2.08 A Race Through Dark Places / Der Gedankenpolizist

Kurzinhalt

Psi-Cop Bester erscheint auf der Station. Er hat die Information, dass sich hier die Zentrale für eine Fluchthilfeorganisation für abtrünnige Telepathen befindet. Er ersucht die Stationsführung um Mithilfe. Botschafterin Delenn indessen bittet Sheridan um private Unterstützung.

Inhalt

Captain Sheridan und Ivanova sprechen über das Stationsbudget. Die EA wolle Miete für die Quartiere, sagt Ivanova. Sheridan ist empört und verbietet auch ihr, auf diese unverschämte Forderung einzugehen.

Marskolonie: Bester verhört ein Psi-Corps Mitglied. Er will Informationen über die Fluchthilfeorganisation für abtrünnige Telepathen. Da er keine Antworten erhält, entreißt er dem Mann die Gedanken und tötet ihn dabei. Die Zentrale der Organisation, erfährt er so, sei auf Babylon 5.

Delenn bittet Sheridan um seine Hilfe bei ihrem Bestreben, die Menschen besser kennenzulernen und zu verstehen. Sie möchte mit ihm Essen gehen, um sich dann über Alltägliches zu unterhalten. Sie verabreden sich für den Abend.

Bester trifft auf der Station ein. Die Fluchthilfeorganisation, erklärt er dem Führungsstab, sei ein Sicherheitsrisiko, ihr müsse das Handwerk gelegt werden.

Der Führungsstab diskutiert Besters Anliegen. Garibaldi findet den Wunsch legal. Er habe manchmal Angst vor den Telepathen, gesteht er. Sheridan bestätigt, dass es schwierig sei, die Geister, die man mit der Gründung des Psi-Corps gerufen habe, wieder los zu werden. Garibaldi solle Bester unterstützen und im Auge behalten. Ivanova empfiehlt Sheridan, sich mit Besters Akte zu befassen, damit er wisse, mit wem er es zu tun habe. Besonders verweist sie auf die Sache mit Ironheart (Mind War/die Macht des Geistes).

Unterdessen schlendert Bester mit Talia Winters über den Zocalo. Er sei zuversichtlich, dass man seinen Forderungen nachkomme, lässt er sie wissen. Plötzlich nimmt er eine Stimme wahr: "Mörder, Mörder!" Sie seien hier sagt Bester zu Talia, die allerdings nichts vernommen hat.

Ein abtrünniger Telepath berichtet seinen Genossen, dass Bester da sei, was sie ja früher oder später erwartet hätten. Sie müssten ihn töten, das sei der einzige Ausweg.

Kritik

von Gisa von Delft. Wenn Al Bester ins Spiel kommt kann die Episode nicht schlecht sein. Die mit Walter König so brillant besetzte Figur bürgt eigentlich schon für Qualität.

So bekamen wir dann auch eine fesselnde Episode zu sehen, die die Angst der "Normalen" vor den Telepathen, wie auch die Konflikte der Telepathengruppen sehr schön verdeutlicht. Wieder mal aus dem vollen Leben gegriffen: sie sind anders, aber das reicht ja noch lange nicht aus, um auch zusammen zu halten. Auch hier wieder wollen welche besser sein und die Weisheit mit Löffeln gefressen haben, und vor allem auch genau wissen, was für die anderen gut ist - und notfalls all das auch gewaltsam durchsetzen.

Auch Dr. Franklin und seine Fürsorge für Benachteiligte wurde gut untergebracht in dieser Folge, ebenso wie die Annäherung von Delenn und Sheridan, und die von Susan und Talia.

Nicht zuletzt bekamen wir auch noch unsere Schmunzler mit der Miete-fürs-Quartier Einlage.

Leider steht diese, an sich recht gute, Folge retrospektiv etwas "im Regen", da die Entwicklung Talias in dieser Richtung nicht mehr gebraucht wird.

Hintergründe

Erstmals in der Serie wird hier schon durch die äußeren Umstände (Restaurant) transportiert, dass die Beziehung zwischen John Sheridan und Delenn nicht zwangsläufig eine rein berufliche Beziehung bleiben muss. Und dabei zeigt sich, dass sich die beiden eben nicht nur als Captain und Botschafterin, sondern auch auf menschlicher Ebene verstehen - für gerade diese beiden Personen angesichts ihrer Vergangenheit durchaus nicht vorhersehbar. Dabei darf Delenn auch erstmals in dieser Serie lachen.

Der Focus des Dramas in dieser Folge liegt diesmal in der Geschichte der abtrünnigen Telepathen, die Babylon 5 als Durchgangsstation benutzen. Hier wäre eigentlich der offensichtliche Weg gewesen, wenn sich herausgestellt hätte, dass Susan Ivanova diejenige vom Stationspersonal ist, die hier mitmacht - eine Finte, der auch Michael Garibaldi zunächst auf den Leim geht. Dass es dann schließlich Dr. Franklin ist, ist Straczynskis Hang zu ungewöhnlichen Wegen zuzuschreiben - immerhin ist dies einer der seltenen Fälle, in dem der betroffene Schauspieler, Rick Biggs schon von Anfang an davon wusste- nach seiner Aussage hatte ihn Straczynski schon beim Casting davon in Kenntnis gesetzt.

Den Charakter des Alfred Bester hatte Straczynski bereits seit seinem ersten Auftritt in der Episode 1x06 "Mind War (Die Macht des Geistes) zurückbringen wollen, die Storyline um die abtrünnigen Telepathen bot die willkommene Gelegenheit dazu. Darsteller Walter Koenig hatte damit eigentlich nicht mehr gerechnet: "Nachdem ich in Mind War schon als Killer dargestellt wurde, rechnete ich nicht damit, zurück kommen zu dürfen. (...) Aber ich habe Joe und die Art, wie sein Hirn arbeitet, unterschätzt."

Für Talia Winters ist mit dieser Episode endgültig Schluss mit ihrer Loyalität zum Psi-Corps, eine Entwicklung, die sich bereits früher abgezeichnet hatte, denn schon in der Episode "Mind War" hatte sie Jason Ironheart geholfen. Aber erst hier wird ihr endgültig klar, was das Psi-Corps für eine düstere Organisation ist und bricht mit ihm - logische Folge ist, dass sie sich der Person zuwendet, die sie in dieser Frage am Besten verstehen kann: Susan Ivanova.

Notizen am Rande...

Die Szene, in der sich Talia Winters zu Susan Ivanova wendet, sorgte für einige Aufregung am Set. In der endgültigen Fassung legt Talia ihre Psi-Corps-Brosche und die Handschuhe ab, doch Zweiteres stand nicht im Skript. Regisseur Jim Johnston wollte hier am Skript bleiben, doch Andrea Thompson probte den Aufstand: "Ich habe gesagt 'Ruf Joe an, ich denke das ist wirklich wichtig um zu zeigen, wie sie die Barrieren zwischen sich und Susan abbaut.' Das ist so ein Punkt, an dem man als Schauspielerin stur bleiben muss, auch wenn alle rundrum dann sagen 'Oh Mann, ist die schwierig. Die hält ja den ganzen Laden auf und wir wollen doch alle heute noch nach Hause.' Und man muss stur bleiben und sagen: 'Nein, das ist wirklich wichtig. Alles andere kann ich durchgehen lassen, aber das muss so bleiben'. Da wir Joe zuerst nicht erreichen konnten, haben wir es dann in beiden Versionen gedreht - und dann, direkt bevor wir weggingen, kam Joe und stimmte mir zu. Das tat verdammt gut."

Walter Koenig gebührt ebenfalls die Ehre, das Skript durch eigene Einfälle verbessert zu haben. In seiner letzten Szene dieser Episode zögert er einen Moment und schaut zu Talia - man sieht Zweifel auf seinem Gesicht, dann geht er weiter - auch davon stand eigentlich nichts im Skript. "Ich habe Joe darauf aufmerksam gemacht, dass Bester doch ziemlich eingeseift wurde. Ihn dann einfach gehen zu lassen, hätte dafür gesorgt, dass wir das Element der Bedrohung in diesem Charakter verloren hätten. Also war meine Anregung, dass er beim Verlassen der Station sich umdreht und so zu Talia schaut, als ob er doch nicht alles so ganz abkauft."

Mira Furlan konnte sich erneut nicht auf den ersten Blick mit dem Skript anfreunden. Sie war der Meinung, dass Delenn hier unbeholfener sein müsste, da sie sich auf völlig unbekanntem Terrain bewegte. Doch Straczynski war der Meinung, dass dies durchaus auch gut gehen kann und man nicht jedes Klischee bedienen müsse, was Mira Furlan schließlich auch so sah. Dazu kam, dass Straczynski befürchtete, dass dadurch zu viel Comedy in der Folge sein könnte - dieses Genre war ja bereits mit der Frage der Miethöhe für die Quartiere versorgt. Mit der Mietgeschichte wollte Straczynski aber nicht reine Comedy haben, sondern auch zwei weitere Dinge erreichen: "Erstens wollten wir diese Serie immer geerdet halten - und Bürokratie ist nun mal Realität. Damit konnte man auch mal Alltagsprobleme auf der Station zeigen - nicht jeder Kampf muss um das Schicksal der Galaxie gehen. Und Sheridan wird als Mann von Prinzipien gezeigt - er kämpfte um jeden Quadratzentimeter seines Quartiers mit genauso viel Enthusiasmus wie er gegen die Schatten kämpfen wird."

Regie:
Jim Johnston
Drehbuch:
J. Michael Straczynski

Hauptdarsteller:
Bruce Boxleitner (Captain John Sheridan)
Claudia Christian (Cmdr. Susan Ivanova)
Jerry Doyle (Michael Garibaldi)
Mira Furlan (Delenn)
Richard Biggs (Dr. Stephen Franklin)
Andrea Thompson (Talia Winters)
Stephen Furst (Vir Cotto)
Bill Mumy (Lennier)
Mary Kay Adams (Na'Toth)
Andreas Katsulas (G'Kar)
Peter Jurasik (Londo Mollari)

Gaststars:
Apesanahkwat (Telepath)
Diane Dilascio (Telepath)
Brian Cousins (Rick)
Walter Koenig (Bester)
Gianin Loffler (Lurker)
Eddie Allen (Mann)
Kathryn Cressida (Barkeeper)
Judy Levitt (Psi-Polizistin)
Christopher Michael (Schütze)
William Allen Yound (Jason Ironheart)