Die Chroniken von Rothaar Band 3: Die Arche Noorad

Die Chroniken von Rothaar Band 3, Titelbild, Rezension
Rob van Bavel, Romano Molenaar

Mit „Die Arche Noorach“ geht zumindest innerhalb der Mission ein wichtiger Abschnitt zu Ende. Van Bavel und Molenaar sind sich nicht zu schade, einen wichtigen, wenn auch nervigen Charakter sterben zu lassen, wobei sie dessen „Verbrechen“ auch ein wenig relativieren. Ein andere Dieb darf weiterleben. Die Entscheidung kommt wie ein Paukenschlag auf den letzten beiden Seiten des Albums und zeigt, dass die gefährliche Mission im Grunde umsonst gewesen ist. Der Nihilismus hat sich mit dem zweiten Abenteuer langsam in die Handlung eingeschlichen und steht in einem interessanten Kontrast zum Pin Up Bademoment gleich zu Beginn des Albums, der in erster Linie erotisches Füllmaterial sein sollte, weil das dreißigste „Storm“ Album nicht rechtzeitig fertig gestellt worden ist und Rothaar einspringen musste.

 Noch stärker als in den ersten beiden Alben ist die Vermischung zwischen der im Grunde zukünftigen „Storm“ Handlung wie auch den Anspielungen auf Literatur, Filme, Comics oder mit der Arche Noorach sowie den affenähnliche Kain und Abel Brüdern spürbar. Geschickt van Bavel auf gegenwärtige Trends. Die Hauptbedrohung sind in dieser Geschichte Untote, die nicht nur Romeros Schöpfungen entsprechen, sondern auch „The Walking Dead“ entstiegen sein könnten. Sie versperren Rothaar und Kiley den Weg zur Arche, mit welcher Noorach – im Gegensatz zur Bibel eine junge wie attraktive Frau – von jedem Tier zwei Exemplare vor der großen Flut retten will, die in einem späteren „Storm“ Abenteuer ja tatsächlich durch das Tal brausen sollte.

 Wie bei „Storm“ ist die Verknüpfung zwischen der archaischen wilden Gegenwart Rothaars und den Hinterlassenschaften der Technik interessant gestaltet worden. Die Arche sei hier ohne sie detailliert zu beschreiben herauszuheben, wobei mit dem eigentlichen Fund in der Kommandozentrale vielleicht ein zu starker und zu wenig glaubwürdiger Bogen geschlagen wird. Während „Storm“ im Tal der Stürme außerirdische Technik gefunden hat, wirken Rothaars Funde eher aus der Gegenwart des Lesers extrapoliert und deswegen ragen negativ diese experimentellen Klippen heraus.

 Bis dahin handelt es sich bei „Die Arche Noorachs“ um ein sehr geradliniges, sehr packendes Abenteuer beginnend mit einer Action Auftaktsequenz. Diese Struktur hat sich nach drei „Rothaar“ Alben etabliert. Anschließend erfolgt nicht selten aus einer dringenden Notwendigkeit heraus eine Abweichung von der bisherigen Mission, den Jungen zu seinem einflussreichen Vater zu bringen, bevor im Schlusskapitel der bisherige Status Quo auf den Kopf gestellt wird.

 Auffallend ist, dass Zeichner und Autor Rothaar deutlich erotischer darstellen als im zweiten Album, während ihre Persönlichkeit weniger der „Roten Sonja“ aus dem ersten Album entspricht. Nicht jede Pose – von der Duschszene abgesehen – muss so erotisch sexuell trotz Zombies und Gefahren im Hintergrund dargestellt werden. Damit werden vor allem die Sinne der männlichen Leser angesprochen, aber Rothaars Intelligenz, ihre Persönlichkeit und vor allem ihre Entschlossenheit unterminiert.

 Im Gegensatz zum plottechnisch deutlich anspruchsvolleren, enger mit der Handlung verzweigten zweiten Album findet sich eine Reihe von Füllmaterialen im Plot. Die Idee mit der Mauer, welche die Zivilisation von den Zombies abschottet, sowie das archaische Tragefahrzeug könnten auch wie eine barbarische Version des britischen Films „Doomsday“ erscheinen. In Film wie Comic muss eine seltene, hilfreiche Medizin aus dem Land der Untoten geborgen werden. An der weiblichen Protagonistin dieses Films hätte sich van Bavel ein wenig mehr orientieren können.

 Interessant sind die zahlreichen Nebenfiguren. Ihre Entstehung wird im ausführlichen Nachspann mit einzelnen Graphiken zufrieden stellend erläutert und einige weitere Zusammenhänge zur laufenden „Storm“ Saga hergestellt. Es sind diese Ergänzungen, die nachdrücklich unterstreichen, mit viel Liebe zum Thema und Sorgfalt bei den Details beide Serien produziert werden. Hinzu kommen einzelne Coverentwürfe. Molenaars Actionszenen sind weiterhin überzeugend. Mit wechselnden Perspektiven und unterschiedlichen Bildergrößen entwickelt er eine temporeiche Dynamik und findet eine richtige Balance zwischen Handlung sowie der Charakterisierung der einzelnen Figuren, die nach wenigen Augenblicken deutlich voneinander unterscheidbar dreidimensional erscheinen. Hinzu kommen einzelne Seitenhiebe auf die Haupthandlung sowie die angesprochenen Insiderjokes hinsichtlich der verschiedenen Vorlagen.

 Das bittere Ende macht es Rothaar und Kiley hinsichtlich ihrer Mission nicht leichter, aber es ist auch nur konsequent, nicht immer nur die „Helden“ gewinnen zu lassen. Diese dunkle Ton weckt die Neugierde auf die nächsten Abenteuer, wobei im Schatten des bislang besten Albums „Der fünfte Turm“ der „Rothaar“ Reihe mit jedem Abenteuer die Vorgeschichte Storms weiter anwächst und der Leser die enge Verbindung zwischen „Spin off“ und „Storm“ zwar erkennen kann, es ihm aber nicht belehrend vermittelt wird.   

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