzulassen. Da er bei früheren Projekten, She-Ra, He-Man "Captain Power and the Soldiers of the Future", schlechte Erfahrung damit gemacht hatte.

Was bleibt ist eine kurzweilige Episode, deren A-Story nicht schlecht, aber auch nicht überragend ist. Ihr größtes Problem ist aber, dass man von Babylon 5 mehr erwartet.

Hintergründe

Diese Folge birgt einen großen Fortschritt für den Charakter des Vir, denn erstmals wird etwas wirklich aus seiner Perspektive erzählt, nachdem er bis dahin fast nur als der etwas tollpatschige Assistent Londo Mollaris beschrieben wurde. Er selbst drückt aus, dass ihm Londos Geheimnisse das Gefühl vermitteln, er würde in eine Falle ohne Ausweg laufen. Und dennoch wird klar, dass seine Loyalität viel zu groß ist, um irgendetwas zu unternehmen, denn die beiden verbindet mittlerweile anscheinend tatsächlich eine Art von Freundschaft.

Ernst wird die Beziehung zwischen John Sheridan und Kosh, wenn dieser ihm "einen Moment perfekter Schönheit" "beibringt.

Notizen am Rande...

Dies ist einer der seltenen Fälle, in denen massive Eingriffe von J. Michael Straczynski in ein Skript eines freien Autors dokumentiert sind.

  • Autor Peter David wollte eigentlich, dass Michael Garibaldi verdächtigt wird, für den Tod eines Minbari verantwortlich zu sein: "Das schien mir am logischsten, immerhin ist er der Sicherheitschef. Doch JMS änderte dies auf Grund von Sheridans Vergangenheit mit den Minbari um - was blieb mir anderes, als "OK" zu sagen?" Zweiter Grund für die Änderung war nach Angaben von JMS, dass er den mittlerweile festen Glauben Delenns in Sheridan zeigen wollte - immerhin glaubt sie dessen Darstellung der Ereignisse selbst dann, als die Last der Beweise erdrückend scheint.
  • Ursprünglich wollte Peter David Sheridans Anwältin auch dazu verwenden, den Souvenier-Shop zu schließen. Doch JMS schrieb die Geschichte mit dem Teddybär hinein, der ein Geschenk von Peter Davids Frau an ihn gewesen war - zum Dank dafür, dass er Peter David mit einer Story bedacht hatte. "JS" auf dem Teddy steht also für Joe Straczynski.

    JMS dazu: "Ich hasse Niedliches, ich erlaube es einfach nicht in meiner Nähe."

    Peter David dazu: "Ich wusste nicht, dass Joe da etwas dagegen hatte. Ich sagte 'Oje, entschuldige bitte, schicke es zurück' aber er sagte: 'Nein, ich werde dich dafür drankriegen'" Danach entstand die Geschichte rund um den Teddybären, die damit aber noch lange nicht zu Ende ist.

    Nochmals Peter David: "Nun gut, wenn das Geschenk deiner Frau im Fernsehen herabgewürdigt wird, dann schreit das nach Rache."

    JMS: "Er hat sich gerächt, indem er diesen Teddybären in seine Serie "Space Cases" hineinschrieb. Dort finden sie den Bären, wie er im All treibt und sagen 'Was für ein Monster würde einen Bären ins All schießen?'. Und das war dann durch die bösen 'Straczyn' geschehen, einer Rasse, die das Universum erobern will, aber nicht das Budget dafür hat"
  • Auch die Szene, in der Kosh Sheridan "einen Moment perfekter Schönheit" beibringen möchte, stammt von JMS selbst: "Das Skript war sehr gut, dennoch war es etwas zu prosaisch und das wollte ich damit ändern. (...) Ich liebe lyrische, magische Momente - und das ist definitiv ein solcher."

Bill Mumy ist bis heute nicht besonders zufrieden mit dieser Episode: "Diese Folge endete mir viel zu sehr nach 'Columbo-Art'. Mit dem heimlichen Aufnehmen des Gesprächs und so - es war ja nett, dass wir dabei den Clan nicht zerstören, aber es endete für mich doch zu standard-TV-mäßig."

An die Londo-Puppen erinnert sich Peter Jurasik: " Sie hatten drei oder vier davon hergestellt und als die Episode zu Ende war, fragte mich Kurt Philips, unser Requisiteur, ob ich eine davon nach Hause nehmen wolle, was ich ablehnte, da ich meine Erinnerungen nicht gerne an Gegenstände knüpfe. Aber zu Hause meinte dann meine Frau, dass ich doch eine hätte mitnehmen sollen und so sagte ich Kurt tags darauf, dass ich meine Meinung geändert hätte und ich nun doch gerne eine solche Puppe hätte - doch er antwortete :'Die sind schon alle weg, wir verkauften sie für 100 Dollar das Stück'."

Dies war Peter Davids zweite (nach "Soul Mates / Drei Frauen für Mollari") und letzte Episode für Babylon 5 - erst bei Crusade kehrte er zum Autorenstab zurück - für die Episode "Ruling From The Tomb (Befehle aus dem Grab)" Das hat allerdings nichts damit zu tun, dass hier das Skript verändert wurde, sondern damit, dass er danach seine eigene Serie "Space Cases" hatte - und nach deren Ende Babylon 5 in einer Phase war, in der alle Folgen von JMS selbst stammten.

Regie:
Mike Vejar
Drehbuch:
Peter David

Hauptdarsteller:
Bruce Boxleitner (Captain John Sheridan)
Claudia Christian (Cmdr. Susan Ivanova)
Jerry Doyle (Michael Garibaldi)
Mira Furlan (Delenn)
Richard Biggs (Dr. Stephen Franklin)
Andrea Thompson (Talia Winters)
Stephen Furst (Vir Cotto)
Bill Mumy (Lennier)
Mary Kay Adams (Na'Toth)
Andreas Katsulas (G'Kar)
Peter Jurasik (Londo Mollari)

Gaststars:
Julie Caitlin Brown (Guinevere Corey)
Jeff Conaway (Zack Allan)
Sean Gregory Sullivan (Ashan)
Neill Bradley (Minbari)
Ardwright Chamberlain (Kosh)
Jonathan Chapman (Minbari)
Vincent Duvall (Centauri-Gesandter)
Eliott Harold (Kunde)
Mark Hendrickson (Kunde 2)
Ossie Mair (Geschäftsinhaber)
Michael McKenzie (Kunde 3)