In diesem Jahr legte Doctor Who eine Pause ein, doch das traditionelle Weihnachtsspecial ließ man sich natürlich nicht nehmen. Die mittlerweile siebte weihnachtliche Sonderfolge unter Steven Moffat schwamm voll auf der anhaltend populären Superhelden-Welle mit. Was auch bedeutete, dass Weihnachten an sich nur sehr am Rande vorkam. Genau genommen wurde der Bezug recht am Anfang damit abgehandelt, dass der Doctor für den Weihnachtsmann gehalten wird.
The Doctor trifft Superman
Umstrittene Superhelden-Thematik bei Doctor Who, wenig weihnachtliches und mit Nardole (Matt Lucas) einen der weniger populären Charaktere als Companion - damit hätte so einiges schief gehen können. Tat es aber glücklicherweise nicht und man bekam mit "The Return of Doctor Mysterio" eine Stunde solide, amüsante Fernsehunterhaltung geboten.
Die Handlung ist schnell erzählt: In der Weihnachtsnacht findet sich der Doctor von einem Hochhaus baumelnd mitten in New York wieder. Hilfe bekommt er von einem Jungen namens Grant, der großer Fan von Superhelden-Comics ist. Durch ein Mißverständnis mit dem Doctor erlangt Grant selbst spezielle Kräfte. Viele Jahre später versuchen sowohl die Journalistin Lucy Fletcher, als auch der Doctor mit seinem neuen Companion Nardole, das Geheimnis hinter dem Erfolg eines klassischen Superbösewicht-Großunternehmens zu ergründen. Natürlich stecken Aliens dahinter. Als der Oberschurke das Trio entdeckt und bedroht, werden sie von einem mysteriösen Helden gerettet. Grant ist erwachsen geworden und weiß seine Superkräfte als Retter namens The Ghost zu gebrauchen. Da das aber keine Rechnungen bezahlt, arbeitet er zusätzlich als Nanny. Praktischerweise direkt bei seiner großen, geheimen Jugendliebe - Lucy Fletcher. Gemeinsam mit seinen neuen Kurzzeit-Begleitern schafft der Doctor es mal wieder die Menschheit vor der Auslöschung durch Aliens zu bewahren und die Liebe kommt auch nicht zu kurz.
Auch wenn das Ziehen der diversen Klischee-Superhelden-Register und Einwürfe des Doctors, was etwa wirklich mit jemanden passieren würde, der von einer radioaktiven Spinne gebissen wird, schmunzeln lassen, so handelt es sich doch klar um eine Hommage an Comics und vor allem Superman-Filme. In keiner Minute kommt Langeweile auf und über diverse Erklärungs- und Plotlöcher lässt sich problemlos hinwegsehen. Anders als in manchen Jahren zuvor wird hier keine weit verzweigte, tiefgründige Geschichte erzählt. Die gute Laune steht klar im Vordergrund.
Überzeugende Darsteller
Neben Peter Capaldi als zwölfter Doctor überzeugten Charity Wakefield (Wolf Hall) und Justin Chatwin (American Gothic) in den weiteren Hauptrollen als Lucy Fletcher und Grant/The Ghost. Insbesondere die Szenen zwischen dem Doctor und dem heranwachsenden jungen Grant, gespielt von Schauspielneuling Logan Hoffmann, sind bezaubernd. Matt Lucas (Little Britain) trat im Whoniverse im letzten Weihnachtsspecial als Nardole erstmalig in Erscheinung. Dort verlor er seinen Kopf an einen Roboter. Wie genau er nun wieder völlig zusammengesetzt zurückkehrte wird ebenso wenig im Detail erklärt, wie auch warum er die Tardis fliegen kann und offensichtlich seine eigenen Abenteuer erlebt. So schaffte es die diesjährige Weihnachtsfolge ihn doch deutlich spannender und weniger nervig als zuvor zu zeichnen und einen durchaus gespannt auf die kommende zehnte Staffel blicken zu lassen. Er bleibt dem Doctor als Companion nämlich noch etwas länger erhalten.
Was geht, was bleibt, was kommt
Eingeordnet in der Zeitlinie des Doctors gehen die beiden letzten Episoden ineinander über. Er verbrachte die letzten 24 Jahre mit River Song auf Darillium, kurz vor ihrem Tod in der größten Bücherei des Universums ("Silence in the Library"/"Forest of the Dead", Staffel 4). Ihr Tod ist für ihn also noch recht frisch und seine Trauer wird am Rande thematisiert:
"Dinge enden...das ist alles. Alles endet, und das ist immer traurig, aber alles beginnt auch wieder neu. Und das macht immer glücklich. Seid glücklich!"
Vielleicht spricht sich aber auch Steven Moffat so noch einmal selbst etwas Mut und Trost zu. Immerhin war dies sein vermutlich letztes Weihnachten als Showrunner von Doctor Who. Am Ende der zehnten Staffel gibt er im nächsten Jahr des Zepter an Chris Chibnall (Broadchurch) weiter. Peter Capaldi ist noch unentschlossen, ob auch er dann gehen wird oder den Wechsel als Doctor mitmacht. Fest steht, dass zusätzlich zu Matt Lucas auch Pearl Mackie als neue Companion Bill im nächsten Jahr an seiner Seite steht. Einen ersten Teaser zu den neuen Episoden gab es direkt im Anschluss an das Weihnachtsspecial zu sehen.