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Die Tage werden kürzer, die Schatten länger, und die warmen Sommertage scheinen schon fast vergessen. Die beste Zeit also, um sich gemütlich vor der Konsole auf der Couch zu fläzen oder sich komfortabel vor den PC zu pflanzen. Das bevorstehende Halloween-Fest bietet die perfekte Gelegenheit, die dunkle Jahreszeit einzuläuten und sich mal wieder richtig zu gruseln. Bei welchen Videospielen der Redaktion am liebsten die Knie schlottern, führen Rhonda, Arthur und Tobias auf.
Rhonda
Als staatlich anerkannter Angsthase der Runde kann ich vor allem berichten, bei welchen Spielen ich mich nachts mit meinem Kätzchen-Nachtlicht unter der Bettdecke verstecken muss. Ich bin schon stolz darauf, dass ich damals bei Silent Hill 3 ungefähr zwei Stunden durchgehalten habe, bevor ich das Spiel mit einem lauten "Nope!" aus meiner PlayStation 2 verbannte. Allerdings bin ich auch noch immer bei meinem allerersten Dead-Space-Spieldurchgang, den ich jedes Jahr plane weiterzuführen, das Spiel jedoch alljährlich auf dem schnellsten Weg auch wieder in die hinterste Ecke meines Spieleschranks verschwindet.
Durch einen Titel musste ich mich der Story willen jedoch im wahrsten Sinne des Wortes "durchkämpfen": den Psycho-Horror-Thriller Alan Wake. Dessen namensgebender Protagonist ist ein Schriftsteller, der mit seinen eigenen Dämonen kämpft und deshalb mit seiner Ehefrau Alice in das beschauliche, fiktionale Örtchen Bright Falls reist, um Kraft zu tanken und zu entspannen.
Daraus wird jedoch nichts, denn eines Nachts verschwindet nicht nur Alice, sondern gleich die ganze Hütte, und nur mit einer Taschenlampe und einer Waffe muss sich Alan nun durch die Wälder Washingtons kämpfen. Manuskriptseiten, die zweifelsfrei aus seiner Feder stammen, die er sich jedoch nicht erinnern kann, jemals geschrieben zu haben, geben ihm und dem Spieler einen kleinen Ausblick darauf, was als Nächstes passiert. Schrecklicher kann auch der erzwungene Sonntagmittag-Spaziergang mit der Familie kaum ablaufen! Die offensichtlichen Anleihen an Twin Peaks und Stephen King sowie der tolle Soundtrack und eine kostenlose Webserie runden das Abenteuer gekonnt ab. Und nicht vergessen: It's not a lake, it's an ocean…
Arthur
Mancher mag es blutig, mancher monströs - mir persönlich ist die Mischung aus Psycho- und Survival-Horror aber immer noch die liebste. Als großer Fan der ersten drei Alien-Filme führt für mich natürlich kein Weg an Alien Isolation vorbei.
Als Amanda Ripley folge ich 15 Jahre nach den Ereignissen des ersten Films einem Hinweis, nach dem Amandas Mutter noch am Leben sein könnte. Der Flugschreiber ihres verschollenen Schiffes Nostromo soll sich angeblich auf der Raumstation Sevastopol befinden. Ripley, Nostromo - Alien-Fans werden schon erraten haben, dass es sich bei Amandas Mutter um eben jene Ellen Ripley aus den Filmen handelt.
Aber genug zur Geschichte - in der Egoperspektive erkunde ich die verlassene Sevastopol, begegne nur hier und dort einem Androiden. Zu allem Überfluss wollen mich manche von denen auch noch töten. All das ist aber wirklich nichts im Vergleich zur ersten Begegnung mit dem namensgebenden Alien. Weder die improvisierten Granaten noch der Flammenwerfer können dem Alien wirklich etwas anhaben. Also bleibt nur die Ablenkung des übermächtigen Gegners, um wegzurennen und sich um Himmels Willen zu verstecken. Die Unvorhersehbarkeit der KI des Aliens und der Wege, die es nimmt, sorgen beim Spielen für ständige Anspannung. Genau diese Anspannung, gepaart mit der düsteren und unheimlichen Atmosphäre der Raumstation und der ständigen Angst vor dem Tod durch das Alien, heben Alien auf Platz 2 meiner liebsten Horror-Spiele.
Ich gebe es nur gerne zu: Um Platz 1 überhaupt spielen zu können, musste ich meine heiligen Prinzipien als PC-Spieler verraten und eine Nacht die PlayStation 4 eines Freundes in Beschlag nehmen. Dass sich so eine Sünde für eine andere Spiele-Serie als God of War lohnen könnte, hatte ich beim ersten Start von Until Dawn noch nicht geglaubt. Doch Until Dawn nur als Spiel zu bezeichnen, wäre schon beinahe unfair, denn eigentlich fühlt sich das Ganze eher wie ein interaktiver, sehr klischeebeladener Film an.
Zehn Freunde treffen sich zum alljährlichen Winterausflug in den Blackwood Pines auf dem Mount Washington. In einer Berghütte angekommen, spielen die übrigen ihrer Freundin Hannah einen Streich, die daraufhin aus der Hütte rennt. In der Rolle der Beth folge ich ihr und finde sie schließlich auf einer Lichtung. Ein unheimliches Geräusch versetzt die Mädchen in Angst. Beide rennen vor einem unbekannten Verfolger davon, bis sie schließlich an einer Klippe ankommen. Dort rutscht Hannah ab. Beth kann sie gerade noch festhalten, hängt dabei aber selbst nur noch an einem Ast. Die Silhouette eines Mannes erscheint an der Kante der Klippe, streckt die Hand nach den Mädchen aus, und ich muss entscheiden, ob ich Hannah fallen oder den Ast loslasse. Egal wie die Entscheidung ausfällt. Abstürzen müssen beide Mädchen und werden nicht mehr gefunden. Zum Jahrestag des Verschwindens finden sich die verbliebenen acht Teenager erneut in der Berghütte ein. Wie es dann weitergeht, sollte jeder Horror-Fan in den Rollen der verschiedenen Teenager selbst spielen.
Den Titel versteht sich selbst an eine Hommage an Filme wie Nightmare on Elm Street und Scream. Durch die häufigen Entscheidungen, vor die mich das Spiel stellt und die sich in den meisten Fällen auch unterschiedlich auswirken, fühlt sich das Ganze aber als so viel mehr an als nur ein spielgewordenes Klischee. Trotz mehrmaligem Durchspielen habe ich noch immer nicht alle Enden und Entscheidungsmöglichkeiten gesehen. Until Dawn wird mich also sicher noch mehrmals vor die PlayStation ziehen. Denn mein Gott, kann ein Bruch der eigenen Prinzipien schön gruselig sein.
Tobias
Horror ist wohl eines der Genres, was sich in der Videospiel-Industrie am stärksten wandelt. Während Survival- und Psycho-Horror lange unangefochten regierten, wurde in den vergangenen Jahren der Grusel verdrängt vom Schock. Zurückzuführen ist der Siegeszug der Jumpscares ausgerechnet auf YouTube. Für einen Pewdiepie ist es natürlich wesentlich effektiver, in einem 15-minütigen Video eine Handvoll plötzlich auftauchender Gestalten zu haben, die in die Kamera brüllen und deswegen filmreif Grimassen schneiden zu können.
Den Zuschauern werden dadurch Spiele wie Five Nights at Freddy’s und Slender schmackhaft gemacht. Diese disqualifizieren sich bei mir persönlich, weil sie keine anständige Atmosphäre schaffen. Klar, Jumpscares erschrecken kurz jeden – der schnelle Aufbau von Adrenalin half schließlich unseren Urahnen bei der Flucht vor echten Gefahren. Ist ein ganzes Spiel jedoch auf diesen Momenten aufgebaut, werden sie vorhersehbar und verlieren damit ihre Wirkung.
Am besten funktioniert Horror doch, wenn ein Spiel es schafft, dass der Spieler langsam seine Vorgehensweise verändert. Angetrieben von irrationalen Befürchtungen, seine Bewegungen im Spiel zu verändern, gegebenenfalls Munition zu sparen, das ist Survival Horror. Grandios, wenn das Studio diese psychologische Ebene beim Entwicklungsprozess einberechnet hat und Gefahren aufbaut, die eigentlich nicht vorhanden sind. Am Ende merkt der Spieler idealerweise nicht einmal, dass er nie wirklich gegen ein digitales Monster angetreten ist. So kommt beim Spielen eine weitere Ebene hinzu: Die Illusion. Persönliche Favoriten dazu sind Silent Hill 2 & 3, Bioshock, Dead Space und Bloodborne.
Große Publisher, wie Konami mit der Absage von Hideo Kojimas Silent Hills und EA mit der Schließung von Dead-Space-Entwickler Visceral Games, haben leider einigen vielversprechenden Titeln den Garaus gemacht. Glücklicherweise findet man doch noch einige interessante Spiele, in diesem Jahr etwa Little Nightmares, Resident Evil 7, Observer und The Evil Within 2. Jetzt müssen nur noch die Spieler bestimmen, was für sie guter Horror ist und dies den Investoren mit ihrem Geld zeigen.