Robots & Dragons: Unsere Enttäuschungen 2023

Nach unseren Highlights ist es im abschließenden Artikel unserer diesjährigen Jahresrückblicks nun an der Zeit auf die Enttäuschungen des Jahres zurückzublicken. Auch dieses Jahr gab es einige Filme und Serien, die uns leider so gar nicht überzeugen konnten.

Florian Rinke

2023 kommt man bei den Enttäuschungen des Jahres leider wieder nicht an Marvel vorbei. Ant-Man and the Wasp: Quantumania war schon eine erste kleine Enttäuschung. Aber meine Erwartungshaltung an den Film war vor dem Kinobesuch nicht groß und das Ergebnis noch passabel. Danach glaubte ich aber noch, Secret Invasion würde das MCU wieder auf Kurs bringen. Die Trailer sahen gut aus und ich dachte die Serie macht stilistisch da weiter, wo Captain America: The Winter Soldier aufgehört hat. Nick Fuys Abenteuer waren dann allerdings noch enttäuschender als letztes Jahr She Hulk. Spionage, eine geheime Alien Invasion und Samuel L. Jackson sowie Ben Mendelsohn in den Hauptrollen – da hätte eigentlich nichts schief gehen dürfen. Aber die Macher ließen all das Potential ungenutzt. Und dass Marvel ein wirkliches Problem mit dem CGI hat, dürfte nach dem Serienfinale auch niemand mehr bestreiten können.

Über die Effekte kann man sich bei 65 nicht beschweren. All die Dinosaurier und Raumschiffe sehen echt gut aus. Auch Adam Driver liefert als abgestürzter Raumpilot auf der prähistorischen Erde eine gute schauspielerische Leistung ab. Allerdings hatte ich schon nach dem Kinotrailer gedacht, das sieht nach einer 0815-Handlung aus, da weiß man doch jetzt schon was passiert und wie es ausgeht. Ich habe den Film dann später gestreamt, war aber zunächst überrascht und dachte vielleicht geht der Film doch in eine unvorhergesehene Richtung und bietet doch ein paar Überraschungen in der Handlung. Tut er nicht. Man weiß eigentlich immer genau, was demnächst passiert, es sei denn man hat wirklich noch nie einen Katastrophenactionfilm gesehen. Interessant ist 65 eigentlich nur für Leute mit Durchhaltevermögen, die immer schon einmal wissen wollten, wie ein gekochter T-Rex aussieht.

David Fincher, der Name stand einmal für düstere, komplexe und aussagekräftige Thriller wie Sieben und Fight Club. Die Vorfreude war groß, als bekannt wurde, dass der Regisseur für Netflix einen Profikillerfilm mit Michael Fassbender in der Hauptrolle dreht. Leider ist The Killer langweilig und liefert wenig, außer belanglosen Monologen der Hauptfigur. Zur Schauspielerischen Leistung von Tilda Swinton kann ich gar nichts mehr schreiben, da ich den Film nach der Hälfte abgebrochen habe – das beste waren bis dahin die vielen Songs der Smiths im Soundtrack und die kann ich mir auch ohne ödes Gelabers eines Killers anhören.

Hannes Könitzer

Vor dem Hintergrund, dass mein lokales Kino Ende des vergangenen Jahres den Kinotag wieder eingeführt hat, habe ich 2023 so viele Blockbuster auf der großen Leinwand gesehen wie schon lange nicht mehr. So einige davon hätten sich auch durchaus einen Platz hier auf dieser Liste verdient, denn qualitativ war das Blockbusterjahr 2023 gefühlt so schlecht wie schon lange nicht mehr. Stellvertretend seien hier einmal The Flash, Ant-Man and the Wasp: Quantumania und Transformers: Aufstieg der Bestien genannt. Selbst Mission Impossible 7 konnte mich nicht ganz überzeugen. Unter der ganzen Reihe von Enttäuschungen ragen für mich aber vor allem zwei Filme heraus: Shazam! Fury of the Gods und Napoleon.

Shazam! Fury of the Gods ist vor allem deshalb eine Enttäuschung, weil der Vorgänger so viel Spaß gemacht hat. Die Fortsetzung ist generell sehr wirr erzählt und gehört zu den Filmen, wo man nicht einmal ansatzweise über die Logik nachdenken darf, andernfalls fällt das inhaltliche Konstrukt in sich zusammen. Dazu stellt der Film auch sehr stark Freddy in den Mittelpunkt, der für mich schon im ersten Film zu den nervigsten Figuren gehörte. Der absolute Tiefpunkt war allerdings das Ende. Dieser komplett blödsinnige Cameo von Wonder Woman, die dann plötzlich auch aus dem Nichts Menschen wiederbeleben kann, war einfach nur albern und zeigt auch etwas, wie wenig Plan DC damals mit seinem Filmuniversum hatte.

Bei Napoleon könnte ich mich jetzt auch durchaus über drei Seiten auslassen, warum der Film mich so enttäuscht hat. Grundsätzlich lässt es sich aber auf drei Dinge herunterbrechen. Zunächst war das Konzept an sich schon zum Scheitern verurteilt, da es einfach unmöglich ist, das Leben von Napoleon ohne riesige Lücken in 158 Minuten zu verfilmen. Dazu kommt, dass der Film sich nicht entscheiden kann, was er sein will. Man schwingt die ganze Zeit zwischen Charakter-/Liebesdrama und epischem Schlachten-Biopic hin und her, was sich einfach beißt. Und zuletzt muss man festhalten, dass der Typ, den Joaquin Phoenix da spielt, einfach nicht Napoleon ist. Wer auch immer dieser notgeiler, charismalose und einfältige Mann ist, er war definitiv nicht Napoleon.

Ebenfalls enttäuschend war auch in diesem Jahr wieder, wie viel Geld Streaming-Dienste für seelenlose Hochglanzproduktionen verbrannt haben. Ob Apple mit Ghosted, Amazon mit Citadel oder Netflix mit Heart of Stone. Ich kann diese mit CGI vollgestopften stumpfsinnigen Produktionen, deren Handlung oft wirkt, als wäre sie von einer KI geschrieben worden, nicht mehr sehen. Allein dass Amazon wohl 300 Millionen für Citadel ausgegeben hat, ist einfach nur unglaublich traurig. Für das Geld hätte man auch etwas qualitativ Gutes produzieren können und keine Serie, die nur darauf ausgelegt, die Zeit der Zuschauer zu verschwenden. Und wo wir gerade dabei sind noch ein Appell: Liebe Film- und Serienmacher hört bitte auf jeden Blödsinn mit CGI zu machen. Wenn man es in einem Film wie Ghosted, der ja jetzt nicht nur 10 Euro kostet, nicht schafft, ein Dorf in Pakistan in irgendeiner Form echt aussehen zu lassen, dann läuft einfach etwas falsch.

Auch spieletechnisch gab es für mich in diesem Jahr noch eine Enttäuschung, und zwar in Form von Avatar: Frontiers of Pandora. Was das Spiel so frustrierend macht, ist die Tatsache, dass man eigentlich alle Zutaten für einen richtigen Kracher hat. Tolle Grafik, ein sehr solides Gameplay und die Möglichkeit die Filmwelt von James Cameron interessant auszubauen. Leider scheitert man am letzten Punkt vollkommen. Die Story des Spiels könnte nicht belangloser sein und so wirklich etwas Neues fügt sie dem Franchise auch nicht hinzu. So ist Avatar: Frontiers of Pandora am Ende leider nur ein durchschnittliches Ubisoft-Open-World-Spiel, das das Potenzial für so viel mehr gehabt hätte.

Stefan Turiak

Indiana Jones und das Rad des Schicksals macht eigentlich nicht besonders viel falsch. Man kann fast sagen, dass er auf einer rein narrativen Ebene einen emotional befriedigenderen Abschluss bietet als Das Königreich des Kristallschädels – davon abgesehen, ist Phoebe Waller Bridge eine charmantere Begleiterin als es Shia LeBeouf war. Filmtechnisch und im Bereich Action ist der letzte Teil der Saga aber geradezu uninspiriert und langweilig. Normalerweise mag ich James-Mangold-Filme, der hier aber in die übergroßen Fußstapfen von Steven Spielberg treten muss. Bei Letzterem steckte selbst bei den schwächeren Filmen der Reihe hinter jeder Actionszene und jeder Kameraeinstellung eine kreative Idee und verspielte filmtechnische Tricks. In dem neuesten Film ist davon kaum bis gar nichts mehr davon zu spüren. Und auch wenn ich mich nicht in Altersdiskriminierung üben möchte und Harrison Ford wahrscheinlich immer noch fitter ist, als ich es jemals sein werde, lässt sich selbst mit all der feinen und teuren Digitaltechnik nicht darüber hinwegtäuschen, dass er seine Grenzen als Action-Haudegen und Abenteurer erreicht hat. Disney und Hollywood müssen sich dagegen langsam der Realität stellen, dass ein bekannter Marken-Name wie Indiana Jones nicht mehr ausreicht, um Zuschauer und Fans ins Kino zu locken und einen Hit zu fabrizieren, auch wenn man eine Produktion mit einem Budget von etwa 200 Millionen Dollar bewirft.

Viel kann ich nicht über Scream VI sagen, außer dass mir Scream V schon nicht gefallen hat, und die Fortsetzung hat nichts getan, um irgendetwas zu verbessern. Ganz im Gegenteil. Das Augenzwinkern ans Horrorgenre wirkt ziemlich abgenutzt und viel Neues fällt den Köpfen hinter der Kamera leider nicht ein, was der mittlerweile leider verstorbene Horrormeister Wes Craven nicht schon kreativer, cleverer, spannender und lustiger getan hat. Es erfüllt mich also nicht gerade mit Trauer, dass die nächste Fortsetzung aus unterschiedlichsten Gründen auf der Kippe zu stehen scheint.

The Last of Us als Enttäuschung zu bezeichnen, ist vielleicht ein bisschen zu hart. Produktionstechnisch offensichtlich aufwändig, schauspielerisch auf höchstem Niveau fehlte mir doch irgendetwas Entscheidendes, sodass ich nicht so sehr wie scheinbar alle anderen von der Serie begeistert war. Zu den Highlights zählten für mich sicherlich Nick Offerman und Murray Bartley sowie ein (zu) kurzer Auftritt von Elaine Miles und Graham Greene. Die brutalen Horrorelemente des Spiels kamen in meinen Augen allerdings zu kurz – insbesondere das Finale des ersten Spiels lebt für mich von der Mittäterschaft des Spielers an dem Geschehen und kann in der Adaption schon allein deswegen nicht mit derselben emotionalen Durchschlagskraft zur Geltung kommen. Ich hoffe, die 2. Staffel kann mich mehr mitreißen.

Die Westernserien von Taylor Sheridan wie Yellowstone oder 1883 fand ich zumindest für kurze Zeit und für ein paar Staffeln unterhaltsam. Auf 1923 habe ich mich unter anderem wegen Helen Mirrens und Harrison Fords Mitwirken sehr gefreut und weil diese Zeitperiode eher weniger häufig in Western-Produktionen verarbeitet wird. Hier zeigte sich aber für mich, dass Sheridans Ehrgeiz, so ziemlich alle seine Serienepisoden selbst zu schreiben und zu produzieren, nicht unbedingt zu einer hohen Qualität des Endprodukts beiträgt. Viel langatmiger Leerlauf, leblose Figurenzeichnungen ergeben im Grunde eine schwächere und undifferenzierte Deadwood-Version, in der ein Großindustrieller in der Gestalt von Timothy Dalton an der Lebensweise der Yellowstone-Cowboys sägt. Mal schauen, ob eine 2. Staffel hier etwas rausreißen kann.

Michael Bartl

Wieder einmal schließe ich mich meinem geschätzten Kollegen Florian Rinke an, wenn auch nicht ganz so heftig wie er. Auch ich war von Ant-Man and the Wasp: Quantumania nicht hundertprozentig überzeugt, habe den Film aber als familienfreundliches Marvel-Abenteuer für zwischendurch abgehakt. Auch wenn der Abspann die 2. Staffel von Loki einläutet. Aber auch an Secret Invasion kann ich kein gutes Haar lassen. Warum eigentlich? Es hätte so viel mehr sein können!

Vorbild ist die gleichnamige Comicserie, in der seit einigen Jahren unzählige Superhelden aus dem Marvel-Kosmos von Skrulls abgelöst wurden, so dass die formwandelnden Aliens eine langfristige Invasion der Erde planen. Zeichnete sich der Comic vor allem durch sein rasantes Tempo und zahlreiche Wendungen aus, machte die Serie daraus eine One-Man-Show mit belanglosen Dialogen.

Nicht falsch verstehen! Samuel L. Jackson als Nick Fury macht seinen Job perfekt, aber das war's auch schon. Keine überraschenden Wendungen, überlange Dialoge und kein Superheld mit Cape, hinter dem sich eigentlich ein Skrull befindet. Nein, einfache Soldaten, Fernsehmoderatoren, Präsidenten und James Rhodes! Und das war einfach so vorhersehbar und wurde quasi in der Serie irgendwie angeteasert. Die einzige Überraschung war, dass die Frau von Fury ein Skrull ist. Als episches Ende bekommen wir einen unterirdischen CGI-Kampf....

Meine zweite Enttäuschung ist das Ende von The Blacklist. Alles, was Secret Invasion fehlte, machte die ersten Staffeln von The Blacklist aus. Wendungen, Geheimnisse, Intrigen, genau das, was man von einer Thrillerserie erwartet. Dazu James Spader, der mit der Rolle des Raymond "Red" Reddington wohl seine Paraderolle gefunden hat.

Und dann kam die letzte Staffel, die finale Episode und sein Ende: einsam in Spanien von einem Stier totgetrampelt und keine Antwort auf die Frage, wer Red eigentlich war! War er tatsächlich Raymond Reddington, der Vater von Elizabeth Keen? Oder war er, wie vermeintlich versteckte Hinweise nahe legten, Katarina Rostova, Elizabeths Mutter? Wir werden es nie erfahren.
Man merkt The Blacklist einfach an, dass der Schöpfer Jon Bokenkamp nach der 8. Staffel nicht mehr an Bord war und die Serie genau dort hätte enden sollen. Genauso wie meine Aufzählung hier.

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