Die Chroniken von Rothaar Band 2: Der fünfte Turm

Rob van Bavel

Im zweiten Album der „Storm“ Spinn Off Serie ist im Grunde bis auf die zugrunde liegende Mission alles neu. Weiterhin sollen Rothaar und ihr treuer Gefährte den Jungen zu seinem Vater, einem Abgeordneten der schwebenden Region bringen.

 Das erste Album ist noch von Roy Thomas verfasst worden. Der Amerikaner hat sich vor allem an seinen „Conan“ Geschichten orientiert und weniger die Science Fantasy Welt Don Lawrence extrapoliert. Herausgekommen ist eine stringente, klassische aber typische Heroic Fantasy Story. Die Verbindungen zum „Storm“ Universum waren nur latent vorhanden.

 Herausgeber des Magazins „Eppo“ – in dem die Abenteuer vor ihrer Albenzusammenfassung publiziert werden – und Comicautor Rob van Bavel entschloss sich, mit dem zweiten Band „Der fünfte Turm“ das Zepter selbst in die Hand zu nehmen. Auch wenn der inhaltliche Übergang fast nahtlos ist, hat sich das äußere Design deutlich verändert. Rothaar ist erwachsener, noch fraulicher geworden. Nur ihr Ziehvater Kiley hat sich nicht verändert.

 Auch der Hintergrund passt sich deutlich effektiver dem „Storm“ Universum an. So spielt ein Teil der Geschichte in der tiefen Welt, die „Storm“ in der Hauptreihe alleine bereiste, weil Rothaar zu diesem Zeitpunkt in einem Käfig gefangen gehalten worden ist. Zu Beginn dieser Geschichte wird sie von dunklen Gesellen auf einer Art archaischen Sado Maso Skelett Streckbank gefangen gehalten. Schon auf den ersten Seiten demonstriert Rob van Bavel mit seinem Zeichner Romano Molenaar, das die Geschichte dunkler wird. Auch die Colouring ist nicht mehr so schreiend bunt, die Töne sind deutlich gesetzter, die Hintergründe dunkler und die Stimmung mehr der „Storm“ Serie Don Lawrence angepasst, wobei dessen fast fotorealistischer Stil trotz der lebendigen Vorlagen – die betreffenden Personen werden im Anhang kurz und prägnant vorgestellt – nicht ganz erreicht wird.

 Eine wichtige Vorlage Rob van Bavels ist das „Storm“ Album „Der letzte Kämpfer“, in dem aus seiner Sicht die Balance aus archaischer Barbarenwelt und im Grunde vergessener High Tech perfektioniert worden ist. Wer das Album durchschaut, wird sich mit dem seltsamen Raumschiff im Tal schwebend „Storm“ heimisch fühlen. Auch der Ansatz des fünften Turms – es handelt sich um ehemalige Bohrtürme, deren Funktionsweise seit vielen Jahren in Vergessenheit geraten ist – entspricht dieser Idee, eine primitive Welt zu entwickeln, deren technokratische Wurzeln noch vorhanden sind.

 Rob van Bavels Schreibstil zeichnet aber noch eine andere Stärke aus. Nach einem sehr guten wie brutalen Auftakt fokussiert er sich einige Seiten lang auf seine Protagonisten und führt vor allem mit dem Brandweinproduzenten Sol sowie der mutierten wie sexuell ansprechenden „Spinne“ Miselda exotische Charaktere ein, die auf wenigen Seiten eigene Persönlichkeiten entwickeln.

 Das Zusammenspiel zwischen Sol und Rothaar/ Kilrey auf der einen Seite sowie Miselda und Sol überzeugt. Das Ende des ersten langen Handlungsabschnitts gipfelt in der Begegnung mit dem Herrscher des fünften Turms – ein klassischer, ein wenig exzentrischer und viel zu naiv selbstsicher arrogant agierender Antagonist –  und bürgt eine Reihe kleinerer Überraschungen, wobei auch hier van Bavel tempotechnisch nicht nachlässt, sondern mit der Hommage an „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ diesen Handlungsarm solide abschließt. Da kann ihm als Texter auch verziehen werden, dass die einzige Möglichkeit der Rettung schon auf den ersten Seiten während eines anderen Handlungsabschnitts angedeutet worden ist.

 Inhaltlich stellt „Der fünfte Turm“ eine deutliche Steigerung gegenüber dem ersten Album „Die Legende von Krill“ da. Vielleicht fehlt Rob van Bavel dieser nicht immer subtile Humor, mit dem Roy Thomas seine Geschichten vor allem auf der Dialogebene würzte. Aber der eigentliche Plot ist nicht nur deutlich dunkler, das Tempo überzeugender strukturiert und wie erwähnt die Nebenfiguren dreidimensionaler charakterisiert, vor allem passt sich die Geschichte sehr viel besser in „Storm“s Welt ein. Während Rothaar den Schauplätzen das erste Mal begegnet und man ihren Ausruf verstehen kann, dass sie nie wieder ins Tal der Knochen zurückkehren möchte, ist es für den Leser positiv gesprochen eine Rückkehr in ein vertrautes Terrain allerdings vor der „Storm“ Handlung, was dem Lesevergnügen keinen Abbruch tut.

 In dieser Form sind die „Die Chroniken von Rothaar“ ein ehrwürdiger Spin Off der „Storm“ Serie und vor allem auch eigenständig absolut lesenswert.  

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