Bloom Into You Header
Es ist für viele deutschen Fans das Jahr nach Your Name. – Gestern, heute und für immer. Vielleicht hat der Fans auch neue Zuschauer für japanische Animation begeistern können, schaden würde es der chronisch unterfinanzierten Industrie nicht. Geld aus dem Westen wird aber leider kaum wirklich an die Animatoren gehen, was beispielsweise Netflix als ein “Original” verkauft, ist lediglich eine aufgekaufte Lizenz. Zum Glück wird die Monopolstellung der großen Streamingdienste weiter aufgelöst - Crunchyroll und Funimation gehen nach diesem Jahr getrennte Wege.
Der Markt und die Auswahl ist groß: Klassiker wie Cowboy Bebop und Neon Genesis Evangelion kommen genauso in die digitalen Verkaufsflächen wie neue Serien. Deswegen haben wir einige neue Serien aus diesem Jahr genauer angesehen und zehn Favoriten herausgefiltert. Nicht aufgeführt werden Sequels und besagte Klassiker.
A Place Further Than the Universe (Madhouse)
Die aufgedrehte Oberschülerin Mari trifft im neuen Schuljahr auf die Außenseiterin Shirase. Diese sammelt mit diversen Nebenjobs Geld, um in die Antarktis zu reisen. Für dieses Vorhaben wird sie von dem Rest der Schule ausgelacht, doch Mari nimmt sie ernst, weil sie selber ein Abenteuer erleben will. Zusammen mit den zwei anderen Mädchen Yuzuki und Hinata organisieren sie daraufhin wirklich die Teilnahme an einer Forschungsreise zum Südpol. Die vier unterschiedlichen Charaktere müssen dafür zusammenwachsen und Shirases echtes Ziel für die Reise sorgt für dramatische Momente: Sie sucht ihre Mutter, die bei einer vorherigen Expedition verschollen ist.
Bloom Into You (Troyca)
Eine Geschichte von Freundschaft, dem Erforschen von Sexualität und der Persönlichkeit. Das alles ist Bloom Into You, eine einzigartige Romanze um lesbische Oberschülerinnen und Lehrerinnen. Die Serie nimmt sich Klischees um das Genre und wirft sie aus dem Fenster. Die Protagonistinnen setzen sich ernsthaft mit Coming Outs und ihrer Einstellung zu Beziehungen auseinander. Alle haben ein gestörtes Verhältnis zu ihrer sexuellen Präferenz, sei es durch Eltern oder missbräuchliche Mitschüler. Eines ist sicher: Es ist keine Phase.
Cells at Work (David Production)
Cells at Work treffend zu beschreiben ist schwierig. Der Inhalt gleicht einem alten Lehrfilm: Die Protagonisten, eine anthropomorphe rote und weiße Blutzelle, sind in ihrem Alltag zu sehen. Das heißt, sie begehen den Blutkreislauf, liefern Sauerstoff und wehren Fremdkörper ab. In jeder Episode geht es um eine Krankheit, Viren oder sogar den Tod des Körpers. Die Faszination macht aus, dass der Anime vom gleichen Studio kommt wie JoJo’s Bizarre Adventure und auch gleichartige Action mitbringt. Viren und Bakterien liefern sich epische Schlachten mit muskulösen Immunzellen. Und ja, natürlich haben die Blutkörperchen auch ultimative Angriffe und Formen. Es ist exakt die Art von Anime.
Devilman Crybaby (Science Saru)
Das Ergebnis von einem echten Netflix Original ist erschreckend hochwertig. Devilman Crybaby ist endlich einen Anime, der der Vorlage gerecht wird. Brutale, intensive aber auch immer sehr gut inszenierte Szenen wirken im besten Sinne oldschool und können sich gerade in schnellen Sequenzen sehen lassen. Mit der Handlung ist das Gesamtpaket aber nur etwas für Zuschauer, die sich auf einen sehr experimentellen Aufbau einlassen können. Es dreht sich fast ausschließlich um die ausgeprägte Metaebene, wer eine traditionelle Erzählung erwartet, wird enttäuscht.
Hinamatsuri (feel.)
Hina ist ein Mädchen mit übernatürlichen Fähigkeiten und wenig Kenntnissen der echten Welt. Aufgewachsen ist sie in einem schurkischen Labor, was sie nach ihrem Ausbruch jagt. Bis dahin trieft die Prämisse nur so vor Klischees, aber Hinamatsuri ist eine ausgeklügelte Slapstick-Komödie, die diesen Erwartungen ein Bein stellt und genüsslich zusieht, wie der Zuschauer stolpert. Hina sucht Zuflucht bei dem Yakuza Nitta. Viele weitere unterschiedliche Persönlichkeiten kommen dazu, wie die normale Schülerin Hitomi, die gezwungen wird, als Barkeeperin zu arbeiten, weil sie einfach sehr gute Getränke mixt. Humor ist bei vielen Anime-Serien ein zweischneidiges Schwert, hier sitzt jeder Witz dank grandiosem Timing.
Laid-Back Camp (C-Station)
Slice of Life ist ein allzeit beliebtes Anime-Genre - die beste Serie dieser Art von 2018 ist Laid-Back Camp. Der Name ist Programm. Es geht um vier unterschiedliche Oberschülerinnen, die mit Leidenschaft zelten gehen. Die Landschaften und ruhigen Animationen sind ausnahmslos ein Augenschmaus und es gibt Survival-Tipps von einem sprechenden Tannenzapfen. Der Konflikt zwischen den Protagonistinnen bleibt auch sehr gelassen, es geht nur um Zusammenhalt. Ein Anime für Fans, die zusehen, weil sie sich fast meditativ entspannen wollen. Es ist das animierte Gefühl, vor einem Lagerfeuer zu sitzen.
Pop Team Epic (Kamikaze Douga)
Pop Team Epic ist eine Reihe von zusammenhanglosen Clips, die sich jeglicher Ordnung entziehen. Einige werden die zwei deformierten Figuren vielleicht als Memes aus dem Internet kennen. Nichts anderes ist die Serie: Absurder Humor mit popkulturellen Anspielungen. Die Faszination der Serie ist fast unmöglich zu beschreiben, einer der beliebtesten Gags dreht sich um die Hauptfigur, die mit wutverzerrtem Gesicht und einem Vorschlaghammer vor einer Kuckucksuhr wartet. Nicht abgedreht genug? Die zweite Hälfte jeder Episode ist der gleiche Inhalt wie in der ersten Hälfte nur von männlichen Synchronsprechern eingesprochen.
Rascal Does Not Dream of Bunny Girl Senpai (CloverWorks)
Respekt an alle, die nach dem absurden Titel der Serie noch weiterlesen. Der vielleicht beste Anime des Jahres ist dank fehlgeleiteter Benennung und PR unmöglich weiterzuempfehlen. Das besagte Bunny Girl kommt in einer einzigen Szene vor und verschwindet dann für immer. Die Handlung dreht sich um den jungen Sakuta, der ständig über unterschiedliche übernatürliche Phänomene stolpert, die aus populären Werken bekannt sind. Von einem simplen Doppelgänger geht es bis zum Murmeltiertag: Sakuta ist immer mittendrin und muss mit seiner hervorragenden Rhetorik die Situation retten. Die Dialoge sind beispiellos geschrieben und in ihrer Schlagfertigkeit kaum zu überbieten. Der einzige Makel: Die offizielle Übersetzung kann, wie so oft, nicht ganz mithalten.
Today's Menu for Emiya Family (Ufotable)
In der Welt der Kultreihe Fate/Stay Night ist selten Platz für gute Laune, Freunde und Familie. Die Protagonisten kämpfen quasi ununterbrochen mit Geistern von legendären Helden gegeneinander. Doch in dieser - in jeder Hinsicht besonderen - Serie, wird kein Tropfen Blut vergossen. Es geht in eine Art Paralleluniversum, wo die Charaktere befreundet sind und zusammen kochen. In den Episoden, die seit einem Jahr monatlich erscheinen, geht es um ein Gericht, was in die jeweilige Jahreszeit und Geschichte passt. Das Ganze sieht zudem hervorragend aus und nimmt sich nicht allzu ernst. Wer also lernen möchte, japanische Gerichte nachzukochen, sollte unbedingt einschalten.
Violet Evergarden (Kyoto Animation)
Das beliebte Animationsstudio Kyoto Animation hat es wieder geschafft und einen Hit gelandet, über den man noch lange reden wird. In beeindruckender Liebe zum Detail muss sich die Kindersoldatin Violet nach dem Krieg mit Prothesen an das zivile Leben gewöhnen. Sie kriegt einen Job als AKORA (Autonome Korrespondenz Assistentin) und lernt an Schreibmaschinen, für die analphabetische Bevölkerung Briefe zu verfassen. Durch ihre grausame Vergangenheit und ein schweres Trauma hat sie aber besonders bei emotionalen Anliegen große Probleme. Das junge Mädchen mag zwar gnadenlos an der Front getötet haben, doch droht sie an einem einzigen Verlust zu zerbrechen.