A History of the Doc Savage Adventures in Pulps, Paperbacks, Comics, Fanzines, Radio and Film

Robert Michael Bobb Cotter

Robert Michael “Bobb“ Cotter spannt den Bogen seiner Betrachtung des Phänomens Doc Savage sehr weit. Beginnend mit den ersten Pulp Veröffentlichungen in den dreißiger bis in die fünfziger Jahre analysiert er die Comics, die seltenen Fanzines, die Radioshow und schließlich auch die einzige Filmadaption aus den siebziger Jahren.

In seinem ausführlichen Vorwort geht der Autor erst einmal ohne den Schöpfer Lester Dent alias Kenneth Robeson ausführlich vorzustellen auf den Einfluss der „Doc Savage“ Serie ein.  Aus europäischer Sicht vergisst er, dass basierend auf einigen Ideen Robert Krafts Paul Alfred Müller auch „Sun Koh“ dem Licht der Welt vorstellte. Diese beiden lang laufenden Serien haben beginnend mit ihrem intellektuellen, aber auch körperlich überlegenen Supermann einen gemeinsamen Nenner. Robert Michael Cotter sieht Doc Savage eher als die originelle und originäre Schöpfung, auf deren Basis schließlich eine Reihe von Comics wie Superman basieren. Bei „Superman“ wäre es nicht nur die Idee der Festung der Einsamkeit, sondern die eigentliche Mission, die Welt zu verbessern. „Batman“ hat anscheinend nicht nur „Two Face“ aus den Lester Dent Geschichten übernommen, sondern die Idee des Vigilanten basiert natürlich auf einer Reihe von Pulps, wobei eher Protagonisten wie „The Shadow“ Vorbild für den dunklen Rächer gestanden haben. Das Team der fantastischen Vier mit dem brennenden Mann findet sich zumindest teilweise – Unsichtbarkeit, Brennbarkeit und einen kontinuierlichen Forschungsdrang – über die einzelnen „Doc Savage“ Abenteuer verteilt. Auch Ian Flemings James Bond Romane, vielleicht auch einige der Übertreibungen der Filme spiegeln sich in späteren „Doc Savage“ Abenteuern wieder. Hier stellt sich Robert Michael Cotter unwillkürlich die Frage, ob Ian Fleming Doc Savage kannte. Da Fleming ein Sammler nicht nur von Kunst und Literatur als Wertanlage gewesen ist, sondern die Krimis eine Chandlers oder Hammett goutiert hat, könnte diese Frage durchaus aufgrund der inzwischen veröffentlichten Biographien mit „ja“ beantwortet werden. Aber hat der im Dritten Reich lebende Paul Alfred Müller mit seiner ähnlich konzipierten Reihe „Sun Koh“ „Doc Savage“ gekannt? Da sich der Autor ausschließlich im amerikanisch sprechenden Raum bewegt hat, kann diese Frage nicht beantwortet werden.

Im zweiten Teil der Einleitung stellt der Autor „Doc Savage“, seine Cousine „Pat Savage“ – von ihrer Seite ist es ohne Frage mehr als eine Verwandtschaft, welche die Beiden verbindet – und seine Mitstreiter vor. Er erwähnt aber auch „Doc Savage“s fragwürdige Methode, die Verbrecher mittels einer Gehirnoperation von ihrer dunklen Seite zu heilen und wieder in die Öffentlichkeit zurück zu schicken. Natürlich ist diese Methode vor allem angesichts der Gräueltaten der Nazis fragwürdig, aber im Gegenzug schreibt der Autor auch, dass andere Pulp Vigilanten die Sache pragmatischer mit der Tötung der Verbrecher manchmal inklusiv der Helfershelfer angegangen sind. Dazu kommen die Modi Operandi. Beginnend bei den sowohl im „Doc Savage“ Magazin als auch der Bantam Neuauflage leider nicht in der ursprünglichen Publikationsreihenfolge auffälligen und wunderschönen Titelbildern ist Doc Savage Operationsgebiet die Welt gewesen. Anfänglich vor allem wie bei vielen anderen Abenteuerstoffen – siehe Henry Rider Haggard – die weißen unentdeckten und unerforschten Flecken der Welt, in denen das Team um den bronzenen Mann auch Dinosauriern, versunkenen Städten oder vergessenen Völkern begegnet ist. Diese kurzen, aber sehr präzisen Charakterisierungen der wichtigen Figuren und dem Hintergrund der vor allem in den dreißiger Jahren abenteuerlichen, während des Zweiten Weltkrieg heroischen und schließlich nach dem Krieg einen eigenen Weg findenden Serie ermöglichen es dem Autor, im umfangreichen Teil – „A New Deal, a New Hero“ ,„All This and World War, too“ sowie „The Bronze Age meets the Atomic Age“ – jedes einzelne „Doc Savage“ Abenteuer vorzustellen.

Gleich ins Auge sticht, dass im Gegensatz zu den Erwähnungen im verschiedenen Biographien Lester Dent nicht so viele „Doc Savage“ Abenteuer geschrieben hat wie er der Öffentlichkeit glauben lassen wollte. Ein ganzes Team von Ghostwriters hat teilweise mit mehr als fünfzig Prozent der Geschichten eines Jahres diese Aufgabe übernommen. Dabei hat Lester Dent zumindest jedes Manuskript nach einem Expose in Auftrag gegeben und korrigiert. Bei Nichtgefallen hat er die Ideen aufgekauft und einen neuen Roman geschrieben. Robert Michael Cotter stellt die einzelnen Abenteuer geschickt vor. Es finden sich bei sehr umfangreichen Zitaten wichtiger Textteilen – sei es Erfindungen, Antagonisten oder allgemeine Beschreibungen – nur wenige Inhaltsangaben. Der Autor weiß, dass die meisten Fans, die sein Buch kaufen, die Serie zumindest teilweise gelesen haben. Nur die späten, kürzeren und deswegen in einem Taschenbuch zusammengefassten Abenteuer sind schwer zu kriegen. Da konzentriert er sich auf Besonderheiten in den einzelnen Ausgaben. Er stellt Querverbindungen zu anderen „Doc Savage“ Abenteuern her. Sucht evtl. Quellen, auf denen die Geschichten basieren. Er zeigt den Einfluss nicht nur auf die Serie, sondern vor allem auf die Comics oder wie eingangs erwähnt auch James Bond Geschichten. Hinzu kommt eine Zusammenfassung der benutzten Waffen oder Erfindungen. Der Ton dieser Beschreibungen ist ernst und respektvoll. Unstimmigkeiten werden erwähnt, aber der Autor geht nicht mit der Qualität der einzelnen Geschichten selbst bei der wiederholten Nutzung von Klischees ins Gericht. Dadurch wirkt das vorliegende Buch eher wie ein begleitender Kommentar als eine kritische Auseinandersetzung mit der Serie. Die Betrachtung der Bücher/ Abenteuer geht selten in die Tiefe, sondern liefert meistens eine Aneinanderreihung von Fakten. Wer sich noch nicht mit dem Phänomen „Doc Savage“ auseinander gesetzt hat, wird wahrscheinlich schnell frustriert aufgegeben. Zu vage sind die Hinweise auf die Faszination einzelner Bücher.  Im Verlaufe der Analysen arbeitet Robert Michael Cotter aber deutlich überzeugendere Kritik- bzw. Ansatzpunkte heraus. Er differenziert zwischen den einzelnen unter Pseudonym schreibenden Autoren und ihre bevorzugten Themen. Er konzentriert sich auf die Romane Lester Dents, in denen er beginnend in den siebziger Nummern nicht nur mehr und mehr den Hintergrund seines Protagonisten herausarbeitete, sondern durchaus kontrovers zu aktuellen politischen Themen wie dem Zweiten Weltkrieg oder der Verfolgung unschuldiger in den USA lebender Japaner durch seinen Überhelden Stellung nahm. Dabei geht es nicht nur um die Qualität der einzelnen Handlungsbögen, sondern der Leser hat das Gefühl, als wenn sich Robert Michael nicht nur in den Text hereinarbeitet, sondern versucht, die Unterschiede zwischen den meisten Pulpserien und „Doc Savage“ herauszuarbeiten. Kenner der deutschen „Sun Koh“ Abenteuer werden an diese sehr pointierten und präzisen Beobachtungen vielleicht am ehesten die Unterschiede herausarbeiten. Wie Ian Fleming als negatives Beispiel genannt spielte Lester Dent in den letzten Nachkriegs „Doc Savage“ Romanen auch absichtlich mit den Perspektiven und wagte auch einmal, eine Geschichte nur aus der Position einer Nebenfigur zu erzählen. Ian Fleming hat das ebenfalls in „The Spy who loved me“ mit keinem durchschlagenden Erfolg versucht. Nicht jede Geschichte – siehe der Diebstahl einer Atombombe und die entsprechende Erpressung wie in „Thunderball“ - muss Fleming unbedingt von Lester Dent übernommen haben, die Ähnlichkeiten sind aber teilweise doch bezeichnend. Interessant wird diese Studie wie mehrfach erwähnt immer, wenn der Autor Verweise auf spätere Bücher anderer Autoren oder Filme einbaut. Nicht jede Idee ist so spezifisch „Doc Savage“ oder Lester Dent, das andere Autoren sie nicht ebenfalls entwickeln oder variieren konnten. Aber der Einfluss der „Doc Savage“ Abenteuer parallel zum Aufstieg der Comics, der viele andere Pulphelden wie die Papierknappheit im Zweiten Weltkrieg „tötete“, ist schon beeindruckend und kann in dieser sehr kompakten, aber im Verhältnis zu den Unmengen von langen Zitaten zu kurzen Form eindrucksvoll und vor allem beispielhaft verfolgt werden.

 In den folgenden Kapiteln setzt sich Robert Michael Cotter vor allem mit den „Doc Savage“ Comics, den Fanzines und schließlich dem von allen Fans im Grunde verhassten Kinofilm auseinander. Alle Kapitel inklusiv der kurzen Abstecher in Richtung Radio zusammenfassend zeigen auf, dass Lester Dents Überheld im Grunde eine Inkarnation der Pulps gewesen ist. Sowohl im Radio als auch im Kino kam er nicht an. Das die Qualität des Films inklusiv der eher an den Slapstick der italienischer drei Supermänner erinnernden Actionszenen und der absoluten Kommerzialisierung – Doc Savage trägt immer und überall sein Logo mit sich rum – nicht den Erwartungen der Fans entsprochen hat, muss noch gesondert betont werden. Aber Robert Michael Cotter gibt in aller Ausführlichkeit das Drehbuch der nicht mehr produzierten Fortsetzung wieder, die eine mehr Zufrieden stellende Richtung der Kinofilme eingeläutet hätte. Selbst ein potentieller dritter Teil hat schon einen Titel erhalten.

Die Comicadaptionen sind ein Spiegel ihrer Zeit. Beginnend mit den ersten Publikationen und überwiegenden Planungen in den vierziger Jahren bis in die Gegenwart mit einem Dan „Rocketeer“ Steevens als der Mann, der den Bronzenen am ehesten im Medium Comics gerecht geworden ist. Hinzu kommt sehr empfehlenswert ein ausgesprochen detaillierter, aber nicht langweiliger Überblick zu den unzähligen Fanzines, die seit vielen Jahren teilweise auf einem erstaunlich professionellen Niveau produziert werden. Hier listet Robert Michael Cotter nicht nur eine Reihe von Kurzgeschichten auf, die in den Fanzines publiziert worden sind, sondern geht auf die unterschiedlichen Schwerpunkte inklusive der Herausgeber ein.

Im Anhang finden sich neben der Auflistung aller „Doc Savage“ Publikationen auch die Hinweise auf die neuen, van Bantam veröffentlichten Roman Will Murrays, die fiktive Biographie Philip Jose Farmers und schließlich auch eine alphabetische Nennung, aber vor allem auch Einschätzung und Würdigung aller Schriftsteller, Verlagsangestellten und schließlich auch Graphiker, die „Doc Savage“ seit über fünfundsiebzig Jahren am Leben erhalten.

Es sind diese Teile mit seltenem Material und vor allem nicht allgegenwärtigen Themen, die diese empfehlenswerte, aber nicht sonderlich kritische Studie zu „Doc Savage“ abrunden und zum Leser der vor allem von Lester Dent so einzigartig geschriebenen Pulpabenteuer einladen. Der Paperback ist zufrieden stellend, dann aber in guter Qualität bebildert.     

MacFarland Books

Print ISBN: 978-1-4766-6598-6
Ebook ISBN: 978-1-4766-2515-7
26 photos, appendices, bibliography, index
240pp. softcover (7 x 10) 2016 [2009]

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