Nostalgie in Serie: Pokémon - Wie alles begann… (1/2)

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Pokemon

Vor etwas mehr als 17 Jahren brach es hierzulande erstmals aus und erreichte einige Monate später mit Veröffentlichung des ersten Kinofilms seinen vorläufigen Höhepunkt: das Pokémon-Fieber. 1999 startete der Anime in Deutschland im Rahmen des legendären RTL-II-Nachmittagsprogramms und hob dieses gleichsam gefühlt auf eine neue Stufe.

Relativ schnell war klar, dass es sich hierbei jedoch nicht einfach nur um die nächste neue Serie handelte, die - wie viele vor ihr - nach einer Phase der Anfangsbegeisterung direkt wieder in der Versenkung verschwinden würde.

Dies hat einerseits natürlich mit dem Inhalt von Pokémon zu tun, allerdings nicht nur. Fast zeitgleich mit dem Beginn der TV-Ausstrahlung wurden auch die ersten Videospiele (die Gameboy-Editionen Pokémon Rot und Pokémon Blau) sowie das Sammelkartenspiel auf den Markt gebracht. Diese entwickelten sich in Windeseile zu einem festen Bestandteil der Händlerregale - wenn sie nicht gerade vergriffen waren - und trugen maßgeblich dazu bei, dass kleine wie große Fans ihre Trainertätigkeit auf die unterschiedlichsten Weisen ausleben konnten.

Man konnte folglich am Handheld, mit Hilfe eines durchdacht zusammengestellten Decks oder vor dem Bildschirm seinen Spaß mit den “Pocket Monsters“ haben. Manche bevorzugten es, sich nur auf eine dieser Optionen vollkommen einzulassen, während andere auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzten respektive zudem im heimischen Garten unter Einsatz ihrer Fantasie höchstselbst in die Welt der tierähnlichen Wesen eintauchten.

Trotzdem ist es zweifellos so, dass der Anime für die Mehrheit der erste und prägendste Berührungspunkt mit dem Franchise darstellte. Und deshalb steht ebendieser auch im Zentrum dieses Beitrags.

Die Menschen

1. Von Helden, Freunden und Familienmitgliedern,…

Sein Partner Pikachu ist wahrscheinlich noch einen Tick populärer, aber in einer Liste der bekanntesten Seriengesichter käme direkt nach ihm eindeutig Ash Ketchum aus Alabastia. Der ewige 10-Jährige, der unbedingt eines Tages Pokémon-Meister werden will, ist derjenige, der das tut, wovon viele Zuschauer träumen: Er tritt eine nie wirklich endende Reise an, auf der er viele Freundschaften schließt, sehr viel Neues über diesen faszinierenden Kosmos erfährt und vor allem auf unzählige Pokémon trifft, die zum Teil sogar sein Team verstärken.

Über einen sehr langen Zeitraum begleiten ihn in Rocko und Misty zwei erfahrene Arenaleiter, die zwar ebenfalls noch jung (ihr genaues Alter erfahren wir nicht), jedoch schon wesentlich erfahrener als der Grünschnabel sind. Sie sind deshalb für ihn wie auch für die Nachwuchstrainer vor den heimischen TV-Geräten gewissermaßen Nachhilfelehrer und Hinweisgeber in Personalunion.

Noch bevor der Protagonist seine besten Freunde trifft, haben seine Mutter und Professor Eich einen kurzen Auftritt. Diese Charaktere werden in einem Atemzug genannt, weil sie sich über all die Jahre hinweg in den verhältnismäßig wenigen Szenen, in denen sie zu sehen sind, oftmals gemeinsam oder nacheinander die Ehre geben. Während Mrs. Ketchum zumeist schlicht ihrem Sohn gut zuredet, ihn unterstützt oder einfach Zuversicht und Optimismus ausstrahlt, kümmert sich der klügste Kopf der gesamten Kanto-Region (in dieser beginnt das große Abenteuer) um viele der Pokémon, die Ash gefangen hat und hat meist noch den einen oder anderen Tipp für ihn. Außerdem ist er der Großvater von Ashs großem Rivalen Gary. Die Jungs kennen sich schon ewig, beginnen unmittelbar nacheinander ihre Reise und verfolgen das gleiche Ziel. Ihm begegnet der leidenschaftliche Cappyträger noch seltener als den anderen gerade genannten Bewohnern Alabastias.

2. …Konstanten…

Darüber hinaus gibt es Personen, die dem sympathischen Trio in beinahe jeder Folge über den Weg laufen, aber eben nur scheinbar. Die Rede ist von Schwester Joy und Officer Rocky beziehungsweise all den Joys und Rockys. Einer der Running Gags des Anime ist nämlich, dass die Protagonisten immer auf eine andere Krankenschwester beziehungsweise Polizistin treffen. Diese sehen ihren Namensveterrinnen jedoch zum Verwechseln ähnlich, was damit begründet wird, dass wir es hier mit zwei Großfamilien zu tun haben, die sich offenbar ihrer Familientradition sehr bewusst sind. (Tradition hat in diesem Zusammenhang zudem, dass sich Rocko immer in diejenige von ihnen verliebt, mit der es die jungen Helden aktuell zu tun haben.)

Tatsächlich in fast allen Episoden dabei ist hingegen Team Rocket. Genau genommen sind Jessie, James und ihr sprechendes Mauzi eigentlich nur eines von zahlreichen Einsatzteams der Verbrecherorganisation mit dem großen roten R, die von dem mysteriösen Giovanni geleitet wird. Dieser sitzt, sofern man ihn denn einmal zu Gesicht bekommt, meist im Halbschatten - in unmittelbarer Nähe seines Snobilikat (Mauzis Weiterentwicklung) - und erinnert in diesen Momenten sicherlich nicht ganz zufällig an einen Bond-Bösewicht.

Das nach berühmten Schurken aus dem Wilden Westen benannte Duo, das sich hin und wieder ebenfalls mit Butch und Cassidy (man bemerke die Analogie) darüber streitet, wer denn nun die Vorzeige-Pokémon-Ganoven sind, sorgt allerdings fast nie für Furcht und Schrecken, sondern eher konsequent für Lacher. In ihrem Bemühen, die stärksten Mini- und Maxi-Monster (auf Ashs Pikachu haben sie es ganz besonders abgesehen) zu fangen, scheitern sie in schöner Regelmäßigkeit - oftmals an ihrem eigenen Unvermögen. Ihre Versuche enden häufig damit, dass etwas explodiert oder ihr bevorzugtes Transportmittel, der Heißluftballon im Mauzi-Style, aufgrund eines Lecks ziemlich schnell weggeweht wird.

In beiden Fällen ist dann normalerweise ein lang gezogenes “Das war einmal wieder ein Schuss in den Ofen!“ zu hören, das in Sachen Kult dem immer und überall rezitierten ersten Rocket-Motto (“Jetzt gibt´s Ärger und es kommt noch härter…“), das Jessie und James stets im Wechsel vortragen und das von Mauzi beendet wird ("Miauz, genau!“), in nichts nachsteht.

3. …und den großen Gemeinsamkeiten

Dass die Vorstellung der wichtigsten wiederkehrenden Figuren etwas ausführlicher ausgefallen ist, kommt nicht von ungefähr. Wenn man sich nämlich einmal bewusst macht, wie viele Eckpfeiler und wiederkehrende Elemente die Serie auszeichnen, wird deutlich, dass es sich bei dieser Tatsache um einen der wesentlichen Pokémon-Erfolgsfaktoren handelt.

Von Anfang an setzt dieser Anime auf ein sehr stabiles Grundgerüst, das selbst in der sich von den anderen doch stärker unterscheidenden Staffel 20 (2017), noch gut zu erkennen ist. Interessanterweise gilt das - selbstredend mit Abstrichen - ebenfalls für die Sammelkarten- und Videospiele. Pokémon, das bedeutet immer auch ewige Variation des Immergleichen - angereichert mit neuen Elementen. Die Kunst der Macher besteht seit vielen Jahren darin, den Anhängern etwas Vertrautes zu präsentieren, das gleichzeitig aber in ausreichendem Maße zumindest in Ansätzen Innovatives zu bieten hat.

Ob das jeweilige Endprodukt diesen Balanceakt letztendlich überzeugend gemeistert hat oder nicht, ist daher im Grunde jährlich eine aufs Neue zu diskutierende Frage. Denn schließlich kommt im Prinzip alle 12 Monate Nachschub, der umgehend unter die Lupe genommen werden muss. Doch selbst diejenigen, die seit längerer Zeit nichts mehr entdeckt haben wollen, was sie begeistert, schaffen es selten, nicht wenigstens einen Blick auf die neueste Folge, das neueste Booster-Pack-Motiv oder das neueste virtuelle Abenteuer zu werfen. Und auch diejenigen, die viele der jüngsten Veränderungen ablehnen, kommen selten ganz von dem Franchise los.

Die Erklärung für das Verhalten der einen sowie die für das der anderen würde jedoch definitiv einen Verweis auf die ersten Kapitel dieser im Grunde täglich um neue angereicherten Pokémon-Geschichte enthalten.

In dem zweiten und finalen Teil wird es um die Abenteuer, (Arena-)Kämpfe und die Liga sowie natürlich um die Stars der Serie gehen: um die Pokémon.

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