Arkon 1 - "Der Impuls"

Marc A Herren, Der Impuls, Arkon 1, Rezension
Marc A. Herren

Exposeautor dieser Miniserie „Arkon“ eröffnet mit „Der Impuls“ einen der zumindest vom Auftaktband ausgehend unterhaltsamsten Zyklen der letzten „Perry Rhodan“ Jahre. Natürlich bewegt sich der Schweizer immer am Rande des Stereotyps, im Gegensatz aber zu Uwe Antons enttäuschender „Stardust“ Serie fügt Marc A. Herren sehr viele Nebenfiguren dreidimensional in das kurzweilige, auf zwei natürlich miteinander verbundenen Ebenen ablaufende Geschehen ein. Dadurch fällt es deutlich weniger auf, dass seit den im Heyne Verlag veröffentlichten Miniserie die Ausgangsszenarien der Erstauflage wie auch den zahlreichen abgeschlossenen Begleitern sich zu sehr ähneln.

Die Serie beginnt im Jahre 1402 NGZ. Um Perry Rhodan und die wenige Getreuen – in diesem Fall in erster Linie Gucky – aus dem Schutz der immer noch mächtigen terranischen Flotte zu bekommen und dadurch größere Aktionen von Beginn an auszuschalten, ist Perry Rhodan unterwegs zu einer Konferenz auf dem Planeten Zalit. Auch der arkonidische Regent Bostich soll teilnehmen. Zalit ist eine Welt, die sich eher introvertiert gibt und auf Regeln wert legt. So wird Perry Rhodan für einen mehrfachen Vertrauensbruch gerügt – an Bord des vielleicht ein wenig zu perfekten Raumschiffes MANCHESTER seiner Frau befindet sich neben Gucky noch eine geheimnisvolle junge Frau, deren Anwesenheit Perry Rhodan bei der Begrüßung im Sonnensystem nicht angibt -, weil er nicht offen mit seinen Gastgebern gesprochen hat. Natürlich haben die Gastgeber auch ein entsprechendes Geheimnis, dessen Wurzeln fünf Jahre zurück liegen. Viele wichtige Informationen erhält der Leser in den Zwischenblenden, die wie schon angesprochen einige Jahre vor der laufenden Handlung spielen. Durch das Zusammenspiel der Actionszenarien und ein typisches terranisches Infiltrationsmanöver kann Marc A. Herren sehr viele Hinweise/ Informationen in kompakter Form präsentieren und hält das Tempo des ganzen Romans auf beiden Handlungsebenen ausgesprochen hoch.

Mit der jungen, anfänglich im künstlichen Koma liegenden Frau fügt Marc A. Herren dieser Serie einen der interessantesten neuen Charaktere hinzu, die gleichzeitig durch ihre Herkunft als Tochter eines Unsterblichen auf einen der faszinierenden, lange vermissten Unsterblichen hinweist. Ob ihr Vater auch einen Auftritt hat, muss abgewartet werden, aber in dieser Konstellation nutzt Marc A. Herren das fast perfekt abgeschirmte Privatleben dieses Unsterblichen aus und gibt ihm weniger die bekannte tragische Note, sondern rundet die Persönlichkeit auch ohne Auftritt in diesem Auftaktband sehr gut ab. Sie leidet an einer seltenen Krankheit. Anscheinend wird sie immer jünger. Bei besonderen Krankheiten sind immer die Aras in der Nähe. Gucky erhält zumindest mit seinem großzügigen Angebot eine Minute des nicht paranormalen Ruhms, auch wenn Marc A. Herren sich hinsichtlich seiner Einkunftsquellen auf zu dünnes Leo Lukas Eis bewegt. Hinzu kommt aber, dass vor irgendwo aus dem Nichts nicht nur manipulierende Befehle aus einer unbekannten Quelle stammen, sondern ein Kriegsszenario mit Arkon und Bostich im Mittelpunkt im Raum zu stehen scheint. Das Unterbewusstsein der jungen Frau scheint einiges darüber zu wissen. Natürlich interessiert sich neben Perry Rhodan ein seltsam veränderter, fast ausgetauschter Bostich dafür, der plötzlich nicht mehr der Vertreter der vereinigten Sternenvölker ist, sondern in die Rolle der alten arkonidischen Regenten zurückfällt, die heimlich die Eroberung der Milchstraße planen. Marc A. Herren belässt es bei einer Reihe von Andeutungen, so dass der Leser nicht weiß, ob Bostich ausgetauscht oder nur manipuliert worden ist. Da sich Zalit im Herzen des ehemaligen Kristallimperiums befindet und Rhodan wie eingangs erwähnt von seinen eigenen Resourcen so gut wie abgeschnitten ist, baut der Autor mit dieser ebenfalls grundlegend nicht neuen Konstellation insbesondere mit dem Aufbruch zur nächsten Station der Suche aufgrund konkreter Hinweise ausreichend Spannung auf. Bis dahin gibt es noch keine „Deus Ex Machina“ Lösungen oder übertriebene Rettungsaktionen in letzter Sekunde. Die eine Aktion innerhalb der abgeschotteten Forschungsstation endet sogar mit einer persönlichen wie peinlichen „Niederlage“. Perry Rhodan und Gucky gehen anfänglich zielstrebig vor, haben anschließend aber auch den Raum, auf die sich verändernden Szenarien in geplanter und für den Leser immer auf Augenhöhe nachvollziehbarer Form zu reagieren. Alleine diese Rückkehr zu den Grundtugenden der Unterhaltungsliteratur zeigt, dass Marc A. Herrens „Arkon“ eher wie ein Herzensangelegenheit erscheint, während Uwe Anton wahrscheinlich auch durch seine langjährige Arbeit als Exposeautor der laufenden Erstauflage bei „Stardust“ müde und ideentechnisch ausgelaugt erschienen ist.   

Die Erwartung ist aber auch groß, dass diese potentiellen Zwischenstationen beginnend mit Band 2 „Aufstand in Thantur- Lok“ effektiver als in den „Atlan“ Minizyklen genutzt werden und sich diese Odyssee nicht als ähnlich sinnfrei herausstellt wie es sich bei Uwe Antons „Stardust“ Serie rückblickend der Fall gewesen ist. 

Marc A. Herrens unterhaltsamer Stil und sein solider Zugriff auf die bekannten Figuren – Gucky erhält endlich wieder herausfordernde Aufgaben und zeichnet sich nicht nur die Sprüche aus, während dieser Perry Rhodan offensiv entschlossen und zielstrebig agiert – hebt „Der Impuls“ aus der Masse der letzten oberflächlichen, unnötig komplizierten, nicht komplexen  und enttäuschenden Perry Rhodan Veröffentlichungen heraus. Hinzu kommt, dass für den Leser die Verbindungen zwischen dem veränderten Bostich, dem Impuls und der jungen Frau erahnbar, aber noch nicht klar erkennbar sind und am Ende des Romans die aufgeworfenen Fragen nicht um ihrer Selbst Willen entwickelt erscheinen, sondern ein interessantes, sogar originelles Ausgangszenario bilden, auf dem hoffentlich die nächsten „Arkon“ Hefte effektiv und temporeich aufbauen.          

Pabel Verlag, Heftroman , 64 Seiten

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