Bericht zur AnimagiC 2019: Aller guten Dinge sind drei!

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Animagic

Zum bereits dritten Mal fand die AnimagiC nun schon in Mannheim statt. Von 2. bis 4. August war erneut der wunderschöne Rosengarten die Location, die etwa 29.500 Freunde gezeichneter Abenteuer aus Japan nach Baden-Württemberg lockte. Selbst das Wetter hatte sich dazu entschieden, an allen drei Tagen nicht den geringsten Anlass zur Klage zu liefern, sodass die Bedingungen wirklich nicht besser hätten sein können.

Die gar nicht mehr aus dem Strahlen herauskommende Sonne und die warmen Temperaturen dürften insbesondere den Cosplayern sehr entgegengekommen sein. Ihre bevorzugten Shooting-Kulissen waren - wie gewohnt - der Wasserturm und dessen unmittelbare, ziemlich grüne Umgebung, die einmal mehr die unterschiedlichsten fiktionalen Charaktere zusammenführte: Da trafen Saiyajins auf Sailor-Kriegerinnen, Pokémon-Trainer auf Strohhutpiraten und Titanenbekämpfer auf Vampire - und gelegentlich schaute noch die eine oder andere Disney-Prinzessin vorbei. Das Wunderbare daran: In Windeseile lernte man neue Leute kennen, mit denen man sich anschließend - oftmals als Gruppe - ablichten ließ. Anerkennende Worte für das aufwendige Outfit des Gegenübers sind ebenfalls eher Regel, denn Ausnahme.

Überhaupt zeichnet nicht nur diese Convention, sondern eigentlich alle, die sich den Themen Anime und Manga im Besonderen widmen, aus, dass eine ausgesprochen angenehme Atmosphäre vorherrscht. Irgendwann kreuzen sich Blicke und statt beschämt wegzugucken, kommt man hier ganz ungezwungen ins Gespräch oder lächelt einfach freundlich zurück und geht weiter. Es ist beinahe so, als wäre der Veranstaltungsort Teil eines Paralleluniversums. Wer nach ein paar Minuten Fußweg wieder am Bahnhof angekommen ist, kann sich dieses Eindrucks mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erwehren. Dieses Klima ist zweifelsohne einer der Gründe, weshalb sich Menschen aus Berlin ebenso gerne auf den Weg in die Neckarmetropole machen wie aus München, jedoch logischerweise nur einer von mehreren.

Animagic 2019

Eine besondere Branche

Bereits im Eingangsbereich wird man von mehreren riesigen Bannern mit Anime-Motiv empfangen, die den einen oder anderen Besucher dazu verleiten, direkt ein weiteres Foto zu machen. Ein paar Meter weiter geht es dann richtig los: Unmittelbar hinter den beiden Haupttreppen lacht einen schon förmlich der Peppermint Anime Flagship Store an, wo logischerweise sehr viel im Zeichen des Peppermint-Ausnahmetitels Sword Art Online stand.

Die Wahrscheinlichkeit, dass der Geldbeutel immer leerer und leerer wird, steigt von nun an mit jedem Schritt. Biegt man zuerst links ab, herrscht die Qual der Wahl zwischen Universum Anime (Made in Abyss), Kazé (Dragonball Super) oder Tokyopop (Bibi & Miyu), Carlsen Manga (Edens Zero) und Egmont Manga (Detektiv Conan). Auch Cross Cult/Manga Cult (Blame!) und Altraverse (Meine Wiedergeburt als Schleim in einer anderen Welt) findet man hier. Da aber nichts über Abwechslung geht, ermöglicht einem ein Abbiegen nach rechts, sich wieder intensiv Bewegtbildinhalten zu widmen:

Den Anfang macht Animoon Pulishing (Goblin Slayer), dicht gefolgt von KSM Anime (Digimon Adventure tri.), Anime House (Two Car) sowie dem Neuzugang Polyband Anime (Pokémon - Der Film). Dass man die erste wichtige große Runde hinter sich gebracht hat, weiß man spätestens, sobald man das Tokyopop-Logo realisiert, das einen nun wieder anlächelt. Zumindest aus dem Augenwinkel sollte man auch den Streamingriesen Crunchyroll und die Mädels und Jungs von Panini (Manga) entdeckt haben, die die Mehrheit sicherlich eher mit Sammelstickern oder Superhelden in Verbindung bringt, bei denen allerdings ebenfalls Berserk “be-Manga-heimatet” ist.

Animagic 2019

Was damit schon einmal feststeht: 2019 hatte es wirklich alle Branchengrößen nach Mannheim verschlagen, und das honorierten die Fans auch spürbar. Wer genau hinhörte, vernahm keine klassischen Verkaufsgespräche. Vielmehr wurde sich bei dem jeweiligen Verlag oder Publisher bedankt, es ging in die Analyse (kritische Töne durchaus inklusive), Erfahrungen wurden ausgetauscht oder man erinnerte sich mit großer Freude an frühere Con-Besuche. Will heißen: Wenn es um Anime und Manga geht, gibt es in Deutschland nicht nur eine Verkäufer- und eine Käuferseite, sondern eher gar keine Seiten und stattdessen einen ehrlichen Dialog. Man weiß, was man aneinander hat - was nicht heißt, dass alles immer optimal läuft. Es handelt sich eben um eine Art lange Beziehung, in die beide Parteien bei Weitem nicht nur im klassischen Sinne - also materiell - investieren.

Programmvielfalt ist Trumpf

Neben dem bereits erwähnten persönlichen Austausch sind die Verantwortlichen in den entsprechenden Firmen ebenfalls stets sehr darum bemüht, echte Highlights für die Besucher zu organisieren. Ob Zeichner, Synchronsprecher, Autoren, Produzenten oder Regisseure, hochkarätige Gäste mit Bezug zu den unterschiedlichsten - zumeist neueren - Werken sind seit vielen Jahren fester Bestandteil der AnimagiC. Und die gut besuchten Signierstunden und/oder Panels zu etwa Goblin Slayer (mit Regisseur Takaharu Ozaki oder Manga-ka Kousuke Kurose) oder The Promised Neverland (mit Regisseur Mamoru Kanbe und Produzent Kenta Suzuki) mit zeigen, dass die zahlreichen Bändchenträger dankbar für diese teils einmaligen Momente und besondere Andenken sind.

Aber auch die deutsche Fanszene selbst steuert seit jeher tolle Beiträge zum Programm bei: Da werden Cosplays angemessen in Form eines Wettbewerbs gewürdigt, eigene Bühnenstücke aufgeführt oder es wird gesungen. Überhaupt Musik: Live-Acts aus Japan haben auch diesen Sommer für echte Gänsehautmomente und sicherlich ebenfalls für die eine oder andere Träne gesorgt.

Animagic 2019

Und wer selbst etwas aktiver sein wollte, konnte sich entweder in der Gaming-Area an einer der vielen Konsolen oder im Untergeschoss wertvolle Tipps in Sachen Zeichnen holen, diese direkt anwenden oder sich am Stand von Pyramond (Radiant) noch mit hochwertiger, gezeichneter Fiktion - ganz im Sinne der Inspiration - eindecken. Für das leibliche Wohl war ebenfalls bestens gesorgt. Insbesondere im obersten Stock traf man sich, um sich etwas zu stärken und um eventuell noch einen Ninotaku-TV-Stand Abstecher zu machen. Alles in allem bleibt nur zu sagen: Anime-und-Manga-Herz, was willst du mehr?

Die AnimagiC weiß auch 2019 vollends zu überzeugen und versteht es, außerdem noch innerhalb all dieser ausgelassenen Momente den passenden Rahmen zu schaffen, um den Opfern der Kyoto-Animation-Tragödie angemessen gedenken zu können. Und das in diesem Kontext bewiesene Feingefühl ist nur ein weiteres Indiz dafür, dass man den Ausrichtern abermals nur ein großes Kompliment aussprechen kann.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Robots & Dragons Florian Kaiser

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