DVD-Rezension: Possession - Das Dunkle in dir

Dunkle Wolken schweben bedrohlich über dem neu angemieteten Häuschen am Stadtrand: Die kleine Emily hat bei einer Haushaltsauflösung in der Nachbarschaft eine mit fremdartigen Schriftzeichen verzierte Holzbox gefunden und ist seither vernarrt in das "gute" Stück. Vater Clyde lässt zunächst weder der Box noch dem zunehmend merkwürdigen Verhalten seiner Tochter große Aufmerksamkeit zukommen, doch spätestens nachdem Em die Verrieglung des unheilvollen Reliktes öffnet, wird ihm klar, dass eine okkulte Macht die Kleine ergriffen hat. Hätte sie doch bloss die Finger davon gelassen...

Seit der Scheidung von Stephanie (Kyra Sedgwick, The Closer) sieht Clyde (Jeffrey Dean Morgan, Watchmen) die gemeinsamen Kinder Hannah (Madison Davenport, Shameless - Nicht ganz nüchtern) und Emily (Natasha Calis, Last Impact - Der Einschlag) nur noch am Wochenende. Um seinen Junggesellen-Haushalt mit dem Nötigsten einzurichten, bittet Emily - von allen nur Em genannt - ihren Vater, bei einer Haushaltsauflösung einige Dinge zu kaufen. Zwischen dem Krempel findet sie (oder wird sie etwa gefunden?) eine alte Holzkiste, die die Kleine sofort in ihren Bann zieht. Kaum zu Hause angekommen, kündigt der wolkenverhangene Himmel dem genreerfahrenen Zuschauer unübersehbar großes Unheil an. Em ist schon bald nicht mehr sie selbst. Aggressionen und apathische Abwesenheit zeigen, dass das Mädchen zunehmend von einer unerklärlichen Macht eingenommen ist. Weil die Situation sich rapide verschlimmert, beginnt Clyde nach Hilfe zu suchen und erfährt bald, was er sich ins Haus geholt hat...

Als Possession - Das Dunkle in dir in den deutschen Kinos anlief, konnte der Besessenheits-Horror nur wenige Kritiker überzeugen. Auch beim Fantasyfilmfest waren die Meinungen überwiegend negativ. Die Schelte stürzte sich auf den Vorwurf, dass die Story keine Neuerungen beinhalte und jeder Zuschauer, der Filme wie Der Exorzist oder ähnliche Streifen gesehen hat, von Possession lediglich aufgewärmte Kost vorgesetzt bekommen würde. Obwohl dieser Kritikpunkt nicht zu widerlegen ist und Possession weder dem Genre neue Impulse verleiht, noch eine aussergewöhnliche Story präsentiert, muss der Film ja nicht gleich in die Verdammnis getrieben werden. Andere Streifen - wie beispielsweise Romcoms oder Actioner - wiederholen funktionierende Formeln am laufenden Band und werden nicht nur weitaus positiver besprochen als es Possession vergönnt war, sondern finden zudem immer wieder die Gunst ihres Publikums.

Denn was die Kritik häufig ignoriert ist, dass der dänische Regisseur Ole Bornedal (Nachtwache / Freeze - Alptraum Nachtwache) ein feines Gespür für atmosphärischen Grusel besitzt und diesen bei seiner Produktion ganz und gar ausspielt. Bilder, Musik, Soundkulisse und nicht zuletzt das gute Spiel der Hauptdarsteller - allen voran Watchmen-Comedian Jeffrey Dean Morgan und Nachwuchstalent Natasha Calis - sorgen für ein stellenweise ungemein spannungsvolles Filmerlebnis. Details sorgen für das richtige Feeling. Wenn die besessene Em die Garage ihres Stiefvaters betritt und das vormals laue Frühlingslüftchen schlagartig abkühlt, sodass der Atem sichtbar wird, greift diese Kälte förmlich auf den Zuschauer über. Derartige kleine Elemente verleihen dem Film seine bedrohliche Atmosphäre, für die sich das Anschauen lohnt. Hinzu kommen wohl dosierte und klug platzierte Spezialeffekte, die durchaus imstande sind, dem Zuschauer ordentlich zuzusetzen. Zudem verbeugt sich Bornedal mit einigen Anspielungen vor den Genre-Größen wie William Friedkins Exorzist. Wer sich von den Vorbehalten frei machen kann, sollte Possession durchaus eine Chance geben. Der Film wirkt schnörkellos inszeniert und rund, seine Elemente gut aufeinander abgestimmt, die Darsteller agieren glaubhaft und solide. Viele Produktionen, die positiver aufgenommen wurden, können diese Qualitäten nicht nachweisen!

Die diesem Text zugrunde liegende DVD-Version präsentiert den Spielfilm in klaren Bildern mit wirkungsvollen Kontrasten. Allgemein entspricht die DVD dem gängigen Standard. Die deutsche Synchro gefällt allerdings nicht. Tonlage der Stimmen und zahlreiche Formulierungen nehmen dem Film einiges von seiner Kraft, die erst so richtig in der englischen Originalfassung heraus kommt. Beide Tonspuren sind im Dolby Digital 5.1 Format enthalten, deutsche Untertitel können wahlweise zugeschaltet werden. Die für den Heimkinomarkt veröffentlichte Uncut Edition ist übrigens zwei Minuten länger als die Kinofassung (FSK 16), was dem Film eine FSK-Freigabe ab 18 Jahren eingebracht hat. Als ausführlichstes Extra ist der Audiokommentar des Regisseurs enthalten. Das knapp 13 minütige Feature zu den wahren Hintergründen der Geschichte rundet den Film ab, Trailer auf deutsch und englisch sowie TV Spot komplettieren das Bonusmaterial, dass man sich durchaus umfangreicher wünscht.

Fazit Possession - Das Dunkle in dir ist trotz fehlender Impulse ein spannungsvoller und atmosphärischer Okkult-Gruseler, der formal und inhaltlich überzeugt. Vor allem die Detailverliebtheit des Regisseurs sorgt für Momente voller Schauer und Unwohlsein. Gute Darstellerleistungen untermauern diesen Eindruck. Die DVD bringt leider nur wenige Extras mit, dafür ist der Audiokommentar des Regisseurs sehr interessant. Die Disc überzeugt durch ihre gute Bildqualität. Genrefans sollten Ole Bornedals Film auf jeden Fall eine Chance geben.

Verkaufsstart ist der 4. April 2013.
http://www.possession.studiocanal.de/

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