Die Schiffbrüchigen der Zeit Band 7 "Das Zeichen von Beselek"

Die Schiffbrüchigen der Zeit, Band 7; Das Zeichen der Beselek
Paul Gillon

„Das Zeichen von Beselek“ kann aufgrund des offenen Endes mit dem gigantischen Raumschiff im Orbit als der erste Teil eines Doppelbandes bezeichnet werden. In seinem ein wenig selbstironischen Vorwort geht Frank Giroud auf die fehlenden technischen Erläuterungen beginnend mit der buchstäblich durchsichtigen Kapsel, in welcher die beiden Schiffbrüchigen der Zeit geborgen worden sind, ein. Aber diese hintergründigen Erläuterungen neben dieser mehr und mehr zu einer Synthese aus Science Fiction auf dem Alex Raymond Niveau und vor allem Fantasy Geschichten mit gigantischen Tieren werdenden Serie auch ihren Flair. Wie die Charaktere – auch Chris versteht nicht alles, was wirklich in dieser Welt vor sich geht – braucht der Leser diese Informationen nicht. Sie nehmen einigen der von Paul Gillon – er agiert inzwischen als Zeichner und Autor – so furios gestalteten ganzseitigen Zeichnungen ihren Flair und würden diese aus dem bisherigen Handlungsverlauf kritisch betrachtet unlogische, dafür an einen phantastischen Traum erinnernde Serie auch entwerten. Nicht selten sind es die Impressionen der gigantischen Tiere, die exotisch und vertraut erscheinen. Die fremden teilweise gezüchteten Wesen, denen Chris begegnet und die im tiefsten Inneren so zwischenmenschliche Geschichte, welche dieser Serie direkt aus den sechzig und siebziger Jahren mit seinen exzentrischen Farbgestaltung kommend eine besondere Note geben. Das Grundprinzip wird noch einmal angesprochen. Ein Mann zwischen zwei Frauen. Oder besser gesagt, zwei sehr unterschiedliche Frauen lieben einen Mann, der sich trotz aller Heldenhaftigkeit im Grunde erst einmal selbst liebt. Er versucht Valerie immer wieder zu retten, die aber wahrgenommen und vor allem als Frau anerkannt werden möchte.

Hinzu kommt ein geradezu klassischer und sich inzwischen auch wiederholender Plot. Nach der Mission in ein Paralleluniversum, in dem sie einem Verwandten des Tapirs begegnet sind, wollen die Helden zurückkehren. Ein unheimlicher, nicht erklärter Einfluss zwingt einen der an Bord anwesenden Männer unter Kontrolle. Er beginnt das Schiff zu entführen. Es stürzt schließlich in einem entfernten Punkt über einen Planeten ab. Paul Gillon nutzt dabei einige fast klassische Elemente der Science Fiction und erschafft sie für das Comic „neu“. Der Wächter in seinem Raumanzug, der in erster Linie von den „Maschinen“ im Anzug am „Leben“ erhalten wird. Ohne zu viel zu verraten prägt sich dieses Bild ein. Der Planet, auf dem die Verbannten seit vielen Jahren leben. Auf der einen Seite eine gigantische Wasserwelt mit überdimensionalen, an Quallen erinnernden Wesen. Auf der anderen Seite eine unwirtliche Berglandschaft mit ewigen Eis. Ein Planet, dessen Klima sich aufgrund des exzentrischen Orbits ändert. Um den Winter zu überstehen, müssen die Verbanten in Hütten auf Stelzen leben, die eher an gigantische Pflanzen erinnern denn stabile Behausungen. Eine Prophezeiung, ein Magier, der die kleine Gruppe zu einem letztendlich vorläufigen unerreichbaren Ziel führt. Dazu neben einigen zwischenmenschlichen Querelen eine kontinuierliche Begegnung mit der Natur.   

Interessant ist allerdings auch die Legendenbildung. Nicht zum ersten Mal sind die in der fernen Zukunft gestrandeten Heilsbringer oder böse Zeichen, die von den blinden Sehern erahnt, aber nicht interpretiert werden können.  

Chris und seine Tapferen treffen auf unterschiedliche, in erster Linie archaische Stämme, alle Nachfahren der Verbanten.   Die Leser werden förmlich mit Informationen überschüttet. Paul Gillon verliebt sich soweit in seine Handlung, dass der Plot förmlich kippt, als Chris mit seinen Strahlern die Angreifer warnt als sie gleich zu töten. Dieser Akt der Menschlichkeit auf einem unwirtlichen Planeten lässt im übertragenen Sinne das Eis brechen. Auf der anderen Seite möchte der Leser auf dieser Welt verweilen. Nicht um dort zu leben, sondern die vielen Herausforderungen kennenzulernen, mit denen Chris stellvertretend für ihn konfrontiert wird. Das zukünftige Universum der „Schiffbrüchigen der Zeit“ ist ohne Frage eine Extrapolation der Gegenwart, wobei Paul Gillon manchmal ein wenig zu sehr bei den attraktiven wie halbnackten Frauen der Barbarella Schule folgt und keine eigenen Wege geht. Die Faszination der Serie besteht aus den einzelnen Facetten, die in mehrfacher Hinsicht ein ausgesprochen lebendiges Universum bilden. Die Menschen sind weiterhin schwach und den Unbilden des Kosmos ausgesetzt. Die Technik wirkt seltsam vertraut und doch wie bei „Hans“ auch fremd. Mit der Übersteigerung bekannter Tierarten, der Erschaffung wirklich grell bunter und doch überzeugend fremder Planeten vor allem teilweise in einem Paralleluniversum angesiedelt hat Paul Gillon das Potential des Science Fiction Comics im Vergleich zum Buch oder gar Medium Film sehr gut gehoben. Auch wenn es nicht empfehlenswert ist, diese exotische und doch zeitlose Miniserie mit dem vorliegenden siebenten Abenteuer „Das Zeichen von Beselek“ zu beginnen, wirkt der vorliegende erste Teil eines wahrscheinlich Doppelbandes handlungstechnisch fast zu kompakt mit zu vielen Ideen, die auf den Leser einschlagen, wobei keine der Figuren so absurd wie es klingt dem Leser sympathisch ist. Positiveres kann man im Grunde nicht über einen Comic sagen. 

AutorJean-Claude Forest
ZeichnerPaul Gillon
EinbandHardcover
Seiten56
Band7 von 10
VerlagSplitter Verlag
ISBN978-3-95839-106-2
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