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Hollywood scheint gelegentlich Filme allein wegen ihrer ausgefallenen Prämisse zu produzieren, damit sie schon vor Kinostart zum Internet-Kulthit avancieren. Snakes on a Plane, in dem Samuel L. Jackson beispielsweise dem Titel entsprechend gegen Schlangen auf einem Flugzeug kämpft, war ein frühes Beispiel dieser speziellen Filmkunst. Der Trailer zu The Grey – Unter Wölfen schien zumindest zu suggerieren, dass Liam Neeson in der Wildnis gegen ein Rudel von Wölfen antreten würde. Während Ersteres als alberner augenzwinkernder Spaß überzeugte und sich Letzteres als durchaus packendes Überlebensdrama herausstellte, hat das jüngste Beispiel namens Cocaine Bear neben seiner absurden Geschichte nichts Interessantes oder Erheiterndes zu bieten.
Alles beginnt mit einem Schmuggler, der diverse Seesäcke gefüllt mit Kokainpaketen aus einem Kleinflugzeug über einen Wald abwirft. Kurz bevor er sich selbst mit einem Fallschirm absetzen kann, stößt er sich den Kopf, wird ohnmächtig und stirbt. Er löst mit seiner Aktion allerdings eine unerwartete Ereigniskette aus: Ein Schwarzbär findet die Drogen und verlustiert sich daran, was ihn ungewöhnlich aggressiv macht. Fortan greift er sämtliche Menschen an, die zwischen ihm und Kokain-Naschschub stehen, und tötet generell alles, was atmet, blinzelt oder sich auf sonst irgendeine Weise bewegt. Zu seinen potentiellen Opfern gehören die Drogendealer Daveed (O‘ Shea Jackson Jr.), Eddie (Alden Ehrenreich) und Eddies Vater Syd (Ray Liotta), die Park-Ranger Liz (Margo Marindale) und Peter (Jesse Tyler Ferguson), die Polizisten Reba (Ayoola Smart) und Bob (Isiah Whitlock Jr.), die Schule-schwänzenden Teenager Dee Dee (Brooklyn Prince) und Henry (Christian Convery) sowie Dee Dees Mutter Sari (Keri Russell), die sich auf der Suche nach ihrer verschwundenen Tochter befindet.
Regisseurin Elizabeth Banks konnte sich neben ihrer Schauspielkarriere als durchaus kompetente Verwalterin leichter Komödien wie Pitch Perfect 2 etablieren. Jetzt versucht sie, einen weiteren Evolutionsschritt in Richtung Horrorkomödie zu tätigen. Generell handelt es sich um kein einfaches Genre, denn auch wenn es sich um meist alberne Ableger der oftmals ernsten Geschichten handelt, müssen sie einen Balance-Akt zwischen Spannung und Humor schaffen, der sich nicht leicht meistern lässt. Banks kann mit Cocaine Bear zwar für den ein oder anderen soliden Spannungsmoment sorgen und die blutigen Effekte wirkungsvoll inszenieren, der CGI-Bär wirkt oftmals leider wenig überzeugend – im Laufe des Films kann man sich mit viel gutem Willen immerhin daran gewöhnen.
Darüber hinaus holen sie und ihr Drehbuchautor Jimmy Warden allerdings nicht besonders viel aus dem Stoff heraus. Der Film bezieht seinen Witz vor allem daraus, dass keine der auftretenden Personen besonders clever daherkommt, und vergisst dabei, auch nur ansatzweise Humor ins Geschehen zu integrieren. Es ist nicht einmal so, dass die Gags nicht zünden. Es fällt schwer, überhaupt welche zu finden. Der Horrorkomödie fehlt es sowohl an Wortwitz als auch an physischer Slapstick-Comedy und sie verlässt sich allein auf die exzentrische Prämisse eines kokainsüchtigen Bären, der den gesamten Film auf seinen Schultern tragen muss. Zudem sucht das Drehbuch auch immerzu nach Entschuldigungen, warum mehrere schwerbewaffnete Parteien eben diesen Bären nicht einfach erschießen, und gibt sich nicht einmal dabei besonders viel kreative oder unterhaltsame Mühe. Das kleine Mutter-Tochter-Drama dient als roter Faden, das sich durch die konfuse episodenhafte Struktur zieht, und soll das Geschehen mit seinen vielen trotteligen Figuren emotional erden. Für beides wird diesem Plot-Faden aber nicht genug Raum gegeben und die Charakterisierung aller Beteiligten fällt bestenfalls zweidimensional aus.
Fazit:
Sicherlich sollte man einem Film mit dem Titel Cocaine Bear mit einer gewissen Erwartungshaltung für entsprechende Albernheiten gegenübertreten. Was aber, wenn nicht einmal das vorhanden ist? Eine absurde Grundidee und eine „Der will doch bloß unterhalten“-Attitüde sollten keine Entschuldigung für eine faule Schreibe, eine fehlende Gagdichte und eine Verschwendung einer talentierten Besetzung sein.