5.13 The Corps Is Mother, The Corps Is Father / Das Corps der Gnadenlosen

Regie:
Stephen Furst
Drehbuch:
J. Michael Straczynski

Hauptdarsteller:
Bruce Boxleitner (President J. Sheridan)
Jerry Doyle (Michael Garibaldi)
Mira Furlan (Delenn)
Richard Biggs (Dr. Stephen Franklin)
Stephen Furst (Vir Cotto)
Bill Mumy (Lennier)
Tracy Scoggins (Captain E. Lochley)
Jeff Conaway (Zack Allan)
Patricia Tallman (Lyta Alexander)
Andreas Katsulas (G'Kar)
Peter Jurasik (Londo Mollari)

Gaststars:
Walter Koenig (Bester)
Dana Barron (Lauren Ashley)
Mike Genovese (Drake)
Reggie Lee (Chen Hikaru)
Dex Elliott Sanders (Jonathan Harris)

Kurzinhalt

Alfred Bester werden zwei junge Rekruten vorgestellt, die in seiner Abteilung ausgebildet werden möchten. Um sie gleich in die Praxis einzuführen, nimmt er sie mit zu einer Fahndung auf Babylon 5. Dorthin ist ein Telepath geflohen, der einen Kollegen getötet hat.

Inhalt

Bester hat in der Psi-Corps Zentrale eine Verabredung mit seinem Vorgesetzten. Der begrüßt Bester freundschaftlich und stellt ihm zwei junge Rekruten der Stufe P 12 vor: Lauren Ashley und Chen Hikaru. Beide wollen zur Abteilung "Untersuchung", der Bester angehört, und fühlen sich sehr geehrt, ihn kennen zu lernen. Hikaru sagt gar, dass er Bester schon seit Jahren beobachte, der daraufhin einen Witz macht. Bester gibt sich humorvoll, locker und entspannt. Lauren, eine junge Frau, ist begeistert von ihm und gesteht, dass Bester "da, wo wir herkommen, so was wie ein Held" sei. Zudem meint sie, nicht viele Gedankenpolizisten hätten Sinn für Humor. Bester entgegnet darauf, dass die Berichte über die Depressionen der Gedankenpolizisten übertrieben seien.

Lauren und Chen sind laut dem Vorgesetzten die besten Rekruten, die ihre Ausbildung in Windeseile abgeschlossen hätten und nun "loslegen" wollen. Bester soll sie einarbeiten. Bevor sie gehen, teilt Bester noch seinem Vorgesetzten mit, dass er den Bericht über Babylon 5 fertig habe und ihm noch heute übergeben werde.

Hikaru bittet Bester, ihn seinen Bericht über Babylon 5 lesen zu lassen, da er die Lage dort schon längere Zeit verfolge. Ashley bezeichnet Babylon 5 als Besters Hauptgebiet, doch der wiegelt ab. Dass Babylon 5 so wichtig sei, beruhe lediglich auf Einbildung der Besatzung der Raumstation ähnlich einem Irren, der sich für Napoleon hält.
Nein, Bester hat nicht nur mit Babylon 5 zu tun.

Gleichzeitig führt ein Fremder an einem Schreibtisch hektisch Selbstgespräche mit "ihm". Es scheint, als rede er mit einer Person, die aber nicht da ist, sondern nur in seinem Geist existiert. Es wird kein Zweifel daran gelassen, dass diese andere Person von seinem Geist immer wieder Besitz ergreift. Er ist verzweifelt, hält ein Ticket nach Babylon 5 in der Hand und verlässt den Raum – in dem eine erschlagene Leiche liegt.

Nachdem die Leiche entdeckt wurde und die Identität des Mörders, sowie das Ziel seiner Flucht feststeht, wird Bester mit seinem neuen Team beauftragt, den mordenden Telepathen auf der Raumstation ausfindig zu machen und zu stellen.

Für alle, die mehr wissen möchten, steht eine ausführliche Inhaltsangabe bereit.

Kritik

von Oliver Koch

Eine Folge fast ganz ohne die Crew von Babylon 5. "Das Corps der Gnadenlosen" ist eine beeindruckende Folge, die uns viel Hintergrund bietet zu "den Bösen": Bester und dem Psi-Corps im Allgemeinen.

Wir erfahren einiges über Besters Privatleben. Sein Leben ist aufgeräumt und kühl. Und wir erfahren auch, warum Bester so werden konnte: er ist ein anderes Leben als eines im Corps gar nicht gewöhnt. Da ihm Eltern fremd sind, ist der Spruch "Das Corps ist die Mutter und der Vater" in der Tat wahr für ihn. Wir erfahren viel über seiner Weltsicht. Wir als Zuschauer wissen sehr wohl von den propagandistischen Manipulationen des Corps, wir können hinter die Kulissen blicken – und sind damit Bester überlegen. Der stellt sich nämlich als eindimensionaler Mensch heraus, den man Zeit seines Lebens zu dem konditioniert hat, was er letztlich geworden ist. Seine abschätzige Einstellung den Normalen gegenüber ist anerzogen, wie auch die Meinung, ein Telepath sei etwas Wertvolleres. Er ist Produkt einer faschistischen Splitterbewegung, er glaubt, was er lebt und lebt, was er glaubt.

Sicher machen diese Eindrücke ihn menschlicher – sympathischer wird er dadurch nicht. Bester funktioniert ganz wunderbar, und hier zeigt sich die Macht des Psi-Corps: Mit Zuchtprogrammen und Erziehungsmethoden wird gewährleistet, dass immer weitere treue Vasallen wie Bester nachrücken. Dass in irgendeiner Zukunft eine Auseinandersetzung zwischen Normalen und Telepathen ansteht, ist logisch.

Endlich sehen wir einmal "auf die andere Seite", sehen eine Organisation, eine Struktur, eine Art zu leben, die in unserer Welt auch "unnormal" ist. Warum? Weil sie unmenschlich ist. Bester ist mehr als nur eine Figur in der Serie: er steht als Teil für das Ganze seiner Organisation.

Wieder einmal zeigt Babylon 5 enormes Potenzial durch eine Tiefe, die weit über das Normalmaß hinausgeht. Was wir erfahren, ist nicht einfach nur eine Story, die der Abwechslung wegen erzählt wird, sondern eine, die der ganzen Serie dient. Die Sprengkraft der Folge entfaltet sich natürlich nur im Kontext. Wir verstehen einfach mehr.

Das macht diese Folge so wichtig und so gut.