Kritik zu Operation: 12 Strong - Zünd den Knaller!

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Operation: 12 Strong Still

Captain Mitch Nelson (Chris Hemsworth) sollte eigentlich einen Schreibtisch-Job bei der Armee antreten, als Terroristen am 11. September 2001 Anschläge verüben. Zwei Monate später ist er mit seinem Team bereits in Afghanistan. Dort soll sein Trupp einem afghanischen Warlord bei der Eroberung von Masar-i-Sharif helfen. Dazu müssen die Soldaten aber erst das Vertrauen des Warlords Dostum (Navid Negahban) gewinnen.

Es gibt Filme über den Krieg, es gibt Anti-Kriegsfilme - und dann gibt es Kriegsfilme. Letztere stellen militärische Auseinandersetzungen nicht als die tragische Konsequenz aus dem Scheitern von Politik und Diplomatie dar, sondern als Bewährungsprobe derjenigen Männer, die für eine gute Sache kämpfen. Kriegsfilme sind nicht kritisch, sondern ergreifen mehr oder weniger Partei für eine Seite, zeigen selten die Konsequenzen von Gewalt, sondern konzentrieren sich auf den Kampf für das (vermeintlich) Gute.

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Operation: 12 Strong Still

Es ist also nur schwer möglich, einen Kriegsfilm wie Operation: 12 Strong nicht ohne den noch immer aktuellen politischen Hintergrund zu beurteilen. Deshalb muss jeder Zuschauer selbst wissen, wieviel Spaß er in Zeiten von "America first!" und erstarkenden Nationalismen in Europa an einem Kriegsfilm haben kann.

Versucht man aber, Operation: 12 Strong rein an seinem Unterhaltungswert zu messen, wird deutlich, dass der Film hier Schwächen hat. Der zwölfköpfige Trupp besteht, ausgenommen vom jungen Captain Nelson, aus Abziehbildern gängiger Soldatenklischees. Selbst Nelson, der "Held" des Films, gewinnt wenig Tiefe: Weder wissen wir, warum er Soldat wurde und sich den Spezialtruppen angeschlossen hat, noch, welches Ziel er vor dem Terroranschlag des 11. September verfolgte. Zynische Zuschauer mögen Wetten darauf abschließen, wer von den hauchdünn vorgestellten Soldaten im Leichensack zurückkehren muss, um aus dem Publikum eine emotionale Reaktion herauszuquetschen.

Klischees zum Abwinken

Da hilft es auch nicht, dass sich der Film immer mal wieder in Klischees suhlt. So spricht der afghanische Warlord vom "Herzen eines Kriegers", die Soldatenfrauen "wussten, worauf sie sich einlassen" und am Ende sind die Männer des Captains bereit, ihm "überallhin zu folgen". Das sind Kriegsfilmklischees, die man so spätestens in Wir waren Helden oder Black Hawk Down bereits gesehen und gehört hat - hier bietet Operation: 12 Strong nichts wirklich Neues.

Zwar ist die Action solide inszeniert, aber selbst der finale Kavallerieansturm (mit Sturmgewehren im Anschlag usw.) wirkt wenig innovativ, mitunter sogar verwirrend und etwas in die Länge gezogen. Untermalt wird das Ganze vom gewohnt heldenhaft anschwellenden Mix aus Streichern, Pauken und Trompeten, der an diverse Filme über den Zweiten Weltkrieg erinnert.

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Operation: 12 Strong Still

Zum Glück verschont einen der Film mit übermäßigem Patriotismus, die US-Flagge ist selten zu sehen, und dann nie prominent. Die Taliban dagegen wirken fast als Karikatur: Böse, rückständig, frauenhassend und am Ende auch noch feige. Dass Menschen aus verschiedenen Gründen zu Terroristen oder fundamentalistischen Soldaten werden, spart der Film leider aus und verpasst hier eine Chance, dem "Feind" ein menschliches Gesicht und damit dem ganzen Geballer wenigstens den Hauch von Tiefe zu geben.

Dafür bietet der Film Militär- und Action-Enthusiasten alles, was man sich vorstellen kann: Schießereien, Explosionen, Militärsprache und coole Soldaten, die Töten natürlich schlimm finden, aber es trotzdem machen. Warum? Das wird leider nicht beantwortet.

Fazit:

Wer die Politik aus einem Kriegsfilm wegdenken kann, wird mit Operation: 12 Strong mäßig unterhalten: Alle Action-Versatzstücke sind da, aber neben Klischees und Altbekanntem bekommt das Publikum leider kaum Neues oder Interessantes serviert.


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